Ärztlicher Notfalldienst Fachfremde Mediziner sollen Versorgung decken

[richter169]

Die Kassenärztlichen Vereinigungen der Bundesländer sind nach Paragraf 75 Sozialgesetzbuch dazu verpflichtet, einen Notfalldienst außerhalb der üblichen Öffnungszeiten der Arztpraxen aufrecht zu erhalten. Dafür können sie alle niedergelassenen Ärzte zum Dienst verpflichten – egal welcher Fachrichtung sie angehören. Folglich müssen Pathologen und Radiologen genauso den Dienst machen wie Dermatologen.

Der Notfalldienst

 

Hallo User,

ich habe mir heute mal den Beitrag von SWR in Infomarkt von Anfang bis zum Ende angesehen. Der Anfangsbeitrag mit den Doc s war der Hammer. Es werden Seelenklempner als Notfalldoc s eingesetzt. Die Wissen doch nicht wie eine Thrombose aussieht, was dann zu machen ist und welche Medis Sofort zu spritzen sind. Um den Thrombos aufzulösen. Ein Herzinfakt ist eine Thrombose am Herzen. Nicht mehr, nicht weniger. Und das soll ein Seelendoc erkennen?

 

Ich habe meiner Frau nach den Beitrag gesagt, wenn ich Besinnungslos werde und du siehst, das ist kein Epi Anfall, dann ruf die 112 an und lass mich ins Krankenhaus bringen. Ruf aber um himmelswillen nicht den Ärtzlichen Notdienst. Wenn die Feuerwehr die Meinung hat, das da ein Doc vor Ort sein muß, dann rückt aus den Krankenhäusern ein Notfalldoc mit aus. Das habe ich oft genung gesehen, wie ich in den Krankenhäusern war.

 

Wie will ein Seelendoc wissen, wie er bei mir mit der Gerinnung um zu gehen hat und was er wo spritzen darf? Das wissen doch nur die augebildeten Notfallmediziner. Und das sind in der Regel allgemein Mediziner. Denkt immer daran, ihr habt nur eine Gesundheit und nur ein Leben, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Zu der 112, da sind ausgebildete Sanis, die an Telefon durch die Beschreibung schon ahnen können, was da los ist. Die Lassen die Wagen mit Sonderrechten ausrücken, wenn sie der Meinung sind, das es ein ernster Fall ist. Bei der Polizei ist das nicht der Fall.

 

In Hamburg haben sie mal einen Test von Fernsehen aus gemacht, welche Nummer besser ist, in Notfall. Sie haben die Polizei angerufen und ihnen eine Beschreibung von einen Herzinfakt gegebn. Der Wagen war ohne Sonderrechte ausrückt und hat 30 Minuten gebraucht. Zu Lange.

 

Dann haben sie die Feuerwehr angerufen und das Selbe wie bei der Polizei gesagt. Da fuhr der Wagen mit Sonderrechten gleich los und ein Notfalldoc wurde gleich hinterhergeschickt. In 10 Minuten waren beide vor Ort.

 

Polizei 30 Minuten, Feuerwehr mit Doc 10 Minuten in Hamburg. Das sagt wohl alles aus.

 

Bis dann

LG von richter

[Thomas W.]

Hallo richter,

 

als Ehrenrettung für Hamburg muß ich sagen, dass hier seit kurzem der Notdienst reformiert wurde. Es fahren jetzt Ärzte zusammen mit einem Rettungssanitäter in speziell ausgerüsteten Notdienstwagen zu den Patienten. Die Wagen werden flexibel im Stadtgebiet eingesetzt - unterstützt durch GPS-Ortung.

 

Hier die offizielle Info:

 

http://www.kvhh.net/public/91/97/index.php

 

Natürlich empfiehlt es sich bei bedrohlichen Krankheitszuständen IMMER gleich 112 zu wählen. Der Notdienst soll ja als Ersatz für den normalen Arztbesuch ausserhalb der Sprechzeiten sein. Also ich würde immer dann 112 wählen wenn ich auch über Tag mit der Erkrankung den normalen Arzt nicht mehr erreichen könnte. Allerdings kann der Notarzt(wagen) auch direkt über den Notfalldienst noch während des Gespräches angefordert werden.

 

MfG

Thomas W.

