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Tagebuch meines Krankheitsverlaufes


dominik.baumeister

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Hallo liebe Betroffene,

 

mein Name ist Dominik. Ich bin 36 Jahre alt, 1,96m groß bei 84kg, Nichraucher (zumindest seit meinem 26 Lebensjahr), sportlich (SkiAlpin und Bodyshaping im Fitnesscenter) - also eigentlich keiner Risikogruppe für Herzerkrankungen zugehörig. Dennoch hat es mich erwischt.

 

Bereits vor 18 Jahren wurde bei mir durch Zufall ein Aortenklappenschaden diagnostiziert. Genau hieß das damals immer "kombiniertes Aortenklappenvitium mit überwiegender Stenose". Wie bereits gesagt, es war eine Zufalldiagnose, weil ich wegen einem "gelben Schein" aufgrund einer Erkältung beim Arzt war. Damals sagte der Arzt, die Bronchien wären verschleimt, aber der wäre noch was Anderes, das solle sich mal seine Kollegin anhören, die in der Praxisgemeinschaft arbeitete und Kardiologin ist.

 

Auch diese bestätigte ein "komisches Geräusch" und da ich als Neugeborenes schon ein Loch in der Herzscheidewand hatt, welches sich aber dann innerhalb von 3 Jahren von selbst verschlossen hat, sollte ich sicherheitshalber mal eine Herzkatheteruntersuchung durchführen lassen.

 

Diese Diagnostik wurde 1993 in der Uni-Klinik Münster durchgeführt und man sagte mir damals im Abschlußgespräch, ich solle mir keine Sorgen machen. Schlimm wäre das nicht, man müsse das aber im Auge behalten und in ca. 7-10 jahren müßte ich damit rechnen, dass och eine neue Herzklappe bräuchte.

 

Ich war damals 19 und konnte die Tragweite dieser Diagnose eigentlich gar nicht erfassen.

ich fand es nur ziemlich toll, dass diese Diagnose (von der ich ja gar nichts merkte) ausreichte, micht auszumustern.

Ich verdrängte den Befund also daher (typisch Mann halt) ging aber artig jedes Jahr wie aufgetragen zur kradiolgischen Untersuchung. Irgendwann habe ich den Turnus dann selbst auf zwei Jahre verlängert, da die Ärzte immer nur sagte: "Alles wie beim letzen mal"

 

Nur gut, dass ich überhaupt weiter hingegangen bin, denn sonst würde ich hier heute wohl nicht schreiben können.

In all den Jahren lief alles prima. Ich hatte keinerlei Symptome. In diesem Zeitraum führte ich ein klassisches Leben:

 

- Heirat mit 23

- Vater mit 24

- Entdeckung eines neuen sprtlichen Hobbies (Alpinski) mit 25, es folgten 12 Skiurlaube und Gipfel

abfahrten von über 3850m Höhe (Allalinhorn in Saas Fee und Matterhorn in Zermatt waren supergeil)

- Scheidung mit 26 und die neue Herausforderung: alleinerziehender Vater von einem 2-jährigem und

voll berufstätig mit immer weiter wachsendem Verantwortungsbereich

- neue Beziehung mit 27 für nicht ganz drei Jahre und wieder mal enttäuscht von der Frauenwelt

- jetzt wieder seit Ende 30 in fester beziehung lebend. Meine neue "Frau" hat auch noch ein Kind mit

in die beziehung gebracht und wir sind jetzt eine klassische Patchworkfamielie, nur dass wir keine

eigenen gemeinsamen Kinder mehr wollten.

 

Und dann kam der Dezember 2010 und alles wurde anders !

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DEZEMBER 2010

 

 

Am 17.12.2010 hatte ich mal wieder einen meine kardiologischen Kontrolluntersuchungen. Seit ungefähr drei Jahren erfolgte diese im 6-Monats-Abstand. Ich war ja immer der Ansicht, der würde das nur machen, weil ich privat versichert bin und dieses Versicherten eignen sich ja immer besonders gut zum melken.

 

Mittlerweile denke ich aber anders darüber, vor allem, wenn ich mir die Befundberichte der letzen drei Jahre chronilogisch immer mal wieder anschaue.

 

Die kaputte Herzklappe ansich war mittlerweile zur sekundären Diagnose abgestuft worden. Primäres Problem war jetzt eine aneurysmatische Erweiterung der Aorta ascendes bis zum Aortenbogen.

 

06.2009: 41mm

12.2009: 46mm

05.2010: 49mm

12.2010: 51mm

 

Diese Ergebnisse waren immer die, die der Kardiolge in Bielefeld mitte Farb-Doppler-Echokardiographie

feststellen konnten. Er riet mir dann zu einer MR-Angio (Magnetresonanz-Untersuchung).

Auch hier war ich erst wieder der Meinung, dies würde zum ende des Jahres nur wieder wegen der Kosten gemacht. So eine MR-Angio kostet mal eben rund 785 EUR.

 

Der Termin kurz vor Weihnachten wurde dann sogar seitens des Radiologen nochmals gecencelt, da wohl ein Blutwert nicht vorlag und ohne diesen er kein Kontrastmittel spritzen könne.

 

Ich hatte dann am 12.01.2011 einen neuen Termin vereinbart und bin erstmal noch zum Skifahren nach Sammnaun in die schweiz gefahren.

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12.01.2011

 

Termin beim Radiolgen in Bielefeld.

Ein MR-Untersuchung ist nichts Tragisches. Alles was man davon mal gehört hat (Tattoos würden Feuer fangen, etc. sind BLÖDSINN). Nicht einmal das Brustpiercing mußte ich rausmachen (da das aus Gold ist). Der Radiologe war nen colle Socke. Sagte nur: "das sind man jetzt immer öfter - ein Zeichen dafür, dass jetzt auch schon die Jüngeren immer kränker werden" - Bis dahin "VIELEN DANK" dachte ich nur.

 

Nach der Untersuchung folgte das Abschlußgespräch und der Arzt sagte mir, dass meine Aorta ascendens mittlerweile 56mm erreicht hätte und das schon ein Befund wäre, mit dem nicht zu spaßen ist.

Eine normale Aorta ist so ca. 3,5cm im Durchmesser und gleich zwei Zentimeter mehr ist schon viel.

Er sagte mir, wenn das reißen würde - und wann das wäre, wüßte keiner, er hätte schon Befunde mit über 60mm, der größte wäre sogar 67mm gewesen - dann würden einem noch so ca. 3 Min bleiben - denn dann würde soviel Blut freigesetzt, dass dann ganz schnell Feierabend wäre.

 

Die Diagnose haute mich total um. ich saß im Parkplatz in meinem Auto und dachte: "Das kann doch jetzt nicht alles sein. Du merkst doch nichts. Warst doch grad noch Skilaufen und gestern morgen noch in der Muckibude"

Ich war wirklich nen bissel wie vor den Kopf geschlagen.

 

Dennoch habe ich mir aber erstmals nichts zu hause anmerken lassen, da beiuns zur zeit sowiso durcheinander lief.

Meine Lebensgefährtin hatte kurz vor Weihnachten grad auch eine vernichtende Diagnose bekommen: Brustkrebs. Zwar noch ganz am Anfang und gut zu behandeln, aber der psychische Druck war schon phänomenal. An dem 12.01.11 war Sie schon zwei tage im Krankenhaus. An dem Montag war eine Entnahme gemacht worden, mit dem Ergebniss, dass beide Brüst komplett amputiert werden und gegen Implantate ausgewechselt werde müssten. Der Krebs war zwar überall "in situ" aber eben überall.

 

 

13.01.2011

 

Anruf meines Kardiologen (ist immer schon Mist, wenn nen Arzt von selbst anruft). Er hätte die Aufnahme bekommen und wäre alamiert. Er hätte mich auch schon in der Schüchtermann Klinik in bad Rothenfelde zur Vorstellung angemeldet, da man das nun wohl nicht mehr aufschieben könne. Der Termin wäre aber erst am 09.02.11, da der Chefarzt dort vorher keinen Termin mehr frei hätte.

 

An diesem Abend googlete ich das erste mal im Netz, um mich zu informieren. Durch diese Suche stieß ich auf dieses Forum, was mir in den vergangen Wochen viel geholfen hat.

