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Neurologische Ausfälle und Panikattacken - ich war am Ende..


Mike

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Liebe Gemeinde,

 

vor 9 Monaten hatte ich eine Mitralklappenrekonstruktion in Bad O.

Während und kurz nach einer REHA in der Fachklinik Rhein Ruhr ging es mir recht gut, und ich war bereits der Meinung, alles gut überstanden zu haben.

Doch dann gingen die Probleme los. Schmerzen im Brustkorb. Monatelange Schlafstörungen mit schwersten Panikattacken, Schwindel, Sehstörungen und neurologische Ausfälle, Agoraphobie - vier Monate nach der OP war ich seelisch am Ende. Ich begann, mich sportlich zu betätigen (Nordic Walking) Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und weitere Schlafstörungen waren die Folge. Dann wurde ein Verdacht auf Epilepsie diagnostiziert. Ich ging eine Woche in eine neurologische Klinik zur Abklärung der Symptome. Alles OK.

Man empfahl mir eine psychosomatische behandlung. Ich ging zum niedergelassenen Neurologen/Psychiater.

Der teilte mir mit, dass alle genannten Symptome mit Sicherheit Folge der OP seien. Seiner Erfahrung nach hätten über 60 % der HK-Patienten im Nachgang zu einer OP mehr oder weniger mit diesen Problemen zu tun.

Deshalb sei ihm auch unverständlich, dass Patienten seitens der Chirurgen nur äußerst ungenügende Aufklärung erführen. Störungen dieser Art seien sehr gut zu behandeln und sollten seiner Meinung nach grundsätzlich nach einer Herz-OP präventiv mitbehandelt werden.

 

Wie ging es weiter? Er verschrieb mir einen sogenannten selektiven Wiederaufnahmehemmer (Antidepressivum) und versprach schnelle Besserung. Die setzte nach 4 Wochen ein.

 

Und heute?

 

Ich schlafe toll, habe keinerlei Schmerzen, mache dreimal in der Woche Sport und fühle mich rundum wohl und fit, wie seit Jahren nicht mehr.

Mein Kardiologe sagte, ich bräcuchte erst in einem Jahr zur Kontrolle wieder zu erscheinen.

 

Ich hätte diesen Zustand, der jetzt seit drei Monaten andauert, vor einem halben Jahr nicht für möglich gehalten. Und das ist der Grund, warum ich das alles schreibe hier. Mit meinem Kurzreport möchte ich niemanden verängstigen. Sondern viel mehr Mut machen. Ich halte es für außerordentlich wichtig, den Patienten vor einer OP darauf hinzuweisen, mit welchen Problemen er möglicherweise nach der OP zu rechnen hat. Nicht ohne ihm ebenfalls klar zu machen, wie er die Probleme behandeln kann. Mit einer vernüftigen Aufklärung - nicht nur über den chirurgischen Aspekt der Sache - ließen sich manches Tief und Leid abfedern.

 

Grüße Mike

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Hallo Mike,

 

für ca 6 Monate nach der OP war ich psychisch sozusagen außer Gefecht :P Mein Professor meinte, viele Menschen fallen nach Herz Op´s in ein sehr tiefes Loch, aus dem sie selber sehr schwer wieder herausfinden. Ich mußte mich jeden Tag aufs neue aufbauen, das war nicht leicht.

Ich hatte sehr viel Mitleid mit mir :cry:

 

Nach einiger Zeit hat sich das alles schnell gelegt und jetzt bin psychisch total gut drauf.

Ich erfreue mich an Kleinigkeiten, die ich vor der OP überhaupt nicht registrierte.

 

Du siehst, Du stehst nicht alleine da , ich bin sicher anderen Forumsfreunden ging es ähnlich.

 

LG, Beate

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nein, liebe Beate - ich steh sicher nicht allein da. Deshalb habe ich das alles hier auch geschrieben. Könnte ja auch sagen: "was soll`s - mir geht es doch gut jetzt..."

 

Aber ich weiß nun aus Erfahrung, wie man in einer solchen Situation nach Trost lechzt, nach Leuten, denen en es genauso beschissen geht, oder besser noch: "ging" . Mit Leuten, die nur "SUPER DRAUF" sind nach der OP, ist einem dann kaum gedient.

