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stationärer KH-Aufenthalt unter Marcumar


michael 33615

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Hallo Forum,

 

nachdem uns Klaus von den Schwierigkeiten der Bestimmung der Blutgerinnung im Krankenhausalltag

berichtet hat, möchte ich mit meinen Erfahrungen hierzu ebenfalls beitragen.

 

Wenn ich das St. Vincenz-Hospital in Brakel hinzunehme, sollte ich eigentlich irgendetwas anfangen. Eine Revolution vielleicht, oder zumindest ein Schreiben an Herrn Prof. Lauterbach verfassen (persönlich macht er auf mich keinen besonderen Eindruck, aber Ahnung hat der) um auf diesen qualitativen Missstand hinzuweisen. Mal überlegen… (*denk*) …

 

Schon in der REHA in Bad Oeynhausen, nach Einsetzen der Hüftkappenprothese, Ende Januar, begannen die Schmerzen im linken Hüftbereich. Die Diagnose lautete auf Druckschmerz im Trochanter major Glutealbereich links.

 

Dies nahm mein Orthopäde als Grundlage für die weitere Behandlung. Es folgten physiotherapeutische Anwendungen. Als diese aufgebraucht waren, wollte er die Therapie mit Reiz-Röntgenbestrahlung fortsetzen.

Da ich dieses Vorgehen aber nicht in Übereinstimmung mit meinen Schmerzen bringen konnte, folgte ich dem damaligen Rat des mich operierenden Oberarztes „sobald starke Schmerzen auftreten, sofort melden“ und vereinbarte einen Termin in der orthopädischen Ambulanz.

 

Bewaffnet mit Röntgenbildern bin ich dann am Donnerstag den 22.06. im Dreifaltigkeits-Hospital in Lippstadt untersucht worden.

Kein Befund….

Mir wurde angeboten, die Schmerzen stationär untersuchen zu lassen. Da ein Krankenbett zur Verfügung stand und ich zufälligerweise meinen Koffer dabei hatte, bin ich dann auf der Station 11 – Unfallchirurgie – aufgenommen worden.

Es folgten Blutuntersuchung (INR = 2,7), die medizinische Aufnahme durch die Stationsärztin und ein erstes Gespräch mit dem Oberarzt XXX aus der Orthopädie. Bereits in diesem Gespräch wies ich auf die Notwendigkeit von Konakion für die weitere Behandlungsfähigkeit hin.

 

An den darauf folgenden Tagen (Fr, Sa, So) geschah nichts, rein gar nichts. Bei jeder Visite erfolgte mein Hinweis auf Konakion, um die noch zu sehr herabgesetzte Blutgerinnung zu normalisieren. Nichts…

 

Am Montagnachmittag dann Abstimmung mit dem OA XXX.

Für den Abend die Einnahme von 10 Tropfen Konakion bei einem INR von 2,4 vereinbart. Der Thrombosespritze (Mono-Embolex) konnte ich dann nicht entgehen, trotz aller Hinweise auf den noch hohen INR-Wert.

 

Am Dienstagmorgen noch einmal 10 Tropfen Konakion bei einem INR-Wert von 1,4. Leider musste ich feststellen, dass ich nachts aus dem rechten Ohr geblutet hatte. Interessierte soweit keinen.

 

Dienstagnachmittag die schmerzstillende Spritze direkt unterhalb der Hüftkappenprothese durch den Oberarzt XXX im OP unter Röntgenkontrolle.

 

KEINE SCHMERZEN für ca. 3 Stunden. Um auszutesten, dass wirklich keine Schmerzen entstehen, bin ich strammen Fußes zum Rathausplatz (ca. 1 Km) und zurück marschiert.

 

Da für den Mittwoch eigentlich eine schmerzstillende Spritze in die Nähe des Spinalkanals besprochen war, wurde ich an eine 24-Stunden-Heparin-Infusion (25.000 i.E.) angeschlossen.

 

Am Mittwoch dann keine weitere Spritze. Abstimmung mit dem OA und einem weiteren Facharzt. Entscheidung zur CT am Donnerstag. Ich immer noch am Tropf.

 

Donnerstag, eine Woche vorbei. CT-Aufnahme vormittags.

Nach dem Mittagessen (übrigens Topadresse, wenn es ums Essen geht, wirklich) unterrichtet mich Oberarzt XXX über eine „nicht verschobene Oberschenkelhals-Fraktur“. Der Facharzt für Röntgenologie hätte einen recht jungen Riss entdeckt. „Da haben sie mit dem Spaziergang noch einmal Glück gehabt“. Man würde diese Stelle noch röntgen. Wurde dann auch gemacht. Ich immer noch am Tropf.

 

Und jetzt kommt es. Am Fr, Sa, passierte nichts, wirklich nichts. Außer, das im am Tropf hing.

