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Katzenbiss


cae6a

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Samstag, 08.03.2008:

17:00h

Eine unserer Katzen befindet sich in einer misslichen Situation. Rettungsversuch mit Genickgriff scheitert. Griff landet am Rücken, Katze erkennt Feind, Katzenkopf ist frei beweglich, ZUBISS in meinen linken Daumen. Aua.

Erster Gedanke: Ich verblute. Nächster Gedanke: Der erste Gedanke ist Quatsch. Frage: Wie geht es der Katze? Katze geht es gut, läuft nur etwas verstört im Garten rum.

Zurück zum Daumen. Hmh, schwillt an. Genug Tetanus? Ja, bis 2012. Ich ruf trotzdem mal bei einem ärztlichen Notdienst an. Marcumar geschildert, Klappen geschildert, Tetanus ausreichend, die Welt war in Ordnung und ich legte mich mit leicht angeschwollenenm Daumen gegen 23:00h ins Bett. Gute Nacht.

Sonntag, 09.03.2008:

07:00h

Daumen war leicht angeschwollen, sonst aber keine weiteren Unstimmigkeiten. Katze gefüttert, Katze wieder "gut Freund".

19:00h

Hmmh, Lymphbahnen am linken Unteram schmerzempfindlich.

21:00h

Lymphbahnen nicht nur schmerzempfindlich, sondern auch aufsteigend bis um Ellenbogen rot eingefärbt. Nun gut, fahren wir also doch mal ins Krankenhaus. INR bei 3,2.

24:00

wieder zu Hause. Linker Arm mit Gipsschiene ruhig gestellt, 30 Tropfen Koniakion intus, einen Tropf Antibiotika genossen, Einweisung für Montag 08:00h in die Handchirugie in der Tasche mit OP Termin und die Erkenntnis, das Katzenbisse sehr gefährlich sind. Gefährlicher sind nur Menschenbisse.

Noch schnell alle beruflichen Termine per E-Mail koordiniert und dann: "Gute Nacht"

Montag, 10.03.2008:

10:00h

Untersuchung, Zugang für Heparin Perfusor (Uff! geschafft! INR war bei 1, leichte mentale Mulmigkeit.) und die Aussage: "Hmmh, grenzwertig, vielleicht doch keinen OP. Wir warten ab." Lymphknoten in der Achselhöhle waren o.B.

Also wieder reine Nervensache, die Antibiotika "reingepiffen" (alle acht Stunden eine Dosis intravenös, die schönste war immer die um 00:00h).

Dienstag, 11.03.2008:

Entzündung rückläufig, OP noch nicht vom Tisch, aber relativ unwahrscheinlich. Ärztin überzeugen können, Marcumar wieder "anzuheizen". Komplette Grundargumentationskette, die ein "Selbstbstimmer" kennt.

Mittwoch, 12.03.2008:

Entzündung weiter rückläufig, aber OP noch nicht vom Tisch. Abwarten.

Donnerstag, 13.03.2008:

Lymphbahnen nicht mehr geschwollen. Frage: Doc, ich bin Programmierer, ich kann nur Ja oder Nein, 0 oder 1. Also: OP? 0 OR 1? Antwort: OP ist nicht nötig. JUBEL......... INR muss aber noch rauf..... Argh. Argumentationskette weiter verstärkt. Wenn er auf 2 ist, reden wir über die Entlassung. Das war die Aussage meiner Ärztin, Chef ist vorsichiger.

Freitag, 14.03.2008:

Klinisch ist der Katzenbiss ausgestanden. INR muss noch rauf. Argumentationskette auf dem Höhepunkt, sogar Prof. Koertke's "Low Dose" Studie rausgeholt. Aber ab heute wird gegengemessen mit dem Coagucheck. Heute abend war der INR bei 1.8. Aussage Chef: " Morgen früh sehen wir uns nochmal.

Samstag, 15.03.2008:

INR vor der Untersuchung morgens mit Coaguckeck gemessen: 2.1! Hey, geht doch! (Chef hat kein Labor veranlasst, um zu kontrollieren). Die Frage vom Chef nach INR mit meinem Messwert beantwortet. GrummelBrummel, besser wär 2.4. Klar Doc, seh ich ein, aber...... "Na gut, wenn der Perfusor durch ist, können Sie den Abflug machen, aber am Montag sehe ich sie zwischen 07:00h und 08:00h ambulant zur Abschlussuntersuchung, danach können Sie wieder zur Steigerung des Bruttosozialproduktes beisteuern.

Gegen 17:00h war der Perfusor durch, ich habe den Abflug gemacht, gegen 19:00h der INR bei 2.3, Tendenz steigend. JUBEL, Glück gehabt.