 

Lieben Dank

 

Mike

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:P Ja Mike, ich denke genauso. Wie gesagt, es gibt hier sicher einige die ähnliches erlebt haben und wenn´s uns jetzt auch sehr gut geht, sollte man soetwas natürlich auchmal anschneiden, damit die " Betroffenen" nicht denken, sie stehen alleine da.

 

In diesem Sinne, LG Beate :wink:

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Hallo Mike,

 

vielen Dank für deinen ehrlichen Beitrag.

Ich hatte kurz nach der OP solche Probleme, daß ich meinte das KH nicht mehr lebend verlassen zu würden.

Warum habe ich dies nicht hier im Forum geschildert ? Einfach deshalb, um anderen den Gang ins KH nicht schwerer zu machen, als er ohnehin schon ist.

Inzwischen bin der Überzeugung, daß dies ein Fehler war und ist. All' denen, die vor einer OP stehen muß - wenn schon nicht von den beteiligten Ärzten - klar gemacht werden, was für ein einschneidendes Ereignis ihnen bevorsteht und das sie alles daran setzen sollten, um nach der OP die bestmöglichste Behandlung zu erhalten. Damit meine ich, sich nicht voll und ganz den Ärzten auszuliefern, sondern ab einem bestimmten Punkt klar zu machen, was geht und was nicht mehr akzeptiert wird. Mit dieser Einsicht, habe ich dann den restlichen Aufenthalt in der AHB genossen.

 

Viele Grüße

Michael

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Gast Thomas Eis

Ich schließe mich den Ausführungen meines Vorredners gern an. Auch ich hatte lotta Troubles nach meiner OP. Hier im Forum wurde mir allerdings oft der Eindruck vermittelt, als sei alles halb so schlimm. Das mag ja schlußendlich auch sein, aber in dem Augenblick wo man selber betroffen ist, ist diese Tour wenig hilfreich. Da ist einem mehr mit ehrlichen und schonungslosen Aussagen gedient, damit mal das Normallevel nach einer OP deutlich wird. Den Helden wollen glaube ich die Wenigsten geben.

 

Auch von mir Danke, Mike

 

Greetz

 

Thomas Eis

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Hallo Thomas Eis,

 

ich gebe Dir Recht wenn Du schreibst das es wenig hilfreich ist die OP zu beschönigen - aber das hat hier im Forum glaube ich bisher auch niemand gemacht. Im Gegenteil wird doch sehr offen über alles geschrieben (siehe z.B. auch meine Berichte) - doch wenn man keine Probleme hatte oder diese für, natürlich nur aus eigener Sicht, nicht für erwähnenswert hält schreibt man halt nichts.

Jeder geht anders an diese OPs heran und es ist sicherlich schon die Grundstimmung und das zulassen von Emotionen die den Unterschied im verkraften der OP ausmachen.

Ich sah es als ganz natürlich an, das ich vor der OP zusammen mit meiner Frau lange Gespräche hatte (auch über den Tod) und geheult habe wie ein Schlosshund. Genauso nach der OP ging so manches Tempo drauf in der REHA wenn ich allein im Zimmer war oder bei der psychologischen Beratung. Doch das sind zumindest aus meiner Sicht so natürliche "Vorgänge" die jeder mehr oder minder stark durchmacht. Also ich habe gelernt, gerade durch die OP, nicht mit dem Schicksal zu hadern und still mein subjektives und objektives Leid zu erdulden. Wenn mir danach ist lass ich "die Sau" raus fluche, schimpfe, zieh mich zurück für nee Zeit usw. - hinterher ist es dann für mich 100% besser und ich kann im wahrsten Sinne der Worte "frei durchatmen".

Der Grundgedanke dabei ist eigentlich immer "Wo wäre ich heute wenn die OP nicht vorgenommen worden wäre?"

MfG

Thomas Wagner

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Hallo,

 

ein sicherlich sehr schwieriges und wietes Feld. Hier eindeutig Abgrenzungen vorzunehmen und/oder vor den "psychologischen Berlastungen" zu warnen ist ein Drahtseilakt.

 

Jeder geht psychologisch ganz anders an solch eine Op heran, ich denke Beispiele auf einer von bis Skala kann jede rhie rim Forum ausreichend nachlesen. Da stellen sich mir folgende Fragen:

 

- muss ich jemanden der sehr positiv gestimmt ist evtl. diese Stimmung mit einem solchen Hinweis kaputt machen ?

 

- stürze ich jemanden der sich eh "zuviel" Sorgen macht noch tiefer in dieses Loch schubsen ?

