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Doku über Ängste und Traumata


Fabian

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Hey -

heute kam auf Arte eine Doku über Ängste, ihre Behandlung und neuronale Mechanismen, die dabei eine Rolle spielen.

Ein Ansatz verfolgt unter Anderem die Spur, Beta-Blocker zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen einzusetzen, was ich ganz interessant fand, weil meine Belastungssymptome ja mit der Absetzung des Beta-Blockers anfingen.

Das Design, mit dem der Erfolg des Beta-Blockers bei der Behandlung getestet wird, ist allerdings konfundiert, weil gleichzeitig ein Expositionsverfahren eingesetzt wird, das seinerseits auch nachgewiesenermaßen effektiv ist, wobei die dortigen Zahlen von anderen Studien auch relativiert würden. Immerhin - die Untersuchungen werden vom US-Militär mit 6 Millionen Dollar gesponsert, weil man die Soldaten gerne ohne Nebenwirkungen in den Krieg schicken und dafür ein Medikament haben möchte. Das ist in diesem Fall in der Tat der Beta-Blocker, weil dessen adrenalinsuppressive Wirkung nicht nur Blutdruck und Puls betrifft, sondern auch die Adrenalinrezeptoren im Gehirn blockiert werden und auf diese Weise auch die angstbedingte Gedächtniskonsolidierung erschwert wird, was im Falle von Soldaten natürlich erwünscht ist (sie speichern die traumatischen Erfahrungen nicht mehr so gut ab und erleiden dadurch später keine Belastungsstörung).

Lange Rede, kurzer Sinn: Über den Nutzen dieser Forschung kann man trifftig streiten, die Informationen der Doku sind allemal interessant auch für Uns.

 

http://videos.arte.tv/de/videos/das_ende_der_angst_-3923782.html

 

LG

 

Fabian

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Hallo Fabian,

 

danke für die Einstellung dieses Themas, dass mich sehr interessiert. Ich habe die Betablocker ca. 6 Monate nach der OP ausgeschlichen. Ich hatte keine Probleme wie Herzrhythmusstörungen usw. Ich habe hier schon öfter geschrieben, dass ich ein gutes OP-Ergebnis habe und wieder ganz gesund bin.

 

Aber - ich habe zur Zeit eine schwere psychische Belastung. Und ich habe Angst, dass sie mir mit der Zeit auch physisch schadet. Jetzt überlege ich manchmal, ob ich mich nicht "abschirmen" soll und wieder Beta-Blocker nehmen soll. Aber eigentlich ist es schade, denn eigentlich hätte ich sie ja gar nicht mehr gebraucht. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.

 

Viele lb. Grüße - Renate

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Hallo Renate,

 

also vor dem Schlucken von Medikamenten fürde ich eher mal eine Therapie versuchen. Oder Entspannungstechniken. Oder eben auch versuchen sich mit Sport abzulenken und auszupauern.

Hängt aber alles auch etwas davon ab wie dein Problem gelagert ist.

 

Gruß

 

Armin

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Hallo Fabian,

 

vielen Dank für den Link.

Als ebenfalls PTBS-Betrofffene fand ich den Bericht sehr spannend. Zum Glück kam nichts zum Thema Herz-OP.

Das wäre dann sicherlich bisschen kritisch geworden, aber diese Art der Traumatisierung ist ja eh nicht so

weit verbreitetet in den Köpfen und wird deshalb bei Filmen zu diesem Thema nicht behandelt.

Mit EMDR habe ich selber schon in zwei Sitzungen Erfahrung gemacht und fand es auch hilfreich für mich.

Leider kam ich wegen Zeitknappheit damals nur in den "Genuss" von zwei Sitzungen :( .

Ich bin aber davon überzeugt, dass ich durch das EMDR für meine Verhältnisse relativ ruhig war in den letzten Tagen vor der zweiten OP.

Auch am Tag der zweiten OP war ich relativ entspannt...ok, Tränen flossen trotzdem einige, aber es war bei weitem nicht so extrem,

wie vor der ersten OP.

Nach der zweiten OP kam aber wieder viel hoch, bzw. die zweiten Erfahrungen und die EMDR-Wirkung ließ leider wieder nach.

Naja, ok wir hatten damit ja auch nur die Erinnerungen der ersten OP und nicht die der zweiten OP bearbeitet.

Sorry, dass es bisschen länger geworden ist.

