Künstliche Klappe oder Bioklappe?

[Wiebke]

Hallo,

 

meine Mutter (68 Jahre alt) benötigt ja eine neue Aortenklappe. Außerdem muss ein Stück der Aorta erneuert werden (weil stark erweitert), und eventuell sind auch noch Bypässe nötig.

 

Sie wird am 10. September in der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim aufgenommen und voraussichtlich am 12. September operiert. Gestern waren wir bei einer Patienten-Informationsveranstaltung in der Klinik, wobei auch das Thema künstliche Klappe oder Bioklappe angesprochen wurde. Dazu haben wir noch einige Fragen:

 

1)

Uns wurde gesagt, dass die Bioklappe 10 – 12 Jahre hält. Muss die Bioklappe dann unbedingt raus, oder kann man damit auch noch ein paar Jahre weiterleben, wenn auch vielleicht mit Einschränkungen?

 

Hintergrund der Frage: Meine Mutter wäre dann 80 Jahre alt. Es kann ja durchaus sein, dass sie älter als 80 wird. Wenn die Bioklappe dann unbedingt erneuert werden muss, würde das ja bedeuten, dass sie in diesem hohen Alter noch mal unters Messer müsste.

 

2)

Ich habe mal gelesen, dass die künstlichen Klappen „klappern“. Bei der Infoveranstaltung hieß es aber, dass das heutzutage nicht mehr zutrifft. Kann mir dazu jemand etwas sagen? Spürt bzw. hört man die künstliche Klappe?

 

3)

Meine Mutter tendiert eher zur Bioklappe, weil sie nicht für den Rest ihres Lebens Marcumar nehmen möchte. Wie sind Eure Erfahrungen mit Marcumar? Ist es schwer, das richtig einzustellen? Welche Probleme/Nebenwirkungen treten auf?

 

4)

Wenn bei meiner Mutter zusätzlich auch Bypässe gelegt werden – muss sie dann auf jeden Fall Marcumar nehmen? (Dann könnte sie ja auch gleich eine künstliche Klappe nehmen, oder?)

 

5)

Gibt es sonstige Vor- und Nachteile der beiden Klappentypen?

 

 

Schon mal ganz vielen Dank für Eure Antworten!

 

Viele Grüße

Wiebke

[Camilla]

Hallo, Wiebke,

 

zu diesem Thema gibt es ziemlich viele Beiträge hier im Forum. Am besten, Du suchst mal über die Suchfunktion.

 

Es könnte schon sein, dass man im Zusammenhang mit Bypässen Marcumar nehmen muss, da fragst Du besser einen Arzt. Es gibt auch noch viele andere Zusammenhänge, mit denen man das nehmen muss.

 

"Klappern" tun Kunstklappen wohl nicht, Geräusche machen sie aber schon. Das wird unterschiedlich empfunden, da schaust Du Dich am besten mal hier im Forum um, das ist hier immer wieder mal Thema.

 

Also, viel Erfolg beim Informieren!

 

Grüße

 

Karin

[Klaus]

Hallo Wiebke,

 

Viele Informationen erhälst Du bereits auf der Startseite "www.die-Herzklappe.de"

 

Schon am Anfang steht fest, "Alles hat vor und Nachteile", jedoch spielt das Alter und die körperliche Verfassung für viele deiner Fragen eine grundsätzliche und entscheidene Rolle bei der Auswahl des Herzklappenersatzes.

 

Zu 1: Patienten/innen jenseits der 60 werden bevorzugt biologische Herzklappen eingesetzt. Die Haltbarkeit des Herzklappenersatzes nimmt mit zunehmendem Alter zu, da der Stoffwechsel sich abschwächt.

Abgekürzt: Haltbarkeit des Ersatzes eher gegen 20 Jahre als gegen 10.

 

Zu 2: Künstliche Herzklappen können ein wahrnehmbares Klickgeräusch erzeugen. Ob dies stört hängt aber von der Empfindsamkeit eines jeden Einzelnen, von z.B. anatomischen Gegebenheiten und letztlich von dem Herzklappentypen ab, wobei sich die Lautstärke einer Klappe vorab sehr schlecht beurteilen läßt, wenn überhaupt.

 

Zu 3: Die Blutgerinnung wird mit z.B. Marcumar gehemmt, daß heißt grob beschrieben, Wunden schliessen sich , je nach Hemmungsgrad, langsamer. Das hat nichts mit einem Bluter zu tun, daß sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Dennoch sind, speziell bei einigen operativen Eingriffen Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Auch sind z.B. Injektionen in den Muskel unter Marcumar nicht mehr ohne Weiteres möglich.

Die Einstellung der Blutgerinnungswerte geschieht bevorzugt durch die INR-Selbstbestimmung und ist erwiesenermaßen sicherer und kompfortabler als die Kontrollen in der Arztpraxis.

 

Zu 4: Der Arzt/Chirurg sollte diese Möglichkeiten bei der Voruntersuchung abchecken.

 

Zu 5: Über die Vor - und Nachteile der Herzklappenprothesen gab es hier schon hitzige Diskussionen. Die spezielle Eignung und Akzeptanz hängt sehr von den einzelnen Lebensvorstellungen der Patienten ab. Ist das Klicken erträglich oder nicht? Kann ich mit der Gerinnungshemmung umgehen? Kann ich der psychischen Belastung einer absehbaren Re-Operation standhalten? ...siehe Suchfunktion Forum

 

BioKlappen: Keine lebenslange Gerinnungshemmung, begrenzte Haltbarkeit (ca 15-20 Jahre)

künstliche Herzklappe: Lebenslange Gerinnungshemmung, evtl. Klickgeräusche, Einschränkungen bei medizinischen Behandlungen, voraussichtlich keine Re-Operation

 

 

Ich hoffe ich konnte deine Fragen ausreichend beantworten. Es handelt sich natürlich nur um meine persönlichen Erfahrungen bzw Einschätzungen.

 

Im Übrigen, vorausgesetzt deine Mutter hat keine anderen Erkrankungen, sind Operationen selbst jenseits der 80 grundsätzlich noch möglich.

 

Rein gefühlsmäßig wäre mein Favorit eine Bio-Klappe.

 

 

Eine allgemeine, grobe Hilfe kann Folgendes sein:

 

http://www.die-herzklappe.de/forums/index.php?showtopic=2772

 

 

Viele Grüße

 

Klaus

[Wiebke]

Vielen Dank, das hat mir sehr weitergeholfen!

Habe inzwischen auch auf der "die-Herzklappe"-Startseite und über die Suchfunktion viele Informationen zu diesem Thema gefunden.

 

Für das Gespräch mit dem Arzt, das ja vor der OP noch stattfinden wird, sind wir jetzt gut vorbereitet und können dann noch ganz gezielt ein paar Fragen klären.

 

Also, nochmals danke und viele Grüße

Wiebke