 

Allein Statements von Betroffenen zu lesen, fand ich äußerst interessant, denn Ärtze erzählen viel. ist ja schließlich deren Beruf, aber immer saß mir noch der Teufel: die wollen nur das Geld der PKV kassieren auf der Schulter, zumal es ja vor ein paar Jahren auch so einen unangenehmen Skandal um künstliche Herzklappen gab (irgendwelche illegalen absprachen, wo sich alle mal wieder die Taschen vollgemacht haben)

 

Erst durch das Forum erfuhr ich, dass es ja auch andere Behandlungsmethoden gäbe, wie Reperatur der kaputten Klappe und Verkleinerung der Aneurysma, die biologische Variante und dann noch ganz neu für mich, die Sache mit der ROSS-Operation.

Ich fand diese Behandlungsmethode einfach nur toll, weil trotz einiger CONTRAS, die PROS zu überwiegen scheinen.

 

Meine Ängste und Fragen waren vor Allem:

 

- hört man die mechanische Klappe tatsächlich ?

(einige Horrostatements gibt es ja auch hier zu lesen)

- muß man nachher auch Immunsuppresiva schlucken ?

- was ist mit MARCUMAR ?

- wieviele Schmerzen hat man nach der OP ?

- welches Krankenhaus ist das beste

 

Da bei der ROSS-OP später keine Medikation notwendig ist, war für mich die entscheidung eigentlich schon klar, auch diesen Schritt zu machen. Ich fand dann hier im Forum das Mitglied "Fabian", der zufällig wie ich auch aus Bielefeld (der Stadt, die es bekanntlich nicht gibt (siehe Bielefeld Verschwörung bei Wikipedia) kommt und sogar noch jünger als ich ist. Das machte mirviel Mut, denn sonst laß man immer nur von aäteren Semestern, die eine solche Herzerkrankung haaben.

 

Ich las alle Fabians Einträge zu seiner ROSS-OP und schrieb ihn an und bat um ein persönliches Gespräch. In den folgenden Wochen telefonierten wir dann und am Monatg, den 07.02.2011 trafen wir uns in einem Gasthaus in Bielefeld persönlich.

 

 

15.01.2011

 

Meine Frau war mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen und am 15.01.2011 erzählte ich ihr von der Zuspitzung der Tatsachen.

Nun saßen wir beide da, jeweils wie ein Häufchen elend auf der Couch (sie mit krebs, ich mit Herz) und dachten nur: Mann - wie gemein kann das Leben schon sein.

 

 

17.01.2011 - 11.02.2011

 

In dieser Zeit lebten wir mehr recht als schlecht so normal, wie es eben ging. "The show must go on" hat Freddy Mercury mal gesungen - und genau dies wurde unser Lebensmotto.

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07.Februar 2011

 

Am Abend hatte ich ein sehr ausfürhliches Gespräch mit "Fabian" hier aus dem Forum. Wir haben uns trotz unserer Telefonate noch ein fast drei Stunden unterhalten. Ich fand das total toll von ihm, dass er mir diese Zeit schenkte.

 

Er half mir auch sehr ehrlich zu Fragen im Umgang mit der Sexualität nach einer solchen OP. Da ich grad erst Mitte 30 bin, kann ich mir es einfach nicht vorstellen, danach nicht mehr so zu können.

Aber auch diese Bedenken konnte er vorbehaltlos zerstreuen.

Problematisch wären wohl nur die einnahme von Beta-Blockern, die eine erektile dysfunktion auslösen würden.

 

Er gab mir dann noch einen tollen Patientenratregeber*, der auch aus ärztlicher Sicht nochmals alle Fragen und Antworten lieferten. Gerade zum Thema Sexualität gab es dort eine witzige Anekdote:

 

Zitat Seite 123: Sex ... gehe mit der Lebenspartnerin7Frau ohne Probleme wieder nach sechs Wochen, mit der Freundin nach sechs Monaten"

 

Ich war mehr und mehr von der ROSS-OP überzeugt und wollte nun Kontakt mit der UNI-Klinik in Lübeck aufnehmen, um einen Termin Mitte März zu vereinbaren.

 

Meine Frau und ich planten direkt am Abend alles durch.

Erst macht Sie die KrebsOP, danach geht Sie in AHB an die Ostsee. Ich lasse mich in Lübeck operieren und bin dann auch zur Reha dort.

 

 

* Patientenratgeber von Kerstin Bauer & Jürgen Ennker, ISBN 978-3-7985-1845-2, steinkopffverlag

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Hallo Dominik,

 

das ist natürlich heftig, weil ihr beide betroffen seit.

 

Mit dem Fabian hst du aber jemanden erwischt, der die auf jeden Fall viele gute Tipps geben kann.

Bin ja selbst auch ein frischer Rossler. Also wenn du Fragen hast .......

Bei mir kam es ja komplett aus dem Nichts. Bis November letzten Jahres wusste ich nicht mal von der Existenz einer Aortenklappe oder einer Aorta ascendens.

 

Wünsche euch Beiden viel Kraft für die kommende Zeit. Und lasst euch nicht zu sehr herunter ziehen!

 

Gruß

 

Armin

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08.02.2011

 

Heute ganz viele Orgatelefonate.

 

- Kontakt mit der Uni Lübeck: Termin am 21.03.2011 steht fest

- Kontakt mit Deutsche Rentenversicherung wegen Reha meiner Frau an der Ostsee:

Waren erst nen bissel am zicken, aber man muß da nur beharrlich sein, dann bekommt man,

was man will

- Klärung der Betreuung unsere Kinder in den Wochen, wo wir nicht da sind

 

Und dann klingelte zur Abwechslung am Dienstagnachmittag dann bei mir das Handy.

am Telefon die Sekretätin des Chefarztes der Schüchtermannklinik in Bad Rothenfelde. Es ginge um den Termin morgen bei Herrn Prof. Warnecke zu Vorstellung. Der Dr. hätte bereits mit dem Chirurgenteam meinen Fall erörtert und ich könnte meine Sachen gleich mitbringen. OP wäre dann am Donnersatg.

 

Das wirkte wie nen kalter Schlauchguß.

 

Ich sagte dann nur, ich wolle mich zunächst erstmal beraten lassen, denn so schnell könnte ich ja jetzt nun auch keine Vertretung familiär wie beruflich für mich organisieren.

Ich würde aber auf jeden Fall morgen kommen.

Ich wußte, dass die Schüchtermannklinik die ROSS-OP nicht durchführt. Dies machen ja nur zwei oder drei Kliniken in ganz Deutschland.

Aber eine zweite Meinung muß man sich immer einholen und ich war ja auch der Meinung, ich hätte nocht alle Zeit der Welt.

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09.02.2011

 

09.30h Termin an der Schüchtermannklinik bei Prof. Warnecke. Der war natürlich im OP. Und es dauerte und dauerte. Um 12.15h wollte ich schon wieder unverichteter Dinge gehen, als ich dann endlich aufgerufen wurde, aber nur um zu hören, dass der Prof. immer noch im OP sei und man nicht wüßte, wann der käme. Man könne mir nur eine Beratung durch einen Oberarzt anbieten.

Ich war natürlich ein bisschen angefressen und just in dem Moment kam Prof.Warnecke zur Tür herein.

Ein total sympatischer und ruhiger Mann. Die Sekretätin sabbelte ihn sofrot zu, daß er noch irgendein Pharmavetreter in seinem Büro wartete und OP5 hätte auch schon 2x angerufen und würde seine Hilfe brauchen. Nebenbei erwähnte die etwas überarbeitete Chefsekretätin, dass ich wohl der Herr Baumeister wäre, aber ich jetzt auch mit einem Oberarzt sprechen würde.

 

Er reagierte total gelassen und sagte: Für den Herrn Baumeister nehme ich mir jetzt Zeit, jetzt müssen die Anderen warten.

 

Mein Ärgerniss war sofort verschwunden, denn wieder einmal merkte ich, dass ja der Arzt für das Terminchaos gar nichts kann, sondern die Chefsekretätin total überfordert war. Okay verständlich:

Ich hasse es auch, wenn man die Woche plant und dauernd Termine umgelegt werden, abgesagt werden oder irgendwelche Sachen, mit denen man gar nicht gerechnet hat dazwischen kommen.

 

Wir hatten dann ein sehr ausführliches Gespräch, rund 45 Minuten - was ich bei der Gefragtheit des Mannes echt schon toll fand, dass er sich die Zeit nahm.

Zügig informierte ich ihn darüber, daß ich mich wohl nun doch für die ROSS-OP entschieden hätte, da ich viel Angst vor der lebenlangen Einnahme von Marcumar hätte und ich halt gelesen hätte, dass die Klappengeräusche einen verrückt machen können.

