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Wie grenzt ihr euch ab?


Spencer

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Hallo Zusammen!

 

In meiner Familie ist es so, dass alle denken- nun ist sie ja operiert und kann ja wieder alles machen und ordentlich anpacken. Zur Zeit arbeite ich nur auf 450€ bei meinem Mann und bin gerade dabei mich selbstständig zu machen.

Bei uns ist in der letzten Zeit ja sehr viel passiert und mein Stiefvater ist verstorben. Ich war fast die gesamte Zeit bei ihm- es war nicht einfach- es war auch das Thema Herz usw- ich war in der Zeit so fertig und habe nur noch funktioniert. Konnte auch gar nicht richtig trauern, weil so viel schief lief und weil so viel zu organisieren war. Meine Schwester hat auch sehr unterstützt- zumindestens , dass Thema des ausräumens einiger Zimmer der Whg. Und sie hat meine Mutter besucht und eingekauft usw. Also auch viel , nur in letzter Zeit ist es immer so- meine Mutter muss viele Untersuchungen machen und zu Ärzten- irgendwie wird es immer mir aufgedrückt - war so viel bei Ärzten in diesem Jahr und ich kann und möchte nicht alle übernehmen . Bin zusätzlich mindestens 3-4 x bei meiner Mutter mit einkaufen usw! Habe auch noch 2 Pferde und ein Hund- ein Gr. Haus und Stiefkinder. Fühle mich als wenn alle an mir zerren. Mein Mann unterstützt mich allerdings zuhause . Sonst wäre es gar nicht zu schaffen im Moment. Dabei ist er selbstständig und arbeitet auch 60 Std. Ausserdem war ich selber oft nicht wirklich gesund. Denke , dass liegt alles daran, dass meine Rekonvalenszenszeit gar nicht vorhanden war- bis auf die 3 Wochen Reha! Am WE waren dann auch noch Turniere mit meinem Stiefsohn usw! Irgendwie glauben die immer ich bin bereits so belastbar wie vorher. Dabei fühle ich mich im Moment immer noch schnell überfordert und fühle mich auch schlecht immer bei Ärzten zu sitzen. Sie denken aber alle das macht sie schon. Obwohl ich schon STOP signalisiert habe. Bin seit dem 01.05 wie ein Hamster im Laufrad!

Habe Schlafstörungen und bin sehr gereizt . Schaffe meine Dinge überhaupt nicht mehr.

Weiß nur nicht wie ich es noch deutlicher machen soll. Die Selbstständigkeit bleibt auch auf der Strecke usw. Sie denken- ich arbeite ja nur auf 450€ Basis

bearbeitet von Spencer
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Hallo Ute,

du tust wirklich mehr, als gut ist. Du solltest deiner Familie öfter mal "Nein" sagen. "Nein, dass schaffe ich jetzt nicht". Gib zu, wenn es dir nicht gut damit geht. Du musst nicht für alle und jedes parat sein. Wahrscheinlich hat auch dein eigenes "Ich" noch irgendwo die Vorstellung "voll funktionieren" zu können oder zu müssen.

 

Ich selbst hatte das Glück, nicht berufstätig sein zu müssen. Mein Leben hat sich merklich entschleunigt. Es wird öfter nur gefegt, statt geputzt und ich frage mich, warum ich mich vorher verrückt gemacht habe. Wenn die Fenster mal nicht optimal sauber sind, was soll's. Wir haben nur einen Sohn und der ist kürzlich mit 19 Jahren ausgezogen. Dadurch fällt weniger Wäsche an.

 

Allerdings kenne ich auch die Einstellung der anderen: Wieso, du bist doch operiert. Das unsereins aber auch Blutdrucksenker und und und schlucken muss, damit alles im Lot bleibt, und dass die Medikamente oftmals auch den Tatendrang bremsen, wird manchem nicht bewusst. Deshalb spreche ich das auch von Zeit zu Zeit mal an. Glücklich bin ich damit auch nicht immer, aber immer öfter.

 

Red mit deinen Leuten. Sag ihnen klar, wie du dich fühlst und bitte um Verständnis, wenn du dich von Zeit zu Zeit zurück ziehst. Die Welt geht davon nicht unter. Rate dir selbst, was du deiner besten Freundin raten würdest. Sei deine beste Freundin! Keiner hat was davon, wenn du eines Tages zusammenklappst.

 

Viel Glück

Helga

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Hallo Ute ...

 

es zeigt sich ja, das du aktuell noch nicht so weit bist, aber trotzdem glauben alle das du wieder die "Alte" bist, wenn man dies je eigentlich so sagen kann. Du hast wahrhaftig viel zu tun, alle wollen was, du möchtest für dich auch was machen, die Zeit ist aber endlich, es geht nicht so wie du denkst.