 

Visite Sonntagmorgen. Der Oberarzt YYY meinte nach kurzem durchblättern der Krankenakte, dass einer Entlassung am Montag ja nichts entgegenstünde.

 

Visite Montagmorgen. Mein Hinweis auf eine fehlende Ursache der Fraktur und der Hinweis vom CT, dass es sich um einen jungen Riss handeln würde, führte zu einer erneuten Untersuchung im CT zur Feststellung der Knochendichte. Diese ergab keinen Befund.

 

Visite Dienstagmorgen. Offizielle Bekanntgabe des Ergebnisses der Knochendichtemessung. Entscheidung: Aufmarcumarisierung. Nach erreichen des therapeutischen Bereiches sollte die Entlassung erfolgen. Beginn der Marcumarisierung mit 3 Tabletten.

 

Am Dienstagnachmittag habe ich den OA YYY gebeten, da ja keine Eingriffe mehr geplant seien, mich vom Tropf zu erlösen und auf Heparin-Spritzen zu wechseln. Diese Bitte wurde mir gewährt, wirklich, genau so habe ich das Verhalten vom OA empfunden.

Zwei Minuten später ruft die Schwester an, wie viel Innohep ich denn bekommen würde. Die Antwort „9ml“ hat sie und der OA nicht geglaubt. Er hat dann nachgeforscht und dann doch diese Menge herausgerückt.

 

Nebenschauplatz. Da ich keine Medikamente mitgebracht hatte, bekam ich wirkstoffgleiche gestellt. Mit der für mich typischen Wirkung. Blut im Stuhlgang. Das positive Ergebnis der Untersuchung auf okkultes Blut war dann Dienstagnachmittag da. Empfehlung des Oberarztes YYY: Koloskopie (Darmspiegelung). Da mir dies mein Internist im Rahmen der Krebsvorsorge bereits empfohlen hatte, habe ich zugestimmt.

Am späten Nachmittag kommt dann der zuständige Facharzt, um mich über die Risiken aufzuklären. Als Internist hatte er überhaupt keine Schwierigkeiten, die weitere Antikoagulation mit einhergehender Endokarditis-Prophylaxe mit mir abzustimmen, wörtlich: „ich sehe, sie haben Ahnung“. Hach, tat das mal gut. Also, Koloskopie am Donnerstag, sehr wahrscheinlich vormittags.

 

Dienstagabend, Innohep, in ausreichender Menge.

 

Mittwochmorgen, Visite. Mein Hinweis: „Wechsel von Innohep auf Fraxiparin, der unterschiedlichen Wirkungsdauer wegen“. Der orthopädische OA meint dazu, das mit dem Internisten abzustimmen…

Mittwochabend, Vorlage der Innohep-Spritze, die ich dankend ablehne. Am nächsten morgen kann es ja zu Entfernung von Polypen kommen. So hatte ich mich ja auch mit dem Internisten geeinigt.

 

Die Krankenschwester will mit dem diensthabenden Orthopäden sprechen. Kommt zurück und bietet mir das hauseigene Thrombosemittel MONO-EMBOLEX an. Lehne ich, der 24-Stunden-Wirkung wegen, ebenfalls ab. Das war gg. 16:00 Uhr.

 

Kurz vor 19:00 Uhr kam der o.g. Orthopäde und fragt mich, was ich denn für Probleme hätte. Alle Argumente wegwischend stellte er mich vor die Alternative, Innohep oder gar nichts. Ich zitiere: „ein gewisses Risiko (bei einer OP) besteht immer“, und „das Mono-Embolex zur Antikoagulation nicht zuglassen sei würde nichts bedeuten, diese Mittel sind doch alle gleich“, und „was meinen sie, wie oft wir unter Thrombosemittel operieren“. Das alles in einem für mich nicht erklärbaren, aggressiven Ton,

Ich habe dann klein beigegeben und mich dann selbst gespritzt, um wenigstens die Nacht unter dem Schutz der Antikoagulation zu verbringen.

 

Donnerstagmorgen kein Marcumar. Die Blutuntersuchung ergab einen INR von 2,1. Diesen Wert machte dem Internisten um ca. 11:15 Uhr kein Kopfzerbrechen und legte feste los. Auf die Beschreibung der Koloskopie verweise ich auf das Internet.

 

Freitagmorgen. 2 Marcumartabletten. INR 1,7. Abstimmung der Entlassung für Samstag.

 

Samstag, INR bei 1,4. Der orthopädische Arzt vermerkt einen aufsteigenden INR-Wert, der eine Entlassung begründen würde. Ich habe dazu nichts gesagt, da ich jetzt wirklich raus wollte.

 

Ich habe das Krankenhaus mit der Gewissheit verlassen, dieses nie wieder in meinem Leben zu betreten.