 

Er fand das okay, allerdings schaute er dann in meine Akte und sagte nur, dass eine ROSS-OP aufgrund einer bei mir wohl vorliegenden Bindegewebsschwäche nicht ratsam wäre. Es wäre zwar nicht das Marfan-Syndrom, aber etwas beinahe identisches. Er können das alleine von meinem Allgemeinzustand her ableiten. Ich habe einige Krampfadern, die auch schon meine Mutter hat. Eine gewisse Bindegebsschäche ist bei uns ist der Familie tatsächlich bekannt. Dazu käme noch der Vorbefund des Septumdefektes als Baby. Man können noch einen Gentest machen, aber allein aus seiner Erfahrung würde er das aus den vrliegenden Befunden ableiten. Er hätte in den letzen 23 Jahren 5000 HerzOP´s gemacht.

 

Zu dem Klappengeräusch sagte er, dass er in den letzen Jahren nur zwei Patienten gehabt hat, die damit wirklich Probleme gehabt haben. Man würde heute bereits die dritte Generation der SJM (St.Jude Medical Aortic Graft) einbauen. Die Flügel dieser 3.Generation wären heute 10mal leichter als die der 2. Generation.

Zudem käme ja bei mir noch der Aorta ascendens Ersatz, der dann ja aus einer anderen Ader hergestellt werden müßte, wenn ich wirklich ein solch großes MARCUMAR-Problem hätte und aufgrund der Gewebeschwäche meiner Ader könnte das dazu führen, dass in meinem Fall eben kein so gut Ergebniss wie bei anderen ROSSlern zu erwarten sei.

Er wäre sehr an diesen Thema interessiert und würde in der kommenden Woche noch an einer Zusammenkunft vieler namhafter Kardiochirugen in der Sanaklinik in Stuttgart teilnehmen, da er persönlich der Meinung wäre, ROSS wäre auf jeden Fall besser als eine biologische Variante, da diese ja nachweislich nur ein paar Jahre hält.

Gerade bei Kindern wäre ROSS optimal, da die Klappen ja mitwachsen und eine RE-Op in den ersten Jahren überflüssig machen würde. Kindern würde er generell zu ROSS raten, Sehr alten Menschen zu Biovariante und den Leuten dazwischen (so wie mir) die Entscheidung freistellen.

Er betonte dann aber noch, dass ich meine Entscheidung nicht mehr lange aufschieben sollte. Bei der Lage meiner Befunde würde er mir ab dem Datum der Bildgebung (also Mitte Januar) noch ca. 10-12 Wochen geben. Die letzen Millimeter eines solchen Aneurysmas würden nunmal am Schnellsten gehen. Er verglich das Ganze mit einem Luftballon, den man immer mehr aufpusten würde. Wann genau der PENG macht, könnte man nie genau sagen. Ich solle aber, wenn ich noch warten wollte, mir auch schon mal Karten mit einem schwarzen Rand bestellen.

 

Das Statement saß voll !!!

 

Ich erbat mir eine Bedenkzeit von 24h und er sagte, dass wäre kein Problem. Wenn ich bis Freitag Bescheid sagen würde, könne die Aufnahme am kommenden Mittwoch erfolgen und am Donnerstagmorgen wäre er aus Stuttgart wieder da und würde dann die OP machen.

Und dann war er auch schon zur Tür raus, denn allein schon während unseres Gespräches war 2x sein Pieper angegangen. Interessiert war er aber nur an dem Gespräch mit mir. Eindruck hatte der Mann auf jeden Fall auf mich gemacht.

 

Am Nachmittag habe ich dann noch mit der Uni in Lübeck telefoniert. Mit dem Chefarzt konnte ich leider nicht mehr so kurzfristig sprechen, aber ein Oberarzt nahm sich für mich Zeit. Dem Grunde genommen nach bestätigte er die Vermutung, dass bei mir eine ROSS OP nicht den gewünschten Dauererfolg bringen würde, aber genau könne man das natürlich nur bei einer persönlichen Vorstellung in Verbindung mit einem Gentest sagen. Da meine Werte aber wohl wirklich schon recht groß waren, sagte mir der Arzt, man solle tatsächlich schnell handeln. Also innerhalb eines Vierteljahres und sicher nicht länger. Hatte ich heute schonmal gehört.

 

Abends hatte ich dann noch einen aus meiner Sicht geschäftlichen Termin mit einem Apotheker in Bielefeld, dessen Familie ich schon seit Jahren in allen Finanz-, Immobilien- und Versicherungsfragen berate. Ihn zog ich dann auch noch mal zur Rate wegen meines MARCUMAR Problems. Er sagte mir, dass es sicher eine Umstellung wäre, aber das Ganze nicht ganz so tragisch sei. es gäbe mittlerweile tolle Produkte für MARCUMAR-Patienten. Beginnend mit der Möglichkeit der Selbsttestung (was dauernde Arztbesuche überflüssig macht) über blutstillenden Verbände bis hin zu speziellen Pflastern, die man nur zwei Minuten auf die Wunde drücken müßte und danach würde es auch aufhören zu bluten. ferner erzählte er mir, dass allein in Deutschland über 2 Mio. menschen ständig MARCUMAR einnehmen müssten. Allein er würde in seiner (kleinen) Apotheke etliche Packungen im Monat verkaufen und die ständen sogar bei ihm auf Platz 3 der meistverkauftesten Mittel.

 

Über die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag möchte ich an dieser Stelle nichts schreiben. Trotz drei Glas Rotwein und zwei Whiskey war an Schlaf kaum zu denken. Immerhin ging es hier "um die Wurscht" - ich hab dann bis drei gezählt und bin dann eingeschlafen (zugegeben es war dann doch schon halb vier)

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10.02.2011

 

Ich hatte mich entschieden. Es sollte nun doch die OP bei Prof. Dr. Warnecke sein. Irgendwann ist man es auch leid immer wieder von vorne mit einer Überlegung zu beginnen. Für und Wieder gegenüberzustellen und doch zu keinem Ergebniss zu kommen.

 

Fakt ist: Es muß gemacht werden, es muß schnell gemacht werden und ROSS könnte später Problme geben.

 

Also bestätigte ich den Termin in der Schüchtermann Klinik in Bad Rothenfelde.

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Hallo Dominik,

 

danke für deinen sehr ausführlichen und offenen Krankheitsbericht. Da hat das Schicksal wirklich hart bei Dir und Deiner Partnerin zugeschlagen.

 

Aber ich denke, Du hast jetzt die richtige Entscheidung getroffen.

Jedes weitere Warten mit der Qual der Wahl über die richtige Entscheidung zur Klappenwahl hätte die Gefahr einer Eskalation Deines Krankheitszustandes immer weiter erhöht.

 

Deine Angst vor der Einnahme von Marcumar ist verständlich. Nach 15 Monaten Einnahme dieses Medikaments kann ich Dir aber sagen, sie ist eigentlich unbegründet. Sicherlich gibt es gewisse Blutungsrisiken und auch die Gefahr von Blutgerinnseln ist immer gegeben, aber mit den heutigen Möglichkeiten der Gerinnungskontrolle sind sie gut beherrschbar. Wichtig ist nur, dass Du am besten schon in Deiner Reha-Zeit einen Kurs zur Selbstbestimmung mit dem Gerät „CoaguChek“ machst. Du wirst sehen, alles spielt sich dann schnell ein und wird Alltag.

 

Auch Deine Befürchtungen zum Klappengeräusch kann ich relativieren. Ich war wahrscheinlich einer derjenigen, der im letzten Jahr hier im Forum am meisten über die laute Klappe gejammert hat. Am Anfang war es bei mir auch sehr störend und ich dachte, dass wird nie besser. Und siehe da, endlich, quasi zum Jahrestag der OP, waren diese Geräusche plötzlich nicht mehr fremd und ein Störfaktor. Sie waren plötzlich Teil von mir und beruhigend.

Manchmal schrecke ich noch in der Nacht auf und „lausche“. Wenn ich dann meinen Herzschlag höre, weiß ich, ich lebe noch und kann wieder beruhigt einschlafen. :)

 

Viele andere Operierte mit mechanischer Klappe berichten, dass sie vom ersten Tag an so gut wie gar nichts hörten.

Du siehst, selbst wenn Du mein Schicksal mit dem Klappengeräusch teilen müsstest, irgendwann wird alles gut.

 

Du kannst Dich bei weiteren Fragen immer gerne wieder hier ans Forum wenden, hier wird Dir mit der Erfahrung vieler Betroffener geholfen, auch bei heiklen Fragen (z.B. Sexualität).