 

Wenn du von Schlafstörungen und sehr gereizt sprichts, ist dies doch eigentlich ein erstes Alarmzeichen was dir sagen sollte, es ist zu viel des guten. Diese Alarmzeichen kenne ich auch, selbst jetzt noch nachdem die großen Operationen eigentlich schon länger her sind. Mein Körper sagt mir austomatisch wenn Schluß ist und daran halte ich mich auch. Glaube mir, ich selbst erwarte von mir selbst manchmal auch viel, nur dies geht eben nicht immer so wie man denkt.

 

Vielleicht musst du dies bei dir mal klar benennen, alles zurückfahren, nicht alles klagelos hinnehmen, Aufgaben abgeben. Mache mal reinen Tisch, sage was geht und gut ist es. Was bringst es letztendlich wenn du dich für alles und jeden verantwortlich fühlst, aber selbst am Ende flach liegst und nicht mehr kannst.

 

Meine Eltern sind auch nicht mehr die jüngsten, ich bin glücklich das ich sie habe, sie nehmen mir vieles ab. Ich wohne auf dem Lande, wir haben Tiere, einen Garten, das bringt viel Arbeit mit sich. Ich kann dies alles nicht mehr. Bei mir ist die Aorta ja auch noch defekt, da muss ich genug aufpassen um nicht zu übertreiben. Heu hoch gabeln, mehrere Stunden umgraben, mit der Schubkarre schwere Dinge herumfahren, das geht alles nicht mehr, dies machen meine Eltern zum großen Teil, aber wenn die nicht mehr können, beide sind fast 70, dann ist damit Schluß.

Meine Schwiegermutter ist auch über 80, glücklicherweise körperlich und geistig gut drauf, sie macht vieles allein immer noch, aber eben auch nicht alles, das spannt auch mich mit ein, einkaufen, zu Ärzten gehen, da gibt es dies und das zu erledigen.

 

Ute fahre herunter, all dies ist zu viel, wenn man die Folgen bedenkt, sage klar und deutlich was du kannst und was nicht, wenn du nichts sagst, denken alle ja auch du bist wieder die Alte was nach deinen Äusserungen aber sicher nicht so ist.

 

Pass auf dich auf

 

Grüße Thomas :rolleyes:

bearbeitet von alan71
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hallo ute, irgendwoher kenn ich das , am anfang erfuhr ich von allen um mich herum vollstes verständis und nach ein paar wochen, war es so als wäre nix gewesen und man erwartete von mir das alles so läuft wie vorher ....mein problem war, das ich auch dachte das es so sein muss,wie in einem anderen post schon geschrieben, war ich schnell im Hamsterrad der Leistungsgesellschaft wieder drin...resultat: jetzt bin ich wieder zu hause und jetzt mach ich wirklich nur noch das, was ich will, .....bei mir ist es nicht so dramatisch wie bei dir ...aber du musst aufpassen, wenn du dich so unter druck fühlst, wird dein Körper es dir irgendwann zurückzahlen, hör auf dein Körper (fällt mir schwer), ich in jetzt bis ende dezember wieder krank geschrieben und gestern hab ich zum erstmal wirklich nix getan...ich lag wirklich den ganzen tag faul rum, hab buch gelesen geschlafen und soweiter, ohne Haushaltskram ohne Stress......komisch was es schon aber tat gut... wir hatten wirklich keine blinddarmop!...und deine op ist ja auch noch kein jahr her, rede mit deiner familie und erkläre denen das dir das etwas zu viel ist und du noch etwas zeit für dich brauchst..ich hab jetzt mit yoga angefangen, das tut mir super gut, ich bin raus aus meinen 4 wänden, somit hab ich nicht das gefühl, ich muss rumwuseln und irgendwas erledigen und nach den übungen fühl ich mich ausgepowert aber top fit ..... und noch zu deinem anderen post, sport nur wenn du kein fieber hast und dann auch nicht bis zur erschöpfung, wenn ich rum kränkel, dann mach ich immer nur so ein paar leichte dehnungsübungen zu hause, lasse aber herzsport und ergometertraining weg ....alles gute für dich , liebe grüße caro

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Vielen lieben Dank für eure Infos, Anregungen und Tipps! Habe mich sehr gefreut, man fühlt sich verstanden.

