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Endokarditis-Prophylaxe bei Zahnbehandlung


Christian Schaefer

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Endokarditis-Prophylaxe bei Zahnbehandlung*

Die aktuellen wissenschaftlichen Empfehlungen schränken tatsächlich die Indikationen für eine medikamentöse Endokarditis-Prophylaxe im Vergleich zu früheren Empfehlungen und Leitlinien ein. Das heißt, nach derzeitigem Wissenstand ist eine antibiotische Prophylaxe nur noch für Patienten mit bestimmten kardialen Vorbedingungen (z.B. überstandene Endokarditis, Klappenersatz, Herztransplantation, Herzfehler u.a.) indiziert und dann auch nur bei besonderen Eingriffen. Aus dem Bereich der Zahnmedizin sind dies all diejenigen Behandlungen, die zu einer Bakteriämie (=Einschwemmung von Bakterien in den Blutkreislauf) führen können. Hierzu zählen Manipulationen am Zahnfleisch oder chirurgische Maßnahmen. Auch die Erneuerung von vorhandenen Zahnkronen kann bedeuten, dass Ihr Zahnarzt im Laufe der Behandlung das Zahnfleisch "manipulieren" (= verdrängen, einkürzen, etc.) muss und aus diesem Grund eine Endokarditis-Prophylaxe durchführt. Prinzipiell ist immer der Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch, das sog. Parodont, eine mögliche Eintrittspforte für Bakterien. Aus diesem Grund muss besonders darauf hingewiesen werden, dass der generellen Mundhygiene eine wesentliche Bedeutung zukommt im Hinblick auf die Prophylaxe einer infektiösen Endokarditis. Dies gilt auch für die Sanierung erkrankter Zahnsubstanz. Wenn Ihr Zahnarzt insuffiziente Kronen ersetzt, bedeutet dies letztendlich, dass potentielle zahnbedingte Infektionen verhindert werden. Die halbjährliche Kontrolle und professionelle Mundhygiene sind deshalb wichtiger Teil eines persönlichen Präventionskonzepts, besonders bei Endokarditis gefährdeten Patienten. Wenn Ihr Zahnarzt eine antibiotische Endokarditis-Prophylaxe bei Ihnen durchführt, so sind eine Stunde vor dem Zahnarztbesuch 2g Amoxicillin einzunehmen. Bei Penicillin-Unverträglichkeit weicht man auf 600mg Clindamycin aus.

  • Und bitte beachten: Eine Veränderung der Antikoagulantientherapie ist bei den bei Ihnen geplanten zahnärztlichen Maßnahmen nicht in Erwägung zu ziehen.

Dr. Hajo Peters, Oralchirurg, Mundgerecht - Spezialistenpraxis für Mundgesundheit, Weimarer Strasse 5/21, A-1180 Wien

 

*Entnommen unserer Website: www.die-gerinnung.de

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  • Christian Schaefer pinned this topic
  • 5 months later...

Bei mir steht am 29.07. die Extraktion eines wurzeltoten Zahnes im Oberkiefer an (der Zahn ragt in die Kieferhöhle). Meine Zahnärztin hat mir Amoxiciling AL 1000 verschrieben und gesagt, ich solle schon am Abend vorher damit beginnen und das Ganze 3 Tage lang einnehmen.

In den Prophylaxeempfehlungen lese ich immer von einer Dosis vorm Zahnarztbesuch.

Meine Frage: Was sind Eure Erfahrungen? Nehmt Ihr üblicherweise nur eine Dosis oder wer von Euch hat aus welchen Gründen auch immer das AB länger nehmen sollen/müssen?
Ich sehe ja ein, dass die Prophylaxe Sinn macht, aber gleich so lange und so viel... das würde ich mir gern ersparen.

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Hallo Maja,

 

ich habe 2g Amoxicillin am Tag der Extraktion eine Stunde vor dem Eingriff genommen. Am selben Tag habe ich dann abends noch eine weitere Tablette (1g) geschluckt. Danach habe ich noch weitere 5 Tage dreimal täglich eine Tablette eingenommen. Die Dauer der Einnahme hängt sicherlich auch davon ab, wie lange die Wunde noch blutet.

