Birgit Andrea Posted September 2, 2012 Share Posted September 2, 2012 Liebe Foris! Unter dem Thema " Gesundheit " in meiner Tageszeitung ( WAZ ) habe ich etwas gefunden, was für herzkranke und sicher auch klappenoperierte interessant sein könnte: " Wird das Leben von Menschen, die an einer Herzinsuffizienz leiden, durch die Einnahme von einem Weißdorn-Extrakt messbar verlängert? Um diese Frage ging es in der weltweit einzigartigen Studie mit einem Naturpräparat, die vor kurzem abgeschlossen wurde. Studienleiter Professor Dr. Christian J.F. Holubarsch, Bad Krozingen, stellte fest: Weißdorn-Extrakte können die Beschwerden, die bei einer Herzinsuffiziens auftreten, deutlich lindern, indem sie die Kraft des Herzmuskels erhöhen, vorhandenen Rhythmusstörungen des Herzens entgegenwirken und zu einer wünschenswerten Erweiterung der Gefäße führen. In der SPICE-Studie ( Survival and Prognosis:Investigation of Crataegus Extract WS 1442 in CHF ) wurden, aufgeteilt auf zwei Gruppen, 2681 Patienten mit Herzinsuffiziens, entweder mit dem Weißdorn-Extrakt oder mit einem Placebo zusätzlich zu ihrer Standardmedikation, jeweils über zwei Jahre behandelt. Das Risiko, einen tödlichen Herzinfarkt zu bekommen, reduzierte sich für Patienten in der Weißdorn-Gruppe nach sechs Monaten um 41% und nach 18 Monaten um 20% im Vergleich zu Patienten in der Placebo-Gruppe. Nach 24 Monaten haben sich beide Gruppen jedoch wieder angenähert. Nicht so bei Patienten mit einer geringeren Herzstörung: Bei diesen Patienten blieb das tödliche Risiko auch nach 24 Monaten statistisch deutlich verringert. Von diesen Patienten sind weniger an einen plötzlichen Herztod verstorben, als ohne Crataegus-Extrakt. Fazit: Die Einnahme von Weißdorn-Präparaten zusätzlich zur Standardmedikation kann zu deutlich besseren Ergebnissen führen. " Vielleicht nimmt ja jemand von euch schon dieses Naturpräperat, habe unter der Suchfunktion ein paar wenige Beiträge gefunden. Für die anderen könnte die herzstärkende Eigenschaft von Weißdorn interessant sein. Auch für die " rhythmusgestörten " unter uns. Lieben Gruß, Birgit. Quote Link to comment
Marion Hut Posted September 2, 2012 Share Posted September 2, 2012 Mir bekommt Weißdorn überhaupt nicht, bekomme davon Herzschmerzen, habe es früher in Baldriantabletten gehabt, seitdem achte ich darauf das Baldrian keinen Weißdorn hat. Baldrian nehme ich nur ab und zu mal, wenn ich überhaupt nicht schlafen kann und das kommt vielleicht einmal im Monat vor. Quote Link to comment
zocker Posted September 3, 2012 Share Posted September 3, 2012 Hallo Birgit, danke für den interessanten Hinweis. Gruß Markus Quote Link to comment
Herzchirurg Posted September 3, 2012 Share Posted September 3, 2012 (edited) Hallo Birgit, vielen Dank für Deine Informationen, allerdings denke ich sollte man hier mal ein wenig ins Detail gehen : Der Artikel aus der WAZ ist leider in vielen Dingen einfach sachlich falsch und weckt Hoffnungnen, die einer näheren Betrachtung einfach nicht standhalten. Die zuständige Redakteurin einfach einige schwerwiegende Fehlinterpretationen gemacht und leider daraus einen Artikel gemacht , der nicht das wiedergibt , was in der Studie steht. Das Ziel der Studie war es , bei schwer herzinsuffizienten Patienten den Zeitpunkt zu untersuchen , bis es bei den Patienten zu einem sog. " event " kommt , was hier vollkommen ungewöhnlicherweise als " Composite - event " definiert wurde , also das Auftreten von plötzlichem Herztod oder nicht tödlicher Herzinfarkt oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz . Dies an sich ist schon sehr ungewöhnlich , weil es nachher nur diffuse Urteile erlaubt. Man hat also als Erfolg definiert, wenn die Weißdornbehandlung das Auftreten eines dieser Ereignisse statistisch signifikant erniedrigt. Man weiß , dass bei so kranken Menschen die Warscheinlichkeit eines solchen Ereignisses in zwei Jahren ca 30 % ist. Weißdorn sollte also in diesem Falle die Warscheinlichkeit um 20 % senken , das heißt jetzt nicht auf 10 % zu drücken sondern auf 24 %. Das muß man erst mal wissen. Sollte also Weißdorn wirklich wirksam sein, reichte es in diesem Falle aus , dass nur noch bei 24 % aller Patienten nach 2 Jahren ein obiges Ereignis auftreten darf. Nun zu den Ergebnissen : In a rare long-term placebo-controlled study of a herbal remedy's effect on clinical end points, a commercial extract of Crataegus, also called hawthorn, failed to show any incremental benefit when given with standard drug therapy to patients with chronic systolic heart failure [1,2]. Das heißt nichts anderes , als dass der Endpunkt nicht erreicht wurde und die Hypothese , dass Weißdorn die Häufigkeit um 20 % senken kann , falsch ist. Weiter gehts : In a prospectively planned subgroup analysis, patients who received WS-1442 and had an LVEF from 25% to 35% showed a significantly reduced risk of sudden cardiac death from month 12 to month 24; no such signal emerged for patients with the poorest ventricular function. Das heißt hier nur , dass von den untersuchten Patienten nur die mit einer reduzierten Herzleistung zwischen 25% EF und 35 % EF zwischen Monat 12 und 24 eine statistisch geringere Rate von plötzlichem Herztod hatten, für alle anderen gilt dies nicht , für die anderen Ereignisse gilt dies nicht und für längere Zeiträume wurde es nicht untersucht. Wie man daraus die Schlagzeile " Weißdorn hilft wirklich " machen kann , bleibt wohl das Geheimnis der Redakteurin , vermutlich hat sie es aus der PR - Mappe des Herstellers abgeschrieben. Immerhin sagen die Autoren , dass die Gabe des Mittels sicher sei ( wenn sie schon nicht wirkt ) , d.h. dass sie mit der üblichen Medikamentenkombination zusammen gegeben werden kann. Laut Studie wurden nämlich fast alle Patienten ( 98,8 % ) medikamentös in üblicher Weise behandelt . Im Übrigen sind die Ergebnisse laut Autoren bei Patienten mit Arteriosklerose als Ursache der Herzinsuffizienz viel besser als bei Klappenpatienten : The protection was significantly stronger among the 70% of patients with ischemic disease, Holubarsch said, adding that the drug, therefore, is protective probably by being anti-ischemic. Die Studie ist sicher seriös gemacht , aber sie hat nun einmal gezeigt , dass Weißdorn in dieser Konstellation nicht wirkt, was dann die Medien daraus machen , muß man generell mit großer Vorsicht genießen. Man hat in diesem Falle einfach ein sehr kleines Detail der Ergebnisse herausgesucht und medienwirksam aufgeblasen. Solche Artikel , die viel versprechen und am Ende nur heiße Luft sind , gibt es leider wie Sand am Meer , die Gefahr ist nicht nur , dass den Betroffenen hier Hoffnungen gemacht werden , die nachher enttäuscht werden , sondern dass möglicherweise dadurch wichtige und lebensrettende Behandlungen unterbleiben. Viele Grüße und alles Gute Bernd Edited September 3, 2012 by Herzchirurg Quote Link to comment
Birgit Andrea Posted September 3, 2012 Author Share Posted September 3, 2012 Hi Bernd! Okay, so wie du das schreibst, hört sich die Sachlage ja ganz anders an! Du hast dich mit dieser Studie eingehend auseinandergesetzt ( danke für die Links! ). Hätte ich vielleicht auch machen sollen, bevor ich das gepostet habe... Aber ich hab´s gelesen und dachte, es könnte fürs Forum interessant sein. Zumal die WAZ eigentlich eine seriöse Tageszeitung ist,( aus der BILD hätte ich sowas nicht übernommen... ) Wohl ein Beispiel dafür, das man halt doch nicht alles glauben soll, was in der Zeitung steht! Eigentlich traurig, das so ein Artikel entstanden ist, der nicht das wiedergibt, was in der offiziellen Studie steht oder Dinge falsch beleuchtet und medienwirksam " präsentiert ". Du hast Recht, so könnten falsche Hoffnungen geweckt werden, bei herzkranken Menschen. Das ist nicht gut. So etwas möchte ich hier, in diesem Forum, am allerwenigsten! Danke, für deine Richtigstellung! Lieben Gruß, Birgit. Quote Link to comment
marathon2 Posted September 3, 2012 Share Posted September 3, 2012 Hallo, dieses Beispiel zeigt wieder einmal, wie kritisch man Zeitungsberichte hinterfragen sollte. Wer das Mediengeschäft kennt, der weiß, wie oft Informationen unvollständig, fehlinterpretiert oder gar bewußt verfälscht wiedergegeben werden. Ähnliches gilt auch für Studien an sich. Es muss immer geprüft werden, wer der Auftraggeber war, wie umfangreich die Untersuchung war, wie lange sie gedauert hat und wie seriös die Durchführung war. Für uns Laien ist es daher fast unmöglich, den Wahrheitsgehalt solcher Studien zu prüfen. Was Nahrungsergänzungsmittel angeht, verfahre ich nach dem Prinzip des Selbstversuchs. Ich nehme Mittel, von denen ich mir eine bestimmte Wirkung verspreche und prüfe für mich, ob diese Wirkung auf Dauer auch eintritt. Natürlich informiere ich mich zuvor so ausführlich wie möglich und beachte auch Erfahrungsberichte anderer. Studienergebnisse akzeptiere ich nur, wenn mehrere Studien mit dem gleichen Ergebnis vorliegen und die Durchführung dieser Studien transparent und seriös dokumentiert ist. Grüße Dietmar Quote Link to comment
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