 

Ich wünsche Dir auf jeden Fall schon einmal alles Gute für Deine OP und warte gespannt auf Deinen Erfolgsbericht.

 

Grüße

Dietmar

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Danke Dietmar für den Beitrag - hat mir geholfen !

 

11.02. - 15.02.11

 

Vom jetzigen Zeitpunkt aus gesehen, war diese Zeit eigentlich die Schlimmste. Ich hatte dauernd Herzrasen, Rückschmerzen, Schweissausbrüche und Schlflosigkeit.

Ich hatte vorher ja keinerlei Beschwerden und sollte diese eigentlich auch jetzt nicht haben. Das ist das was rational ist, aber die Psyche hat mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht.

 

Interessant war nur, dass immer wenn man sich ablenkte und was Schönes machte, da auch keine Beschwerden waren.

Wir waren an dem Wochenende an jedem Abend aus und haben "RmbaZamba" gemacht, als wäre es das letze Mal, dass wir das noch könnten. Es waren alles tolle Abende, aber trotzdem lauerte da irgendo im Hintergrund diese Angst, vor dem was nun kommt.

 

In dieser Woche habe ich auch alle meine persönlichen, privaten und beruflich Dinge geklärt.

 

- Betreuung unsere Kinder in der Zeit, wo wir Beide nicht da

sein würden

- kompletten Haushaltseinkauf, weil Kistenschleppen nach der

OP wohl nicht geht

- berufliche Vertretung organisieren

- Testament schreiben (hört sich jetzt extrem an, aber es hät

ja auch schief gehen können)

- Patientenverfühung durch Anwalt aufgesetzt (sollte man

immer machen und auch beim Anwalt. An dieses Dokument sind

ganz klare rechtliche Vorraussetzungen gekünpft, dass

dieses im Fall der Fälle auch auch angewendet wird

- Autos (wg. Inspektion,TÜV,AU) noch in die Werkstatt gerbacht - braucht man ja nach der OP sowiso ne Zeit nicht mehr

- Koffer für die Klinik packen

- Notebook im reichlich Filmen bestücken - inmmer nur Lesen, da

bekomm ich nen Rappel.

- MP3-Player mit Entspannungsmusik bestücken: war nach der OP

total geil. Ich durfte den auf der Intensivstation aufsetzen

und träumte mich einfach weg (danke Fabian für den Tipp)

 

 

Also quasi habe ich alles so durchorganisiert, dass egal, ob die OP schief geht und ich nicht mehr da bin oder ich den ganzen Kram "gut überstehe" das Drumherum halt paßt.

Ich kann nur jedem, der vor einer solch großen OP steht (egal ob Klappe, Bypass oder auch ganz andere Erkrankungen) raten, macht es genauso.

Am Dienstagabend war ich tatsächlich bereit. Ich war "relaxed". Alles war erledigt, keine Baustelle mehr offen.

Ab jetzt wollte ich mein Leben dann einfach dem Professor Warnecke in die Hand legen und sagen: Paß gut drauf auf und mach mich wieder heil.

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- Patientenverfühung durch Anwalt aufgesetzt (sollte man

immer machen und auch beim Anwalt. An dieses Dokument sind

ganz klare rechtliche Vorraussetzungen gekünpft, dass

dieses im Fall der Fälle auch auch angewendet wird

 

Hallo,

 

habe ich auch gemacht. Da finden sich aber im Internet Formulare zum Ausdrucken, die auch gelten sollten. Dort kann man aber natürlich nur zwischen festen Optionen wählen. Mir hat es genügt.

Es muss dann noch jemand bezeugen, dass man "bei geistiger Gesundheit" ist. Das hat dann der Arzt in der Klinik gemacht.

 

Gruß

 

Armin

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16.02.2011

 

6.30h: Aufstehen

 

07.00h: Frühstücken mit Kindern und Frau.

 

07.15h: Frau "Tschüß" sagen (Kuß und Schluß - keine große Dramatik).

 

7.20h: Kinder zum Schulbus jagen

 

Also quasi der ganz normale Wahnsinn wie an jedem Alltag :D .

 

07.30h: Schwiegermutter ist da und fährt mich zur Klinik. Sind nur 35km, aber aufgrund eines seit über 35 Jahre dauernden Streits zwischen diversen Umweltorganisationen und den stetig in NRW wechselnden politischen Kräften gibt es immer noch keine durchgehende Autobahn (wen es interessiert einfach mal A33 googlen) bis nach Osnabrück. Bad Rothenfelde ist ja schon Niedersachsen. Die Fahrt dauert also fast eine Stunde (Brufsverkehr und Stau inclusive)

 

08:35h: Ankunft an der Klinik. Der ganze Laden ist merh wie nen Hotel organisiert, als wie nen Krankenhaus. Alles sehr edel (war mir schon die Woche vorheraufgefallen). Also so richtig mit Rezeption und Hausdiener im Livre, der einem die Koffer hinterherschlürte.

 

09.00 - 17.00h: Die ganze Aufnahmeprozedur. Verwaltung, Aufklärung durch Anästhesist und dem Chirurgen (der Prof war ja selbst nicht im Haus (Tagung in der SanaKlinik), also machte das seine direkter Assistent Herr Dr. Billion - geiler Name übrigens, weil sein Aussehen zum Namen passte). Röntgenuntersuchung, EKG, Lungenfunktiontest und Blutentnahme. Das ganze Programm halt

 

17:30h: Abendessen, allein auf dem Zimmer. Essen noch bis 20h, trinken noch bis Mitternacht. Nr. 2. auf dem OP-Plan morgen.

Nen bissel Muffensausen :huh:

 

18:30h: Medikamentencocktail (danke mal wieder an Fabian, der mir gesagt hat ich solle den auf jeden Fall nehmen - er hätte es nicht gemacht und nachher bereut)

 

21:30h: Noch ne Pille. Fies rosa - voll das Knock Out Ding. Lichter aus um 22h :blink:

bearbeitet von dominik.baumeister
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post-5535-0-53457600-1298804727_thumb.jpg17.02.2011

 

07:00h: gut geschlafen (kein wunder bei der ganzen Dröhnung). Noch nen Film auf dem Notebook geschaut - was soll man sonst schon machen.

 

08:30h: wieder ne Scheissegal-Pille - diesmal schlicht weiß, haute aber auch rein.

 

10.00h: Abtransport in den den OP - keinerlei Angst. Jetzt war eh alles wurscht. Der "Point of No-Return" lag schon hinter mir.

 

10:30h: OP-Vorbereitung durch Anästhesist Dr. Christmann. Von meiner Frau (der altehrwürdigen Krankenschwester) hatte ich den Tipp bekommen den Doc. um eine Gabe von DIPIDOLOR (vgl. Wikipedia - sehr interessant) nach der OP zu bitten. Das ist zwar nen Hammeropium, aber es macht echt einen irren Highzustand und es unterdrückt das Übelkeitsgefühl nach einer langen OP, was viele vielleicht kennen mögen.

 

11.00h: Licht aus

 

Irgendwann nachmittags wurde ich dann wieder wach. Eine Stimme brüllt in meine zufriedenen Dunkelheit: Herr Baumeister auuuuufwachen !!! Sie haben es überstanden. Können Sie mich hööööören ???

Ich fühlte mich in diesem Moment stark an den ersten WERNER Film erinnernt, wo selbiger ja auch im Krankenhaus lag. Ein "Deja Vu"

Sicher konnte ich die Schwester hören und auch sehen: sie erinnerte mich ein bissel an Steffi aus "Steffie´s Bistro" (läuft immer auf NDR2 - Bild siehe oben) nur sagen konnte ich nichts, weil ich den Tubus noch im Mund hatte. Sie wollte dann, daß ich nen bissel mit den Händen fuchtel, damit sie sähe, dass ich klar sei. Getan wie aufgetragen. Danach gab es ein fürchtelich hässliches und schmatzendes Geräusch und ich hatte das Gefühl, die wollte mir die Zunge rausreissen. War dann aber doch nur der Tubus. Atmen ging von alleine. Das Erste was ich sofort machte, ich hörte in mich herein und wartete auf das Klicken der neuen Herzklappe, was ja hier viele doch sehr beeiträchtigt oder gar störend empfinden. Ich hörte rein gar nichts - nur Stille. Vielleicht ja doch eine Rekonstruktion der alten Klappe möglich gewesen ? Diese Methode war immer Plan A, das Conduit mit der Mechanik immer Plan B. Das Einzige, was ich merkte, war ein fürchterlicher Druck auf der Brust. Ich dachte, ob es wohl unverschämt sei, die Schwester zu fragen, ob sie nicht bitte ihr Knie runter nehmen könnte. Hatte sie natürlich gar nicht drauf. Schmerzen: keine. alles wirkte ein bissel lächerlich - ist wohl eine neben- oder vielleicht die Hauptwirkung von Dipidolor.

