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Erfahrungsbericht Schmerztherapie St. Vincenz, Brakel


michael 33615

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Hallo Forum,

 

aufgrund meiner starken Schmerzen im linken Beckenbereich überwies mich mein Orthopäde Anfang Juni zur stationären Schmerztherapie in das St. Vincenz Hospital in Brakel (bei Höxter).

 

Ursprünglich lautete die Diagnose Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) mit einhergehendem Bandscheibenprolaps. Nicht zu vergessen: die Hüftdysplasie.

 

Der Weg nach Brakel führte aber über viele Stationen. Im Februar wurden die Schmerzen so stark, dass ich den Orthopäden meines Vertrauens aufforderte, massiv dagegen etwas zu tun.

 

Mit Kernspin- und Röntgenaufnahmen bewaffnet bin ich dann nach

- Hannover, Annastift

- Bochum, Medizinische Hochschule und

- Bad Oeynhausen, Auguste Viktoria Klinik

um mir ausführlichen Rat einzuholen.

 

Alle Kliniken bestätigten als Schmerzursache oben erwähntes Wirbelgleiten und empfahlen zuerst eine stationäre Schmerztherapie und anschl. ggf. eine OP (Wirbelsäulenversteifung L3/L4/L5).

 

Zurück mit diesen Ratschlägen haben wir zuerst eine ambulante Schmerztherapie durchgeführt. Also Marcumar ab- und Heparin einsetzen. Nach sieben Tagen konnte gespritzt werden. Danach Heparin ab- und Marcumar wieder einsetzten (2-2-1). Die Schmerzen waren nach vier Tagen wieder da

 

Also dann, ab nach Brakel.

 

Brakel selbst (ehem. Hansestadt) hat einen sehr angenehmen Eindruck bei mir hinterlassen (sehr alte, gut restaurierte Häuser, viele Kneipen !).

 

Die Klinik, im Verbund mit einigen anderen Kliniken rund um Höxter, befindet sich nicht nur räumlich im Umbruch. Wie so viele andere, kleine Krankenhäuser auch, versucht sich das St. Vincenz zu spezialisieren. Neben der Inneren Station, ist Dr. Haaker Chefarzt der Orthopädischen Station (ca. 600-800 Knieoperationen pro Jahr).

 

Aufgenommen wurde ich auf der (bereits renovierten) Station zwei. Dreibett-Zimmer, helle Farben, sehr großzügige Zimmergröße.

Die Stationen drei und vier sind noch nicht soweit. Dort teilen sich zwei Krankenzimmer ein Badezimmer. Der durch die Renovierung entstehende Lärm hält sich in Grenzen, soll heißen, ist kaum wahrnehmbar.

 

Die Eingangsuntersuchung wurde professionell, in aller Ruhe durchgeführt. Die eigentliche Schmerztherapie wurde aber erst begonnen, nachdem meine Blutgerinnung einen normalen Wert angenommen hatte.

Am Sonntag Abend vor der Anreise nach Brakel hatte ich einen INR von 1,8. Erfahrungsgemäß am Montag morgen dann 1,6. Die Stationsärztin konnte mit dem INR-Wert nichts, aber auch gar nichts anfangen und meinte erst am Dienstag, dass der Quick-Wert eine im Injektion jetzt zuließe. Auf mehrfachen Nachfragen gab die Stationsärztin zwar zu, dass der INR-Wert ebenfalls ermittelt würde, deren Höhe war aber partout nicht in Erfahrung zu bringen...

 

Trotz Nennung meines Heparin Präparates nahm die Stationsärztin, in ihrem Unvermögen einem Patienten etwas zu glauben, erst Kontakt mit Bad Rothenfelde auf...

 

Wir begannen mit schmerzstillenden Spritzen in die Nähe des Nervenkanals der Wirbelsäule. Die Betäubung reichte vom Po bis zum Penis nur, die Schmerzen blieben. Erst eine Spritze direkt in das linke Hüftgelenk bewirkte eine Schmerzfreiheit über zwei Tage.

 

Daraufhin wurde die Diagnose erweitert in

symptomatische aktivierte beginnende Dysplasiekoxarthrose links

eine OP (Hüftgelenk / Becken) aber noch verneint, da der Befund dies noch nicht zulässt.

 

Erwähnt werden muss natürlich mein Bemühen, schmerzstillende Injektionen (vorher) mit der Heparin-Spritze (nachher) zu koordinieren. Stationsärztin warum das denn ?

