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Wesensveränderung meines Lebensgefährten


Gast

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Hallo zusammen, 

Mein Lebensgefährte wurde vor gut 6 Monaten operiert. Geplant war die Aorta zu ersetzen. Letztendlich haben sie die Aortenklappen auch ersetzen müssen, dabei ist ein Reizleiter kaputt gegangen. Weshalb ihm dann nach 4 Tagen Intensivstation ein Schrittmacher implementiert wurde.. Die Diagnose haben wir knapp 4 Monate vor der OP bekommen. Auch die ersten 3 Monate danach waren eine harte Zeit für ihn, bzw für uns.
Ich denke jeder weiß wovon ich rede, die Angst vorher nicht mehr aufzuwachen. Danach sich versuchen mit allem neuen zu arrangieren,  irgendwie klar zu kommen. Er hatte natürlich auch am Anfang viel geweint hat und viel mit sich und allem gekämpft hat.

Mittlerweile hat er sogar Spaß an Dingen die er vorher nie gemacht hätte, wie Radfahren.
Umso besser es ihm jedoch geht, umso weniger sieht er wie er mit anderen Menschen umgeht. Es ist oft sehr verletzend was er sagt. Kommt z.B. mal eben auf so Ideen wie ich will ausprobieren was passiert wenn ich Medikament xy weglasse. Kann ich aber nur wenn du da bist. Denn wenn ich umfalle müsstest du den Notarzt rufen. Aber ist ja nicht schlimm, wenn ich umfalle ist das ja mein Problem und nicht deins. Ohne darüber nachzudenken was er da von mir verlangt.
Er sieht gefühlt nur noch sich, hat keine Empathie mehr wenn es mir mal nicht gut geht.
Mir war bewusst das er nach der OP nicht mehr der von vor der OP sein wird. Hab mit vielem gerechnet und kann auch mit vielem um.  Ich liebe ihn und habe mein bestes geben um für ihn dazu sein und vieles eingesteckt. Aber das kann ich nicht aushalten.
Daher würde ich gerne wissen, gibt es hier jemanden der ähnliche Erfahrungen hat? Gibt es eine Chance das sich das mit der Zeit wieder legt?
Ich weiß wirklich nicht mehr wie ich damit und mit ihm umgehen soll. Mit ihm reden hab ich schon versucht, endet nur in Unverständnis von ihm weil er das natürlich nicht so sieht.
Er hat auch von vornherein das Angebot seiner Ärztin abgelehnt, die ihm Angeboten hat ihm bei Bedarf dabei zu helfen einen geeigneten Therapeuten für ihn zu finden. Denn aus seiner Sicht versteht ihn eh keiner der das nicht selbst hinter sich hat...er sieht auch nicht mehr das alles was sich für ihn geändert hat nicht nur ihn sondern uns betrifft.

Erwarte ich vielleicht einfach nach der Zeit schon zu viel von ihm? Wobei er die ersten 2 Monate nicht so war.

Vielleicht kann mir jemand helfen

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Hi  ich hab das alles hinter mir, Hochrisiko OP (4.-Eingriff), und es wär nicht mehr lang gut gegangen, wie ich im Nachhinein erfahren habe. Ich bin erfüllt von tiefer Dankbarkeit und meine Empathie hat sich eher verstärkt denn vermindert. Insofern kann ich dazu nicht so viel beitragen. Fest steht aber, eine offene Herz OP ist eine existentielle Grenzerfahrung und man muss sich im Nachgang auch mit der eigenen Diagnose auseinandersetzen, ermitteln, wie man weiterleben will. Du kannst ihn ja mal fragen, ob er dankbar ist, für die geschenkte Zeit. Und ja, professionelle Hilfe wirst Du alleine nicht leisten können. Und es ist auch gar nicht Deine Aufgabe.

