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Wut


Sanne

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@ll ...

 

Ich denke, wir alle haben das Recht, wütend zu sein :!:

Sei es darüber, das es *klappert* oder darüber, das es *zwickt* oder auch "nur" darüber, das nichts mehr so ist, wie vor dem Tag, als man uns über unsere Erkrankung informiert hat.

 

Ich bin zur Zeit sehr wütend darüber, das ich mich seelisch und moralisch auf diese Herz-OP vorbereitet habe, mich und meine Umwelt völlig damit in Aufruhr versetzt habe und dann am Montag wieder nach Hause geschickt wurde.

Ich hadere damit, welchen Streich mir mein Körper zur Zeit spielt und diskutiere innerlich die große Sinn-Frage :roll: .

 

 

Sanne

 

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Hallo Sanne,

habe jetzt beim Stöbern erst mal alles aufgelesen und verstehe jetzt auch Deine Wut. Ich würde platzen und auch die Angst würde immer größer werden. Aber es muß auch Leute geben, die Dich im Arm nehmen (auch in Gedanken von mir), die Dir immer immer immer wieder sagen, es hat schon einen Sinn (auch wenn wir diesen nie erkennen) und die auch mit Dir das durchstehen. Seit meiner OP bin ich ziemlich abergläubisch geworden (lach nicht, aber lieber renne ich 5 x um meine Katze rum als das sie von links kommt) und das hatte bei Dir auch einen Grund. Nicht das Du irgendwas hast - nein, aber vielleicht hätte an dem Tag der Chirurg Migräne oder sonst was. Wenn Dir dies zu abgehoben ist, dann denke bitte einfach mal daran, was gewesen wäre wenn die kleinen Entzündungszellen durch Dein Blut (und die Herz-Lungen-Maschine ist im Verteilen super gut darin!!) ins Herz gekommen wären. So krass es ist: Ich habe Patienten daran sterben sehen. Du hast einen SCHUTZENGEL!!!!!! Bitte glaube daran

Liebe Grüße

Tinchen

 

P.S. Schrei mal ganz laut, vielleicht höre ich Dich in Berlin :wink:

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Liebe Sanne, liebe Tinchen,

 

in der Stunde, in der ich jetzt einfach Zeit hatte, hier saß und über das Schicksal, über unser aller "Los" hier im Forum sinniert habe, war Tinchen schneller mit dem Schreiben und hat es einfach auf den Punkt gebracht.

Es hat alles seinen Bestimmung, liebe Sanne, Du weißt schon das S-Bahn-Prinzip :wink: Und wer weiß, wofür dieses Nach-Hause-Schicken gut war, wie es Tinchen schon beschrieb. Vielleicht war der Arzt krank, hatte eine Grippe am Dienstag und es wäre ein Ersatz gekommen???

Der die OP nur halb so gut gemacht hätte? Oder oder oder...

 

Weil wir Menschen, alle auf dem Globus, egal ob arm oder reich, gesund oder krank, ein Bewußtsein haben, macht uns unser Schicksal zu schaffen - den einen mehr, den anderen weniger.

 

Und weil Bewußtsein auch eine Form von Intelligenz ist, haben wir auch das große Glück, ein schlechtes (gesundheitliches)Schicksal abzumildern, bzw. abmildern zu lassen, weil wir kluge Köpfe haben, die forschen, wie Patienten mit ihren Leiden geholfen werden kann.

Auch sehe ich als Glück, in einem gefestigten Sozialstaat zu leben, in der eine Behandlung unseres Dilemmas möglich ist.

Dieses Glück ist leider nicht überall auf der Welt selbstverständlich.

Wenn ich bedenke, daß in Afrika die Menschen vor einer OP erst die Medizin und Gerätschaften in einer "Apotheke" kaufen, bzw. sonst irgendwie besorgen müssen, wenn anderswo in der Welt bare Münze erst dazu führt, daß man medizinisch versorgt wird....

 

Aus dem Aspekt heraus sehe ich vieles, was mit der Krankheit zusammenhängt.

 

Ich habe auch Angst vor dem was auf mich zukommt.

Aber wütend? Hmmm....nein, wütend bin ich nicht.

Wütend über Dinge sein, die man persönlich generell nicht ändern kann,

bringen Dir nur seelischen Schmerz.

Denke dran, daß diese OP (Vorbereitung) auch ein 1000%iger Check Deiner Gesundheit ist, so hast Du wenigstens die Gewissheit, wenn die andere Sache und die OP geklärt ist, daß vom übrigen Körper alles da ist wo es hingehört und den Rest erledigt die Zeit.

