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Leistungssport / Akrobatik


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Hallo zusammen

 

Ich bin neu hier im Forum und würde mich über Antworten freuen, die wohl schwierig zu beantworten sind...

Von Beruf bin ich Akrobat und wurde letztes Jahr mit einer Krebsdiagnose im letzten Stadium konfrontiert. "Zum Glück" war es Morbus Hodgkin, eine Krebsart, die gut auf Chemos anspricht. Nachdem ich ein halbes Jahr Chemos hinter mir und den Krebs erfolgreich bekämpft hatte, bekam ich bei den Enduntersuchungen die nächste Hiobsbotschaft: Und zwar ist meine Aorta beim Herz stark vergössert und muss so schnell als möglich ersetzt werden (inklusive Herzklappe). Da sich der Körper aber noch von den Chemos erholen muss, wird die Operation erst Mitte Oktober sein.

Da ich selbständig bin, keine Taggeldversicherung habe (und natürlich auch kein Arbeitslosengeld bekomme), möchte ich so schnell als möglich wieder in meinen Beruf einsteigen. Wie stehen da die Chancen, wieder Leistungssport betreiben zu können? Und darf der Brustkorb überhaupt noch gedehnt werden und falls ja, ab welcher Zeit nach der OP?

Danke für Eure antworten!

 

Liebe Grüsse

 

Lorenz

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Hallo Lorenz,

 

aus meinen eigenen, recht aktuellen Erfahren kann ich Dir hierzu etwas schreiben. Ob es Dir hilft oder ob es für Dich übertragbar ist liegt in Deinem Ermessen.

 

Vor 5 Jahren (im Alter von 33) wurde eine hochgradige Aortenklappeninsuffizienz festgestellt. Ich musste mit dem Leistungssport (damals Langstreckenlauf mit ca. 15-20h Training/Woche) aufhören.

Bei mir wurde am 19.05.2009 eine OP an der Aortenklappe und -Wurzel vorgenommen. Die OP habe ich hervorragend weggesteckt.

Nach der OP ist man bereits froh wenn nach 2 bis 3 Tagen auch das Treppensteigen wieder geht ;-)

Da bei der OP das Brustbein durchtrennt wurde (ist Standard bei Aorten-OPs) ist der gesamte Brustkorb in Mitleidenschaft gezogen. Belastungen des selbigen sind erst nach 6 Monaten wieder vernünftig. Selbst Laufen/Radfahren muss mindestens 3-4 Monaten ausgesetzt werden.

Auch ohne Unvernünftig gewesen zu sein plage ich mich jetzt zusätzlich mit ein oder zwei gebrochenen Rippen herum.

 

In der Reha hatte ich zusätzliche starke Rhythmusstörungen (tritt bei 30% der Operierten auf), so dass ich jetzt u.a hochdosiert Beta-Blocker schlucken muss. Das hat zur Folge, dass meine Herzfrequenz nicht über 100 kommen kann. Das hindert mich ebenfalls wieder schnell auf die Beine zu kommen.

 

Zusammenfassend kann ich für mich sagen, dass die OP hervorragend geklappt hat, nur "normale" und vernachlässigbare Komplikationen auftraten und ich in 2 Wochen, insgesamt rund 9 Wochen post-OP meinem Schreibtisch-Beruf wieder nachgehen kann. Für meine eigenen Ansprüche in Richtung Sport musste ich akzeptieren, dass mein Körper deutlich mehr Zeit brauchen wird bis ich ihn wieder belasten sollte.

Wie viel Sport ich ab Herbst dann wieder machen werde, muss ich für mich selbst noch entscheiden. Natürlich sind operierte Klappen nie so gut wie gesunde Klappen und die Lebensdauer hängt immer auch mit der Nutzung selbiger zusammen.

 

Jeder Einzelne muss für sich entscheiden wie er mit seinem Körper umgeht und jeder reagiert u.U. völlig anders, auch auf die OP. Daher empfehle ich Dir die Erfahrungen Anderer nie direkt auf Dich zu übertragen.

 

Gruß

Michael

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Hallo Lorenz,

das ist wirklich schwierig zu beantworten. Ich kann Dir nur meine persönlichen Erfahrungen schildern.

Ich war Marathonläufer und absolvierte auch Triathlon und Duathlonwettbewerbe (nicht im Profibereich).

Ich bin bereits in der Rehau direkt nach der OP wieder angefangen ganz langsam zu laufen, wie es eben die Herzfrequenz zuließ .

Die Ärzte habe mir einen Trainingsplan erstellt, der einen ganz langsamen Aufbau des Trainingsumfangs und der Belastung

steuerte. So ca. nach 4-5 Monaten, als die Herzfrequenz sich wieder normalisiert hatte, bin ich dann wieder angefangen

ca 10 Km zu laufen. Nach 7-8 Monaten dann auch wieder längere Strecken bis 20 und 25 Km.

