Freundin eines Betroffenen

[Fabiana172212]

Hallo liebe Forum-Gemeinde,

Ich heiße Diana, bin 27 und habe einen Partner (34),der am 28.12.14 ein Aneurysma hatte,welches rupturiert war. Not operation. Dabei stellte man fest dass seine Herzklappe einen Defekt hat. Diese wurde also einige Tage später durch eine mechanische Herzklappe ersetzt. Er nimmt nun Marcumar nach Quick (durch Arztkontrolle) und Candesartan 4mg. Zusätzlich wie gewöhnlich Pantozol!

 

Nun, er ist sehr jung, liebte seinen Sport. Vor allen Dingen sein Krafttraining (Bankdrucken, boxsack, rudergerät, kurzhanteln etc)

Nun stellt er natürlich immer wieder fest, dass es nicht so klappt wie zuvor. Er ist schnell mit dem Puls über 150. Das belastet ihn sehr. Er sagt immer wieder wie traurig es ihn macht und er will nun komplett hinschmeißen mit dem sport.

Ich versuche ihm gut zuzureden und ihm tipps zu geben... aber ich habe gehofft ihr könnt mir helfen? Evtl jemand in ähnlichem alter und selbem Interesse am Krafttraining? Wie kann er am besten seinen sport weiterführen?

Habt ihr Tipps für uns?

Wir haben zwei Kinder (3 und 11). Ein weiteres nicht ausgeschlossen. Wir brauchen ihn und ich will ihm helfen :-( er redet schon ständig davon, dass er seine Rente nicht mal erleben würde, weil er der Meinung ist das würde nicht gehen mit seiner Erkrankung.

Zu alledem kommt dazu, dass er eine Umschulung machen muss, weil er seinen alten Job nicht weiter machen kann.

Das kennen hier sicher viele, ich möchte auch nicht jammern. Aber es tut mir weh ihn so zu sehen!!!

 

Luebe grüße aus Hessen (Kreis Limburg-Weilburg)

[alan71]

Hallo Fabianna 172212,

 

erst einmal Hallo hier im Forum und dann muss man ja auf gewisse Art und Weise ja auch gratulieren, das dein Partner dies überlebt hat, selbstverständlch ist dies nicht.

Wie du erkennen kannst, hatte ich ähnliches, siehe unten, meine erste Not OP war mit 34 Jahren im Jahr 2006, Ruptur eines von zwei Anurysmen plus Aortenklappeninsuffiziens, meine Klappe wurde 2006 rekonstruiert und erst 2011 ausgetauscht. Glücklicherweise platzte die Aorta während der OP, man konnte schnell handeln. An weiteres will ich und ihr sicherlich auch nicht denken ...

 

Dein Partner nimmt Marcumar, ich auch, ich nutzt nur das Coagucheck Gerät um selbst meine Gerinnung zu messen. Du sprichst hier vom Quick Wert, heutzutage auch hier im Forum, wirst du eher den INR Wert zu lesen bekommen. Der Quick Wert ist eher der früheren Zeit geschuldet, das Problem, er ist stark abhängig vom Labor und welche Testmethode man verwendet, ein vergleichen ist daher sehr schwierig. Besser vergleichbar ist da der INR. Ein INR Wert von 1 entspricht dabei einem Quickwert von 100%, was eine normale Gerinnung darstellt. Also geht der INR Wert hoch, meiner ist bei 2,0 - 3,0, dann geht der Quick Wert herunter. Der ist von der Untersuchung der Labore her vergleichbar. Fragt doch mal bei eurer Krankenkasse nach wegen so einem Gerät, eine kleine Schulung und glaube mir, das selber messen ist besser, es beruhigt und man kann selbst agieren, sollte der INR mal zu hoch oder zu niedrig sein.

 

Er liebt Sport, ich weiß nicht was er aktuell macht, jene Dinge die du hier ansprichst oben, oder geht sein Puls schon so hoch nur bei leichter Anstrengung. Was er machen darf sportlich solltest du mit dem zuständigen Arzt(Kardiologe) abklären, auch um den Puls in den Griff zu bekommen. Dazu braucht es sicherlich auch Übung, das fing bei mir gezielt in der Reha schon an und ich machte dann Herzsport um auch allmählich die Leistung zu steigern. Dieser Herzsport war unter Kontrolle von Übungsleitern und Ärzten. Das ist dort nicht das was oben bevorzugt wurde von deinem Partner, aber von null auf hundert geht dies alles nicht.

