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Herzklappen / neue Technologien


Jürgen S.

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Die herkömmlichen Herzklappen (Bio oder mechanisch) haben allesamt ihre bekannten Nachteile.

 

Wo bleibt die neu entwickelte Herzklappe mit den Vorteilen einer mechanischen und ohne die Notwendigkeit einer dauerhaften Marcumar Einnahme ?

 

Da müsste es doch neue Entwicklungen geben...

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Woher sollen diese denn bitteschön kommen ???

 

Gelder für Forschung und Entwicklung werden immer mehr gekürzt, auf dass unsere Studenten inzwischen auch noch zur Kasse gebeten werden müssen.

 

Frage lieber danach, wie lange Herzklappen überhaupt noch als Basisleistung von den Kassen angeboten werden.

 

Michael

 

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@ Jürgen

 

es gibt durchaus Entwicklungen bio-mechanischer Herzklappen :) , fragt sich nur, wie lange es noch dauert, bis "Otto-Normalverbraucher" davon provitieren kann.

 

Siehe: Fa. ADIAM

 

 

@ Michael

 

so schwarz sollte man die Entwicklungen im Gesundheitswesen nicht sehen, auch wenn die Tendenzen nicht zu leugnen sind :o .

 

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Die Internetseite der Firma ADIAM habe ich mir mal angeschaut.

Viel Text - wenig Inhalt.

Ich bin ein wenig enttäuscht.

Jobs bieten die derzeit auch nicht an.

Die machen auf mich nicht gerade den Eindruck, als wenn sie expandieren würden.

 

Wurden vielleicht doch die Forschungsgelder gestrichen ?

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Realistische Auskunft darüber kann wohl nur die Firma ADIAM persönlich geben, alles andere wäre pure Spekulation :) .

Auch im Herzzentrum der Uniklinik Aachen gibt es einen Ansprechpartner, leider habe ich Name und Telefonnummer des Doc`s nicht mehr, da ich diese Ersatzklappe für mich persönlich abgehakt habe. :o

 

bearbeitet von Sanne
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Ich habe heute mal versucht, die Firma ADIAM zu erreichen.

Die Kontaktdaten der Homepage sind allesamt veraltet, im Telefonbuch stehen die auch nicht mehr.

Sehr seltsame Firma ...

 

Nachtrag:

 

Es geht hier um Herzklappen und nicht etwa um Pommes Frites.

Kann es sein, das im Bereich Herzklappen auch Schindluder getrieben wird ?

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Hallo Jürgen,

 

ich kann verstehen, dass Du angesichts einer irgendwann einmal mal anstehenden Herzoperation danach fragst, was es denn an neueren Entwicklungen bei Klappenersatz gibt, die keine unangenehmen Begleiterscheinungen von schon angewandten Methoden haben.

 

Ich glaube allerdings, dass es nicht nur an den fehlenden Forschungsgeldern liegen wird, warum diese Endeckungen in der nächsten Zeit nicht gemacht werden können, sondern eher an der Anatomie und Phsiologie des menschlichen Körpers und hier im speziellen an der einzigartigen Leistung des menschlichen Herzens. Gerade die Herzklappen sind mechanisch sehr beansprucht, sie öffnen und schließen sich(wenn man von einem Puls von 70 /Min ausgeht) 100800 mal / 24Std. und das ist nur ein einziger Tag unseres Lebens und sie müssen bei Anstrengung und hohem Blutdruck(durch Aufregeung,Sport oder auch große Freude!) auch manches mal eine erhebliche Steigerung der Druckverhältnisse aushalten. Eine mechanische oder biologische Klappe kann all diese komplexen Leistungen entweder nur zeitlich begrenzt erbringen(bei der Biologischen Klappe) oder wie bei der mechanischen Klappe mit "Hilfsmitteln" , da die künstliche Klappe ja völlig anders aussieht, als die "echte" Klappe, die wir seit der Geburt an dieser Stelle hatten.Leider birgt diese nun mal die Gefahr in sich, Blutgerinnsel ohne die Einahme oraler Antikoagulantien, zu bilden . Selbst Homografts, menschliche Klappen, haben nur eine begrenzte Haltbarkeit im Körper eines anderen Menschen.

