Jump to content

Die Schocknachricht vom Kardiologen


Darklady

Empfohlene Beiträge

Hallo, mein Name ist Birgit, ich bin 39 Jahre alt und am 9. Oktober 2003 bekam ich einen AKE.

 

Bevor ich anfing hier meine Geschichte niederzuschreiben, habe ich mich erst mal an den geschriebenen Beiträgen orientiert. Ich finds prima dass man hier die möglichkeit hat sich auszutauschen, sowohl als operierter oder eben auch als OP-Kandidat.

Die operierten können nachfühlen wie sich der Kandidat fühlt und der Kandidat kann von den Erfahrungen profitieren.

Zu meiner Situation vor 2 Jahren ging ich etwas unbedarfter an die Sache ran. Ich hatte keine Ahnung an wen ich mich wenden konnte, ich weiss auch heute nicht ob es dieses Forum derzeit schon gab.

Aber Fragen hatte ich zu hauf.

 

Ok - also am Anfang war ich schlapp, ständig müde, nahm kräftig ab. Kam mir komisch vor, also liess ich mich vom Hausarzt durchchecken. Keine erkennbaren Defizite aber zufrieden war er damit noch lange nicht. Da seit meinem 16. Lebensjahr bekannt war dass ich "Herznebengeräusche" hatte, war ich ab dem 35. Geburtstag in den Genuss eines Herzpasses gekommen. Also ordnete der Hausarzt einen Besuch beim Kardiologen an. Bis dahin hab ich mir noch keine Sorgen gemacht.

 

Also alle erdenklichen Fragen im Vorfeld geklärt, danach gings an die Untersuchung. Ihr kennt das ja.

Beim Herz-Sono bekam ich dann Angst. Alles dauerte furchtbar lange und ich merkte wie meine Kardiologin immer nervöser wurde. Die Diagnose folgte dann auch: Die Herzklappen waren kurz vorm Versagen, total verkalkt. Eine dringende OP wurde angeraten, ansonsten max. 3-4 Monate überleben. DAS SASS!!

 

Ich hatte zwar vor der Untersuchung um absolute Ehrlichkeit und hochdeutsch gebeten (bin schliesslich kein Lateiner :D ) aber das war selbst mir zu heftig.

Tränen, Verzweiflung, warum ich - ich bin doch noch so jung, naja wem sag ich das ?

Eine Woche später wurde die Herzkatheder-Untersuchung gemacht, nach einigen Stunden darf man dann ja nach haus. Nee Pustekuchen, ich nehm ja gern immer das volle Programm - welches da lautete Aortenstenose, und diese zog Klinikaufenthalt über Nacht mit sich. Man war ich angezickt.

Fakt dieser Kathederuntersuchung war, man gab mir noch max. 3 Monate ohne Op- eher weniger...

 

Gut, soviele Möglichkeiten hat man da nicht also wartet man auf die OP-Zusage mit Termin. Den bekam ich dann für den 9. Oktober 2003. In dieser Zeit lief ich 3 Tage nach der Diagnose noch immer wie in Trance durch die Gegend, und dann hab ich den PC gequält. Ich fand ein OP-Video der Uniklinik Erlangen, die genau diese OP zeigte. Die hab ich mir dann angeschaut, ich hatte auch gründlich beim Kardiologen genervt was auf mich zukommt.

 

Dann hiess es warten und die Angelegenheiten regeln. Liesst sich nicht nett ich weiss aber ich bin so.

Ich merkte ja selber wie es mir jeden Tag schlechter ging. Treppe im Haus, nach der halben war ich kurz vorm Lungenkollaps. Fahrrad war direkt verboten, Arbeiten und Stress sollten vermieden werden.

Die 2 Monate bis zur OP waren verdammt lang. Die Angst wurde von dem Gefühl überwunden - hoffentlich isses bald soweit - hoffentlich schaffst du´s bis dahin.

 

Naja geschafft hab ichs - wie ihr nach diesem Endlosbericht lesen könnt, es war schmerzhaft aber ich möchte diese Zeit trotzdem nicht missen. Ich lebe viel intensiver. Ich hab ne dicke hässliche breite Narbe- die ich mit Stolz trage und nicht verstecke. Werde ich gefragt sage ich: dieser Narbe verdanke ich mein Leben - wer es nicht ertragen kann sie anzusehen darf gern weggucken.