Ich bin ehrlich, ich dürfte dies oben genannte ganz sicher nicht machen, ich muss auch zugeben, das meine Aorta aktuell an anderen Stellen aber auch weiterhin defekt ist.

 

Er hat Probleme mit dem allen klar zu kommen, ich hatte dies auch, wenn man in einem so jungen Alter mit solch einer Krankheit konfrontiert wird. Auch ich konnte meine Jobs nicht mehr machen, trotzdem schulte ich um fürs Büro, das war auch nicht förderlich, die Klappe ging kaputt wieder, die OP 2011 und davor die Feststellung, das die Aorta im Bogen, Bauch und Oberbeinen kaputt ist. Das in die Zukunft blicken war schwer, die Angst vor dem wie weiter, vielleicht sollte dein Partner auch eine psychologische Hilfe nutzen, darüber sprechen hilft, vielleicht eine Selbsthilfegruppe, alles ist möglich. Man muss sich da nicht schämen und darf sich nicht einreden man brauche dies nicht.

 

Du jammerst nicht, eine Umschulung zu machen kennen hier auch viele, ich auch, was will man machen, dein Partner sollte sich bewußt sein, ja er lebt, ja ihr habt eine Zukunft, er kann bei seiner Familie weiter sein, wenn das nichts ist ...

 

Meine Frau hat dies auch alles mit gemacht, ich lag 2011 einige Tage im Koma, sie sagte ich sah aus wie ein Schwerstpflegefall, ich bin froh das sie da ist und sie hilft, manchmal einfach nur zum zuhören oder auch mir ein wenig Dampf zu machen, aber auch um mich zu bremsen ab und zu.

 

Hier im Forum kannst du viel lesen, vielleicht sollte es auch dein Partner tun, viele gute nette Leute sind hier, es werden auch noch viele gute Antworten kommen.

 

Euch viel Glück weiterhin

 

Grüße aus Thüringen

 

Thomas

bearbeitet 28. Januar 2016 von alan71

[marathon2]

Hallo Fabiana,

 

herzlich willkommen in unserem Forum.

 

Grundsätzlich ist Ausdauersport für herzoperierte Menschen immer besser als Kraftsport. Dies liegt an den hohen Blutdruckspitzen, die bei dieser Belastung entstehen.

Der bei deinem Partner schnell ansteigende Puls hängt sicherlich auch an einem Defizit im Ausdauerbereich. Das Herz ist in diesem Fall einfach nicht kräftig genug, um die entsprechende Blutmenge bei normaler Pulsfrequenz in den Körper zu pumpen. Natürlich steigt bei fortgeschrittenen Wiederholungen der Puls auch beim Krafttraining an, das ist ganz normal. 

 

Wichtig ist, dass die Belastung beim Krafttraining nicht bis 100% geht, dann besteht meines Erachtens kein gesundheitliches Risiko, wenn nicht noch andere gesundheitliche Risiken vorhanden sind. Starker Bluthochdruck wäre beispielsweise ein solches Risiko.

Dein Partner sollte also zusätzlich zum Kraftsport zweimal pro Woche ein leichtes Ausdauertraining machen, dann gehört der schnell ansteigende Puls bald der Vergangenheit an.

 

Du schreibst, dass er nun Marcumar nach Quick (durch Arztkontrolle) nimmt. Die Messung des Quick-Wertes ist nicht mehr üblich, sondern die Messung sollte nach dem INR-Wert erfolgen. Außerdem sollten Patienten mit einer mechanischen Herzklappe den INR-Wert selber messen können. Dafür gibt es Schulungen für das CoaguChek Messgerät. Die Gerät wird danach von der Krankenkasse gestellt. Damit ist die Blutgerinnung viel einfacher und sicherer zu kontrollieren, wie mit den Messungen beim Arzt. Dies ist auf jeden Fall empfehlenswert und eine große Erleichterung, beispielsweise auch im Urlaub.