Fazit:

30 Stunden zwischen Biss und Versorgung im Krankenhaus waren gerade noch ausreichend. Sofort nach Biss ins Krankenhaus ist also angesagt und das gilt auch für "Normalsterbliche". Die Antibiotika gegen Katzen- und Hundebisse wurden vor Jahren mal speziell entwickelt und schlugen bei mir sofort an. Kein Fieber, guten Appetit und auch alle anderen Körperfunktionen sind in bestem Zustand. Das waren die Voraussetzungen, das ich mit einer Woche davongekommen bin. Absolut professionell in diesem Krakenhaus war auch der Umgang mit Heparin / Marcumar. Beim Absetzen und auch beim Ausleiten des Heparins. Schliesslich war so ein Notfall für mich nach 14 Jahren künstliche Herzklappen auch eine Premiere.

 

Jetzt schauen wir mal, wie der INR sich entwickelt. Das Leben bleibt spannend.

 

So long und bye, Roland

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Hallo Roland,

 

find ich toll, dass du deine Erfahrungen zu diesem Thema aufgeschrieben hast. So sind alle die das lesen vorgewarnt, wenn sie in eine ähnliche Situation kommen. Ich bin froh, deinen Text gelesen zu haben und fühle mich gut informiert. Danke.

 

Gruß

Helga

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Hallo Roland,

 

erstmal Gute Besserung!

 

Das war ja eine aufregende Prozedur und das nur wegen einem Katzenbiss. Also "nur" ist ja inzwischen relativiert und gut, daß Du deine Erfahrung einmal geschildert hast. Was so eine vermeintliche Bagatelle für Auswirkungen haben kann :huh:

 

Äh..wie reagieren denn Katzen auf Menschenbisse? Nur mal so Interressehalber <_<:(

 

Viele Grüsse und bis bald in Duisburg

 

Klaus

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Hi, @all,

 

die Bakterien waren also erfolgreich in die Flucht geschlagen worden, blieb noch das Einstellen des INR.

 

Ausgangslage:

stationärer Krankenhausaufhenthalt, 30 Tropfen Kanavit am Sonntag, 10.03.2008 gegen 23:00h, 60h keine Marcumareinnahme, somit INR = 1 und Heparin Perfusor konstant 2ml/h, Antibiotikum 2,2g Augmentan iV (insgesamt ca. 20 Ampullen)

 

pers. Voraussetzungen:

Wochendosis 4 Tabletten +/- max 0.5, sehr stabiler INR Wert von Woche zu Woche, therapeutischer Zielbereich 3.0 - 4.0

 

Ernährung in der Klinik: Vollkost, ähnlich dem , wie ich mich sonst auch ernähre

 

Los geht's:

 

M: Messung am Morgen ca. 08:00h

A: Messung am Abend ca. 20:00h

Wochentag		 | INR	   | Tabletten
Start: 11.03.08   | M	 A   |
------------------+-----------+-----------
Dienstag		  | 1.0	   | 2
Mittwoch		  | 1.2	   | 2
Donnerstag		| 1.5	   | 2
Freitag		   | 1.8	   | 1
Samstag		   | 2.1 / 2.3 | 1	Absetzen Heparin Perfusor,
			  |		   |	  Entlassung aus Klinik
Sonntag		   |	   2.9 | 0.5  KEIN zusätzliches Heparin
Montag			|	   3.4 | 0.5
						   =====
==> Wochendosis				 9	Tabletten

Dienstag		  |	   3.8 | 0.5
Mittwoch		  |	   3.9 | 0.5
Donnerstag		|		   | 0.5
Freitag		   |		   | 0.75
Samstag		   |		   | 0.5
Sonntag		   |		   | 0.5  nächste Kontrollmessung

engmaschige Kontrolle einmal am Tag abends, mindestens die nächsten 5 Tage nach Klinikentlassung Messung jeden Tag, Tabletteneinnahme am Morgen

 

Fazit:

Die Selbstbestimnung ersparte mir (und den kostentragenden Einichtungen) nach meiner Einschätzung zwei Tage Krankenhausaufhenthalt. Ich unterhielt mich darüber am letzten Nachsorgetermin mit dem Chef der Handchirurgie. Er meinte sogar, es wären mehr, denn früher ohne INR Selbstmanagement verbrachten Patienten fünf Tage wartend, bis sich der richtige INR eingestellt hatte und hält die INR Selbstbestimmung für einen richtigen Fortschritt.

Das Erreichen des therapeutsichen Bereiches war bei mir also kein Problem. Es war spannend, das durchzuführen, denn für mich war es auch das erstemal, bei INR=1 zu beginnen.

 

So long all together

Bye, Roland

 

 

Hi, Klaus,

Viele Grüsse und bis bald in Duisburg
Danke und bis dann, in Duisburg, yes SIR.....

Bye, Roland

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Hi Roland,

 

danke für Deine Schilderungen - zeigt es doch eindeutig, dass wir als Selbstbestimmer durchaus ernstgenommen werden können. Ich meine das dieses Managment wie Du es hier schilderst vielen wieder ein Stück Angst nimmt vor den Wirrnissen des Lebens und seine Risiken.

Nochmals vielen Dank das Du das hier eingestellt hast.

MfG

Thomas Wagner

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