Und wieder ein Neuer

[Olli]

Servus zusammen,

 

mein Name ist Oliver bzw halt Olli und bin 43 Jahre alt.

In dieses Forum wurde ich von Zocker / Markus eingeladen. Ich passe zwar nicht ganz genau zu Euch, da ich ein Herzinfarkt und 4fach-Bypass-Opfer bin, jedoch meinte Markus, ich sollte mich trotzdem hier mal anmelden, da doch ein paar Sachen ähnlich sind - vor allem die Ängste, denen wir ausgesetzt sind.

Um etwas Zeit zu sparen, kopiere ich Euch einfach einen Teil meiner Geschichte hier rein - (Markus kennt sie ja schon ;-) )

 

01.04.2003

- mein erster Herzinfarkt -

Es fing mit etwas Schmerzen irgendwo im Bereich der Bronchien an, darauf folgte ein etwas "unrunder Puls". Nachdem die Schmerzen etwas stärker wurden und ich mich schlapp fühlte, beschloß ich mich hinzulegen. Nach etwa 5 min wurden die Schmerzen in der Brust noch stärker, der Hals fühlte sich etwas zugeschnürt an und kalter Schweiß war auf der Stirn. Als ich dann einen stechenden Schmerz über die linke Schulter, zum Ellenbogen bis in den kleinen Finger der linken Hand verspürte, wußte bzw ahnte ich, was die Stunde geschlagen hat und meine Frau rief den Krankenwagen an - die nächste Erinnerung, die ich an diesen Tag noch habe ist, als ich auf der kardiologischen Intensivstation wieder wachgeworden bin.

Mein erster Herzinfarkt mit 35 Jahren - und zwar so heftig, das ich wohl im Krankenwagen reanimiert werden mußte. Mir wurden an diesem Tag 3 Stents gesetzt.

Doch leider war ich so dumm, überheblich, arrogant und egoistisch, das ich an meinem Lebenswandel nichts geändert habe! Also weiter meine Schachtel am Tag geraucht, keinerlei Sport getrieben usw. auch auf eine Reha hab ich müde lächelnd verzichtet!

 

Der Grund für meine koronare Herzerkrankung ist ein genetischer Fehler - ich kann schlechtes (LDL) Cholesterin nicht in gutes (HDL) Cholesterin umwandeln, dazu kommt noch die Tatsache, das ich selten ein Durstgefühl entwickel und eben die Bigbox meiner Lieblingsmarke pro Tag.

 

19.02.2008

- mein zweiter Herzinfarkt -

Nicht so dramatisch, wie der erste HI, aber immerhin wurde ein Stent erneuert.

Und wieder das gleiche Verhalten meinerseits - ich änderte nichts!

 

15.09.2008

- mein dritter Herzinfarkt -

Diesmal wieder etwas heftiger, sodass ein neuer Stent gesetzt wurde und ein "alter" Stent erneuert wurde.

Und wieder das gleiche Verhalten meinerseits - ich änderte nichts!

 

09.12.2010

- mein vierter Herzinfarkt -

Beim Schneeschieben bemerkte ich ein Druckgefühl auf der Brust und etwas Schmerzen in der Brust. Auch fehlte mir die gewohnte Kraft, sodass ich nach 10 Meter aufgeben mußte. Meine Frau brachte mich daher zu unserem Hausarzt, der zwar auf dem EKG keine Auffälligkeit feststellen konnte, mich aber trotzdem per Krankenwagen sofort ins Krankenhaus bringen ließ. Dort wurde auch nichts weiter festgestellt, aber ich mußte sechs Stunden warten, bis die Ergebnisse eines Bluttests da sind, der Aufschluß über einen möglichen Herzinfarkt gibt - und der Wert war minimal (3,5) erhöht! Meine Frau überredete mich, doch zur Beobachtung eine Nacht im Krankenhaus zu bleiben. Nachdem die Schmerzen in der Brust über Nacht nicht schwächer, sondern eher stärker wurden, fragte ich den Stationsarzt am nächsten Morgen, ob man nicht doch eine Herzkatheteruntersuchung machen könne, da ich einen verstopften Stent oder eine neu Verengung befürchtete. Das wollte er mir auch vorschlagen, sodass ich dann am frühen Nachmittag in den OP geschoben wurde. Nach ca 5 min Katheteruntersuchung wurde mir mitgeteilt, das mir hier nicht mehr zu helfen sei und ich schnellstens in die Herz-Spezialklinik müße. Mehr weiß ich nicht mehr - außer noch das ich in einen Hubschrauber gebracht wurde, und das eine hübsche Schwester mir mitteilte, das sie die OP-Schwester sei und ich keine Angst haben muss. Den Rest - keinerlei Erinnerung? Nach 8 Stunden Not-Operation und 6 Stunden künstlichem Koma wurde ich wieder wach - und hatte eine komplette HerzOp mit 4 Bypässen hinter mir!

