Aneurysma-OP beim 18-jährigen Bruder am Montag

[helderlein82]

hallo allerseits,

irgendwie ist es ja schon komisch, dass ICH mich hier angemeldet habe und nicht mein bruder.

dieser ist 18 und man hat bei ihm ein aneurysma an der aorta asc. festgestellt. er wird am kommenden montag in der sana-herzchirurgischen-klinik in stuttgart operiert. nach der konventionellen methode.

 

ich habe so fürchterliche angst um ihn, dass ich echt ständig am heulen bin. das natürlich nie vor ihm. er ist total gelassen und das einzige, was er sagt ist: "das muss halt eben gemacht werden."

ich verstehe gar nicht, dass er so reagiert. er macht komplett dicht und informiert sich nicht so umfangreich wie ich. er hat vollstes vertrauen in die ärzte und als ich ihm von dem forum erzählte meinte er nur: "danke. sowas brauch ich nicht. mir geht´s gut."

 

jetzt habe ich natürlich mega angst, dass er vielleicht die totale panik bekommt wenn er sich am freitag bei der krankenhaus-einlieferung der situation bewusst wird.

die ärzte versuchen die herzklappe zu erhalten, da er noch so jung ist. die klappe ist auch wohl völlig intakt.

wisst ihr denn etwas über besuche unmittelbar NACH der OP? Ich habe irgendwie gehört, dass man den patienten erst viele Stunden danach besuchen darf. Woran liegt das denn? Ist man da noch soviele Stunden nicht aufnahmefähig?

 

ich hoffe, dass alles gut geht... mein bruder ist ansonsten fit und raucht nicht. trotzdem habe ich WIE VIELE VON EUCH diese schrecklichen Statistiken gelesen. Am meisten Angst habe ich echt, dass er nicht mehr da raus kommt...ich drehe echt fast durch. wisst ihr, ich fange schon an so blöde sachen zu denken wie:

"aha-bei allen ging die OP gut. dann muss ja jetzt auch mal einer sterben". ich weiß, dass das total bescheuert ist, aber ich kann gerade nicht anders. ich habe alle eure positiven OP-berichte gelesen und trotzdem bin ich so mutlos im moment. vorhin, als ich von zu hause von meinen eltern u meinem bruder weg gefahren bin, dachte ich nur: oh man, das nächste mal sehe ich ihn erst wieder mit schläuchen im krankenhaus.

 

danke einfach nur für´s zuhören,

helen

[sabrinag1986]

Hallo Helen,

 

ich kann deine Angst voll und ganz verstehen. Denn erstens habe ich auch einen 18-jährigen Bruder, an dem ich sehr hänge und 2. habe ich vor ein paar Wochen (mit 21 Jahren) auch eine Herz-OP gehabt.

 

Ich bin beeindruckt wie du, als Nichtoperierter, über so eine Herz-OP denkst. Eigentlich kenne ich sowas nur von Herz-Operierten selbst. Du aber scheinst die bewunderswerte Gabe zu haben, dich in einen Herz-Operierten hinein versetzen zu können. Ich hatte auch genau dieselben Gedanken wie du. Was ist, wenn ich da nicht mehr rauskomme? Wie reagieren meine Eltern/Geschwister darauf? Ich kann dir nur sagen, jeder geht mit dieser Situation anders um. Der eine kann besser mit der Situation zurecht kommen, indem er sich umfassend über diesen großen Eingriff informiert. Wie ich z. B. Ich hing nur vorm PC, hab mir sämtliche Fachliteratur zugelegt, Broschüren usw. Den anderen aber machen diese Details verrückt. Das heisst, man will garnicht wissen, was die da mit einem anstellen, denn ändern kann mans ja sowieso nicht. Wie dein Bruder schon sagte: "Es muss ja gemacht werden". Vielleicht versucht er dadurch auch ein Stück weit zu verdrängen was auf ihn zukommt. Das haben meine Eltern auch gemacht.

 

Ich wollte ihnen immer Details schildern, wenn ich etwas neues gelesen habe. Die aber meinten: "Das kannst du uns auch nach der OP sagen. Wenn wir das vorher wissen, machen wir uns nur verrückt". Du siehst also, es gibt die und die Sorte. Also, erkundige du dich ruhig weiter, denn dein Bruder wird dir nach der OP bestimmt dankbar sein, wenn ihm jemand erklären kann, was da mit ihm gemacht wurde, und vor allem wird er dankbar sein, dass er dann einen Gesprächspartner hat, der seine Situation versteht und weiss, was er redet. Es ist auf jeden Fall richtig was du tust. Aber glaube mir. In Deutschland gibts die besten Herz-Chirurgen der Welt. Mach dir also nicht so viele Gedanken. Lass es einfach auf dich zu kommen.