Wichtig ist natürlich, die obere Belastungsgrenze zu erkennen, bzw. durch eine Sportärztliche Untersuchtung

festzustellen.

Das Hauptproblem bei Dir dürfte die Belastung des Oberkörpers sein, denn die Wunden im Brustbein muss erst heilen, das

geht natürlich nicht in ein paar Wochen, sondern erfordert viel Geduld. Ich achte noch heute darauf, dass ich schwere Lasten nur beidhändig trage, um die Einwirkungen auf das Brustbein möglichst gering zu halten. Einen genauen Zeitraum für die Schonung kann man nicht bestimmen,

denn jeder Körper wird anders damit fertig. Du mußt halt durch Ausprobieren rausbekommen, wann Du wie weit im Brustbereich

belastbar bist.

Ich wünsche Dir jedenfalls, dass alles gut verläuft bei Dir und Du Deinen Beruf wieder ausüben kannst. Es gibt ja sicherlich die Mögichkeit, Dein

Programm auf die Situation einzustellen.

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Wenn die Operation gut verläuft, was ja nun wirklich anzunehmen ist, bist du recht bald wieder "fit", d.h. fit für den Alltag. Sportlich kannst du dich dann langsam steigern, aber nicht mit Akrobatik! Das Brustbein muss vollständig zusammengewachsen sein, bevor man den Brustkorb wieder belasten darf. Ein zu frühes Training könnte sehr schädlich sein. Was "zu früh" heisst, weiss ich allerdings nicht, ich schätze dass du mindestens ein halbes Jahr warten müsstest.

 

Bei Ausdauerleistungen, angefangen mit Spaziergängen, dann Wandern, später Bergwandern oder Joggen, merkt man viel eher, ob man sich noch im "grünen Bereich" befindet, falls man auf seinen Körper hört (bzw. sich gewohnt ist, auf ihn zu hören). Man kann auch mit einem Pulsmesser unterwegs sein, damit man es nicht übertreibt. Aber beim Brustbein würdest du wohl erst dann etwas merken, wenn es schon zu spät ist. Das wäre dann dumm gelaufen.

 

Für deine Berufsausübung ist das natürlich ungünstig, und leider weiss ich dir keinen Rat. Ausser: versuch es vielleicht mit einer anderen Art der Unterhaltung für die Zuschauer wie Zaubern oder Clown. Aber das ist viel leichter gesagt als getan, das ist mir klar. Wer ein guter Klempner ist wird nicht in einem halben Jahr zu einem guten Schreiner.

 

Ich war nach meiner Herzklappenoperation, auf die konventionelle Weise mit geöffnetem Brustkorb durchgeführt, bereits nach fünf Wochen wieder auf einem ganz einfachen Berg, immerhin mit 500 m Höhendifferenz, wobei ich schön kontrolliert auf- und abgestiegen bin.

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Hallo Lorenz,

 

wie meine Vorredner schon bemerkten - schwierig zu sagen, zumal jeder Mensch ja bekanntlich anders ist. Ich hatte meine OP schon Ende 2006, aber im Anschluss einiges an Komplikationen und wurde insgesamt 4 x operiert (davon 2 Mal mit komplett geöffnetem Brustbein). Letzte OP (war aber nur noch das Entfernen der Drähte) im Dezember 2008. Ich hatte über die zwei Jahre kompletten Trainingsstop (vorher gutes Triathlon-Training) und habe Mitte Januar 09 wieder mit sehr leichtem Training begonnen, an das "richtige" Training habe ich mich erst Mitte März getraut. Ich bin aber heute schon wieder auf einem relativ guten Stand, wenn auch noch ein Stückchen weg von der gewünschten Leistungsfähigkeit.

Das Brustbein war nach der OP für ca. 6 Monate ein Problem, vor allem Schwimmen war - aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit - nicht drin. Danach ging's dann und inzwischen (seit der letzten Öffnung ist ein knappes Jahr rum) belaste ich es wieder voll, u.a. auch beim Hanteltraining.

 

Wünsche Dir alles Gute

Kimble

bearbeitet von Kimble
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Danke für Eure Antworten!

Auf jeden Fall ist mir klar geworden, dass ich meinen Zeitplan für Auftritte nach hinten verschieben muss, sofern Akrobatik überhaupt noch möglich ist...

Liebe Grüsse

Lorenz

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Hallo Lorenz,

 

positiv denken, die OP OHNE(!!!) Komplikationen hinter Dich bringen, dann bist Du nach 6 Monaten wieder fast voll einsatzfähig ;)

 

Alles Gute

Kimble

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