LG Constanze

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Danke Constanze, das du so offen bist. Mir ist bewusst das ich das was das mit jemanden macht nur bedingt nachvollziehen kann.  Auch bei ihm wäre es nicht mehr lange gut gegangen und die OP war Hochrisiko. Das all das was da einen passiert eine Grenzerfahrung ist, die keiner der das nicht hatte wirklich verstehen kann. Da es als Außenstehende schon übel war nichts tun zu können um es dem anderen leichter zu machen oder ihm was abnehmen zu können an Ängsten, Sorgen usw.

Er ist schon dankbar für die Zeit die er jetzt noch hat. Er hatte auch die erste Zeit unglaublich viel Empathie. Er sagt auch immer das wir eine harte Zeit hinter uns haben und wir stolz drauf sein können das wir es geschafft haben. Aber um es vielleicht besser zu formulieren in seiner Euphorie egal was kommt ist alles nicht so schlimm also kann es anderen auch nicht schlecht gehen. Sieht er nicht mehr wie er mit Dingen die ihm spontan einfallen oder sagt wie er damit andere verletzt oder von ihnen verlangt. 

Das alles viel Zeit und Geduld braucht um das passierte zu verarbeiten und damit klar zu kommen ist mir bewusst. 

Aber ist definitiv eine gute Idee ihm bei seinen nächsten ich setz mal die Medikamente ab und du trägst das mit versuch, ihn daran zu erinnern  das er doch eigentlich dankbar für die gegebene Zeit ist und die Medikamente sein kleinstes Problem sind nach all dem. Anstatt im momentan zu versuchen klar zu machen das er mir das nicht auslasten sollte.  Danke, für den Tipp

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Hallo,

 

erstmal finde ich es toll, dass du ihn durch diese für euch beide schwierige Zeit begleitest und ihn nicht im Stich lässt.

Wie Konstanze bereits geschrieben hat, ist so eine schwere OP eine existenzielle Grenzerfahrung - ein Trauma für Körper und Seele - und dass sich ein Mensch dadurch verändert, ist nicht selten. Wie diese Veränderung jedoch aussieht  ist von Falll zu Fall unterschiedlich. 

Ich z.b bin seit der OP schneller gereizt und gerade in der Anfangsphase hatte ich auch agressive Phasen, nicht körperlich, eher so vom Fühlen her, verbunden mit Wut etc.

Das ist zum Glück mittlerweile weg.

Aber es hat wirklich einige Zeit (Jahre) gedauert (wurde zweimal relativ kurz hintereinander operiert) bis ich wieder mehr oder weniger "die Alte" war.

 

Eine professionelle Begleitung in Form einer Psychotherapie wäre sicherlich nicht verkehrt, nur muss hier eindeutig der Wille vom Patienten selbst ausgehen und dass erfolgt meist erst, wenn ein hoher Leidensdruck vorliegt. 

 

Wenn dein Partner (noch) nicht soweit mit seiner Einsicht ist - so kann man natürlich auch als Angehöriger sich professionelle Hilfe holen, wenn man denkt dies sei erforderlich, würde helfen. 

 

Wünsche euch beiden von Herzen alles Gute!

 

LG

hanny

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Hallo Hanny, 

 

Vielen Dank für deine Antwort. Hilft mir sehr.

Denke wie gut eine Beziehung ist sieht man immer erst wenn mal  nicht alles schön und einfach ist. Wenn einem jemand wichtig ist, ist man doch gerade dann da wenn es dem anderen schlecht geht. So sehe ich das zumindest.

 

Also sollte ich weiterhin  versuchen nicht alles so persönlich zu nehmen und ihm noch Zeit geben. 

 

Ich weiß aus eigener Erfahrung das man selbst soweit sein muss eine Therapie machen zu wollen.  Selber hab ich bereits jemanden  der mich professionell begleitet. Habe das große Glück das meine Hausärztin auch Therapeutin ist. Als ich vor der OP bei ihr war um sie um eine Pause von der Arbeit zu bitten, war ihr erster Satz nachdem ich ihr erzählt habe warum, sie wissen das ich auch Therapeutin bin. Hat dann bei mir auch noch ein paar Wochen gedauert bis ich begriffen hab, warum sie das gesagt hat und ich sie um Termine gebeten hab.