 

Übrigens - es stellte sich dann heraus, dass die Schwester doch gar keine Ähnlichkeit mit Steffie hatte, sondern eine total Liebe und Zierliche war. Lustigerweise fanden wir später sogar heraus, dass ihr Bruder mal ein Kollege von mir war. Diese leichten visuellen Aussetzer schiebe ich jetzt auch mal dem "Dipi" in die Schuhe.

 

Besuch durfte ich auf der Intensivstation nicht bekommen, auch nicht von den nächsten Familienangehörigen. Meine Frau wurde nach der OP vom Dr. Billion angerufen, der ihr wohl gesagt hat, dass alles einwandfrei gelaufen ist.

 

DURST: der war wirklich schlimm. Ich hatte vorher schon im Hausratgeber gelesen, dass der Dursst nach der OP wohl beinahe unerträglich sein muß und das die Schwester darauf achten müßten, dass man nicht unkontrolliert trinkt. Während der OP würde man genug Wasser durch Infusionen bekommen und eigentlich bräuchte man gar nichts, aber der Geist würde einem das vorgaukeln. Genau so war es auch. Ich konnte dann aber die Schwester mit meinem letzen bisschen Charme, welchen ich noch hatte, davon überzeugen, mir doch wasser zu geben, aber nur mit dem Versprechen, nur den Mund zu spülen, zu Gurgeln und dann wieder auszuspucken. Das habe ich dann auch getan - ein guter Kompromiss, mit dem man leben konnte.

 

Richtig weh tat auch der blöde Hals. Der Hals brannte wie Feuer und der Kehlkopf war das Zentrum. Im Nachhinein wurde mir gesagt, dass das zum einem an dem Tubus liegen würde und zum anderen an dem TEE (Transösophageale Echokardiographie), welches man während der Narkose durchgeführt hätte. Leichte Verletzungen am Kehlkopf wären dabei eine beinahe schon normale Nebenreaktion, der sich kaum verhindern ließe.

 

Irgendwann kam dann der Professor zu mir und sagte mir, das eine Rekonstruktion meiner alten Klappe nicht möglich gewsen wäre. Die wäre total verkümert gesesen. Hätte auf dem Ultraschall und den MRT aufnahmen gar nicht so schlimm ausgesehen. Zum beweis hatte er mir die Klappe in einer Dose mitgebracht. Die steht jetzt in Formaldehyd eingelegt bei uns im Nippes-Schrank in der Wohung (ist zwar nen bissel schräg - aber was soll es). Er hätte mir also eine neues klappentragendes Conduit (SJM 25mm) eingebaut und es sähe alles sehr gut aus.

 

Abends konnte ich dann kurz mit meiner Frau telefonieren. Das tat gut.

 

Was auch wirklich nervig war, war das Piepen der Geräte und das Geröchel der anderen Patienten (alle im Durchschnitt 65 und älter), die um mich herumlagen. Also MP3-Player auf die Ohren. Schöne Musik an und einfach treiben laasen. Die Narkose und das Dipi wirkte immer noch ein bissel nach.

bearbeitet von dominik.baumeister
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Hallo Dominik,

 

da habe ich wohl überlesen, dass Du inzwischen alles schon hinter Dir hast.

 

Da muss es Dir ja schon wieder richtig gut gehen, wenn Du so lange Berichte verfassen kannst, toll.

 

Bist Du denn schon in der Reha ? Gib doch mal einen Kurzbericht von Deinem momentanen Zustand.

 

Grüße

Dietmar

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18.02.2011

 

Verlegung auf die MCI-Station. Das ist so ein einen Zwischenstation. Nicht mehr voll intensiv, aber auch keine Normalstation. Man hängt halt noch weiterhin an den Monitoren, aber man kann sich abstöpseln, wenn man mal zum Klo muß. Die Mobilisation geht hier echt schnell. Driekt morgens wurde man aus dem Bett geschmissen und wurde zum Frühstück an den Tisch gesetzt.

 

Dann wurde Einem gezeigt, wie man am Besten aufsteht. Strickleiter am Bett. Abstützen mit den Händen verboten, da der Duck auf das Brustbein dann zu groß wäre.

 

Heftig war der Husten. Aber jeder der diese OP hinter sich hat, wird ein Lied davon singen können. Handtuchrolle vor die Brust, Augen zu und durch. Brutal - keine Frage, aber der Schleim muß raus, sonst gibt es eine Lungenentzündung. Als Zimmernachbarn habe ich einen älteren Herrn (79 Jahre), eigentlich sehr nett, aber eben uralt. Der hat vier Bypässe bekommen und die OP hat den voll fertig gemacht. er bekommt das auch mit dem Husten nicht hin und röchelt und rasselt so vor sich hin. Schläft fast die ganze Zeit.

 

Der absolute Schock heute morgen: WIEGEN.Ich nahm auf dieser Sitzwage Platz und dachte, die Schwester hätte ihre Brille vergesssen: 104,5 kg !!! Das sind etwas mehr als 20kg vor der OP, dabei hatte ich doch nichts gegesssen. Die Schwester sagte aber, dass wäre noch normal, das wären nur Wassereinlagerungen, bedingt durch die Herz/Lungenmaschine.

20 kg mehr sind bei einem Körpergewicht von 125kg Normalgewicht wirklich nicht viel. Aber da ich ja nur 84kg hatte und eigentlich kein Fett am Körper habe, fand ich das doch extrem (sollte sich später auch noch bestätigen, aber dazu nachher mehr). Ich fühlte mich wie der Bruder des Michellin-Männchen, total aufgequollen. Bei der genauen Begutachtung meines Körpers fiel mir das dann auch auf. Die Finger so dick, dass ich meinen Ring nicht aufbekam und meine Füße sahen aus wie die aufgepumpten Plattfüße von Kermit dem Frosch. "Stramme Wadeln" waren stark untertrieben und wo verdammt nochmal, war mein Sixpack geblieben, welches ich mir mühsam antrainiert hatte. Ich fühlte mich nur scheisse. :o:huh:

 

Heute hörte ich meine neue Klappe auch das erste Mal, aber es war nicht so schlimm oder unangenehm, wie ich mir das ausgemalt habe.

Richtig hören tu ich die nur, wenn ich den Hals nach hinten überstrecke. Dann tickt es als hätte man eine schweizer Taschenuhr verschluckt. Dazu kommt dann noch so ein komisches Gefühl, wie wenn man im Liegen versucht nen Glas Sekt zu trinken. Neben der Plemperei im Bett, habe ich dann auch immer so ein Kribbeln am Kieferknochen. Ungefährt das selbe, wenn man Brause auf die Zunge nimmt.

Ansonsten höre ich die Klappe so gut wie nicht. Manchmal, wenn man schlafen will. Das liegt dann aber meist an der falschen Liegeposition, aber in der ersten woche nach der OP schläft man eh in einer Zwangshaltung (reine Rückenlage). Ich habe festgestellt, je aufrechter ich die Matraze stelle, umso weniger hört man die Klappe. Dafür folgt die Strafe dann direkt - die dadurch verursachten Verspannungen und Rückenschmerzen sind die absolte Hölle. Toll Alternative Cholera oder Pest - was nimmt man da lieber ? :blink:

 

Nachmittags durfte mich dann endlich meine Frau besuchen.