 

Was mich persönlich davon abhalten würde nur nach neuen Technologien zu schauen, wären die fehlenden Erfahrungen, die fehlenden Langzeitstudien, dieser neuen Klappenlösungen. Das ist zwar eine sehr subjektive Sache , aber ich möchte nicht unter den ersten menschlichen Probanden einer neuen Technologieentwicklung in Sachen Herzklappen sein.

 

Manchmal sind auch "alte" Methoden von Vorteil, auch wenn sie in irgendeiner Form nicht "optimal" sind. Aber eins kann ich sicher sagen, wenn Du morgen notoperiert werden müßtest, so werden auch die herkömmlichen, jetzt verfügbaren "Klappenersatzteile", Dir ein Leben ermöglichen, dass du wieder voll und ganz genießen kannst. Das werden Dir hier im Forum viele bestätigen können.

 

Ich wünsche dir alles Gute und vielleicht dauert es ja bei Dir noch lange Zeit, bis der Klappenersatz wirklich fällig wird und die Technik ist bis dahin so weit, eine optimalere künstliche Klappe entwickelt zu haben!

 

Herzliche Grüße

 

Hildegard

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  • 2 weeks later...

Hallo Zusammen,

 

heute war im Radio ein Bericht über Herzklappenprothesen, die ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung implantiert werden.

 

Klinikum Siegburg

Rhein-Sieg GmbH

Prof. Dr. med. Eberhard Grube

Medizinische Klinik Kardiologie/Angiologie

Ringstraße 49

53721 Siegburg

 

Der Link: http://www.wdr.de/radio/wdr4/rat_tat/gesundheitstipp/

 

 

Ich denke die Technologie ist schon interessant, aber ich möchte keine zu großen Erwartungen dadurch wecken. Entscheidende Fragen wurden eigentlich nicht beantwortet, wie z.B. Material der Klappe, Haltbarkeit, Gerinnungseinfluß etc. Von daher hat die Sache meiner Meinug nach schon noch experimentellen Charakter, aber immerhin, es tut sich was!

 

 

 

 

Gruß

 

Klaus

bearbeitet von Klaus
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Also ich kann mir schon vorstellen, dass neue Technologien entwickelt werden, die hocheffektiv sind. Ich bin zwar absoluter Laie, aber beispielsweise könnte es im Rahmen der Genforschung eventuell gelingen, aus Stammzellen quasi körpereigene Klappen zu züchten, eventuell sogar die Zucht an der alten Klappe angesetzt werden und das alles minimal-invasiv.

 

Die erste Herzklappe gab's 1961. Vierzig Jahre vorher dachte wohl noch kein Mensch im Traum daran, dass eine solche OP einst möglich sein würde. Der Erfinder des Herzkatheders war in eignen Medizinerkreisen umstritten und wurde angefeindet (kennt man ja, nicht nur aus der Medizin!). Und in 40, 50 oder von mir aus auch hundert Jahren lachen sich die Ärzte über den "jetzigen Primitivismus" vielleicht schlapp! Die Reise zum Mond ist mittlerweile auch möglich! :D

 

Übrigens hab ich gestern bei Antenne Unna gehört, dass der Körfer vom Herzzentrum Oeynhausen das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hat, das mal nebenbei.

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Im Sommer diesen Jahres habe ich meine gesammelten Daten dem Herzzentrum Siegburg zukommen lassen, mit der Anfrage, ob diese ReValving - System - Methode für mich in Frage kommt.

 

Herr Prof . Grube verneinte dies, da es wohl noch ettliche Jahre dauern wird, bis diese OP-Methode entgültig einsetzbar ist. Zur Zeit und auch in naher Zukunft würden danach nur Patienten operiert, die eine "normale" Herzklappenoperation nicht überleben würden.

 

:D ...

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Hallo Jürgen,

 

mir wurde bereits bei meiner 2. OP 1987 gesagt, dass, wenn ich in einigen Jahren eine neue Klappe benötige, eine Klappe entwickelt ist, bei der man kein Marcumar nehmen muss.