 

Schönen Sonntag noch!

hanny

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Hallo Fabian

 

Habe mir soeben das Video angeguckt. Der Gedanke- mit einer Pille die Erinnerungen zu löschen ist irgendwie gruselig....

Ich bin sehr dankbar, dass ich meine PTBS zu einer Zeit aufarbeiten konnte, wo Therapiesitzungen und Klinikaufenthalt noch nicht zeitlich begrenzt waren.

Die Erfahrung, dass es Menschen! waren, die mir geholfen haben mit meiner Vergangenheit zu leben war unglaublich heilsam.

Ich verdanke diesen Menschen mein Leben.

 

Diese Doku macht mich sehr nachdenklich.

 

Sei ganz <3'lich gegrüsst

ursela

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Diese Doku macht mich sehr nachdenklich.

 

 

Hey Ursela -

ich habe die Doku ebenfalls mit sehr gemischten Gefühlen angeschaut...

Die traumabezogenen Informationen, die Erklärungen..., die Schwere, mit der selbst recht kurze Ereignisse jahrelange Belastungen nach sich ziehen können..., daß Unser einfacher, kleiner Betablocker, den viele von Uns nehmen, so einen großen Einfluss auf das Belastungsniveau hat, etc. fand ich allemal erhellend, bzw. (als Psychologe kannte ich vieles natürlich auch schon) fand die Doku für das Forum hier informativ.

Die Haltung einer technisch-pharmazeutisch machbaren Erinnerungssteuerung hat mir auch eher Unbehagen bereitet, nicht unbedingt, weil man überhaupt Erinnerungen beeinflussen möchte - das tut jede Psychotherapie und der normale Alltag auch - , sondern weil die modernen Verhaltens- und Pharmakopsychotherapien aus Kostengründen die zwischenmenschliche Erfahrung so weit wie möglich reduzieren wollen und Therapien auf rein technische Aspekte beschränken. In meiner Fakultät werden sogar Diplomarbeiten darüber verfasst, ob man sozial phobische Kinder nicht durch Roboter genauso gut behandeln kann und entsprechende Versuche unternommen! Es ist üblich, Traumapatienten durch Kassettenrekorder zu behandeln (in der Verhaltenstherapie), auf denen sie sich dann immerwieder ihre eigene Erzählung ihrer Vergewaltigung anhören sollen, um dagegen unempfindlich zu werden. Daß diese Erzählung sich vielleicht im Laufe einer Therapie auf bedeutsame und beziehungsrelevante Weise nach und nach wandeln würde, spielt da keine Rolle, weil man das Trauma nur als Reizüberforderung, gegen die man durch ausdauernde Exposition (die mit Kassettenrekorder dann kostengünstiger ist) auch wieder unempfindlich wird, versteht. Das ist nicht die einzige Forschungsrichtung, aber eine unerträgliche, wie ich finde.

Glücklicherweise kann man in Therapiestudien schon jetzt ganz gut zeigen, daß die sog. Therapiebeziehung einen wesentlichen Aspekt des therapeutischen Erfolgs und seiner Nachhaltigkeit ausmacht (je schwerer die Störung, umso mehr, allerdings auch umso spezifischer die Anforderung an die Beziehungsgestaltung durch den Therapeuten - einfach nett und freundlich zuhören bringt dann nicht mehr viel), so daß man - ebenfalls (leider nur) aus Kostengründen - möglicherweise diesen Trend nicht ad infinitum fortschreiben wird.

Diese Forschung wird nicht ganz zufällig vom Militär unterstützt - denn posttraumatische Belastungsstörungen stellen in der Armee und natürlich vor Allem für Zeit nach dem Kriegseinsatz ein erhebliches Problem dar. Man erinnere sich nur mal an den Fall des jungen Vaters, der in Irak stationiert gewesen war und in die Schlagzeilen kam, weil er seiner kleinen Tochter, als die Schwierigkeiten mit dem Alphabet hatte, durch simuliertes Ertrinken "auf die Sprünge helfen" wollte. Traumatisierungen schädigen vor Allem auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, und deshalb sollte man ihnen meiner Ansicht nach auch 1) zwischenmenschliche Erfahrungen entgegensetzen und 2) wesentlich mehr auf das Zwischenmenschliche im Alltag achten, was der Kosteneffizienz schlicht und einfach Grenzen setzt und setzen muss, wenn Wir nicht zu einer Hochleistungsrobotergesellschaft verkommen wollen.