Das tat sehr gut.

bearbeitet von dominik.baumeister
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18.02.2011 - 23.02.2011

 

Diese Tage lassen sich gut zusammenfassen, denn es passiert nicht viel Aufregendes. Rückschmerzen wie die Hölle - aber das hatte ich ja schon beschrieben. Muß auch nicht jeder haben, aber ein grundlegendes Rückenleiden (rezidivirendes BWS-Syndrom durch Skoliose, LWS-Syndrom durch einen Bandscheibenvorfall mit 16) schleppe ich eigentlich immer mit mir herum. Da war dies Zwangshaltungslage sicher auch nicht die beste Therapie gegen. Zudem ist es schon ein unterschied, ob man zu Hause in seinem warmen Wasserbett liegt oder im Krankenhaus auf so einer ungemütlichen Lazaretpritsche (okay - ist nen Bett, aber auch nichts Besonderes)

 

Schwitzen: Diesen Punkt möchte ich erwähnen, da ich davon auch viel hier im Forum gelesen habe. Ich hatte in den Tagen nach der OP irre Schweissattacken. Vor Allem nachts. Da wachte ich teilweise auf und meine Haare waren klitschnaß (fast wie geduscht). Auch der Schlafanzug und das ganze Bett waren durchgeweicht. In einer Nacht war es so schlimm, dass die Nachtschwester sogar das Bett neu bezogen hat. auf Nachfrage bei Professor Warnecke erklärte dieser mir, dass das normal sei. Das wäre einen Nebenwirkung vom Lasix (Entwässerungstabletten), zudem würde der Kreislauf noch ganz schön an der Narkose zu knacken haben und nachts würde dieleber am Besten arbeiten, um all das schlechte zeug loszuwerden. Dazu käme ja noch, dass ich tatsächlich verhältnissmäßig wirklich viel wasser gespeichert hätte. Schön war es, dass jeden Tag 1-2 Kilo wieder weg waren.

 

Hunger hatte ich in der Zeit nach der OP eigentlich recht gut, aber kaum Appetit und nach ein paar Bissen machte mein Magen schon wieder dicht und ich hatte ein Völlegefühl. Ich dachte, dass wäre ganz normal - war es aber nicht, aber nachher ist man immer schlauer.

Für die Verdauung gab es am 2. Post OP-Tag ein Medikament - danach ging das dann auch wieder. Man freut sich echt über jeder kleine Sache nach so einer OP.

 

Am Samstag wurden dann auch alle Schläuche und Nadeln aus einem rausgezogen, die da noch waren. die ader auf meinem Handrücken (da wo der Zugang lag) war leider nicht okay. Es hatte sich ein Trombus gebildet, ich kannte das schon von früheren Zugängen. Damit hatte ich immer schon Last.

 

Mobilisation wurde jeden Tag besser. Bereits am Samstag lief ich schon das erste Mal bis in die Lobby. Das sind rund 200m, denn die Klinik ist nicht als Klotz gebaut, sondern besteht aus einem Haupthaus (heute die Reha-Einrichtung) und etlichen An-und Neubauten die durch eine Vielzahl von Gängen und Abzweigungen irgendwie alle miteinander verbunden sind. Ein absoluter Irrgarten hier. Sonntag schaffte ich die Tour sogar 2x *jubel*

 

Am Montag wurde ich dann auf die Normalstation verlegt. Als Privatpatient habe ich den Vorteil, auf einer Komfortstation im Einzelzimmer zu liegen. Ist schon ne verdammt geile Angelegenheit. Die station ist total nett eingerichtet. Es gibt eine Zeitschriftenlobby und eine kleine Cafeteria. Kaffee kann man sich hier selbst zubereiten, denn der kaffe der aus der Küche kommt ist entkoffiiniert und schmeckt mehr nach abgestandenem Badewasser als nach Kaffee. Sonst ist das Essen aber top hier - übrigens nicht nur auf der Privatstation, sondern im ganzen Haus. die Privatstation hat nur den Vorteil, dass man hier auch ne Küche mit Mikrowelle hat und so das essen auch noch mal erwärmen kann. Leider kommtes meist nur noch halbwarm aus der Küche und um 11:30Uhr Mittagessen finde ich fürchterlich. Frisches Obst und Joghurt gibt es hier generell, sowie Säfte, Wasser und sogar Bier und zwar alles inclusive.

 

Am Dienstag nahm ich dann an den ersten Reha-Anwendungen teil. Die nennen das hier Medi-Reha. Mann kann die Reha hier direkt im Haus machen, früher war die Schüchtermann Klinik ja nur eine Reha-Einrichtung. Das Akutkrankenhaus und die ganzen anderen Gebäude kamen erst in den 1980er und 1990er Jahren dazu.

 

Auch am Mittwoch war noch alles gut. Freitag sollte ich schon direkt in die Reha verlegt werden. Nachmittags dann Ultraschalluntersuchung. Soweit alles okay. Leichter Perikarderguss. Das wäre aber nicht Schlimmes. 90% der Patienten hätten das und i.d.dR. würde das von alleine wieder weggehen.

Dann wieder ein paar Anwenddungen (Fango/Massage) und danach das erste Mal Ergometertraining. 5min 25 Watt und dann 15min 50 Watt. Ich war nachher platt wie ne Dönertasche ohne Füllung. Noch vor 14 Tagen hatte ich auf dem Fahrrad bei 250 Watt locker 30min geradelt und dann nur aufgegeben, weil ich keine Lust mehr hatte. Vielleicht lag es auch an der scheusslichen Musikbeschallung. WDR4 in voller Lautstärke und um mich nur dicke Rentner.

Abends war dann wieder meine Frau zu Besuch. Wir sind dann so ein bisschen spazieren gegangen und ich merkte, daß ich immer kurzatmiger und schlapper wurde. Eigentlich wollte ich sie noch zum auto bringen, aber irgendwie war ich nur noch kaputt. Ich schob das dann auf die schlechte Nacht von Dienstag auf Mittwoch und den wenigen Schlaf. Ich habe mir dann noch von der Nachtschwester eine Schlaftablette geben lassen und habe ab um 21.30Uhr schon geschlafen.

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24.02.2011

 

06.15h - Aufstehen, duschen. Ansich, dank der Schlaftablette eine richtig gute Nacht gehabt. Endlich mal wieder durchgeschlafen. Konnte sogar schon wieder auf der Seite liegen, was meinem Rücken sehr gut getan hat. Der Physiotherapeut des Hauses hatte gesagt, dass man das wieder machen kann, wenn man am Brustbein keine Schmerzen mehr hätte. Duschen - eine Wohltat. Danach Verbandswechsel. Frühstücken sollte ich heute das erste Mal im großen Esssaal vom Buffet. Hatte ich mich schon drauf gefreut.

 

Um 07.00 Uhr hatte ich die erste Medi-Reha Anwendung. inhaltion mit Soledampf. Soll gut für die Lunge sein und das Durchatmen erleichtern.

Danach um 08.00 Uhr direkt Ultraschall wegen dem Perikarderguss. Schon während der Inhaltionstherapie wurde mir mulmig. Ich schob das noch ein bissel auf dei Wirkung der Schlaftablette (ich hatte vorher sowas eigentlich noch nie genommen). Nach der Inhaltion bin ich noch mal aufs Zimmer, weil ich mein Portmonai vergessen hatte. Wollte mir am Hauskiosk noch eine Zeitschrift kaufen. Als ich wieder auf dem Zimmer war, wurde mir schwindelig. Da noch etas zeit bis zur Ultraschall war, legte ich mich noch ein bisschen aufs Bett. Dadurch ging der Schwindel zwar weg, aber die Rückenschmerzen waren wieder da, wenn auch anders, als ich die gewöhnt war. Links hinten unterhalb des Schulterblattes fühlte es sich an, als läge ich auf einer leicht gefüllten Wärmflasche. Dazu kam, dass ich Schmerzen im bereich des Solarpexus hatte. Appetit auf Frühstück (auf das ich mich ja so gefreut hatte) war keiner auszumachen. Ich wollte aber auch keine Memme sein und dachte mir, wird schon wieder werden. Um kurz vor 08.00h machte ich mich auf den Weg zum Ultraschall. Der Weg dahin war die Hölle. Der Schmerz im rücken wurde immer schlimmer und gleichzeitig hatte ich das Gefühl als hätte mir Vitali Klitschko auf den solarplexus gehaeun. Es war noch ein Mitpatient in der Untersuchung, sodaß ich warten mußte. Im wartebereich baute ich dann immer weiter ab.

Der Arzt holte mich dann rein und machte ein ganz besorgtes Gesicht. Der Ultraschall ergab, dass der Perikarderguss mittlerweile 24mm groß war - hatte sich also mehr als verdoppelt. Jetzt war es nicht merh ein Perikarderguss, sondern eine Herzbeuteltamponade oder Perikardtamponade (wie das im Fachjargon heißt)

Er sagte sofort, da müsste operativ was gemacht werden. Da würden Medis nicht mehr helfen. Es wurde dann direkt eine Schwesetr mit rollstuhl geordert und ich kam wieder auf mein Zimmer. Bekam dann direkt die ganze Telemetrie, damit ich kontrolliert werden konnte. Gegen die Schmerzen gab es irgendwelche tropfen - die aber nicht wirklich wirkten. Man sagte mir, dass sobald ein OP frei würde, ich sofort runter käme.