 

Neben den klinischen Maßnahmen wurden im Keller physiotherapeutische Behandlungen durchgeführt:

- Wassergymnastik (schon richtig anstrengend),

- Stangerbad (Wellness pur),

- Magnetfeldtherapie (halte ich persönlich für absolut über),

- Krankengymnastik (bis zur Schmerzgrenze Muskeldehnungen),

- Physiotherapie (Massage an den Stellen, die total verspannt waren),

- Geräteübungen in der Fitnesshalle und

- die Kältekammer !!!!!!!!!! (ein Muss für jeden, der es auch mal kalt mag, richtig kalt)

 

Die Kältekammer (Morgens und Mittags) hat mich nicht nur stark beeindruckt, sondern jeweils kurzfristig auch schmerzfrei gemacht.

Die Vorkammer (gerade groß genug für drei Personen) hat eine Temperatur von -60 Grad (in Worten: minus sechzig). Bietet einen kleinen Vorgeschmack auf die eigentliche Kältekammer. Ebenfalls für drei Personen geeignet. -110 Grad (in Worten: minus einhundertzehn). Hatten wir aber nicht. Meistens waren es -115 bis -117 Grad.

Habe bei zwei Minuten Schluss gemacht. Maximum waren drei Minuten. Der Professor der dies erfunden hat, den Namen habe ich leider vergessen, lässt seine Patienten für fünf Minuten in der Kältekammer.

 

Der physiotherapeutische Bereich ist ebenfalls renoviert und macht einen sehr angenehmen Eindruck.

 

Leider arbeiten der klinische und therapeutische Bereich nicht verzahnt miteinander. D.h. eine Terminabstimmung findet nicht statt und muss vom Patienten selbst organisiert werden.

 

Die kleine Kaffeeterria, im Eingangsbereich der Klinik, hat über Mittags geschlossen (mit Kette) und auch nur bis 18:00 Uhr geöffnet.

Neben einer geringen Bestuhlung gegenüber der Kaffeeterria ist kein Aufenthaltsbereich vorhanden. Ein absolutes Manko wenn der Besuch kommt, der offiziell ab 14:00 Uhr Zugang hat.

Der Aufenthalt wurde für uns Nichtoperierte, also mobile Menschen somit sehr langweilig, zudem das Wetter noch Anlauf für den Sommer nahm.

 

Gegenüber der Klinik ist ein Restaurant mit großer Terrasse, das ab 12:30 Uhr geöffnet hat (außer Montags). Empfehlen kann ich den Besuch an dieser Stelle aber nicht ...

 

Nach einer Woche waren alle klinischen und therapeutischen Maßnahmen abgeschlossen, so dass eine Entlassung am Dienstag beschlossen wurde. Auch meine Frage zur Marcumarisierung wurde bestätigt.

„Fangen sie mit vier Tabletten an“. Auf meine Antwort „mit zwei Tabletten – doppelte Dosis – so wie ich es gelernt habe, erhielt den Kommentar „ja, ja, sie machen ja sowieso ihr eigenes Ding“.

 

Zurück zu Hause hat mich mein Orthopäde, der geänderten Diagnose wegen, zur Szintigraphie geschickt. Diese ergab einen durchgängig negativen Befund. Der untersuchende Arzt meinte zu einer meiner Röntgenaufnahmen:

aufgrund der Hüftdisplasie sind Knochenwucherungen am Rand des Beckens entstanden. Diese Wucherungen stehen den dort befindlichen Bändern im Wege, die Reibungen erzeugen dann die Schmerzen.

 

Mein Orthopäde hat dies so hingenommen, mir physiotherapeutische Anwendungen und als Schmerzmittel Valoron verschrieben.

 

Ergo sum: Trotz meiner - im Vorfeld der Schmerztherapie – an Herrn Dr. Haaker gesandten eMail über die Problematik Blutgerinnung und klinischen Maßnahmen war die Klinik nicht vorbereitet und behandelte diese Thematik in der umständlichsten aller möglichen Varianten.

 

Viele Grüße

Michael

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  • 2 weeks later...

Hallo Michael,

leider kann ich zu deinen orthopädischen Problemen keinen Kommentar abgeben, wohl aber zu deinem Bericht über die Beibehaltung des Gerinnungsmessens mit dem Quickwert. Bei meiner letzten Zahn-OP im Klinikum Oldenburg musste ich die gleichen Erfahrungen machen: INR ist bei den deutschen Kliniken/Ärzten wohl noch nicht so richtig durchgedrungen. Dadurch wird es für uns auf INR geeichten Patienten natürlich schwer, im OP-Fall mitzudenken. Jeder Arzt weiß doch bestimmt, dass die Quickwertbestimmungen von Labor zu Labor unterschiedlich sein können. Deshalb mag es innerhalb einer Klinik nicht zu Schwierigkeiten kommen, aber von Arzt zu Arzt oder Krankenhaus zu einem anderen schon.

Ich wünsche dir, dass du bald eine hilfreiche Therapie findest.

Gruß, Wolfgang

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