 

Ich wünsche Dir und allen anderen hier im Forum von ganzem Herzen

unendlich viel Kraft und innere Gelassenheit, dem Schicksal zu trotzen.

 

In diesem Sinne liebe Grüße Marion

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So nicht, nicht undercover! :twisted:

 

Vielleicht kann Sven den Gast"Klaus" ja löschen :wink:

 

Also jetzt als richtiger "Klaus"

 

 

 

 

Hi Zusammen,

 

erst einmal Danke Hildegard, für den Anfang :wink:,

nun werde ich einmal meine wirren Gedankengänge etwas freilegen :roll:

Obwohl es mir im Augenblick nicht gerade gutgeht (Zahn muß raus) habe ich meine Situation so akzeptiert wie sie ist und ich bin trotzdem glücklich. Es ist paradox aber ich bin sogar überzeugt, glücklicher zu sein als vor der Operation. Vor meinem Befund war alles selbstverständlich, Kleinigkeiten klein und der Körper funktionierte so im Hintergrund, klar muß er ja auch...... und jetzt? Plötzlich können Kleinigkeiten das Leben bestimmen, es sind nicht die Anderen, denen das Schicksal ein Schnippchen schlägt, sondern auf einmal ist man selber betroffen. Peng! Ist jemand Schuld an der Situation, vielleicht ich sogar selbst ? Wenn nein, na und? Wenn ja, na und?---kein Unterschied, oder? Heute und Morgen ist wichtig und vor allem das Jetzt :!: Ich gönne mir jetzt Dinge, die ich sonst "Später" machen wollte. Ich sage Worte, die mir zu banal waren, um sie auszusprechen. Nicht nur die Familie und das Umfeld profitieren davon, nein, ich selber am Meisten!

Das heißt nicht, daß alles purer Sonnenschein ist. Es ist nicht einfacher geworden, aber wertvoller. Sicher gibt es Situationen, die es unheimlich schwer machen, überhaupt noch Lebensmut zu schöpfen. Schwer heißt aber nicht unmöglich!

 

@Christian: Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, denn auch mir ging es eine zeitlang so, daß mich einige Berichte eher belasteten, als das sie mir eine Hilfe waren. Dadurch resultierte eine gewisse Neigung zur Abstinenz :oops: :roll: :? Andererseits habe ich gerade von denen profitiert, die nicht in den Alltag verschwunden sind! Ich bin überzeugt, daß Erfahrungen, geschildert durch Betroffene, einfach glaubwürdiger sind. Somit betrachte ich es als logisch, eigene Erfahrungen ebenfalls weiterzugeben.

 

Viel Grüße

 

Klaus

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Marion wie recht Du hast!

 

 

Ich glaube, daß hängt mit der Verweilzeit zusammen, unter der man angemeldet einen Beitrag schreiben kann. Wenn die Überschritten wird, erscheint der Beitrag unter Gast. Ich meine es war vorher so, daß man sich erst wieder anmelden mußte, bevor ein Beitrag überhaupt gesendet wurde. Jetzt scheint das unter Gast auch sonst irgendwie zu funktionieren :roll:

 

aber wir regen uns nicht auf... einatmen, ausatmen.....ich bin gaaaannnzz ruuuhhhig....... :D

 

 

Gruß

 

Klaus

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Hallo Sanne,

 

ich kann dich sehr gut verstehen, wenn du wütend bist. Auch ich habe vor der OP alle verrückt gemacht, sodaß die alle schon froh waren, wie ich endlich ins Krankenhaus gefahren bin. Das habe ich allein gemacht, ohne meine Familie, weil das hätte ich so nicht gepackt (mußte 2 Stunden mit der Bahn fahren). Ich denke, ich wäre in der Klinik tod umgefallen, wenn man mir gesagt hätte, ich müßte wieder nach Hause fahren.

 

Aber ich glaube auch daran, wie es meine Vorschreiber schon gesagt haben, dass wir vor einer solchen OP einfach 1000%ig untersucht werden. Und wenn bei diesen Untersuchungen was gefunden wird, dies halt einfach vorher erledigt werden muß. Du kannst dann aber sicher sein, dass du sonst wirklich NICHTS anderes hast. Ist doch auch irgendwie beruhigend.

 

Ich bin auch überzeugt, dass nach einer Herz-OP oder schon mit dem Befund, man solle sich operieren lassen, nichts mehr ist, wie es mal war.

