hofer Geschrieben 1. August 2005 Share Geschrieben 1. August 2005 Hallo, wir sind ein wenig sprachlos und wissen nicht mehr weiter. Wir haben heute erfahren das unsere Mutter (zwar 70 ist aber ihr Wesen und aussehen wie 50 ist) eine natürliche Herzklappe bekommen sollte. Wie können wir vorgehen das eine künstliche eingesetzt wird ( wie kann ein Arzt entscheiden wie lange ein Mensch noch zu leben hat) . Die klare Aussage eines Arztes ist das eine künstliche Herzklappe bis 70 Jahre und die natürliche ab 70 eingesetzt wird. Danke im Voraus Lg Hofer Zitieren Link zu diesem Kommentar
Gast MKjun Geschrieben 1. August 2005 Share Geschrieben 1. August 2005 hallo hofer, es mag zynisch klingen - aber bevor man wütend über ärzte und sparmaßnahmen schimpft, sind wohl auch einige überlegungen notwendig (die nachfolgenden Punkte habe ich auf meinen Schulungen so "gelernt" - ich bitte fehler zu korrigieren)... 1. Eine Bio-Klappe kostet ähnlich viel wie eine Kunstklappe 2. Die Haltbarkeit von biologischen Klappen nimmt mit dem Alter der Patienten zu - 20 Jahre sollen(!!!) kein Problem mehr sein 3. Die dauerhafte Einnahme von Marcumar wirkt sich u.U. schädigend auf die Knochen aus - da Senioren oftmals schon ein instabiles Skelett haben, will man hier die zusätzliche Belastung gering halten 4. Auch das Einstellen des INRs und korrekte Einnahme von Marcumar (sowie INR Selbstbestimmung und Dosis-Anpassung) ist bei älteren Personen sehr schwer, da diese damit überfordert sein könnten 5. Stürze o.ä. Verletzungen treffen ältere Personen aufgrund der schlechten Knochen immer härter (Oberschenkelbruch: ca. 1 Liter Blutverlust ohne Gerinnungshemmer) - kommt nun noch "dünnes Blut" dazu, werden diese Verletzungen lebensbedrohlich. Aus diesen Gründen erscheint es mir schon schlüssig, dass der Arzt für eine biologische Klappe plädiert. Andere Meinungen - insbesondere der erfahrenen Poster - würden mich interessieren, vielleicht bin ich im Bezug auf diese Fragen nicht gerade sehr feinfühlig. greetinX Mart!n PS: In Deutschland zählt der Wille und nicht das Wohl des Patienten, wenn sich deine Mutter weigert, eine biologische Klappe zu bekommen und eine künstliche will, so haben sich die Ärzte daran zu halten. Zitieren Link zu diesem Kommentar
CoLa Geschrieben 2. August 2005 Share Geschrieben 2. August 2005 Hallo, Martin hat schon die einzelnen Punkte sehr gut beschrieben und sollten bei euren Entscheidungskriterien Beachtung finden. Von mir jetzt noch ein paar kleine Ergänzungen hierzu. Nur durch den Wegfall der Langzeitbehandlung mit Marcumar werden die postoperativen Behandlungskosten bei Bioherzklappen geringer. Die Anschaffungskosten selbst sind nicht günstiger, sondern durch spezielle Herstellungsverfahren oft auch teurer. Nun zu den medizinischen Punkte von Martin. Da gibt es nur noch wenig dazu zu sagen. Z. B. ist es nicht immer ganz einfach, in gehobenem Alter den Blutdruck in einen akzeptablen Bereich zu bekommen. Auch hier könnte die Marcumareinnahme zum Problem werden. Nun noch einen letzten Punkt, der nicht unerwähnt bleiben sollte. Bei einer künstlichen Herzklappe, die überwiegend bei jungen Menschen implantiert wird, ist die Tatsache, dass durch diese in geringem Maße rote Blutkörperchen zerstört werden. Da im Alter die Neubildung dieser etwas langsamer abläuft, könnte (nicht muss) dies zu einer behandlungsbedürftigen Anämie (Blutarmut) führen. Jetzt wünsche ich euch, dass ihr eure Entscheidung für oder gegen eine biologische Herzklappe nicht nur von den Kosten abhängig macht, sondern informiert euch ausführlich in verschiedenen Herzzentren über die Vor- und Nachteile. Ein zusammengestellter Fragenkatalog könnte dabei sehr hilfreich sein. Hierfür wünsche ich euch gutes Gelingen und alles Gute für die Mama. Viele Grüße Conny Zitieren Link zu diesem Kommentar
Roger Geschrieben 2. August 2005 Share Geschrieben 2. August 2005 Eigentlich ist schon alles gesagt. Die Empfehlung einer biologischen Klappe hängt nicht mit einer Sparidee zusammen. Ich bin Ende 40 und habe mir auch aus verschiedenen Gründen eine biologische Klappe einbauen lassen. Da gibt es immer Argumente für und wieder der Klappentypen. Tatsache ist, daß bei älteren Menschen eine biologsche Klappe besonders lange hält. Und man vermeidet Blutungs- oder Gerinnungskomplikationen, die bei einer mechanischen Klappe eher auftreten könnten. Nachteil ist, daß wenn die Klappe 20 Jahre hält, Deine Mutter aber 90 Jahre alt wird, daß sie dann in diesem Alter nochmals operiert werden muß. Lies mal im Foum die Diskussion der vergangenen Monate und bilde Dir eine Meinung. Die Ärzte haben Deiner Mutter die Klappe einzubauen, die sie wünscht. Das habt Ihr klarzumachen. Viele Grüße Roger Zitieren Link zu diesem Kommentar
MerlinC461 Geschrieben 2. August 2005 Share Geschrieben 2. August 2005 Hallo, meine Mutter (68) wurde voriges Jahre eine neue Herzklappe eingesetzt. Genau wie deiner Mutter wurde meiner Mutter einen Bioklappe empfohlen. Da wir diese nicht wollten und wir uns gegen die Aussage und den Willen des Arztes stellten, wurde uns von diesem Arzt gesagt das wenn wir kein Vertrauen zu ihrer Klinik hätten unsere Mutter doch irgendwo anders Operieren lassen sollten. Das hatte der Arzt kaum ausgesprochen, schon hatten wir unsere Mutter in einer anderen Klinik verlegen lassen, wo sie ohne Probleme ihre Kunstklappe bekommen hatte. Das mit der Blutgerinung ist absolut kein Problem. Wir hatten einen Selbstbestimmungskurs mitgemacht und ihr INR-Wert liegt konstant zwischen 2,8-3,0. Die Sache mit dem richtigen Blutdruck ist heute auch kein Problem mehr es gibt 1000 Wege den Blutdruck richtig einzustellen. Ausserdem liegt auch das Probleme bei einer Bioklappe darin, dass sie schon evtl. nach 2 Jahren ihre Funktion aufgibt und das Risiko war uns viel zu gross. Es kann auch sein das deine Mutter nach erhalt ihrer Bioklappe auch ein Lebenlange Marcumar einnehmen muss. Ich kann dir aus unserer Sicht die Kunstklappe empfehlen. Gruss Andreas Zitieren Link zu diesem Kommentar
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