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Erfahrungsbericht: Neue Zahnimplantate bei Patienten mit mechanischer Aortenklappe


marathon2

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Hallo,

 

am letzten Mittwoch wurden mir in einer Zahn-OP zwei Implantate eingesetzt.

 

Aufgrund anhaltender Schmerzen an einem wurzelbehandelten Stützzahn einer neuen Zahnbrücke, die mir im Oktober 2022 eingesetzt wurde, gab es nach mehrfachen Versuchen, die Ursache für die Schmerzen zu finden, keine andere Möglichkeit, als diesen Stützzahn zu entfernen. Dadurch fehlten rechts unten nun drei Zähne, die aufgrund der Länge der Zahnlücken nicht mehr mit einer Brücke zu überspannen waren. So blieb als einzige sinnvolle Lösung nur noch das Setzen von zwei Implantaten. Der fehlende dritte Zahn kann nicht durch ein Implantat ersetzt werden, da sich im Bereich des zuvor gezogenen Zahns kaum Knochenmasse gebildet hat. Im Übrigen bezahlt die Krankenkasse auch nur zwei Implantate auf einer Seite.

 

Nachdem dann schon vor einigen Monaten der OP-Termin für diesen Eingriff festgestanden hatte, begann die quälende Zeit des Wartens. Aufgrund meiner mechanischen Aortenklappe ist natürlich die Gefahr einer Endkarditis erhöht. Auch das Thema Blutgerinnung spielt bei so einem massiven Eingriff eine Rolle. Daher schwankt mein Gemütszustand zwischen Bangen und Hoffen, manchmal erinnerte mich das Ganze fast an die Zeit vor meiner Herz-OP.

Natürlich konnte ich im Vorfeld alle wichtigen Fragen mit meinem Zahnarzt besprechen und die genaue Vorgehensweise war auch bekannt. Trotzdem nahm mir das nicht alle Ängste.

 

Immerhin gelang es mir problemlos, den INR vor dem OP-Tag auf 2.0 zu bringen. Ein Absetzen von Marcumar war, wie auch schon bei der Zahnentfernung, kein Thema. Ich musste zum Glück also nicht bridgen.

Alle notwendige Medikamente wie Schmerztabletten, Antibiotika und Mundspülmittel hatte ich mir im Vorfeld bereits besorgt. So ging ich wenigstens ohne Panik, aber doch mit weichen Knien zum OP-Termin. Wie immer, wenn es beim Zahnarzt blutig wird, nahm ich eine Stunde vor dem Eingriff 2gr. Amoxicillin zur Endokarditisprophylaxe.

Beim Zahnarzt vor Ort bekam ich dann auch noch 2 Ibuprofen Tabletten.

 

Nachdem die Betäubungsspritzen gesetzt waren, begann die Handwerkerarbeit. Zuerst wurde der Kieferknochen geglättet, dann wurden mit Hilfe einer Bohrschablone die beiden Löcher für die Implantate vorgebohrt. Danach wurden die Implantate eingeschraubt. Diese Arbeitsschritte waren für mich an sich schmerzfrei, doch die Schab- und Bohrgeräusche waren doch recht unangenehm.

Am Schlimmsten war danach noch das Setzten zweier Titan-Nägel, die in den Knochen direkt eingehämmert wurden. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen sie die Stabilität verbessern. Es folgte noch das Einsetzen von künstlichem Knochenmaterial, mit dem fehlende eigen Knochenbereiche ergänzt wurden. Damit waren die Massivarbeiten beendet. Jetzt wurde nur noch das Zahnfleisch über den Implantaten vernäht und als Schutz die vorhandene provisorische Brücke wieder darüber befestigt. Fertig!

Das ganze Prozedere hatte mit kurzen Wartezeiten gut zwei Stunden gedauert.

Ein Kontrollröntgenbild zeigte schließlich den perfekten Sitz der Implantate.

Nach einer nochmaligen Aufklärung über das Verhalten nach dieser OP konnte ich die Praxis verlassen.

 

Insgesamt gesehen, war die Behandlung sehr unangenehm, aber doch auszuhalten. Trotzdem muss ich sie nicht noch einmal haben.