So spricht die eine Seele in mir.

Eine andere denkt natürlich auch daran, daß manche Einsätze kaum vermeidlich sind (z.B. im Notdienst), bei denen Menschen nach und nach traumatisiert werden können, und daß man diesen Menschen helfen muss, ihre Belastung geringer zu halten - vielleicht auch medikamentös, auch wenn ich intuitiv nicht begeistert davon bin.

Daß das Militär diese Neuerungen natürlich wieder als erste nutzen möchte, ist kaum verwunderlich - die meisten technischen Neuerungen entstammen militärischen Forschungen und Zwecken...

Das Militär - und sogar schon einfache Stammesvölker - arbeiten ja bereits mit systematischen (Quasi-)Traumatisierungen, um ihre Leute hinreichend aggressiv und empathilos zu kriegen. Es ist Grundlage der meisten Kriegerausbildungen, daß systematisch Schmerzen zugefügt und gedemütigt wird - diese Aggression kann dann gezielt gegen den Feind gerichtet werden und senkt die Tötungshemmung. Diese "Fähigkeiten" sind im Krieg nützlich und werden dann zu Hause in den Familien äußerst gefährlich (in vielen Stämmen leben Krieger deshalb auch getrennt von den Familien, was vielleicht ein ganz kluger Zug ist).

Es hat lange genug gedauert, zu verstehen, daß Krieg überhaupt traumatisiert und nicht unbedingt Begeisterungsstürme verdient, daß die Menschen zu den Unmenschen werden, die man von ihnen im Krieg zu sein verlangt.

Das sollte eher ALLE Bemühungen gegen Kriege lenken, statt die Möglichkeiten, Soldaten medikamentös abstumpfen zu lassen, auszuloten.

Dann wiederrum ist das recht leicht gesagt, wenn man in einem militärisch und ökonomisch so gut gesicherten Land lebt.

Lebte ich in Lybien, würde ich mir vielleicht auch Soldaten wünschen, die sich für mich traumatisieren lassen, damit ich bessere Zukunftsaussichten hätte, und wenn sie das durch Medikamente besser könnten - wer weiß, ob ich dagegen wäre...

 

In der Tat - die Doku kann nachdenklich machen, (das merke ich an meiner Vielschreiberei, :) ).

 

LG

 

Fabian

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Hallo fabian

 

 

 

Daran habe ich beim zuhören der Doku auch ganz spontan gedacht. Ob es aber gut wäre, den seelischen u. ev. sogar körperlichen Hilferuf dieser Menschen bei längerer Belastung zu unterdrücken- das sei dahingestellt....Dabei geht mir spontan durch den Kopf, was denn passieren würde, wenn bei diesen Menschen nach 20 Jahren die Wirkung des Medis nicht mehr anhielte....oder die gemachten Erfahrungen doch noch irgendwo "zwischengelagert" wurden. Wenn die Erinnerungen sich zurückentwickeln würden...an ihren Ursprung. Das Hirn ist ja immer gut für Überraschungen...

 

Bei Menschen- die durch Menschen traumatisiert wurden, halte ich die Bearbeitung des Traumas durch einen Therapeuten als die wirkungsvollste und heilsamste Methode. Heilen tut mMn. nicht eigentlich die Methode- sondern die Beziehung Patient/Therapeut. Meine Beobachtung ist die- dass ich noch keine "Hau-ruck-Methode" erlebt habe, die nachhaltigen Erfolg hatte.

 

Es lebe Freud...;-)

 

Einen schönen Tag wünsch ich dir..

ursela

bearbeitet von farfalla52
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Bei Menschen- die durch Menschen traumatisiert wurden, halte ich die Bearbeitung des Traumas durch einen Therapeuten als die wirkungsvollste und heilsamste Methode. Heilen tut mMn. nicht eigentlich die Methode- sondern die Beziehung Patient/Therapeut. Meine Beobachtung ist die- dass ich noch keine "Hau-ruck-Methode" erlebt habe, die nachhaltigen Erfolg hatte.

 

Es lebe Freud...;-)

 

:D Dem schließe ich mich an - er war in der Moderne der erste, der das, was die Leute sagten, wieder vollkommen ernst nehmen wollte und eine Methode erfand, auch das, was sie nicht sagten, dabei ernst zu nehmen...

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