 

Als ich dann 1997 operiert wurde und eine künstliche Klappe bekam, konnte mir bezugnehmend auf die damalige Aussage keiner weiterhelfen. Diese Klappe sei noch nicht entwickelt, aber man forsche weiter, wurde mir gesagt.

 

Wer´s glaubt wird selig!

 

Gruß, Claudia

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Halli hallo,

 

bzg. der revalving Methode hatte ich im September mal im Uniklinikum Essen angefragt und

bekam auch prompt Antwort:

************

besten Dank für Ihre Anfrage.

 

In der Tat haben wir die neue perkutane Herzklappe von Edwards bei zwei

Patienten implantiert. Ich habe mit Prof Cribier schon 1986 die ersten

Ballondilatationen durchgeführt, die wir dann auch an die Uniklinik Mainz

eingeführt haben.

 

Wir sind momentan die einzige Klinik, die eine Zulassung der FDA (Food an

Drug Administration der USA)hat. Allerdings sind die Auflagen hoch. Derzeit

dürfen nur Patienten behandelt werden, bei denen das Operationsrisiko hoch

ist. Die kann mit dem EuroSCORE berechnet werden; dieser muss einen log.

Wert von größer 20% haben. Diesen werden Sie (hoffentlich) nicht erfüllen.

Demgemäß waren unsere beiden Patienten auch 77 und 82 Jahre alt.

 

Aber auch unsere Chirurgen machen kleinere Schnitte und kommen mit 8 bis 12

cm aus. Aber natürlich auf der Brust bzw. korrekt über dem Brustbein.

 

Das perkutane Verfahren wird für Sie derzeit noch nicht anwendbar sein.

 

EuroSCORE anbei.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Priv.-Doz. Dr. med. S.Sack

Leitender Oberarzt

Herzkatheterlabore

 

************

den Euroscore (sehe auch http://www.cormed.de/html/euroscore.html) habe ich auch

als Excel Sheet mitgeschickt bekommen, naja für dieses Auswertungs

oder Eignungsverfahren muss man wirklich schon sooooo krank sein, daß eine OP

nicht mehr möglich ist.

Der o.g. Link gibt lt. Euroscore eine Mortalitätsrisiko ab >5 an, nach dieser Methode muss

der Euroscore 20 betragen - um mal das Mortalitätsrisiko zu verdeutlichen.

Fakt ist, daß nach der Methode bereits operiert wird und daß schon daran gearbeitet wird.

 

Viele Grüße Marion

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Anmerkung:

 

lt. Forschungsberichten läuft zum 31.12. d.J. ein Projekt in Jena aus,

bei dem nicht nur die medizinische sondern auch der ökonomische Aspekt

geprüft werden soll, wenn das auch für die Krankenkassen attraktiv wird,

wäre es natürlich das non plus ultra.....

 

http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/451.php

 

 

*herz*liche Grüße Marion

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  • 3 weeks later...

 

 

Herz, wachs’ nach

 

Beschädigte Herzklappen müssen ausgetauscht werden. Ersatz aus körpereigenem Gewebe könnte eine Alternative sein

 

Von Christian Bernhart

 

Einmal im Monat wird Christina Günter zur Schäferin. Dann rennt die Ärztin hinter Struppy, Dickkopf und einem weiteren Dutzend Lämmer her, um sie zur Ultraschalluntersuchung einzufangen. »Du bist unser wertvollstes Versuchstier«, sagt sie zu Dickkopf.

 

Für Günter und ihre Kollegen, die Herzforscher Simon Hoerstrup und Gregor Zünd vom Universitätsspital Zürich, sind Dickkopf und Co. der lebende Beweis dafür, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Ziel der Forscher ist es, geschädigte Herzklappen und -arterien durch gezüchtete körpereigene Ersatzklappen und -gefäße zu ersetzen. Das Besondere an den Zürcher Implantaten: Sie wachsen mit, können also auch Kindern mit angeborenem Herzfehler eingesetzt werden und müssen nicht später in zusätzlichen Operationen durch größere Modelle ersetzt werden. Bislang haben die Zürcher Ärzte lediglich tierische Patienten behandelt.

