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Noch ein Neuer mit Ross-OP


Christian1965

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Hallo miteinander,

 

nach über 30 Jahren der Kenntnis über meinen Herzfehler möchte ich das Thema mit meinem Eintrag in "die Herzklappe" für mich vorerst abschließen.

 

Zu mir: Ich bin 48 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Töchter. Ich bin sehr sportlich, wiege 78 Kg die sich auf 188 cm Körperlänge verteilen.

Von Beruf bin ich Industriefachwirt/Personalreferent und wohne in einer kleinen Gemeinde am Bodensee.

 

Von meinem Herzfehler erfuhr ich bereits bei meiner Musterung zur Bundeswehr mit 18 Jahren. Im Bundeswehrkrankenhaus in Ulm hatten mir die Ärzte geraten

nur noch Spazieren zu gehen oder Minigolf zu spielen. Keine gute Nachricht für einen jungen Mann, dem Sport in jeglicher Form überaus wichtig war. So richtig

daran gehalten habe ich mich eigentlich nicht. Kurz und gut, das aktive Fussballspielen habe ich zwar aufgehört aber dafür mit dem "Laufen" angefangen. Die

Stopuhr und den Ehrgeiz habe ich jedoch damals auf die Seite gelegt. Den Rat meines Kardiologen "niemals an die Grenzen zu gehen", habe ich die letzten 30 Jahre

stets befolgt.

Jedes Jahr habe ich die kardiologische Untersuchung über mich ergehen lassen, sehr wohl wissend, dass ich mich über kurz oder lang operieren lassen muss. Lange

stabil, hatten die Untersuchungen der letzten 2-3 Jahre jedoch ergeben, dass meine Aortenklappe sich veränderte und leider immer undichter wurde. Die Untersuchungsintervalle wurden erst auf 6 Monate und in 2013 dann auf 3 Monate verkürzt. Sehr frühzeitig habe ich mich dann auch mit der "Ross-OP" beschäftigt.

Ich muss jedoch gestehen, dass die Unsicherheit auch nach vielen Informationen im Internet nicht kleiner wurde. Ich denke heute, dass ein gewisses Risiko einfach bei jeder OP da ist und man jeden Fall spezifisch anschauen muss. Eine 100 % Sicherheit für ein einzelnes OP-Verfahren gibt es einfach nicht.

 

Im Herbst 2013 verschlechterte sich meine Leistung beim Joggen rapide. Ich wurde kurzatmig, müde und benötigte immer längere Pausen. Schon das Treppensteigen in den ersten Stock bereitete mir ernsthafte Probleme. Es wurde Zeit für einen OP Termin. Den Chefarzt und Chiurgen Dr. Botha aus dem Herzzentrum Konstanz hatte ich schon vor einigen Jahren bei einem Informationsgespräch kennengelernt. Es war für mich persönlich sehr schnell klar, dass für mich nur die Ross-OP in Frage kommen würde. Also die Aortenklappe raus, Lungenklappe/Pulmonalklappe auch raus und dorthin verpflanzen wo zuvor die Aortenklappe war. Menschliche Spenderklappe (Homograft) anstelle der Lungenklappe/Pulmonalklappe einsetzen. 

 

In Vorbereitung auf meine OP musste ich noch zwei Katheteruntersuchungen über mich ergehen lassen. Hierbei wurde leider auch noch festgestellt, dass ein Teil meines Aortenbogens (Ascendens) durch einen künstlichen ersetzt werden müsse. Mein OP Termin wurde auf den 15. Januar 2014 terminiert. Am 07.01.2014 war dann noch die zweite Katheteruntersuchung im Krankenhaus in Friedrichshafen. Im Gang der Kardiologie wurde ich jedoch bei der Blutabnahme ohnmächtig und für kurze Zeit pulslos. Das war natürlich sehr unangenehm. Auf den Aufenthalt in der Intensivstation hätte ich auch gerne verzichtet. Gott sei Dank konnte die Untersuchung tags darauf doch noch im stabilen Zustand stattfinden. Mit dem Krankenwagen ging es dann am nächsten Tag nach Konstanz in das dortige Herzzentrum.

Die Presse hatte in den vergangenen Jahren häufig schlechte Kritiken über das Herzzentrum veröffentlicht. Es ging dabei um Herzklappen, die wohl für den Deutschen Markt nicht zugelassen sind. Ich persönlich hatte von Anfang an großes Vertrauen in die Klinik und den Chefarzt Dr. Botha. Der wurde mir auch von meinem Kardiologen vor Ort schon wärmstens empfohlen. Ich wurde zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Ärzte, Pflegepersonal, Verwaltung und Service machen einen tollen Job. Ich kann hier ausschließlich von positiven Erfahrungen berichten. Jedenfalls kam ich mir als Kassenpatient wie ein Privatpatient vor. Das will heutzutage was heißen!!!

 

An die OP und die Vorbereitung habe ich keine große Erinnerung. Diese dauerte ca. 6,5 Std. Anschließend Intensivstation und noch eine Woche Aufenthalt. Die Schmerzen waren dank der Medikation erträglich. Lediglich die Rückenschmerzen habe ich negativ in Erinnerung. Wie habe ich mich jeden Morgen auf die Krankengymnastik und Massage gefreut. Am 22.01.2014 ging es dann für 4 Wochen zur Reha auf die Halbinsel Mettnau bei Radolfzell am Bodensee. 