[frieder.hirsch]

Weiterbildungen im Bereich Notfallmedizin gibt es reichlich, dagegen gibt es keinen "Facharzt für Notfallmedizin". Insofern auch keine "fachfremden Mediziner".

 

Wer den Job halbwegs Ernst nimmt, wird sich vor dem Einsatz um eine Weiterbildung/Auffrischung kümmern. Dann wäre mir im Fall der Fälle die Pathologin oder der Seelendoc allemal lieber als ein Allgemeinmediziner, der sich auf seinem vor Jahrzehnten erworbenen Studienwissen ausruht und seitdem zwar fleissig Krankmeldungen ausfüllt und Plazebos verschreibt, die schwierigeren Fälle aber fix zur Fachärztin abschiebt. Im Zweifelsfall also nicht mal über Spezialwissen verfügt.

 

Frieder

[richter169]

Hallo Frieder,

bei den Seelendoc habe ich nur ein problem mit, wie sieht es mit der Paxis beim Spritzen aus? Ihr wißt alle, das wir mit der Gerinnung beim Spritzen schon vorsichtig sein müssen. Was bei andere ohne Probleme geht, geht bei uns öfters nicht. Und mit den Medis, da würde ich seinen Seelendoc auch nicht trauen.

 

Das kann er doch nicht alles in einen Jahre lernen. Er muß ja seine Praxis auch noch betreiben. Das sind meine Einwände gegen diese doc s.

 

Bis dann

LG von Richter169

[frieder.hirsch]

@Richter

 

Mich hat ein Orthopäde (die gehören ja zu den Oberspritzern) mal zum "Seelendoc" überwiesen, zwecks EMG. Der hat das dann aber abgelehnt, von wegen Marcumarisierung.

 

Frieder

[richter169]

@ Frieder,

wie sagt es Obelix immer so schön, die Spinnen die Römer. Genau das machen manche Doc s beim marcumar auch. Die hören nur Macumar und schon bekommen sie Angst. Das ist doch verrückt.

 

Bis dann

LG von richter

[frieder.hirsch]

Na ja, ob immer die Römer spinnen, sei mal dahingestellt. Richter, kann ja gut sein, dass dir nicht direkt geläufig ist, was ein EMG genau ist. Das ist was anderes als ein EKG

So ganz grundlos scheinen die Bedenken des von dir mit Argwohn bedachten Seelendoc nicht gewesen zu sein. Vielleicht hilft dir dabei dieser Link weiter.

 

http://www.netdoktor.de/Diagnostik+Behandl...e-EMG-1173.html

 

Soll ja nur ein Beispiel sein dafür, wie unterschiedliche Ärzte mit diesem Risiko unterschiedlich umgehen, einschlägige Fachgebietsschwerpunkte nicht unbedingt vor gravierenden Fehleinschätzungen bewahrt, und pauschale Be-und Verurteilungen, auch und vor allem, wenn dies via Fernseher erfolgt, sehr sehr vorsichtig zu bewerten sind.

 

Frieder

bearbeitet 25. Oktober 2008 von frieder.hirsch

[richter169]

Hallo Frieder,

danke für die Erklärung. Man hat das bei mir schon mal an der Hand gemacht. Da war eine Hand taub von Gefühl her. Ich wußte nur nicht, wie das heißt. Nobody ist Perfekt.

 

Das hat sich in laufe der jahre wieder gelegt. Nur der Doc der die Untersuchung gemacht hat, sagte verschwinden sie aus den Krankehaus, sie werden hier immer Kranker *lachen* und das habe ich dann 3 Wochen Später auch gemacht.

 

Bei den Fernsehbeiträgen bin ich in der Regel nicht grade ein Mensch der alles glaubt, was das Fernsehen bringt. Aber die Grundinfo lese ich da doch immer raus. Und das ist wichtig. Bei den Beitrag in Fernsehen, war die Grundinfo von der Kassenärtzlichen Vereingung der Satz " Das müssen alle machen, nicht nur die Allgemein Mediziner" und da habe ich meine bedenken.

 

Meine erste Thrombose ist von einen Notfallmediziner entdeckt worden. Ein anderer Doc, hätte mir nur Schmerzmittel gegeben. Er hatte ein Griff an Bein gemacht und ich hatte Schmerzen. Da hatte er schon verdacht auf Thrombose. Er sagte, nichts sie Fahren ins krankenhaus und lassen das abchecken. Das Ergebnis war, in den Bein hatte ich eine Schwere Thrombose, es war kurz vor den Abnehmen des Beines. Ein Tag später und ich wäre mein Bein los gewesen.