Da der Chefarzt selbst grad operierte kam der Stationarzt und machte das Aufklärungsgespräch. Der Erguss sollte punktiert werden, danach sollte ich einen Schlauch eingesetzt bekommen, der an einer Unterdruckpumpe angeschlossen wäre. es sollte mir schnell wieder besser gehen.

Ich lag in Fötanhaltung auf dem Bett. Der Schweiß stand mir auf dem ganzen Körper. Ich hatte das gefühl in einer Sauna zu liegen. Irgendwann gegen Mittag kam dann die Schwester rein und ich dachte schon: Jetzt geht es endlich los. Mitnichten. Der Chefarzt hatte noch ein vorheriges MRT angeordenet, damit man den Erguß genau lokaliesieren könne. Also ab durch die Röhre. Man stelle sich folgendes Szenario vor. Man liegt schweißgebadet, mit geftigen Schmerzen im Magen und am Rücken in dieser fürchterlich engen röhre und muß dann noch auf Anordnung: Einatmen, austamen, nicht mehr atmen !!! Um einen herum knattert und rattert die Maschinerie. Ich hatte schon einige MRT-Untersuchungen, die ich immer ohne Probleme überstanden habe, aber diesmal wurde mir bewußt, was es heißt Platzangst zu haben.

Da der OP immer noch nicht frei war, mußte ich nochmals auf´s Zimmer. Hubschrauernotfälle gingen nun mal vor. Ich lag also wieder in Fötalhaltung auf dem Bett und bin dann irgendwann einfach erschöpft eingeschlafen.

 

Das nächste, was ich mitbekam, war, dass ein ganzer Tross Schwester und Ärtze in mein Zimmer gestürmt kamen. Ich kam so halb wieder zu mir. Grund für die Alarmstimmung war wohl, dass meine Telemetriedaten abgerutscht waren. Blutdruck lag noch irgenwo bei 70 zu 50 und der Puls war bei über 140 (Tachykardie).

 

Mit Knallgas ging es dann runter in den OP. Wohl durch die plötzliche Aufregung erholte sich mein Blutdruck wieder etwas und das Herzrasen (was mir gar nicht so bewußt war) wurde wieder besser.

ich wurde dann mittels Rollbrett vom Bett auf den OP-Tisch gewuchtet - ich war zu schwach um das allein zu machen. Sofort machte sich der Anästhsist an die Arbeit und nun kommt der für mich hässlichste Teil der Geschichte. Ansich bin ich voll mit den ärtzlichen und pflegerischen Leistungen in der Klinik zufrieden gewesen, aber was nun kam, war das Schmerzhafteste, was ich jemals erlebt habe.

Der Anästhesist versuchte eine Zugang auf dem Handrücken zu legen. Aus meiner Akte hätte er eigentlich wissen müssen, dass die eine Ader ja einen Thrombus hatte. Er hatte die Ate wohl nicht gelesen und stach genau in diese Ader erneut rein. Ich dachte ich spring direkt unter die Decke. Der Schmerz in meinem Arm war so unerträglich, dass ich nur noch geschrien habe. Der Arzt wich total konstaniert von mir weg und schaute mich groß an. Unter Tränen klärte ich ihn auf. Er hatte das tatsächlich nicht gesehen, er war der Meinung, dass es sich um eine schöne fette Ader handelte, die er für die Narkose nutzen könnte.

Er ebtschuldigte sich natürlich und legte den Zugang in die Armbeuge. Der Schmerz blieb.

Dann machte er sich daran, den ateriellen Zugang zu legen (brauchen die ja immer wegen der Blutdruckmessung im OP). Ich legte sofort Veto ein, denn ich wußte ja noch von der letzen OP, dass das bei mir nicht so einfach wäre. Aber er meinte, die Narkose wäre ja nur eine leichte und er bräuchte da nicht mit dem Skalpell dran und mit der Nadel würde es schon gehen. Beim letzen Mal wurde die Stelle ja noch wenigstens lokal betäubt - diesmal nicht. Also prokelte er da mit seiner Nadel rum und hatte natürlich genausowenig Glück wie der der andere Kollege aus der letzen Woche. Die haben hier in der Klinik so ein Selbstschmerzraster. 1 bedeutet keine Schmerzen, 10 bedeutet unerträgliche Schmerzen. Ich brüllte nur noch: "12 - 12 - 12 - sofort aufhören oder ich knall ihnen eine". Ich weiß nicht, ob ich es wirklich geschafft hätte, aber auf einen Versuch hätte ich es ankommen lassen.

Von oben kam dann aber ein anderer Anästhesist mit einer Maske und sagte, sie würden die Narkose jetzt erst einleiten und dann den arteriellen Zugang legen. Das Gas kam, mir wurde übel - ich dachte jetzt noch kotzen, dass wäre die Krönung. Dann war ich weg - die Schmerzen blieben aber. Plötzlich tauchte das Gesicht einer Frau in meinem Blickfeld auf. Die sagte: Herr Baumeister, es ist alles überstanden. Ich dachte, dass bezöge sich nur auf den ateriellen Zugang, denn ausser den Schmerzen im linken Arm, der irgendwie die ganze Zeit da war, spürte ich nichts. "Nein, nein," sagte Sie, "die OP ist schon fertig. Sie kommen jetzt auf die Aufwachstation". Erst danach konnte ich mich entspannen und mich der Wirkung des Dipidolor (wenigstens in dem Punkt hatte der Anästhesist auf mich gehört und mir einen feinen Cocktail gemischt) hingeben.

 

Später kam mich dann meine Schwiegermutter und mein Sohn (12 Jahre) besuchen. Die wußten ja gar nichts von diesem Highlight und da ich nicht auf dem normalen Zimmer war, fragte die, wo ich wäre. Die fielen natürlich aus allen Wolken und wurden dann vom Pflegepersonal zur IMC-Station (diese Station zwischen Intensiv und Normal) gebracht, wo ich da lag. In mir wieder etliches an Infusionsschläuchen, die ganze Brust verkabelt (Dauer EKG) und eine Sauerstoffsonde in der Nase. Meine Sättigung lag immer noch nur bei 82%, wurde dann aber besser.

Mein Sohn wollte mich auch nach der ersten OP so eigentlich nicht gesehen haben, weil er Angst hatte, auch den Papa zu verlieren. Er fing natürlich direkt an zu weinen, aber während die Beiden da waren, erholte ich mich zusehendst und und das war für Leon sehr gut, denn so sah er, dass man im Krankenhaus in den besten Händen ist und einem wirklich geholfen wird.

 

Kurz nachdem die Beiden wieder gegangen waren, war ich schon wieder fit. Ich saß im Bett und konnte schon wieder meckern. Ich wollte auf gar keinen Fall eine Nacht auf diese Zwischenstation verbringen. Das Gepiepse und Geröchel der Anderen frischoperierten machten mich nur fertig. Da eigentlich - ausser dem ärtzlichen Protokoll - nichts gegen eine Verlegung sprach, war ich abends schon wieder in meinem Zimmer. Ausgeschlossen war ich an diese Unterdruckpumpe, die all 15min so ein schmatzendes Geräusch von sich gab. Diese Pumpe (ich habe sie nachher "mein Herrentäschchen" genannt) war dann für weitere drei Tage mein ständiger Begleiter.

 

Von der Stationschwester (eine sehr resulute altehrwürdige Krankenschwester - fast selber Abschlussjahrgang wie meine Frau) erfuhr ich, dass man mir rund 600ml Flüssigkeit abgesaugt hätte, zumindest wäre das der messbare Teil gewesen, denn laut dem Arzt der bei der OP dabei war hätte es erstmal so richtig gespritzt, als die den Erguss punktiert hatten. Wäre alles auf dem Boden gelandet. Eine fürchterliche Schweinerei (OP-Reinigungsdienst wäre auch kein Beruf für mich).

 

Wenn man sich vorstellt, wie wenig Platz im Brustkorb ist und da so 700 - 800ml Flüssigkeit noch zusätzlich drin sind, war es wohl kein Wunder, warum mein Herz nicht mehr wollte. Beeidruckend finde ich es aber auch heute noch, dass das Herz scheinbar echt ein unverwüstlicher Kollege zu sein scheint. Mittags wollte es noch den Dienst quittieren und abends tuckert es schon wieder zufrieden wie nen 600er SEL 12 Zylinder vor sich hin.