Was war passiert? Man erklärte mir nach der OP, dass die Hauptstammstenose (Versorgungsader der Herzkranzgefäße) zu 85% dicht gewesen wäre. Wäre sie ganz dicht gegangen, dann hätte ich noch nichtmal einen Infarkt gehabt, sondern wäre an einem plötzlichen Herztod verstorben.

 

Und jetzt wurde ich endlich richtig wach:

- meine letzte Zigarette hatte ich somit am 09.12. geraucht (ich vermisse es auch nicht), ich achte streng auf die Einnahme meiner Medikamente, ich habe die Reha gemacht (und kann es jedem nur ans Herz legen - macht nach einem Herzinfarkt definitiv die Anschlußheilbehandlung), ich habe mir direkt nach der Reha einen Kardiotauglichen Heimtrainer besorgt und fing mit dem Training - erst wenig, dann immer mehr Watt gestrampelt, das Wetter wurde besser und ich machte NordicWalking und entdeckte in der Garage mein altes verstaubtes MountainBike

- doch dann..

 

24.02.2011

- mein fünfter Herzinfarkt -

Der allerdings wieder etwas leichter war, jedoch auf dem EKG im Krankenhaus ersichtlich war - bei der anschließenden Katheteruntersuchung konnte jedoch nichts gefunden werden, sodass davon ausgegangen wurde, das es sich um eine Verengung direkt am Ende der Kranzgefäße handelte, die nicht mehr festzustellen sei. Allerdings könne das nach einer BypassOP immer mal passieren, jedoch brauche ich mir keine Sorgen zu machen, denn trotz meiner gesamten Vorgeschichte ist mein Herzmuskel zu 97% voll intakt!

 

Ich hoffe ja doch, das ich trotz einer etwas anderen Krankheitsgeschichte hier bleiben darf.

 

Liebe Grüße

Olli

[zocker]

Hallo Olli,

 

schön das Du hergefunden hast.

Klar kannst Du hier bei uns bleiben.

Rausgeschmissen haben wir noch keinen ..... Kommen ja eh wieder alle zurück.

 

Ich denke es gibt hier sicherlich auch User mit Infarkten.

Bewusst kann ich mich jetzt nicht daran erinnern wird es aber sicherlich geben.

 

Und die OP war bei uns ja sowieso fast identisch. Zumindest vom Brustkorb her.

Die Ängste vor/nach OP und die ganzen Wehwechen danach sind auch gleich.

 

Also herzlich willkommen in unserer kleinen aber feinen Gemeinde.

 

Gruss

Markus

[Sunny]

Hallo Olli,

 

willkommen im Forum.

 

Brustbeinschnitt ist Brustbeinschnitt, da sitzen wir alle im selben Boot.

 

VlG

Sunny

[Marion1]

Hallo Olli,

 

es ist immer wieder erstaunlich, was Menschen alles aushalten können, 5 Herzinfarkte ist wirklich heftig.

 

Ich hatte zwar keinen Infarkt, aber ich habe bei der Klappen OP direkt auch 3 Bypässe bekommen, Ursache ist - sehr wahrscheinlich - eine Strahlenbehandlung vor 20 Jahren.

11/2009 wurde dann ebenfalls eine Hauptstammstenose festgestellt, 2 der 3 Bypässe waren auch wieder verschlossen. Die Stenose wurde allerdings dann mit einem Stent geweitet. Hier scheiden sich ja die Geister, ob bei der Hauptstammstenose Stent oder Bypass die richtige Methode sind.

Bei mir wurde halt der Stent eingesetzt, da mein bestrahlter Oberkörper nicht so schnell schon wieder aufgesägt werden sollte.

Mir geht es zur Zeit ganz gut. Leider geht nicht immer alles das, was ich möchte. Aber ich lerne, mich damit zu arrangieren.

 

Ich hoffe, dass Dir ein 6. Infarkt erspart bleibt.

 

Liebe Grüße

Marion

[zweites leben]

Hallo Olli,

 

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.

 

Hier bist du schon ganz richtig, obwohl 5 Herzinfarkte ist schon rekordverdächtig.

 

Gruß

Andreas

[Olli]

 

Hier bist du schon ganz richtig, obwohl 5 Herzinfarkte ist schon rekordverdächtig.

 

 

Ja - leider, und das komische daran - Du bist nicht der erste, der das sagt Woran das nur liegen mag .....