 

Danke, haben jetzt schon so viel geschafft. Dann schaffen wir das hoffentlich auch noch.

 Dir auch von ganzen Herzen alles Gute

PS: Es ist schön das es diese Plattform gibt.  Man hören kann wie es bei anderen ist/war. Ich fühle mich jetzt nicht mehr so allein damit und das hilft mir gerade unglaublich viel. 

 

 

 

 

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Hallo

 

Meine OP liegt nun fast 3 Jahre zurück. Danach gabs schwere Komplikationen usw.

 

Ich habe über ein Jahr gebraucht um alles mehr oder weniger zu verarbeiten. Im ersten Jahr nach meinem KH Aufenthalt (33Tage Intensiv, über 2 Wochen künstliches Koma, Durchgangsdelir Re OP) habe ich fast täglich meinen Entlassungsbericht (17 Seiten) gelesen und versucht zu begreifen was mir alles passiert war.

 

Jetzt glaube ich das ich darüber weg gekommen bin obwohl mich meine Klappe durch ihr ticken immer irgendwie erinnert. Aber der Schrecken liegt nun lamg genug zurück.

 

es ist also gut möglich das dein Partner noch Zeit braucht. Ich drücke euch die Daumen.

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Hallo Ralfie,

 

Wow, dagegen was du durch hast,war das ja bei meinem fast ein "Spaziergang". 

Freut mich sehr für dich das du es geschafft hast so gut es geht darüber hinweg zu kommen. Mir ist bewusst das es nicht einfach ist. 

 

Denke,  ganz los wird man es wahrscheinlich eh nicht. Da all das was passiert ist einem immer irgendwie begleitet. 

 

Danke,  für deine Nachricht.

Hilft mir sehr. Verstehe glaub ich immer besser. Nur weil es ihm nach außen immer besser geht und er das auch nach außen lebt, es in ihm drinnen noch lange nicht so aussehen muss. Vielleicht werde ich bei passender Gelegenheit mal versuchen ihn darauf anzusprechen. 

Wünsche dir von ganzen Herzen alles Gute, vielen Dank für deine Nachricht

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Vielleicht hat er Todesangst und kennt deshalb keine Grenzen mehr? Vielleicht will er sich der Unzerbrüchlichkeit Eurer Beziehung versichern? Vielleicht war er nie der Mensch, der mit seinen Gefühlen - negativ oder positiv - adäquat umgehen kann?

 

Ich kann Dir nur von meinem seltsamen Phänomen berichten, dass es mir psychisch nach meiner OP vor 5 Monaten immer schlechter, statt besser geht. Gerade gestern hatte ich mein Erstgespräch mit einer Therapeutin, die diagnostiziert hat: mittelgradige Depression + PTBS. Da wundert mich nix mehr ...

 

Und was auch meine Vorschreiber schon aufgeführt haben: Du kannst nichts anderes tun, als Dich um Dich selbst zu kümmern. Bei aller Liebe zu Deinem Partner. Vielleicht ist es Deine Aufgabe, Dich selbst knallhart mit Deinen eigenen Ängsten zu konfrontieren und nicht auf ihn als Thema auszuweichen?

 

Das Leben ist echt kein Ponyhof, aber Du bist ein wunderbarer Mensch, der das Allerbeste verdient hat!

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Vielen Dank, für deine Antwort. Es tut mir sehr leid für dich das es dir psychisch nicht gut geht. 

 

Ich weiß wie das ist , zwar aus anderen Gründen als bei dir aber es macht egal aus welchen Gründen keinen Spaß. Aber ich denke das du auf dem richtigen Weg bist in dem du dir Hilfe gesucht hast. Den wichtigsten Schritt hast du schon getan. Auch wenn es dauern wird bis es dir besser geht, bin sicher das du es schaffst.  Du kannst sehr stolz auf dich sein! 