 

Vielleicht kann dein Partner hier auch persönlich schreiben, dann ist der Kontakt noch direkter und wir können auf alle seine Fragen eingehen.

Keinesfalls sollte er aber den Sport komplett hinschmeißen. Dafür besteht kein Anlass und er wird nur unzufrieden.

Und seine Rente wird er sicher erleben und genießen können.

 

Noch eine Frage: Warum nimmt er denn Pantozol?

 

Grüße

Dietmar

 

 

PS. Mein Beitrag hat sich mit dem von Thomas überschnitten. Aber doppelt hält ja bekanntlich besser. 

bearbeitet 28. Januar 2016 von marathon2

[LoungingFFM]

Hallo Fabiana,

 

Doppelt soll nicht reichen. Hier noch meine Ideen zu Deinem fürsorglichen, freundlichen Forumsbeitrag.  

 

1. Eine INR- Messung mit eigenem Gerät für zu Hause gibt mir viel Freiheit und macht für mich bisher die Einnahme von Marcumar leicht und unproblematisch.

2. Sport mache ich noch, allerdings mit anderen Schwerpunkten. Weg vom Kraftsport wegen der Blutdruckspitzen hin zu Ausdauersport unterstützt durch schonenden Muskelaufbau. Macht auch Spass.

3. Wichtig ist für "uns" die Einstellung des richtigen Blutdrucks. Ein Puls von 150 sollte nicht so einfach erreichbar sein und verhindert werden. Die Einnahme von 4 mg Candesartan ist meines Wissens eine sehr geringe Dosierung, die fast ohne Effekt bleibt. Blutdruckmittel werden bei guter Einstellung häufig in Kombinationspräparaten eingenommen, dh. es werden 2-3 unterschiedliche Wirkstoffe in individuell zu testender Dosierung verabreicht. Da unterschiedliche Medikamente an unterschiedlichen Wirkungsstellen anstellen, erreicht man die besten Ergebnisse aus niedriger dosierten unterschiedlichen Wirkstoffen. Beispielsweise bei Verdoppelung einer Dosierung eines Präparates erreicht man nicht gleich eine Verdoppelung der Wirkung, meist aber eine Verdoppelung der Nebenwirkung. Also kommt es auf die Kombi an. Ich beispielsweise habe Candesartan, einen Bettblocker (Ziel ist den bald abzusetzen) plus ein weiteres Präparat. Es hat einige Versuche und Wochen gedauert bis die richtige Medikation gepasst hat. Heute habe ich mit dieser Kombi fast einen perfekten Blutdruck von durchschnittlich 120/ 70. Alleine Candesartan 4mg ist fast nicht und klingt für mich ingesamt noch nicht ausreichend therapiert. Pantozol, den Magenschoner habe ich als erstes direkt nach dem Krankenhaus in der Reha abgesetzt. An dieser Stelle würde ich deutlich intensiver mit den Kardiologen zusammenarbeiten. Da müssen die noch meines Erachtens deutlich nachsteuern. Mit einer guten medikamentösen Einstellung kann man auch viel besser wieder Sport machen.

4. Die Psyche kommt immer mal wieder negativ durch. Man muß seinen Weg finden oder sich helfen lassen. Aber für die Stimmung muß was getan werden.

 

Da kamen wieder tausend Ideen aus mir raus. Ich bin kein Arzt, dies sind nur eigene Erfahrungsberichte. Vielleicht sind es Denkanstöße.

 

Beste Grüße aus Hessen.

Lounging...

[Gerd060641]

Hallo Fabiana und Lebenspartner - Familie,

mir ist dein Beitrag aufgefallen.  Dein Partner, hatte ein Aneurysma (eine Gefäßaufweitung  wo ? ) Das Aneurysma ist rupturiert

es kam zum Einriss der Intima, es ist dann eine gedeckte Ruptur -mit nachfolgender Aortendissektion . So meine laienhafte

Intepretation . Denn eine Ruptur der Aorta (komplett ) wird nicht bzw. kaum überlebt !

Nun wurde notfallmässig operiert, er bekam eine mechanische Ao.-Klappe , wohl mit Conduit  inplantiert ?! Die Op. ist gelungen .