 

Marion - was hast Du denn für Bypässe bekommen - Venöse oder Arterielle? Und definitiv ja - man muss lernen sich damit zu arrangieren, aber nur bitte für den Moment und nicht dauerhaft

 

Sunny - danke - immer wenn ich dieses Wort (Brustbeinschnitt) lese/höre, denke ich ich unweigerlich an Grillhühnchen .... sry

 

Markus - vielen Dank für den Tip

bearbeitet 1. Juli 2011 von Olli

[Sunny]

Sunny - danke - immer wenn ich dieses Wort (Brustbeinschnitt) lese/höre, denke ich ich unweigerlich an Grillhühnchen .... sry

 

Hallo Olli,

 

Grillhühnchen?? Bei mir wurde bei der Brustkorberöffnung keine Geflügelschere sondern eine Säge benutzt.

 

VlG

Sunny

[Olli]

Hallo Olli,

 

Grillhühnchen?? Bei mir wurde bei der Brustkorberöffnung keine Geflügelschere sondern eine Säge benutzt.

 

VlG

Sunny

 

jaaah - schon, aber irgendwie ..., ich weiß nicht - ist halt meine Art damit umzugehen

 

Eigentlich bin ich im nachhinein sehr froh, das ich als Notfall in diese OP reingepurzelt bin, da es mir unheimlich viel Gedanken erspart hat.

[Thomas W.]

Hallo Olli,

 

herzlich willkommen im Forum - sicherlich gibt es immer wieder "Schnittmengen" an Informationen die für die Klappler oder HI Patienten interessant sind. Ich habe mich gleich an meine eigene Geschichte erinnert - so wie Du Deinen Lebensstil schilderst kann ich es für mich (bis auf das Rauchen) nachvollziehen.

 

Ich hätte mich - gerade weil es mir so gut geht seit der OP - durch mein fülligen Lebenstil auch bald selbst aus dem Rennen geschossen. Da wäre dann nicht die Klappe Schuld gewesen. Habe auch erst - durch klappenunabhängige Warnschüsse - erkannt das ich mich ändern muß - und entgegen aller Bedenken - es geht und ich lebe jetzt viel bewußter.

 

Also auf guten Auistausch und Unterhaltung im Forum - man liest sich.

 

MfG

Thomas W.

[Marion1]

Hallo Olli,

 

nun, das Material für die Bypässe wurde aus dem linken Bein genommen. Man hat einen Schnitt vom inneren Knöchel am Fuß bis Kniehöhe gemacht.

Aber da ja schon kurz später 2 Bypässe wieder zu waren, war das Material wohl nicht so gut oder der Operateur war irgendwie nicht richtig bei der Sache. Aber wenn man dem glaubt, was die anderen Ärzte bzw. Schwestern auf der Station so gesagt haben, hatte ich eigentlich einen der besten Operateure, die man dort zu bieten hat. Aber es ist müßig, jetzt darüber nachzudenken "warum und weshalb". War halt so!

 

Aber trotz aller Tiefschläge scheinst Du ja trotzdem noch eine Portion Humor bewahrt zu haben, denn den Vergleich mit einem Grillhähnchen finde ich schon witzig.

 

Schönes Wochenende und liebe Grüße

Marion

[Olli]

@ Thomas W - ja, das mit dem "bewußter" leben stelle ich auch Tag für Tag fest - es ist schon erstaunlich, wie viel Freude einem Kleinigkeiten doch machen können

 

@ Marion - also hast Du Venöse Bypässe bekommen - ok - über die Behandlung scheiden sich tatsächlich die geister, aber bei mir entschied man sich direkt für die Bypässe, wohl auch, weil ich noch "jung" sei - aber was ist aus den verstopften Byypässen bei Dir geworden?

Die Problematik, so wurde es mir erklärt, liegt wohl an dem "Material" - von daher hat man bei mir zwei stabilere arterielle Bypässe gelegt (dafür bin ich meiner Hauptschlagader im linken Arm beraubt worden - was aber egal ist - man hat ja zwei im Arm ) Zusätzlich sind dann noch zwei etwas schwächere Bypässe aus der Unterschenkelvene gebastelt worden. Da Arterien mehr Druck aushalten(müssen) als Venen, sind sie etwas stabiler. In der Reha war ich allerdings auch nur einer von drei Patienten, denen zu der Zeit am Unterarm rumgeschnippelt worden ist - und alle waren <45 Jahren - warum und weshalb kann ich nicht erklären!

Und ja - ich habe meinen eigenen Humor entwickelt, um damit klar zu kommen, denn irgendwie ist damals meine Welt schon ganz schön zusammengestürzt!

[farfalla52]

Guten Morgen Olli

 

Auch von meiner Seite nachträglich ein Willkommensgruss zu dir.

 

Und ja - ich habe meinen eigenen Humor entwickelt, um damit klar zu kommen,

 

Humor ist als Bewältigungsstrategie nicht zu unterschätzen. ;- }

 

Alles Gute dir

ursela

bearbeitet 14. Juli 2011 von farfalla52