 

Ach ja,...Warum man die Patienten erst später sehen darf ist, weil manche nach der OP noch länger beatmet werden, oder nicht reden können, weil sie vom Beatmungsschlauch heiser sind. Oder weil sie von der sehr starken Narkose noch viel zu benommen sind.

 

Für weitere Informationen stehe ich dir gerne jederzeit zur Verfügung.

 

LG,

 

Sabrina

[helderlein82]

und noch eine frage:

gibt es hier im forum überhaupt auch leute unter 20 die diese OP hatten? Was war denn bei euch die Ursache des Aneurysmas? Ist doch wirklich sehr sehr selten in dem Alter...

 

Vielen Dank für deine Antwort,

mit 21 Jahren wurdest du operiert? das ist ja auch sehr früh. Woran lag es denn bei dir? Hast du einen genetischen defekt oder woher kam das aneurysma?

 

mein bruder ist wirklich das komplette gegenteil von mir...er hat karten für rock am ring, das konzert soll in 5 wochen sein...er ist felsenfest davon überzeugt, dass er da hin gehn kann...vielleicht sollte ich mir auch eine scheibe von ihm abschneiden. wieso muss er eigentlich schon 2 tage vorher ins krankenhaus?

 

gruß,

helen

[Mira]

 

Hallo Helen,

 

ich kann Dir leider nicht viel sagen, aber ich weiß, dass Dein Bruder in Stuttgart in den allerbsten Händen ist. Da kann gar nichts schiefgehen. Hab keine Angst und vertraue den Spezialisten dort.

Ich denke an Euch!

 

Grüße von

Sabine

[didi06]

ich habe so fürchterliche angst um ihn, dass ich echt ständig am heulen bin. .......

 

 

Hi Helen,

ich finde es bärenstark von dir, über deine Empfindungen so offen zu sprechen.

Ich bin sicher, dass es deinem Bruder gut tut zu wissen, dass er bei der OP deine Begleitung hat.

 

Zu deinen Fragen:

Ich sehe es wie Sabrina, jeder Mensch geht mit Angst individuell um. Dein Bruder ist zu beneiden, dass er keine "schwarzen" Gedanken spinnt und den Ärzten vertraut.(obwohl Kontrolle manchmal auch gut ist). Ihm tut es im Moment gut, auch dass du die Rolle der Informierten übernimmst.

 

Die Zeit vor der OP dient der gründlichen Vorbereitung. Je mehr Informationen die Ärzte über seinen Organismus haben, um so sicherer der Eingriff.

 

Ich war nach der OP übrigens dankbar, dass man mich noch eine Zeitlang im Koma gelassen hat. So konnte mein Organismua sich von den Strapazen besser erholen. Ich kann mich an Schmerzen kaum rinnern. Klar ist das für die draussen wartenden nicht leicht.

 

Helen, ich drück` euch die Daumen,

liebe Grüße

didi

[helderlein82]

Vielen Dank an euch alle!

 

ich finde, dass ihr alle ganz tolle mutmacher seid! im ernst!

liebe grüße,

helen

[Canan]

Hallo Helen,

 

ich verstehe, wenn Dein Bruder keine große Angst hat. Habe den Ärzten auch voll vertraut. Ich war 34 Jahre alt bei meiner OP, zwar keine 18, aber immer noch relativ jung für eine Herz-OP. Wie Dein Bruder habe ich mich auch nicht über die Risiken informiert. Wozu auch? Die OP steht einem sowieso bevor. Die Risiken machen einem doch nur Angst und negative Energien konnte ich in so einer Situation nicht brauchen. Ich finde es toll, dass er sich schon was tolles nach der OP vorgenommen hat.

 

Nach der OP war ich 1 Tag auf der Intensivstation. Wurde dort irgendwann abends wach und hielt die ganze Nacht wache Wollte keinen Besuch, die Zeit rauscht sowieso an einem vorbei. Erst am 2. Tag auf der Zwischenstation.

 

Glaube, dass Angehörige mehr Angst haben als die Betroffenen selbst. Aber vertraue darauf, dass die OP gut läuft und dass es Deinem Bruder danach besser gehen wird als vorher. Vermutlich wird Dein Bruder doch etwas Angst haben, dann braucht er jemanden, der ihm das ein wenig abnehmen kann.

 

Drück Euch die Daumen.

 

Grüße

Canan

bearbeitet 1. Mai 2007 von Canan