Nun möchte, Dein Partner (nach einem guten Jahr ) voll in seinem Kraftsport einsteigen und meint ,es ist dann alles wieder

beim alten - gut. So ist es aber leider nicht! Er hatt eine shwere Op.überstanden, die Dissektion (meine Vermutung ) ist noch da !!

Eine Aortendissektion ist eine ernste Gefäßerkrankung, die kontrolliert behandelt werden muss !  Natürlich kann man leichten

Sport mit Rücksprache eines Gefäßarztes (Angiologen ) ausführen . Ich verweise auf meine Vorschreiber mit dehren Erfahrungen .

Denkt an Eure kleine Familie , die geht vor .   Alles Gute    Gerd  060641

[marathon2]

Hallo Lounging,

 

 

in einem Punkt muss ich dir widersprechen.

 

Blutdruckmittel werden bei guter Einstellung häufig in Kombinationspräparaten eingenommen, dh. es werden 2-3 unterschiedliche Wirkstoffe in individuell zu testender Dosierung verabreicht. Da unterschiedliche Medikamente an unterschiedlichen Wirkungsstellen anstellen, erreicht man die besten Ergebnisse aus niedriger dosierten unterschiedlichen Wirkstoffen. Beispielsweise bei Verdoppelung einer Dosierung eines Präparates erreicht man nicht gleich eine Verdoppelung der Wirkung, meist aber eine Verdoppelung der Nebenwirkung. 

 

Ob Kombinationspräparate eingenommen werden müssen, hängt immer von der Höhe des unbehandelten Blutdrucks ab und vom Ansprechen des Patienten auf die jeweilige Substanz. Und nebenwirkungsfrei sind diese Kombimittel natürlich auch nicht. 2 oder 3 unterschiedliche Inhaltsstoffe können auch jeweils unterschiedliche Nebenwirkungen zur Folge haben. 

Im Sinne einer variablen Dosierung sehe in Einzelmedikamenten Vorteile, wenn ein Mittel nicht ausreicht. 

Ich habe beispielsweise neben einem Olmesartan eine Zeit lang noch einen Kalziumantagonisten eingenommen, den ich nach einigen Monaten aber wieder weg ließ, da der Blutdruck sich aufgrund der wärmeren Jahreszeit wieder verbessert hatte. Im Moment nehme ich nur Votum 20mg. 

Zusätzlich nehme ich noch L-Arginin (eine Aminosäure), das die Blutgefäße entspannt und daher auch zu einer Blutdrucksenkung führt.

 

Ein Säureblocker, wie Pantozol, sollte auch keine Dauerlösung sein, da hier ebenfalls Nebenwirkungen zu erwarten sind.

 

Grüße

Dietmar

bearbeitet 28. Januar 2016 von marathon2

[LoungingFFM]

Dietmar,

 

ich bin voll bei Dir. Versuchte zum Ausdruck zu bringen, dass die gesamte Medikation eine komplexe Sache ist und gut ausbalanciert werden muß. Candesartan 4 mg erscheint mit extrem niedrig dosiert und in Kombination mit Pantozol keine ausgereifte medikamentös ausgeglichene Einstellung. Dies wird unterstrichen durch einen Puls von 150. Einfach mit Fachärzten des Vertrauens einmal überdenken....

 

Lounging

[Fabiana172212]

Danke für die bisherigen Antworten.

 

Ich bin übrigens Krankenschwester und nicht so ganz ahnungslos. Quick ist so umgangssprachlich...ich denke schon dass sein Kardiologe nach INR einstellt. Wir wohnen zur zeit noch 90km auseinander. Ab Mitte Ende Februar dann gemeinsam.

Somit wird er auch einen neuen Kardiologen bekommen. Das mit dem Sport hab ich ihm so schon gesagt. Der Bkutdruck war 157/76 nach dem Sport. Er meinte er habe 22kg mit der Langhantel (?) Gemacht. Bin mir nicht mehr sicher. Nur ein paar Wiederholungen. Puls wie gesagt knapp über 150. Er vergleicht diese Leistung aber mit derdavor :-/

Ich werde ihm dieses Forum nochmal vorschlagen. Bisher hat ers irgendwie abgelehnt...

[Fabiana172212]

Achso... pantozol nimmt er wegen seiner Refluxösophagitis (Speiseröhrenreizung, chronisch saures "Aufstoßen")