 

Ich habe bereits versucht mich abzugrenzen - sage immer öfter das ich es alleine nicht alles machen kann. Das wir uns die Arzttermine meiner Mutter teilen sollten usw., habe das Gefühl, dass sie es eher nicht mehr hören können und es nicht verstehen. es sind ja auch nicht nur die Arztbesuche, sondern einiges mehr. Wohnungssuche etc.pp! Meine Mutter war 80 Jahre nie alleine und viel unterwegs, daher möchte sie nun auch immer etwas machen usw. Kann ich ja verstehen, ist nur ziemlich anstrengend auf Dauer. Der Todesfall hat auch psychisch sehr belastet- allerdings nicht nur mich. Ich war nur fast immer da. Es ist ja mehr der psychische Stress, als der körperliche. Ich sehe ja nicht krank aus. Allerdings denke ich auch , dass meine Schlafstörung und das Gereizte von all dem kommt. Habe allerdings auch schnell ein schlechtes Gewissen und mach dann vieles doch. Bevor es dann keiner macht. Oder Streit kommt usw., ich weiß blöd- da muss ich dran arbeiten.

Mein Leben und meine Dinge müssen ja auch weiterlaufen. Überall Baustellen.

 

Caro: genieße es und mache es besser als ich- du hattest schon genug Probleme dieses Jahr!

 

Thomas : das schwere körperliche Arbeit nicht mehr alleinig von Dir gemacht werden kann, dass kann ich verstehen. Du hast mit der Aorta ja auch genug erlebt

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Hallo Ute,

 

ich kenne deine Situation auch, es gibt aber keinen Königsweg. Bei mir hat letztlich eine psychosomatische Reha in diesem Jahr meine Prioritäten im Leben endgültig zurechtgerückt.

Ganz unabhängig von unserer Herz-OP, die Problematik sich zu überfordern, bewußt oder auch unbewußt, ist komplex. Natürlich habe ich gelernt " Nein " zu sagen, damit ist es aber nicht immer getan. Ich musste diese Einstellung verinnerlichen, denn einmal, oft schon in jungen Jahren, auf der Opferschiene gestellt, fährt der Zug immer in dieselbe Richtung. Mit dem/der kann man es ja machen! Was sollen denn die Anderen denken, Stell Dich nicht so an. Interessant, das Lied "Junge " von den Ärzten, beschreibt recht gut Strickmuster welche Menschen krankmachen können die immer nur gegängelt wurden.

 

Erst einmal habe ich mir überlegt, was ich eigentlich möchte. Dann hieß es Ärmel hoch und tun. Von Menschen die mir nicht guttun, die einen z,B, immer nur aussaugen wie einen Schwamm, habe ich mich getrennt. Keine faulen Kompromisse mehr. Ich nehme mir Zeit für mich, nur für mich und lass es mir gutgehen. D.h. ich zeichne, mache Musik, lese und tue manchmal einfach nichts. Mit nichts meine ich auch nichts, denn in der Zeit einen Film zu schauen ist z.B. nicht nichts! Das klingt jetzt egosistisch, aber meine Familie hat von diesen relativ einfachen Maßnahmen sehr profitiert. Auch das Umfeld reibt sich verwundert die Augen und meinen Ausstrahlung strotzt den Versuchen mich wieder in den Teufelskreis einzubinden. Meine Grenze der Belastbarkeit ist eine Solche und diese ist gesteckt, für alle deutlich ersichtlich und spürbar.

 

Und deine Probleme?  Ich kenne deine Prioritäten nicht, vielleicht kennst Du sie sogar selber nicht, Du spürst aber unmittelbar, dass es zu viel wird. Wie ginge dein Umfeld damit um, wenn Du z.B. längere Zeit einen Gips am Bein tragen müsstest. Wärst Du dann genauso gefordert? Sicher nicht, denn das sieht man ja und ist offensichtlich. Würde sich die Welt dann noch weiterdrehen? Auch das, warum machst Du dir dann einen Kopf, nur weil man deine Überlastung nicht sieht. Sie ist präsent und ich glaube, es ist Zeit, dass Du mit deinem nächsten , betroffenen Umfeld die Dinge sortierst, welche Du tatsächlich erledigen musst und kannst und solche Dinge, die definitiv zur Zeit nicht gehen, zu mindestens nicht ohne Unterstützung.

 

Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen, das Thema ist sehr komplex und es ist wie gesagt, nur meine persönliche Erfahrung und Einschätzung. 

 

LG

 

Klaus

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  • 3 weeks later...

Hallo Klaus,

 

Danke für Deine lieben Zeilen. Möchte gerne ausführlich antworten, bin ich nur noch nicht dazu gekommen und nun ist auch noch meine Mutter ins KH gekommen.

Werde Dir aber noch ausführlich antworten, entweder hier oder per PN!

Danke Dir auf jeden Fall☺️

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