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Antikoagulation gut einstellen, über Endokarditis-Prophylaxe aufklären


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Antikoagulation gut einstellen, über Endokarditis-Prophylaxe aufklären

 

Patient hat neue Herzklappe: Was Sie jetzt beachten sollten

von Dr. Walter Schmidt

 

Patienten nach Herzklappen-Ersatz sind keinesfalls geheilt. Vielmehr müssen sie ihr Leben lang regelmäßig ärztlich betreut werden, weil jährlich in zwei bis drei Prozent der Fälle schwere Komplikationen auftreten.

 

 

Egal, ob es die eigene Herzklappe (Foto) des Patienten trifft oder eine Kunstklappe: Jede Endokarditis ist lebensbedrohlich.

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15.09.06 - Engmaschige Führung kann den Betroffenen viele Probleme ersparen. Entscheidend sind dabei nicht so sehr kardiologische Spezialkenntnisse als vielmehr ein sorgsames Gerinnungs-Management und die strikte Beachtung der Endokarditis-Prophylaxe.

 

Bei Patienten, die eine Herzklappen-Operation durchgemacht haben, ist unklares Fieber immer verdächtig auf eine akute Endokarditis. Auskultiert man über dem Herzen außerdem ein neues Insuffizienz-Geräusch, sollte umgehend stationär eingewiesen werden.

 

Orale Antikoagulanzien senken das Risiko thromboembolischer Komplikationen von 8,6 auf 1,8 Prozent pro Jahr, wie Dr. med. Fokko de Haan, Solingen, erläutert (Herz 31 [2006] 455–468). Die Blutungsgefahr ist gering, sofern die International Normalized Ratio (INR) Werte von 4,5 nicht übersteigt. Am zuverlässigsten gelingt dies bei Patienten, die ihre Gerinnung selbst kontrollieren.

 

Den INR-Zielwert sollte man für jeden Patienten individuell festlegen. Je nach Klappentyp und zusätzlichen Risikofaktoren liegt er zwischen 2,5 und 3,5. Die früher übliche, intensivere Gerinnungshemmung ist bei modernen Klappen nicht mehr erforderlich.

 

Antibiotika schützen vor infektiöser Endokarditis

 

Vor der zweiten lebensbedrohlichen Komplikation – der infektiösen Endokarditis – schützt die konsequente Einnahme von Antibiotika in Situationen, in denen es zu Bakteriämien kommen kann. Alle Kunstklappenträger sollten deshalb einen Herzpass bei sich tragen und diesen bei jedem Arztbesuch vorzeigen. Unklares Fieber und ein neu auftretendes Herzgeräusch sind die Leitsymptome einer infektiösen Endokarditis. Manche Patienten klagen allerdings nur über unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Nachtschweiß.

 

Zunehmende Atemnot und Embolisierungen weisen bereits auf Komplikationen hin. Schon beim Verdacht auf eine akute Endokarditis – trotz moderner Antibiotika und verbesserter Operationstechnik mit einer Sterblichkeit von 18 Prozent behaftet – sollte der Patient einem Kardiologen vorgestellt werden. Die weitere Abklärung erfolgt durch Blutkulturen und Echokardiographie, vorzugsweise transösophageal. Bestätigt sich die Endokarditis-Diagnose, muss der Patient stets stationär behandelt werden. Ein erneuter Klappenersatz lässt sich trotzdem oftmals nicht vermeiden.

 

 

ÄP-NACHGEFRAGT

 

... bei Dr. Jürgen Schmidt, Kardiologe und Oberarzt an der Klinik Höhenried/Bernried:

 

Was ist wichtig beim Endokarditis-Schutz?

 

ÄP: Müssen auch Träger von Bioklappen eine Endokarditis-Prophylaxe durchführen?

Schmidt: Alle – und ich meine wirklich: alle – Patienten nach Herzklappen-Ersatz sind Endokarditis-gefährdet, egal ob eine mechanische, biologische oder gar menschliche Klappe implantiert wurde. Nach Ersatz einer Herzklappe zählen ausnahmslos alle Betroffenen zur Hochrisiko-Gruppe. Sie benötigen also den roten Herzpass*, der eine besonders intensive Antibiotikagabe vorsieht.

 

Was ist der häufigste Fehler bei der Endokarditis-Prophylaxe?

Der mit Abstand häufigste Fehler ist: Die Prophylaxe wird vergessen. Das erleben wir besonders häufig bei vermeintlich harmlosen Behandlungen, zum Beispiel der Zahnstein-Entfernung. Behandlungen in der Mundhöhle, bei denen es bluten kann, tragen ein erhebliches Endokarditis-Risiko. Zahl und Virulenz der eingeschwemmten Bakterien sind dabei höher als beispielsweise bei einer Gastroskopie.

 

Sollte man Klappenträgern vorsorglich ein Antibiotikum verordnen, das sie vor Arztbesuchen selbstständig einnehmen?

 

Ich halte das für den einzig praktikablen Weg – sonst gerät jede Zahnarzt-Behandlung zu einem organisatorischen Hürdenlauf. Sie müssen den Patienten allerdings darauf hinweisen, dass er das Antibiotikum nur zur Vorbeugung einnehmen darf, keinesfalls zur Therapie einer fieberhaften Infektion. Liegt eine akute Endokarditis vor, erschwert die „blinde“ Einnahme eines Antibiotikums die weitere Behandlung ungemein; meist gelingt es dann nicht mehr, den ursächlichen Keim in der Blutkultur anzuzüchten.

 

*erhältlich bei der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, von-Liebig-Str. 20, 53359 Rheinbach; Fax: (0 22 26) 90 89-18

 

Zitat aus "Ärztliche Praxis" News

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