 

Wir wissen nicht wie sich diese Dinge bei denen entwickeln, wenn sie diese OP noch vor sich haben.

 

Ich halte es weiterhin für sehr schwierig hier den vermeintlich richtigen Weg zu finden - vielleicht sind in einigen Fällen auch PN's eine "Lösungsmöglichekit" - aber wenn es geht nicht vorhandene Verunsicherung zu vergrößern.

 

Lieben Gruss

Sven

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muss ich jemanden der sehr positiv gestimmt ist evtl. diese Stimmung mit einem solchen Hinweis kaputt machen ?  

 

- stürze ich jemanden der sich eh "zuviel" Sorgen macht noch tiefer in dieses Loch schubsen ?

 

Wir sprechen nunmal von Herz OP´s und was auch immer davor war und danach kommt :roll: usw

 

Wenn in diesem Forum Fragen aufkommen, sollte man sie meiner Meinung nach auch so beantworten, wie man es persönlich erfahren hat, auch wenn man damit Gefahr läuft, den anderen noch mehr zu verängstigen oder was auch immer.

 

Bei jedem Patient verläuft es anders, aber wenn man schon gefragt wird, warum soll man sein " Erlebtes" beschönigen, dann wäre es besser garnichts zu sagen.

 

Gruß, Beate

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Hallo Beate,

 

da stimmst Du mir dann doch zu "gar nix zu sagen".

 

Es geht nicht darum jemanden zu "erzählen" welche Glücksgefühle sich nach der OP einstellen - das wäre gelogen.

 

Nur wenn man merkt, das jemand heute schon starke Angst hat, muss ich das noch verstärken ?

 

Lieben Gruss

Sven

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Hallo an Alle,

 

ich sehe das für meinen Teil so:

 

-Schildere ich hier von meinen Erlebnissen und Gefühlen vor und nach der OP, so werde ich das ehrlich tun. Bei mir ist das alles relativ glimpflich abgelaufen und so werde ich das auch vertreten. Das hat dann auch nichts mit "Tour" zu tun, was ich als Unterstellung an alle sehe, die psychisch nicht in ein Riesenloch gefallen sind, auch hat es nichts mit Heldentum zu tun. Ich habe es bislang auch nicht so empfunden, dass hier Menschen bei Schilderung ihrer Ängste und Sorgen mit platten "Sei gut Drauf"-Sprüchen abgefertigt wurden.

 

-Die, die eben nach der OP Probleme dieser Art hatten/haben, können und sollten das natürlich hier auch berichten können. WO DENN SONST?

Wie es denn berichtet wird, liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen. Niemand kann vorhersehen , wie der Andere irgendwo an einem entfernten PC darauf reagiert.

 

Insgesamt finde ich diese Diskussion wichtig, um auch nochmal zu klären, dass Alle hier Platz haben zu berichten, allerdings gefällt mir die Art und Weise der Diskussion nicht ganz.

 

Gruß Dietmar

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Hi!

 

 

Also, ich wurde aufgeklärt über die Zeit danach und was passieren KANN!

Einen Tag vor der OP kam ein Doc zu mir und sagte mir alles, was ich wissen oder auch nicht wissen wollte. Mein Lebensgefährte bekam einen Informationszettel ausgehändigt, auf dem stand, was "normal" nach der OP ist. Sämtliche psychologischen Probleme, Ausfälle und watweißichnichtnoch standen da drauf.

 

Ich hab mich auch lange vor der OP ausführlich informiert, was alles sein kann u.a. in diesem Forum und mir hats geholfen.

 

Natürlich hatte ich auch Todesängste, aber die wurden mir vom Doc genommen.

Es ging soweit, dass ich im Dezember mein Testament machte und die Vormundschaft für mein Kind regelte.

 

Jeder noch so coole Typ hat garantiert nach so einer OP einen mehr oder weniger schweren Durchhänger, selbst ich hatte einen mittelschweren ;o)

 

Es bleibt aber jedem selbst überlassen, es hier zu posten oder nicht.

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@Dietmar,

 

ich finde die Diskussion hier ganz gut und Du hast Recht das HIER der richtige Platz für ALLE Erfahrungen ist - ich habe lediglichmeine Bedenken geäußert. Jede andere Meinung werde ich so stehen lassen, habe aber z.B. im Fall von Anne Armin eine PN geschickt, weil ich seine Antwort

persönlich "nicht gelungen" fand - in diesem Fall. Armin hat mir entsprechend geantwortet und das war es.