 

 

Die zarten Herzklappen regulieren als eine Art Ventil den Blutfluss im Herzen. Sie öffnen und schließen sich und verhindern dadurch, dass das vom Herzen gepumpte Blut wieder in die Vorhöfe oder Herzkammern zurückfließt. Die Klappen können von Geburt an, nach einer Krankheit – etwa einer nicht auskurierten Entzündung – oder durch Verkalkungen geschädigt sein. Entweder lässt die Klappe dann das Blut nicht richtig in die Gefäße fließen, oder sie ist undicht, das Blut fließt zurück. Mit der Zeit wird das Herz dann überlastet.

 

Neben den Zürcher Herzspezialisten suchen auch Forschungsgruppen in Boston, Berlin, Hannover und Jena nach einem tauglichen Herzklappenersatz aus körpereigenem Gewebe. Jährlich müssen weltweit rund 275000 Herzklappen ersetzt werden, derzeit entweder durch mechanische Klappen aus Metall oder Kunststoff oder durch Klappen aus tierischem Gewebe. Alle haben erhebliche Nachteile: Patienten mit mechanischen Klappen müssen wegen eines erhöhten Embolierisikos lebenslang Gerinnungshemmer einnehmen. Das steigert die Gefahr von Magen- und Hirnblutungen. Klappen aus tierischem Gewebe funktionieren nur 8 bis 12 Jahre, es werden also Folgeoperationen erforderlich.

 

Diese Probleme wollen Hoerstrup und Zünd lösen, indem sie für die Patienten Ersatzklappen aus deren eigenem Gewebe züchten. Dazu entnehmen sie zunächst Zellen aus dem Blut oder Knochenmark der Kranken und lassen sie dann in einem Brutschrank bei 37 Grad auf einem Kunststoffgerüst, das der Form einer Herzklappe nachempfunden ist, zu neuem Gewebe heranwachsen. Ähnlich haben bereits viele Forscher versucht, körpereigene Herzklappen zu züchten – nicht immer mit Erfolg.

 

Der Trick der Zürcher: Sie lassen die Zellen in einem Kreislauf mit Nährflüssigkeit wachsen, der den natürlichen Blutkreislauf simulieren soll. Zusätzlich versetzt eine Silikonmembran die Flüssigeit in pulsierende Bewegung. So werden die Zellen im »Bioreaktor« regelmäßig mechanischem Druck und Zug ausgesetzt. Das prägt offenbar: Die Zellen teilen sich nicht nur, sie verändern sich allmählich und produzieren Eiweiße, die auch in natürlichen Herzklappen vorkommen. Die Kollegen staunten, als Hoerstrup 1999 eine erste Studie mit dem neuartigen Bioreaktor präsentierte, in dem sich die Zellen unter Zug und Druck tatsächlich in Herzklappenzellen umwandelten – etwas, was man im Reagenzglas vorher noch nie beobachtet hatte.

 

Auf die Idee waren die Zürcher Forscher durch den US-amerikanischen Zellbiologen Donald Ingber gekommen, dem Hoerstrup Mitte der neunziger Jahre an der Harvard Medical School begegnet war. Ingber war überzeugt, dass Veränderungen in den Zellen wie Zellteilung oder Differenzierung nicht in erster Linie durch biochemische Prozesse, sondern durch mechanische Kräfte ausgelöst werden.

 

Zurück in Zürich, machte Hoerstrup sich 1996 zusammen mit Zünd daran, Ingbers Ideen umzusetzen. Anstelle der herkömmlichen Anordnung, in der ein Kunststoffgerüst mit Zellen besiedelt wird, entwickelte er einen Rahmen, spannte das Polymergerüst darin ein und ließ die Bindegewebszellen unter Zug wachsen. Und tatsächlich: Nach sieben Tagen hatten sich die Zellen nicht nur vermehrt, sondern auch reichlich Kollagenfasern gebildet. Bereits vor einigen Jahren hat Hoerstrup mit der neuen Technik fünf Lämmern die Herzklappen ersetzt.