 

Ich feiere mittlerweile 2x im Jahr geburtstag. Ich habe 200 % Lebensqualität gewonnen. Ich bin kaum noch krank was ich früher ständig war. Ich arbeite als Beiköchin in einem Saisonbetrieb, 12-14 Std am Tag. Meine Kardiologin ist fassungslos - freut sich aber für mich. Mir geht es einfach nur gut.

Was mich natürlich nervt ist Marcumar, ich mache Selbstkontrolle mit einem INR von 2,5 - 3,5. Ehrlich gesagt hoffe ich darauf dass Marcumar bald von einem neuen Medikament abgelöst wird das noch in der Forschung steckt. Es heisst man müsste dann nur noch max. 2x die Woche was einnehmen. Naja - es wird sich zeigen denke ich.

 

Ehrlich gesagt weiss ich nicht ob meine Geschichte wen interessiert oder sogar wem hilft - aber ich wollte sie mal los werden. Ich habe hier im Umkreis niemanden mit dem ich mich darüber austauschen kann, mein Lebensgefährte macht natürlich alles mit mir mit aber er ist halt kein Betroffener. Es gibt hier keine Selbsthilfegruppen oder ähnliches. Deshalb hab ich mich so gefreut als ich heut "Die Gerinnungshemmung" bekam und von dieser Seite las.

 

Ich werde oft und gerne reinschauen,

lieben Gruss und ein schönes Weihnachtsfest

wünscht Birgit

Link zu diesem Kommentar

Hallo Birgit :(

 

herzlich willkommen hier im Forum! Ich finde es klasse, dass Du dir die Zeit genommen hast Deine Geschichte so ausführlich (und natürlich interessiert es die Leser dieser Forums von "Leidensgenossen" zu lesen!) zu berichten. Was ich besonders gut daran finde ist, dass deine Schilderung Mut macht und zwar besonders denen, die es noch vor sich haben oder die gerade operiert worden sind und deren Beschwerden vor der OP ähnlich gravierend waren. Ich freue mich für Dich, dass Du soviel an Lebensqualität gewonnen hast durch die gelungene OP, und wie Du schreibst bist du ja auch super belastbar! Toll B):D

 

Ich wünsche Dir ebenfalls ein schönes Weihnachtsfest und schreibe ruhig öfters mal was im Forum, Du wirst sehen, das kann richtig zur "Sucht" werden :D

 

Herzliche Grüße

 

Hildegard

bearbeitet von Hildegard
Link zu diesem Kommentar

:D

 

Hallo, Birgit,

 

ich grüße Dich hier an Bord der Herzklappe. Dein Zustand vor der AKE weist sehr viel Ähnlichkeit mit

 

meinem Eigenen vor der OP aus. Auch bei mir war es höchste Eisenbahn zur OP, als ich zur Aufnahme in die

 

Herzklinik in Bad Berka kam, haben die mich dort nach der Eingangsuntersuchung gleich im Rollstuhl auf

 

die Wachstation gebracht. Am Tag darauf kam der Herzkatheder, 3Tage später die AKE und 2Bypässe

 

sowie Verschluß der Herztrennwand.

 

Heute lebe ich fast wieder normal mit einem INR von 2 - 3,5. Zur OP sind es mittlerweile fast 6Jahre zurück.

 

Ich hoffe, Du schreibst öfter mal im Forum.

 

Viele Grüße aus Südthüringen,

 

Thomas

:(

Link zu diesem Kommentar

Hallo Birgit,

 

auch von mir ein herzliches Willkommen im "Club".

 

Ich finde deine Geschichte richtig gut geschrieben und authentisch.

Bestimmt können viele hier zumindestens Teile von ihrer eigenen Geschichte wiedererkennen.

Tja, und das es Dir so gut geht, freut mich natürlich auch. :D

 

Viele Grüße

 

Klaus

bearbeitet von Klaus
Link zu diesem Kommentar

Hi, Birgit,

 

willkommen. Deiner Story kann ich nichts hinzufügen. Ich habe sie selbst so erlebt, ausser das der STOP villeicht noch krasser war, denn ich hatte keine bekannten Vorschädigungen oder Herzgeräusche. Aber eben genau wie bei Dir, Klappen ausgetauscht, wieder 100% Lebensqualität.

 

Frohe Weihnachten und bye, Roland

Link zu diesem Kommentar

Ich möchte mich recht herzlich für die lieben Grussworte bedanken!

Ich freue mich über die positiven Reaktionen eurerseits!