 

Viele Grüße

Michael

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Hallo Michael!

 

;););)

 

Da ist man sprachlos und fragt sich, was wäre bloß geschehen, wenn diese Ärzte einen »nicht-so-kompetenten-Selbstbestimmer« in der Mache gehabt hätten :rolleyes: .

 

...unterrichtet mich Oberarzt XXX über eine „nicht verschobene Oberschenkelhals-Fraktur“. Der Facharzt für Röntgenologie hätte einen recht jungen Riss entdeckt. „Da haben sie mit dem Spaziergang noch einmal Glück gehabt“. Man würde diese Stelle noch röntgen. Wurde dann auch gemacht.....

 

Und wie wird nun die Fraktur therapiert??

 

 

Lieben Gruss

Sanne

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Hallo Sanne,

 

Therapie = Entlastung ohne Belastung für sechs Wochen. Heist, ich gehe so wenig wie möglich, und wenn, dann mit Unterarmgehstützen (UAGS) ohne mit dem linken Fuß aufzutreten.

 

 

So sieht übrigens mein vorläufige Entlassungsbericht aus.

 

vorl_entlassung_klein.jpg

 

 

Ich stimme Herrn Prof. Lauterbach inhaltlich voll zu, wenn er sagt, die Qualität in deutschen Krankenhäusern wäre verbesserungswürdig. Damit meint er nicht nur die ausgeführten OP's, sondern auch effiziente und effektive Abläufe, sowie eine klare und verständliche Dokumentation.

 

Viele Grüße

Michael

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HAllo Michael ...

 

da fällt mir folgendes zu ein:

 

"Husch Husch die Waldfee ...*kopfschüttel* ... "

 

Allerdings scheint diese Art der Dokumentation derzeit üblich ... kenne ich auch aus meiner jüngsten Krankenhausvergangenheit. ;) Immerhin ist die Handschrift schonmal gut zu lesen, was durchaus nicht immer der Fall ist ;) !

 

Und was die Effektivität und die Effizienz der Abläufe anbelangt so liegt das wohl daran, das immer weniger der Mensch als Ganzes im Vordergrund einer Behandlung/Diagnostik etc. steht, sondern nurmehr jede Abteilung nur ihr eigenes "Süppchen" kocht.

 

Als Internist hatte er überhaupt keine Schwierigkeiten, die weitere Antikoagulation mit einhergehender Endokarditis-Prophylaxe mit mir abzustimmen...

 

Wenn ich so etwas lese kann ich mich nur wundern ;) .

Auch ein Orthopäde sollte sich bezüglich Antikoagulation bestens auskennen, schließlich kauen sogar wir als angehende Heilpraktiker dieses Thema endgradig durch :rolleyes: .

 

Ich wünsche dir jedenfalls eine gute Genesung und »Schonzeit« ;)

 

LG Sanne

 

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Hallo Michael, hallo Sanne

 

da fährt mir, als absoluten Medizinlaien doch glatt der pure Schreck in die Knochen. ;)

 

Ich hoffe nur, daß nicht in jeder Klinik so mit den Patienten umgegangen wird , mit mir hätten die leichtes Spiel!!!!!! ;)

 

 

Liebe Grüße aus dem Oberhaveler Land

 

Margrit :rolleyes:

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Hallo Margit,

 

nein, das hätten sie sicherlich nicht .... immerhin hast du ja uns :rolleyes: , das FORUM, was ganz sicher ein wesentlicher Schritt in Richtung »mündiger Patient ist«.

 

Schönen Tag und keine Bange ....

 

Sanne

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Vielen Dank Sanne,

 

für deine guten Wünsche.

 

immerhin hast du ja uns :rolleyes: , das FORUM

 

Aber nur, wenn im KH ein öffentlicher Internet-PC zugänglich ist. War in Lippstadt aber nicht der Fall.

 

Dies mache ich ab jetzt zum KO-Kriterium bei einer KH-Auswahl, jawohl !

 

Viele Grüße

Michael

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Hallo Michael,

 

da hast Du ja richtig was mitgemacht!

Ich wünsche Dir auf jeden Fall einen guten Heilungsverlauf und gute Besserung!

 

PS: Was mich immer wieder wundert ist, daß innerhalb vom Krankenhaus die einzelnen Fachbereiche offensichtlich nicht in der Lage sind, bei einem Fall wie Deinem bzw Unseren, sich an einen Tisch zu setzen und kurz eine Strategie zu entwickeln. Ist irgendwie erschreckend!

Können Arztberichte anders aussehen wie der von Dir gezeigte? Wohl nicht, dann wäre ja eine Behandlung nachvollziehbar....... :rolleyes:

 

Gruß

 

Klaus

bearbeitet von Klaus
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