 

Ich weiß das ich auf mich schauen muss und auch wo ich meine Grenzen für mich setzen muss. Genauso wie ich mir aus eigener Erfahrung bewusst bin dass  ich ihm nicht helfen kann. Sondern das nur er sich selbst helfen kann bzw. soweit sein muss  fachliche Hilfe von sich aus haben wollen muss.

 

Ich verstehe was du mit den eigenen Ängsten auseinandersetzen meinst. Das habe ich zum Glück schon vor etlichen Jahren getan. Müsste meine Therapeuten von damals eigentlich ein Dankesschreiben schicken. Ohne ihre Therapie damals wäre ich nach allem was wir dieses Jahr durch haben schon längst zusammen gebrochen. Daher bin ich mir sicher das du auf dem richtigen Weg bist.

 

Das Leben ist und wird nie ein Ponyhof sein. Aber auf Regen folgt immer irgendwann wieder Sonnenschein. Auch wenn keiner weiß wann und wer einen dann noch begleitet oder auch nicht mehr. 

 

Mir war es wichtig zu verstehen ob das nach so einer OP öfter so vorkommt. Ob es einfach mehr Zeit braucht bis man wieder besser zurecht kommt. Wie groß die Chancen sind das mehr oder weniger verarbeiten kann was passiert ist um mit sich und seinem neuen Leben zurecht kommt.

 

Dank aller euren Antworten,  verstehe ich ich jetzt viel mehr als vorher. Vielen Dank dafür! Danke,  das ihr alle so offen von euch und euren Erfahrungen schreibt. Bin mir sicher das es nicht einfach ist sich so zu offenbaren bzw über seine eigenen Probleme/Veränderungen zu sprechen. 

 

Ich wünsche dir alles Gute. das es dir ganz bald besser geht.Du bist ein toller Mensch und hast nur das Allerbeste verdient. 

 

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Liebe "Angehörige",

 

vielen Dank für Deine freundlichen Worten. Was ich Dir mit meiner "Zustandsbeschreibung" vor allem sagen wollte ist, dass das Leben nach einer solchen OP nie mehr dasselbe sein wird. Diese Erschütterung ist existentiell. Daher gibt es eben keine Garantie, dass er jemals wieder derselbe sein wird ...

 

Ich finde es sehr bewunderswert und menschlich von Dir, dass Du trotzdem zu ihm stehst und Dir so viele Sorgen um ihn machst. Ich kenne Deinen Partner nicht, finde aber, er darf wirklich dankbar für Deine Liebe und Unterstützung sein.

 

Aber: Wir Frauen müssen in Beziehungen oft ein wenig mehr auf uns selbst achten. Du weißt das, ich weiß das ...

 

Alles Liebe und pass' vor allem gut auf Dich selbst auf

 

KeinPlan

bearbeitet von KeinPlan
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  • 2 weeks later...

Liebe kein Plan,

 

Danke für deine Worte.

Mir ist natürlich bewusst  das er nie wieder der der alte sein wird und das nach so einer OP das Leben nicht mehr so wie vorher sein wird.

 

Ja du hast absolut recht, man muss in einer Beziehung auch immer auf sich achten. Stimmt auch das gerade Frauen sich selbst vergessen. 

Ist als Angehörige echt schwer ein Gefühl dafür zubekommen was man tragen kann bzw für was man Verständnis haben sollte. Und wann man sich abgrenzen muss bzw die Reisleine ziehen muss. 

 

Vielen Dank, für deine ehrlichen und direkten Worte. 

Pass definitiv auf mich auf! Dank deiner/eurer Antworten komm ich nun viel besser zurecht und kann auch wieder klarer sehen. Damit auch wieder viel besser auf mich schauen. 

 

Du hast mir sehr geholfen,  indem ich verstanden habe das auch irgendwann mal wieder Schluss sein muss mit Verständnis für alles zu haben. 

 

Pass auf dich auf, ich wünsche dir das es dir ganz bald besser geht. Vergiss bitte nie das du stolz auf dich sein kannst. Auf das was du hinter dir hast und das du auch jetzt nicht aufhörst für dich zu kämpfen. 

 

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