 

Der Doc war ein Allgemeinmediziner. Das als Ergänzung. Ob das ein Seelendoc oder Neurologe gewußt hätten?

 

Bis dann

LG von richter

bearbeitet 25. Oktober 2008 von richter169

[Gast kura-ban]

Um nochmal zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Am notfallärztlichen Dienst nehmen nur approbierte Ärzte teil, also z.B. keine psychologischen Psychotherapeuten (bei denen es sich im Zweifelsfall um ehemalige Lehrer mir psychologischer Zusatzausbildung handeln kann).

 

Alle Ärzte, gleich welcher Fachrichtung, haben in Deutschland das gleiche, 12-semestrige Medizinstudium (oder eine adäquate Ausbildung im Ausland) erfolgreich absolviert - und sich erst anschließend spezialisiert. Auch ein Seelendoktor, gemeint ist sicher ein Psychiater, ist in erster Linie Arzt und kann im Prinzip die Erstversorgung einer Gerinnungsstörung oder einer Herzmuskelschwäche leisten.

 

Schöner wäre es natürlich, im Notfall käme jedesmal gleich der echte Notarzt mit Blaulicht und Tatütata. Aber solange viele Patienten den Notfallarzt wegen eines Lippenherpes rufen oder, um eine Zweitmeinung zu hören oder einfach, weil sie keine Lust haben im Wartezimmer zu sitzen, lässt sich das schlicht mit den zur Verfügung stehenden Geldmitteln nicht organisieren.

 

kura-ban

___________

Info nebenbei, Abt. "Wussten Sie schon?": Deutschland ist das einzige Land der Welt, wo Ärzte die Kosten für den Notdienst selbst bezahlen. Kaum zu glauben, aber wahr. Die Krankenkassen zahlen pro Hauptversichertem eine Kopfpauschale mit befreiender Wirkung an die KVen. Für den Notdienst kriegen die Ärzte also keinen Cent extra.

[richter169]

Bloß wie lange ist die Ausbildung her?

 

Ob ich das in vorigen Jahr hatte oder vor 10-15 Jahren, ist doch wohl ein Unterschied.

 

Bis dann

LG von richter

[Thomas W.]

Hallo,

 

leider setzen sich die Schlagworte aus so einem Fernsehbericht wohl fest - besser wäre es wenn wirklich Interesse bestände an der Zusammensetzung,Aufgaben und Qualitätssicherung, sich mal die Orginalquellen durchzulesen. OK da ist natürlich weniger Dramatik drin als in so einem medial aufbereiteten, einschaltquotenorientierten "Tatsachenbericht".

 

Hier am Beispiel Hamburgs die direkte Quelle der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg:

 

http://www.kvhh.net/public/47/48/55/index.php

 

Hier ist die AKTUELLE Notfallordnung und auch die Finanzierung beschrieben.

 

@ kura-ban - nein ganz so selbstlos sind sie dann doch nicht die Ärzte - sie bekommen schon etwas für die Notdienstzeit. Selbstbezahlen muß da niemand von den Ärzten!

 

Die befreiende Zahlung der Kopfpauschale bildet den großen Topf aus dem die Kassenärztlichen Vereinigungen dann die Behandler bezahlen - dies umfasst alle Leistungen und AUCH den Notdienst.

Grundlage hierfür sind die Verträge und der "Einheitliche Bewertungsmaßstab"(Kassenarztabrechenwerk)

Ab 2009 wird das wohl übersichtlicher und großzügiger - aber das ist noch ein wenig hin.

 

Ihr seht das wiederholen von Schlagworten und das nicht hinterfragen von "griffigen" Fernsehsendungen mag ja ein Ventil sein für den allgemeinen Frust - aber im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn würde von denen wohl so mancher gerne mit unserer medizinischen Versorgung - auch im Notfall tauschen.

 

Natürlich gibt es wie in jedem System Schwachpunkte durch inkompetente Personen (wie in jedem Beruf!) und daraus resultierende dramatische Einzelschicksale - diese sind auch nicht schönzureden. Doch darf dies nicht dazu führen ein an sich gut funktionierendes System kaputtzureden.

 

MfG

Thomas W.