 

 

Inzwischen gedeihen in den Zürcher Bioreaktoren nicht nur Herzklappen; auch Blutgefäße wurden aus körpereigenen Zellen in dem Tank gezüchtet und bei Lämmern eingesetzt. Hoerstrups Team hatte den Tieren im Alter von drei Monaten Lungenarterien eingepflanzt, durch die das Blut von der rechten Herzkammer zur Lunge fließt. Seit mehr als zwölf Monaten leben die Tiere nun mit diesen Arterien, und es geht ihnen sehr gut. Schafe haben von Natur aus einen hohen Kalziumstoffwechsel, der, ähnlich wie bei einer Arteriosklerose, zu einer schnellen Verkalkung und zur Schädigung von Herzklappen und Blutgefäßen führen kann. Damit sind sie ein ideales Modell.

 

Einzigartig ist, dass die Labor-Arterien genau wie die Ersatz-Herzklappen aus früheren Studien mit den Tieren mitgewachsen sind. Doch nicht nur das; wie Hoerstrup bereits nach den ersten fünf behandelten Lämmern durch mikroskopische Untersuchungen bestätigen konnte, wurde das Gewebe der Labor-Herzklappen demjenigen ihrer natürlichen »Vorbilder« immer ähnlicher. Bestand es nach zweiwöchiger Aufzucht im Labor lediglich aus Kollagenfasern und einem weiteren Klappen-Eiweiß, dem Proteoglykan, so wiesen die Klappen nur fünf Monate nach der Transplantation bereits die typische »Sandwich«-Struktur auf: oben Kollagen, das mit der nötigen Steifheit den guten Verschluss der Klappen garantiert; in der Mitte das schwammartige Proteoglykan und auf der Unterseite eine dritte Eiweißschicht aus Elastin, das die Klappen flexibel macht. Außerdem hatte sich das Gerüst aus körperverträglichem Kunststoff, das der Klappe ursprünglich ihre Form verlieh, vollständig abgebaut. Die Labor-Klappe, so Hoerstrup, »war nach fünf Monaten von der natürlichen Herzklappe nicht mehr zu unterscheiden«.

 

Die Aussicht auf maßgefertigte, nachwachsende Herzklappen ist so bestechend, dass andere Wissenschaftler sich ebenfalls an dem Projekt versuchen. So experimentieren Ärzte an der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie in Jena mit diesem Ansatz. Das Team um den Herzchirurgen Thorsten Wahlers benutzt als Ausgangsmaterial Herzklappen von Schweinen. Die Forscher lösen zunächst alle Zellen aus den Klappen heraus, bis nur noch das Stützgerüst aus Bindegewebe übrig ist. Diese Form wird in einen Tank gehängt, in dem Zellen aus den Venen von Schafen schwimmen. Die Zellen nisten sich in dem Gerüst ein und bilden, wie in Zürich, unter wechselndem Druck natürliche Strukturen. Auch in Jena wurden schon einige Schafe behandelt. Da die Chirurgen die Ersatzklappen (aus Kostengründen) nicht an der natürlichen Stelle implantieren konnten, sondern an einer leicht zugänglichen Stelle im Blutkreislauf, waren die Klappen nicht den richtigen Druckschwankungen ausgesetzt. Das hatte Folgen: Manche Klappensegel waren an den Rändern zusammengewachsen und schlossen nicht gut. Wahlers ist deshalb skeptisch: »Es wird sicher mindestens noch zehn Jahre dauern, bis man so etwas am Menschen einsetzen kann.« Und der Herzchirurg hat noch andere Bedenken: »Die neue Methode muss sich an den leidlich funktionierenden herkömmlichen Klappenmodellen messen lassen.« Erst wenn sie so gut seien wie die vorhandenen Modelle, könne man Patienten den Risiken der neuen Methode aussetzen.

 

Trotz aller Rückschläge arbeiten die Wissenschaftler weiter an dem Projekt. Wenn der natürliche Ersatz ausgereift ist, sollen mit der in Zürich entwickelten Technik vor allem bei angeborenen Herzfehlern Herzklappen und Blutgefäße repariert werden. Durch eine Ultraschalluntersuchung lässt sich bereits vor der Geburt feststellen, ob der Fötus einen Herzfehler hat; jedes 300. Neugeborene kommt damit auf die Welt. Bei einer solchen Diagnose könnte man dem Fötus Blut abnehmen und mit den darin enthaltenen Stammzellen im Bioreaktor das nötige Gewebe nachwachsen lassen. »Idealerweise steht dann zum Zeitpunkt der Geburt das Implantat zur Verfügung«, sagt Hoerstrup.