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25. - 28.02.2011

 

Ausser, dass erst am Sonntag der Schlauch wieder gezogen wurde (insgesamt waren nochmals 200ml Flüssigkeit nachgekommen) und wir daher unseren 6.Jubiläumstag nicht wie geplant bei einem Essen im Lokal gebührend feiern konnten und ich alternativ ein provisorisches Candlelightdinner auf dem Zimmer organisierte, passierte an diesem Wochenende nicht viel.

Ich war wieder fit - die Pfunde purzelten und am Sonntag hatte ich, trotz der leckeren Pizza Calzone, dem Salat und dem Rotwein vom Vorabend, endlich wieder mein PräOP-Gewicht beisammen. 84kg - ich war schon ein bissel happy.

 

Ultraschall wurde aus Sicherheitsgründen täglich gemacht, der Perikarderguß war wieder auf 4mm geschrumpft, der Rest würde der Körper von alleine machen.

 

Am heutigen Montag erfuhr ich dann, dass ich dann morgen in die Reha verlegt werden. Lustig war auch hier wieder das ärtzliche Protokoll zu erwähnen. Ich hatte heute morgen Besuch von einer der Physiotherapeutinnen aus der Reha, die mit mir dann einen 6-Minuten-Gehtest machen wollte. Ich hatte bereits gestern einen längeren Spaziergang durch den Hauspark gemacht und war danach zu Fuß die Treppe ins 2. OG hochmaschiert. Okay - das war definitiv anstrengend, aber der 6-Minuten-Gehtest war dagegen eine Lachnummer. Aber wie bereits geschrieben - junge und sportliche Herzpatienten gibt es wenige, also werden die Protokolle eher auf den Mainstream (durchschnittlich Ende 60 und 35 kg Übergewicht) ausgelegt.

 

So - das war bis hierher meine Geschichte. Ich werden sicher noch kurz was zu den Erfahrungen in der Reha schreiben, aber die akute stationäre Behandlung ist an Tag 13 jetzt wohl endgültig abgeschlossen. Ich bin glücklich diesen Teil jetzt hinter mir zu haben.

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Hallo Dominik,

 

Du bist nicht zu beneiden, damit hast Du ja schon fast eine ReOP hinter Dir.

Hat man Dir denn gesagt, was die Ursache für diesen Riesenerguss war?

 

Ich hoffe für Dich, dass Du die Reha ohne weitere Komplikationen genießen kannst.

 

Nach deinen tollen Berichten wünsche ich mir schon fast, dass Du auch in der Reha weitere berichtswerte Erlebnisse haben wirst.

Natürlich sollten das nach den bisherigen Pleiten und Pannen nur angenehme Dinge sein. :)

 

Grüße

Dietmar

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Einen genauen Grund für den riesenerguss konnte mir nicht mal der Professor geben. Nach deren statistik haben diese Komplkation run 80% aller Frischoperierten, allerdings bei 95% davon gibt es keine Folgen, da der Körper allein damit fertig wird.

 

Vielleicht liegt es daran, dass ich bis vor 5 Jahren auch weitaus mehr gewogen habe. Ich war nicht immer so schlank. Ich hatte auch mal knapp über 100kg und habe das mit sport und Änderung meiner Lebensweise (und einem kleinen ästhetischen Eingriff) in den Griff bekommen.

 

Wahrscheinlich ist bei mir einfach genug Gewebe da, was wie ein Schwamm wirkt.

 

Dazu kommt natürlich immer das "medizinische Standardprotokoll". Mir wurde gesagt, dass 20kg WWasser nach der OP nicht viel seien. Man hätte auch schon Patienten mit 25 oder 30kg Wasser- einlagerungen gehabt. Aber der Mainstream der Klappenpatienten hat auch generell 30-40kg übergewicht und da mag das dann normal sein, aber bei entsprachen 20kg rund 25% meiner Gesamtkörpermasse. Aber sowas wirdja nicht berücksichtigt.

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Einen genauen Grund für den riesenerguss konnte mir nicht mal der Professor geben. Nach deren statistik haben diese Komplkation run 80% aller Frischoperierten, allerdings bei 95% davon gibt es keine Folgen, da der Körper allein damit fertig wird.

 

Hallo,

 

die selbst damit ferig werden, müssen in der Regel aber auch Medis nehmen. Bei mir war ja auch Cortison nötig. Mein Tischnachbar in der Kantine der Reha wurde nach seiner Klappenop ebenfalls noch punktiert (Erguss). Er war zwar schon älter als du, aber ein durchtrainierter Langstreckenfahradfahrer. Also würde ich es jetzt nicht an irgend welchen Sachen bei dir fest machen. War einfach Pech.

 

Gruß

 

Armin

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01.03.2010

 

Verlegung vom Akutkrankenhaus in die Reha-Abteilung. Zimmer sehr schön - zwar war das Zimmer auf der Privatstation auch okay, aber dieses sieht mehr nach einem Hotel aus. Nicht mehr so krankenhauslastig.

 

Marcumarisierung hat heute auch wieder angefangen. Im Laufe der Woche folgt dann der Kurs zur Selbstbestimmung.

 

Meine Frau wurde heute dann auch operiert. 6h hat sie auf dem OP-Tisch gelegen. Habe sie heute nachmittag besucht - war erst geschockt, weil das Zimmer um 16.00 Uhr immer noch leer war. Sie kam dann aber gerade hoch - ziemlich kaputt von der OP. Will mal hoffen, dass wir jetzt das Schlimmst tatsächlich überstanden haben.

 

Rückenschmerzen: die bringen mich schon wieder um. Muß gleich wieder auf mein Wärmekissen

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02.03.2011

 

Bin jetzt schon den zweiten tag in der Reha. Praktischerweise konnte ich die im selben Haus machen, mußte also nicht mehr groß umziehen.

 

Die Rückenschmerzen sind weiterhin da, aber dafür gibt es jetzt Massagen und Moorpackungen.

Heute schon wieder 20min bei 75Watt auf dem Ergometer gesessen. Ging prima - war nachher fitter als vorher.

 

Die leute hier gehen mir voll gegen den Strich. Alles irgendwelche alten Vattis mit 30-40kg Übergewicht, die dauernd nur am jaulen sind, wie schlecht es Ihnen doch geht. Einfach mal 30kg abnehemmn und dann geht das auch mit dem Gesundheitszustand wieder. Aber das sind Leute, den kannst du nicht mehr helfen. Die sitzen abends schon wieder in der Cafeteria beim Bierchen - nur gut, dass Rauchen hier verboten ist - sonst wäre es für die wie bei denen zu Hause in der Eckkneipe.

 

Der eine ist der absolute Hammer. Hat auch 40kg drüber - alles am Bauch hängen und beklagt sich über den Stress, den die ihm hier machen. Ihm würde es voll uns ganz genügen, wenn er in seinem Zimmer aus dem Fenster schauen würde. Ist schon 3 Wochen da und hat heute Verlängerung um weitere 14 Tage bekommen.

 

Jetzt weiß ich auch, warum ich keine Rente mehr später bekommen !!! :(

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Hallo Dominik,

 

wirklich ein geiles tagebuch!

ist echt erschreckend und erstaunlich zugleich... dein "leidensweg" ist zu 90% identisch mit meinen :D

 

war auch zu einigen untersuchungen in bad rothenfelde in der schüchtermann, aber dort hats mir nicht so gut gefallen :D und ich habe mich in bad oeynhausen operieren lassen.. genauer gesagt war die OP letzten dienstag..

 

 

LG Marius

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06.03.2011

 

Das Wochenende in der Reha war total langweilig. Hier ist nichts los. Total tote Zeit :mellow:

Ich habe mir die Zeit aber mit Treppensteigen verkürzt. Schaffe jetzet schon alle vier Stockwerke - zwar langsam und mit Pause auf Stockwerk 2, aber es klappt. Der Puls ist dann bei 130 und ne Minute später schon wieder unter 100 :D

 

Es gibt hier Leute, die haben schon von der BfA ne Verlängerung bekommen, sind also schon die 4. oder 5. woche hier, fahren aber generell nur fahrstuhl. Das sind dann auch die Verdächtigen, die man nachmittags im cafe´bei Schwarzwälderkirsch- und Sachertorte trifft, obwohl die in der Klinik eigentlich auf 1500 kaloriendiät gestellt worden sind - die sind bestimmt der Meinung, dass 1500 Kalorien pro Mahlzeit gemeint sind. :blink:

 

Na egal - meine gesundheit ist das ja nicht !

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