 

Grüße
Dietmar

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Hallo Dietmar,

danke für die Info - d. h. Du hast auch einiges mehr als nur die Einmaldosis genommen. Klingt ähnlich wie die Empfehlung meiner Zahnärztin. Mal schauen, wie die Sache klappt...

LG MajaD.

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Hallo @MajaD

 

Ich hatte direkt nach der Reha das Vergnügen, das ein Zahn gezogen wurde. 

Es war ein überkronter Zahn von der Brücke der gebrochen ist, direkt abends vor der  Herz OP. 

Man war ich fertig. 

Die Weurzel war aber noch glatt verschlossen, von daher keine Eintrittstelle. 

Ich dachte schon, die sagen die OP ab. 

 

Ich habe mich an das gehalten, was im Herzpass steht.. 

2000 Amoxilin, 1 Stunde vor Eingriff. 

 

Lg Manu

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Oh, das stelle ich mir aufregend vor, gut, dass dennoch alles wie geplant geklappt hat! Und Du hast dann nur eine Dosis genommen, wenn ich Dich richtig verstanden habe. Ich wünschte mir, dass das bei mir auch reichen würde... Abgesehen davon, dass ich AB´s bisher immer aus dem Weg gegangen bin, krieg ich schon ein Thema, wenn ich die dicken Klopper von Tabletten sehe... mal sehn, ob ich die überhaupt runter kriege...

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Hallo,

 

meine Amoxicillin Tabletten haben eine Bruchkerbe zum Teilen. Dann lassen sie sich auch besser schlucken.

 

Grüße

Dietmar

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  • 3 weeks later...

Vielleicht ist der Text am Anfang der einen/dem anderen etwas zu "fachmännisch" formuliert. Die EK-Prophylaxe sollte grundsätzlich vor jedem zahnärztlichen Eingriff erfolgen, bei dem es blutet. Je länger es blutet, um so länger sollte die Prophylaxe eingenommen werden. Die Bakterienlast kann durch medizinische Spülungen (Chlorhexidindigluconat) deutlich gelindert werden. Bei blutenen Wunden sollte die Zahnbürste eher im Schrank bleiben. "Blutverdünnende" Medikamente wie Marcumar etc. können die Blutungsdauer verlängern, dies wird aber i.d.R. immer beachtet.

 

Problematisch können interdentale Kariesbehandlungen (bei "Zahnzwischenraumkaries") und Wurzelkanalbehandlungen sein. Bei Zahnwurzelentzündungen etc. müsste eine Antibiotikagabe ohnehin erfolgen. Aus meiner Sicht birgt eine Zahnsteinentfernung ein vielfach erhöhtes Risiko ggü. einer Zahnextraktion ("Ziehen"), die – sofern im Quadranten keine Entzündungen etc. vorliegen – eigentlich recht "sauber" ist.

 

Vor einer "Zahnfleischbehandlung" – das schließt das Sondieren der Zahnfleischtaschen mit ein! – sollte unbedingt an die Prophylaxe gedacht werden, da ein "ungutes" Bakterienmilieu direkt in die leicht auslösbaren Blutungen gelangen kann.

 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass eine gute Mundhygiene und eine relativ ausgeglichene orale Bakterienflora durch gut versorgte Zähne (inkl. gut sitzender Kronen, Veneers, Füllungen, Implantate und unproblematische Weißheitszähne; ohne Parodontose/Parodontitis) die Grundlage für mehr Gelassenheit hinsichtlich der "Angst vor Endokarditis" beim Zahnarztbesuch, ist. Eine perfekte orale Situation gibt es naturbedingt ("Essen") ohnehin nicht.

 

Übrigens: In manchen anderen westlichen Ländern wird gar keine Prophylaxe gemacht. Der Grund dafür ist: Die Kassen rechnen (aus Erfahrung?) mit einem nur verschwindend geringen Anteil an Endokarditisfällen. Sie sparen also die Prophylaxekosten ein und investieren lieber in die spätere Versorgung etwaiger Patienten im Fall der Fälle. Das wird auch in Deutschland immer wieder diskutiert – zum Teil kontrovers. Vielen Ärzten ist die "grundlose" Antibiotikagabe ohnehin suspekt.

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