 

 

© DIE ZEIT 24.02.2005 Nr.9

 

09/2005

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Ein sehr netter Artikel - warum sind wir nicht heute schon 10 Jahre weiter ?

 

Die Auswertung in Jena hat wohl auch ergeben, dass die Zellen ihr Gedächtnis verlieren. Somit werden aus Zellen der Herzklappen wieder normale Hautzellen... Dieses hat zur Folge, dass die neue Herzklappe sich über Monate hinweg quasi von selbst auflöst. Mit fatalen Folgen für den Patienten.

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Ich sah vergangene Woche im NDR einen Bericht über Prof. Dr. A. Haverich, welcher seit einiger Zeit sehr erfolgreich Herzklappen "züchtet" und diese in Menschen, insbesondere Kinder, implantiert.

Wenn ich es recht erinnere handelt es sich um Homokraftgerüste, welche innerhalb von 2 Wochen im Labor mit körpereigenen Zellen besiedelt werden und dann implantierbar sind.

Wie Prof. Haverich berichtet, sind diese "Ersatzklappen" in der Lage mitzuwachsen, was für Kinder eine lebenslange Haltbarkeit und keine Re-Op`s bedeutet.

 

Diese OP`s finden derzeit in Zusammenarbeit mit der Regierung und den Gesundheitsbehörden an einem einem Universitätsklinikum in Moldavien B) statt, da hier in Deutschland dieses Verfahren, trotz Zustimmung der Ethikkommission und Befürwortung diverser Behörden, noch nicht zugelassen ist.

 

LEIDER habe ich bisher vergebens auf den Webseiten des NDR den entsprechenden Artikel dazu gesucht.

 

Prof. Dr. A. Haverich erhofft sich noch für 2006 die entsprechenden Zulassungen, so das er dieses Verfahren auch an der MHH durchführen kann.

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Das ist insgesamt nichts neues,

 

es gibt z.B. das "Synergraft" der Firma Cryolife, das auch Herr Sievers bei der Ross-Op implantiert hat. Leider hat es sich nicht so bewährt wie gedacht.

 

Menschenexperimente in der Dritten Welt sind auch nichts neues. Herzklappen wurden auch gern in Vietnam (Edwards), Polen (3F) oder in Südafrika (On-X) getestet.

Ob das für oder gegen Herrn Haverich spricht, bleibt abzuwarten.

 

Gruß

 

Roger

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Hallo Leser,

als neuer Besucher im Forum wundert mich, dass das Thema "Aortenklappen-Rekonstruktion" noch kaum behandelt wird. Dazu: Als Patient mit einer bikuspiden Aortenklappe und einer Insuffizienz IV.Grades habe ich am 06.09.2005 im Universitätsklinikum Saarland von Prof.Schäfers eine solche Rekonstruktion vornehmen lassen. Der Grund war,dass ich als 60 jähriger weder den Rest meines Lebens auf Macumar angewiesen sein wollte, noch die bekannten Nachteile einer biologischen Klappe erleiden wollte.Wer mehr wissen will, kann in der Suchmaschine "Google Scholar " unter dem Stichwort "Aortenklappeninsuffizienz" und /oder "Schäfers" eine Zusammenfassung eines Artikels aus dem Deutschen Ärzteblatt" jg.101 /heft 37/ 10.September 2004 nachlesen. ( Diese Möglichkeit war nach meinen Recherchen vor der OP auch einigen Kardiologen nicht bekannt oder wurde als zu exotisch bewertet.)

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  • 2 weeks later...