Anfangs konnte ich wirklich nicht viel machen. Aber das änderte sich im Laufe der Tage recht schnell. Die 4 Wochen in der Reha haben mich physisch und auch psychisch wieder auf die Spur gebracht. Die ca. 19 cm lange Operationsnarbe am Brustbein ist prima verheilt. Ich war aber auch froh, als es wieder nach Hause zu meiner Familie und meinem Alltag ging.

 

Heute, über 3,5 Monate nach meiner OP, kann ich bereits 5-10 Km langsam joggen oder gehe mit meiner Frau ca. 10 Km zum Nordic Walking. Ich habe mir zusätzlich ein neues Fahrrad gekauft und fahre recht regelmäßig. Seit ca. 4 Wochen arbeite ich auch wieder. Zuerst 2 Wochen mit 50 % und dann anschließend wieder problemlos mit 100 %. Ich fühle mich heute richtig gut und hoffe natürlich, dass das in den nächsten Jahren auch so bleibt. Jedenfall werde ich alles mir möglliche dafür tun.

 

Ich wünsche allen, die ihre OP noch vor sich haben alles erdenklich Gute...positiv denken und ja nicht verrückt machen lassen! Es kommt, wie es kommt!

 

Christian1965 

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Hi Christian!

 

Herzlich willkommen hier und vielen Dank für deinen ausführlichen, interessanten und mutmachenden Bericht!  :)

Du hast alles gut gemeistert, scheinst mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen und optimistisch in die Zukunft zu sehen.

Das finde ich klasse, nur weiter so!

Alles Gute dir und deiner Familie.

 

Lieben Gruß,

Birgit.

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Hallo Christian,

ich habe deinen langen ausführlichen Beitrag deiner Krankengeschichte gelesen. Es freut  mich, das alles bei dir so optimal verlaufen ist und du

schon wieder im Beruf tätig sein kannst.

Leider teilst du uns nicht mit, was für ein Herzfehler bei dir vorlag . Ich nehme an,vermutlich hattest du eine bikuspide Aorteklappe ,mit der du lange

Jahre ein fast normales Leben (auch sportlich ) ohne Symthome gelebt hast. Aber irgend wann ,so wie auch bei dir gab es Probleme,so wie du es

in deinem Beitrag geschrieben hast.

Deine Klinikwahl war die Richtige mit dem geeigneten routunierten Op.-Team. Das kann man deinem Beitrag entnehmen. Du kannst  glücklich sein.

Wenn du es mit dem Sport nicht übertreibst kann es lange Jahre  gut gehen. Nur vor Infecktionen must du dich in Acht nehmen, wegen deiner

Pulmonalen Spenderklappe !. Das wären so meine Ängste ,wenn ich deine Op.gehabt hätte. Aber das wirst du sicherlich auch schon wissen.

Mach weiter so,du wirst es richtig machen. Für deine Zukunft und deinen Lieben wünsche ich dir alles Gute.  LG und HG   Gerd

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Hallo Christian,

 

ein herzliches Willkommen vom gesamten Team der Herzklappe bei uns im Forum.

Freut mich sehr das alles glatt gegangen ist und du quasi wieder auf dem Damm bist.

 

Gruß

Markus

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Hallo Birgit, hallo Gerd,

vielen Dank für Euer Feedback und die netten Worte.

 

Tatsächlich habe ich mich nie mit der genauen Bezeichnung meines Herzfehlers beschäftigt. Es war mir persönlich

auch nicht wichtig. Mir hat die Erklärung des Kardiologen an einem Herzmodel deutlich veranschaulicht was bei mir nicht in Ordnung war.

Das war für mich immer ausreichend.

Wer kann schon mit folgender Diagnose etwas anfangen?

- hochgradige symptomatische Aortenklappenstenose bzw. kombiniertes Aortenklappenvitium

- Arterielle Hypertonie

- Hyperlipoproteinämie

- Aorta ascendens-Ektasie

...Entfernen einer bicuspid angelegten Aortenklappe.

 

Interessanter liest sich da mein OP-Bericht. Da steht etwas von einem 34 jährigen Klappenspender, der wohl an einer Lungenembolie verstarb. Meine

gespendete Herzklappe stammt aus der Klappenbank aus Barcelona. Ich finde das viel interessanter als über lateinische Fachbegriffe zu lesen, die ich und die meisten Betroffenen 

doch nicht verstehen. 

 

Wie bereits beschrieben konnte ich ohne große Einschränkung sehr lange mit meinem Herzfehler leben. Auch wenn die OP schon früher angedacht war

konnte ich den Termin doch recht weit hinauszögern. Ein psychischen Problem hatte ich mit meinem Wissen jedenfalls nicht.

Letztendlich überließ ich die Entscheidung meinem Kardiologen. Es ist sicher wichtig den optimalen OP-Zeitpunkt zu finden. Auch das dürfte individuell

für jeden sehr verschieden sein. Zum jetzigen Zeitpunkt meine ich alles richtig gemacht zu haben. Ich hatte aber auch sicher großes Glück. Das darf man nicht

herausfordern oder gar leichtsinnig werden. Ein Infekt gilt es in jedem Fall zu vermeiden. Das geht schon bei der Zahnprophylaxe los.

Lieber ein Antibiotika zu viel als eines zu wenig.

 

Liebe Grüße

Christian

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