 

Zur Zeit durchstöbere ich die vorangegangenen Foren-Themen und bin erstaunt wie oft ich mich bzw meine Gedankengänge wiederfinde. Es macht Mut zu lesen wie viele von euch alles gut überstanden haben, und ich bin andererseits betroffen darüber dass einige sogar das Forum eine Zeit lang meiden, weil sie einige Beiträge nicht ertragen.

 

Die Psyche ist so eine Sache für sich. Ich war ja selbst am Boden nach meiner Diagnose, habe aber das Glück über eine gewisse Abgebrühtheit was Krankheiten betrifft, zu verfügen. Dazu muss ich anmerken, daß die AKE-OP dann meine 11. OP war. Zwar die 1. OP am Herzen (und hoffentlich auch die letzte :( ) aber wie ich heut weiss, sind viele meiner vorangegangen Krankheiten dem schlechten damals unbekannten Zustand meines Herzens zu verdanken.

 

Bei mir selber hab ich festgestellt, dass ich seit der OP dazu neige, bei vielen Sachen Wasser in die Augen zu bekommen. Früher war das nicht so. Ich war mehr so die Sorte Mensch cool und abgeklärt. Andererseits kann ich diesen Zustand auch sehr geniessen, denn ich lebe wie gesagt intensiver, und setze mich heute viel intensiver mit vielen Sachen auseinander die ich früher einfach beiseite geschoben hab, teils weil sie uncool oder peinlich oder was auch immer waren.

 

Den zeitweise Mutlosen Mitgliedern dieses Forums möchte ich ans Herz legen, sich wann auch immer ihnen danach ist, auszutauschen. Ich habe die Erfahrung gemacht dass mir das oft hilft.

 

Und wenn ich die vorangegangenen Beiträge hier nachlese, empfinde ich viel Herz und Interesse, und ich bin dafür dankbar B)

 

Ich werde wie Kaugummi auf dieser Seite kleben, denn ich merke dass es mir gut tut, mich hier verbal austoben zu dürfen :D

 

 

Gruss Birgit

Link zu diesem Kommentar

Hallo Birgit,

 

ich schmunzele gerade beim Lesen deiner Berichte ...

Aus ihnen spricht soviel Liebe und Kraft und auch Hingabe, das Leben zu leben, wie es ist ... das macht mir persönlich Mut und regt mich auch an, mein Denken und meine Einstellung zu meiner Herzerkrankung und all den anderen kleineren und größeren Zipperlein neu zu ordnen.

 

 

Sei herzlich willkommen hier bei uns und fühle dich aufgefordert, so oft und so viel zu tipseln, wie es aus dir heraus will :D !!

 

Ich wünsche dir besinnliche und mit Liebe erfüllte Weihenächte ...

 

Sanne

Link zu diesem Kommentar

Hallo Birgit !

 

Herzlichen Willkommen im Forum !

Ich verstehe das das das damals eine große Schocknachricht bei Dir war. Ich selbst bin nicht operiert, sondern

Angehörige. Bei meiner Mutter wurde die Mitralklappe rekonstruiert. Angehörigen haben auch ihre gewissen Probleme damit.

Bei uns war das auch eine Bomben Schocknachricht aus heiterem Himmel. 67 Jahre ist meine Mutter.

Ihr geht es aber gut. D.h vor der Op ging es ihr auch gut, die Ärzte haben ihr empfohlen das am besten gleich operieren zu lassen und nicht lange aufzuschieben, deshalb war das ja so ein Schock aus heiterem Himmel.

Ich habe dieses Forum leider leider erst entdeckt da war meine Mutter schon operiert. Hätte ich dieses Forum eher entdeckt ich bin mir 100% sicher vieles wäre mir leichter gefallen. Ich habe mich auch mächtig aufgeregt vor der Op und hinterher auch noch und jetzt manchesmal auch noch.

Am 5.Oktober.2005 wurde meine Mutter in Konstanz operiert.

Ich denke das sich Angehörige auch irgendwie verändern. Mich lassen derzeit Sachen völlig cool über die ich mich früher aufgeregt hatte.

Da das bei uns unerwartet alles kam wußte ich kaum was wg Herzklappen operationen. Ich wohne in einem Dorf, ein paar Leute hier im Dorf haben auch neue Herzklappen, aber rekonstruierte kannte ich keine bis ich dieses Forum entdeckte.

Komme doch auch mal in den Chat, manche von uns sind manchesmal hier im Chat. Vorallem Abends.

Frohe Weihnachten für Dich und Grüße aus dem tiefsten Schwabenland

von Claudia

Link zu diesem Kommentar

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...