Also das hörte sich aber soeben im "Ratgeber Gesundheit" auf ARD viel optimistischer an. Im Herzzentrum Siegburg wurden erfolgreich Aortenklappen auf "Gerüsten" ohne Einsatz der Herz-Lungenmaschine verpflanzt. Da aber anfangs nur Risikogruppen behandelt wurden war die Sterblichkeitsrate leider recht hoch. Die letzten 20 Operationen sollen sehr erfolgreich gewesen sein. Das Verfahren ist sowohl bei Aortenstenose, als auch bei -insuffizienz anwendbar und durch verbesserte Techniken verfeinert worden. Marcumar entfällt. Lässt doch hoffen! :lol:

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Hier zur Ergänzung von Haroldines Posting ... :lol:

 

 

Gesprächspartner:

 

Prof. Dr. med. Eberhard Grube

Kardiologe

Herzzentrum Siegburg

Med. Klinik – Kardiologie und Angiologie

Ringstr. 49

53721 Siegburg

 

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Neue Herzklappe

 

 

Stellt der Arzt die Diagnose einer Herzklappenkrankheit, so ist damit häufig eine Verengung der Aorta, der Hauptschlagader des Herzens, oder ihrer Unfähigkeit richtig zu schließen, gemeint. Aortenstenose und Aorteninsuffizienz nennt der Herzspezialist diese Krankheitsbilder.

 

Die Aortenherzklappe ist eine von vier Herzklappen, die den Blutfluss ins Herz und aus dem Herzen kontrollieren. Verengt sich die Herzklappe, dann wird das Herz stärker beansprucht, um die gleiche Menge Blut bei jedem Herzschlag zu pumpen. Schließt die Herzklappe nicht dicht, dann fließt ein Teil des Blutes wieder ins Herz zurück. Starke Beschwerden wie Herzfehler und Kurzatmigkeit sowie Schmerzen im Brustkorb können erste Anzeichen sein. Bei der Aorteninsuffizienz treten die Schmerzen meist erst später auf.

 

Die Therapie, die helfen kann, ist der Ersatz der Herzklappe. Das wurde bisher meist am offenen Herzen durchgeführt - ein großer Eingriff, der mit langer Genesung verbunden ist. Im Klinikum Siegburg haben die Ärzte eine Studie begonnen, in der die Herzklappe über einen Katheter durch die Blutbahn ins Herz geführt wird und dort über die erkrankte Herzklappe gesetzt wird. Ein Eingriff, der schonender für den Patienten ist und die Risiken einer offenen Operation vermeiden kann.

 

Die Aortenstenose

Die Aortenherzklappe ist eine von vier Herzklappen, die den Blutfluss ins Herz und aus dem Herzen kontrollieren. Vor allem die Aortenklappe pumpt sauerstoffhaltiges Blut aus dem Herzen in die Aorta. Wird die Herzklappe anormal eng, dann wird das Herz stärker beansprucht, um die gleiche Menge Blut bei jedem Herzschlag zu pumpen. Der Arzt spricht dann von einer Verengung der Hauptschlagader, der so genannten Aortenstenose. Die Aortenstenose ist also eine Verdickung und Verhärtung der Herzklappe. Eine akute Aortenstenose kann zu Ohnmacht führen, weil weniger Blut durch die engere Herzklappe bis ins Gehirn fließt. Weitere Auswirkungen können Herzfehler und Kurzatmigkeit sein. Das tritt auf, wenn der Herzmuskel nicht mehr in der Lage ist, Blut durch die verengte Herzklappe nach vorn zu pumpen. Schmerzen im Brustkorb sind Anzeichen dafür, dass der überstrapazierte Herzmuskel zu wenig sauerstoffhaltiges Blut bekommt.

 

Die Aorteninsuffizienz

Die Aorteninsuffizienz ist eine tückische Krankheit, denn sie ist meistens symptomfrei bis ins mittlere Alter. Erst dann treten Schmerzen oder erhöhter Herzschlag auf. Es gibt auch die Form der angeborenen Aorteninsuffizienz. Zu den Auslösern gehören hoher Blutdruck, bakterielle Herzklappenentzündung oder ein Aortenventil, das nur zwei anstatt drei Klappen hat.

 

Diagnostik

Die Diagnostik ist langwierig und umfangreich. EKG, Belastungs-EKG, Ultraschall, Computertomographie, das ist Standard. Katheteruntersuchungen können notwendig sein, um letzte Unklarheiten zu beseitigen.