 

Schönene Gruss gen Norden

Sven

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Hallo Leute,

 

so lange ich dieses Forum besuche, versuche ich mich "vorsichtig" auszudrücken, um keine Angst zu verbreiten. Ich habe die Herz-OP und die damit verbundenen Schmerzen tatsächlich als duchaus erträglich empfunden. Allerdings war mein "tiefes Loch" wirklich sehr tief. Ich kam mir amputiert vor und wäre am liebsten aus dem Fenster verschwunden. Neurologische Ausfälle bedeuteten in meinem Fall ein Stammhirninfarkt während der OP. Musste erst wieder Laufen lernen. Kann nicht mehr arbeiten gehen, bzw. fahren.

Ich hatte aber keine andere Wahl und ich kann auch den Ärzten nicht die Schuld geben und muss das unter Schicksal verbuchen. Herzmäßig geht es mir richtig gut.

 

Gruß Reni

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Hallo Reni,

 

da hast Du ja einiges mitgemacht,

 

ich kann meinen Bypass auch unter Schicksal verbuchen, die Ärzte hatten ein Herzkranzgefäß verletzt und somit bekam ich nötigerweise den Bypass.

Es belastet mich schon, irgendwann muß er vielleicht erneuert werden, wieder einer Op am Herzen :roll:

 

Aber: Dir, mir und allen anderen geht es jetzt gut und das ist ja wichtig :wink:

 

Liebe Grüße, Beate

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Hi alle,

 

nachdem Sven mich hier schon namentlich genannt hat, wollte ich mich dieser Diskussion ebenfalls anschliessen.

Ein Forum dieser Art wird immer ein Drahtseilakt bleiben zwischen offener Information und Diskussion und psychologisch vorsichtigen und einfuehlsamen Berichten.

Selbst wenn wir hier Beitraege als Antwort auf eine Frage an eine Person schreiben, die wir als psychisch stabil einschaetzen, kann jemand anderes dies ja jederzeit lesen und fuer ihn ist es eine Katastrophe, er entscheidet sich gegen eine Herz-OP und stirbt deswegen (oder begeht Selbstmord). Sind nun diejenigen schuld am Tod dieses Menschen, die eine ehrliche Antwort geschrieben haben oder ihre Erfahrung berichteten? Ich sage NEIN! Ganz klar. Und was sollen wir jemandem antworten, der eine klare Frage stellt nach moeglichen Auswirkungen einer OP und welche Erfahrungen wir gemacht haben?

Ich denke, solange wir Erfahrungen als das darstellen was UNS passiert ist, muss es moeglich sein, ungeschminkt alles zu erzaehlen. Das Internet bietet fuer jeden, der willens ist, moegliche Komplikatinen nach einer OP zu finden, ein unendliches Feld. Ja, es kann Komplikationen geben und ja, viele von uns hatten Komplikationen (ich bin da keine Ausnahme!). Und wenn mich jemand danach fragt verschweige ich diese nicht! Ich versuche aber auch, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens, die Auswirkungen und Schwere zu vermitteln und natuerlich die Alternative - naemlich KEINE Herz-OP - und die Folgen.

Ich brauchte ALLE Informationen um das Gefuehl zu haben, mich entscheiden zu koennen. Aber ich spreche hier auch nur von mir! Es kann durchaus sein - und das hab' ich Sven auch geschrieben - das andere Menschen Komplikationen nicht wissen wollen. Sie aber nur hier im Forum nicht zu schreiben loest fuer diesen Menschen das Problem nicht, denn - wie gesagt - er kann es ueber viele andere Kanaele ebenso erfahren. Und hier hat jeder Betroffene die Moeglichkeit, Erfahrungen - auch bzgl. Komplikationen - von anderen als persoenlicher Bericht zu erfahren und dies nicht nur als abstrakte Gefahr aus einem Aerzte-Informationsblatt zu entnehmen, womoeglich 3 Tage vor der OP!

 

Meine Komplikationen stehen uebrigens noch im Smalltalk- irgendwie wollte ich diese eben doch nicht an die grosse Glocke haengen. Aber wer sucht, findet sie auch dort :wink: und es war wichtig, sie mir dort von der Seele schreiben zu koennen und Eure einfuehlsamen Antworten zu lesen!

 

bis denn, LG

 

Armin 8)

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