 

Alles Andere wird unwichtig, man denkt nur noch an seine Krankheit (so ist es zumindest bei mir gewesen). Wenn man gefragt wird, "Wie geht es dir", dann glaubte man vor der OP, die fragen nur aus Mitleid. Jetzt nach der OP wollen sie nur hören "schlecht", dann wären sie zufrieden. Natürlich gibt es auch einige Freunde, die das wirklich interessiert, aber die meisten sind nur sensationsgeil.

 

Ich wollte z.B. nie vor meinem 45. Geburtstag operiert werden, damit meine Frau einmal die große Witwenrente bekommt, wenn ich es nicht schaffe. Habe ich leider nicht ganz geschafft - morgen werde ich 44 und habe die OP 4 Monate hinter mir.

 

Ich bin auch mit der Psyche noch nicht so stabil aber damit werde ich schon klar kommen, wie auch die Anderen in diesem Forum.

 

Tja Sanne, warum alles so ist, werden wir sicher nicht verstehen. Aber man kann es leider auch nicht ändern und muß einfach das Beste draus machen. Auch wenn es schwer fällt und man pausenlos schreien möchte.

Ich hoffe, dass du das Alles möglichst schnell überstehst und dann auch mit neuer Klappe endlich deinen normalen Alltag finden kannst.

 

Viele Grüße

 

Jürgen

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  • 2 weeks later...

Ich kann die Wut gut verstehen, habe sie über eine Zeit lang auch verspürt und finde es auch völlig richtig, sie 'rauszulassen.

In aller Regel ist eine Herzklappenprothese aber einfach alternativlos.

 

Wenn ich mal einen - bestimmt etwas schiefen - Vergleich anstellen darf: Bei einer Unterschenkelamputation hat der Betroffene vielleicht die Wahl zwischen einem Leben im Rollstuhl und dem mühsamen Gehen mit einer Unterschenkelprothese. Eine vergleichbare Wahl hat man als Mensch mit einer geschädigten Herzklappe zwar meistens nicht, aber das Leben mit der Herzklappenprothese entspricht nicht dem Leben im Rollstuhl, sondern viel eher dem mit der Unterschenkelprothese: Es gibt Einschränkungen, man braucht "Krücken", man kann nicht rennen, aber laufen. Man ist eben nicht zu einem Leben im Sitzen genötigt, man braucht nicht für fast alles Hilfestellungen.

 

Vielleicht ist es banal, daran zu erinnern, dass es viele Menschen gibt, die mit weit größeren Einschränkungen leben müssen. Aber trotzdem schadet es nicht, sich mal darauf zu besinnen, was alles geht und möglich ist.

 

Nach meiner OP hatte ich meine körperlichen Grenzen ziemlich ausgetestet und mir damit einiges Stirnrunzeln der Ärzte eingehandelt. Meinem Herzen hat es nicht geschadet und meinem Selbstgefühl sehr genützt. Ich denke, jede/r sollte diese Grenzen kennenlernen (am besten natürlich in ärztlicher Begleitung). Wenn man diese Grenzen wirklich kennt, fällt es leichter, sie zu akzeptieren. Es fällt dagegen schwerer, wenn man sie nicht kennt, weil dann ständig der Gedanke in einem nagt, der (durchaus ratsame) Sicherheitsabstand zu diesen Grenzen sei zu groß und man könne doch vielleicht...

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  • 1 year later...

Einem aktuellen Gespräch in diesem Forum folgend, möchte ich diesen Thread sozusagen "re-aktivieren" :angry:

 

Wir alle hadern auf die ein oder andere Weise zumindest hin und wieder mit unserem ganz persönlichen Schicksal, auch wenn zumeist die Dankbarkeit über das neu gewonnene Lebensgefühl bzw. die Chance überhaupt weiter leben zu dürfen :D überwiegt.

 

Viele von uns haben sich lange vor dem eigentlichen OP-Termin bereits eingehend mit der Erkrankung und der notwendigen OP auseinander gesetzt bzw. auseinander setzen können.

Andere sind in kürzester Zeit von der Erkrankung und der OP-Indikation "überrascht" worden und können sich erst jetzt im Laufe der Rekonvaleszenz oder sogar noch später damit auseinander setzen.

 

WUT ... ZORN ... ANGST ... ENTÄUSCHUNG ... SCHULDZUWEISUNG

All das sind starke Emotionen, die verarbeitet werden wollen.

 

Dazu trägt darüber reden/schreiben wesentlich bei :D

Wir alle hier haben mehr oder weniger ähnliche Erfahrungen ...

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