 

Therapie

Die einzig langfristig wirksame Therapie für diese Aortenerkrankungen besteht darin, die Herzklappe zu ersetzen. Wird die Aorta nicht behandelt, steigt das Risiko der schnellen Entwicklung eines schweren Herzfehlers und somit einer niedrigeren Lebenserwartung.

 

Der Herzklappenersatz an der Aorta ist meistens eine Operation am offenen Herzen, die mit einer langen Genesung verbunden ist. Der Durchschnitt liegt bei drei bis sechs Wochen. In manchen Fällen kann es sogar bis zu mehreren Monaten dauern. Als Alternative zur Chirurgie am offenen Herzen wurde eine Methode entwickelt, die eine perkutane Implantation der Herzklappe ermöglicht. Also eine Implantation über das Blutgefäß durch die Haut, ohne dass der Brustkorb geöffnet werden muss.

 

Die Studie

Am Klinikum Siegburg und an weiteren europäischen Herzzentren laufen Studien, in denen die neue minimal-invasive Methode auf ihre Machbarkeit und Sicherheit getestet wird. Die ersten Ergebnisse sind ermutigend. Mittlerweile sind in Siegburg allein schon über 30 Patienten erfolgreich mit der neuen Bioprothese versorgt worden. Bioprothese deshalb, weil sie aus Tiergewebe besteht, das auf einer Metallstütze befestigt ist.

 

Die ersten positiven Ergebnisse haben auch zu einer Optimierung der Prothese geführt. Sie ist schmaler geworden und lässt sich dadurch leichter durch den Katheter und den so genannten Stent an den Ort im Herzen führen. Die Aortenherzklappe wurde bei Tierversuchen auf Implantationssicherheit und Leistung überprüft. Ingenieursstudien testeten die Widerstandsfestigkeit, Flexibilität und Stabilität. Spezifische Untersuchungen bestätigten die Unbedenklichkeit, dass die Aortenherzklappe mit Körpergewebe kompatibel ist und keine Infektionen verursacht.

 

Die Studien sind noch lange nicht abgeschlossen. Aber es sind immer mehr Universitäts- und andere Kliniken interessiert, sich der neuen Methode anzunehmen und sie in ihr Operationsprogramm aufzunehmen. Risiken bestehen natürlich auch hier, wie bei jedem Eingriff. Genaueres erläutert der jeweilige Kardiologe den Patienten.

 

Wichtig für die Patienten ist vor allem, dass diese Methode auch dann noch Hilfe verspricht, wenn eine Operation am offenen Herzen nicht mehr durchgeführt werden könnte.

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Hallo Sanne,

das Zitat von Prof.Dr.Grube, Siegburg, dass bei einer Aorteninsuffizienz der Aortenklappenersatz die (einzige?) Therapie sei, kann so nicht stehen bleiben. Immerhin sind nach meiner Kenntnis schon einige hundert Patienten, darunter auch ich, an der Aorta operiert worden durch eine sog.Aortenklappenrekonstruktion. Diese Operation wird an der Uniklinik des Saarlandes, Homburg, von Prof.Dr.Schäfers durchgeführt. Ob diese OP bei jedem Patienten infrage kommt, muss natürlich vorab geklärt werden. Also , ich kann den Betroffenen nur raten, macht Euch vorher schlau und lasst Euch nicht so einfach erzählen, dass es diese Möglichkeit nicht gebe!

Nur Mut!

 

Hander

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Hallo Hander,

 

da stimme ich Dir voll zu. Die Erfahrung zeigt, daß ein Hinterfragen bei 1 oder 2 anderen Ärzten entweder eine Bestätigung oder aber eine Alternative aufzeigen kann. Je dominanter das Auftreten des Arztes, umso mehr Skepsis ist angebracht.

 

Viele Grüße

 

Klaus

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Hallo Klaus,

Danke für deine Bemerkung. :angry: Damit ihr mir auch glaubt, hier ein interessanter Artikel aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=43310 (Die pdf.Version ist wegen der Grafiken besser lesbar!) Gruss

 

Hander

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