Die ersten 24 Stunden danach waren auch nicht sehr vergnüglich. Trotz der Einnahme weiterer Schmerztabletten konnte ich den Mund vor Schmerzen kaum bewegen, also nur schlecht sprechen und noch schlechter essen. Und auch das häufige Anlegen von Kühlpads verhinderte nicht, dass die Schwellung im Mund immer mehr zunahm. Überhaupt soll die Schwellung am dritten Tag immer am größten sein, was ich bestätigen kann.

Heute habe ich das erste Mal den Eindruck, dass die Schmerzen wieder besser werden. So kann ich jetzt am vierten Tag nach der OP auch diesen Bericht schreiben. Gestern wäre das noch nicht möglich gewesen. Mal sehen, wie es sich weiter entwickelt.

 

Als Antibiotika nehme ich jetzt übrigens Clindamycin 600mg dreimal am Tag und das Ganze für insgesamt 10 Tage.

Der nächste Zahnarzttermin ist nächsten Donnerstag zum Fäden ziehen, also 8 Tage nach der OP. Dann dauert es aber gut drei Monate, bis die Implantate gut eingewachsen sind und die neuen Zähne darauf angebracht werden können.

 

Aus eigener Erfahrung kann ich nun feststellen, dass das Setzen von Zahnimplantaten auch unter Einnahme von Marcumar möglich ist und, so hoffe ich wenigstens, dass die Endokarditisgefahr auch beherrschbar bleibt.

 

Wenn es etwas Neues zu berichten gibt, melde ich mich an dieser Stelle wieder.

 

Grüße

Dietmar

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Hallo Dietmar,

 

ich war schon längere Zeit nicht mehr im Forum. Eine Google-Suche zum Thema hat mich zu deinem Bericht geführt.

Das hört sich ja nach viel Stress an!
Ich wünsche dir gute Besserung und sage auch vielen Dank für den Bericht. Das hilft anderen mit ähnlichen Sorgen sehr!

 

 

Viele Grüße,

Peter

 

P.S.

Ich weiß garnicht, ob du dich an mich erinnerst. Vor 12  Jahren hast du mich mal in der Reha in Bad Schönborn besucht.

Wir haben zusammen Blaubeerkuchen gegessen :)

Dafür bin ich dir immer noch sehr dankbar!

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Hallo Peter,

 

natürlich erinnere ich mich noch an dich und auch der legendäre Blaubeerkuchen bleibt unvergessen.

Es freut mich sehr, dass dich mein Bericht wieder einmal ins Forum geführt hat.

 

Ja, der Eingriff war kein Vergnügen. Heute sollten eigentlich alle Fäden gezogen werden, aber da die Schwellung immer noch recht stark ist, hat der Arzt sich mit drei Fäden begnügt. Die restlichen Fäden sollen nun am Dienstag entfernt werden. Dazu muss auch die provisorische Brücke wieder runter.

Das Schlimmste ist aber vorüber und es geht mir von Tag zu Tag wieder besser.

Der Zahnarzt meinte auch, dass in Anbetracht der Schwere des Eingriffs und der Umstände (Marcumar) die Heilung sehr gut voranschreitet.

 

Grüße

Dietmar

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Dietmar, in deinem Bericht schreibst du: "Immerhin gelang es mir problemlos, den INR vor dem OP-Tag auf 2.0 zu bringen. Ein Absetzen von Marcumar war, wie auch schon bei der Zahnentfernung, kein Thema."

Wie viele Tage vor dem Eingriff war dieses "eine Absetzen"? Ich schätze 3 oder 4 ... ?

 

Es freut mich zu hören, dass es bergauf geht.

Weiterhin gute Besserung!

 

Viele Grüße,

Peter

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Hallo Peter,

 

da habe ich mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt.

Ich habe zu keiner Zeit mit der Marcumar-Einnahme ausgesetzt. Ich habe einige Tage vor der Zahn-OP, als der INR noch bei 2.5 lag, die Tagesdosis mehrmals halbiert. Und mit etwas Glück lag der INR dann am OP-Tag bei 2.0.

Ich gehe aber davon aus, dass auch 2.5 kein Problem gewesen wäre. 

Ich hatte die Thematik im Vorfeld mit dem Zahnarzt besprochen und er hat mir absolut vertraut, dass ich einen niedrigen INR erreichen kann.

 

Steht bei dir auch ein Implantat auf der Tagesordnung?

 

Grüße

Dietmar

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  • 2 weeks later...

Hallo,

 

hier ein kleines Update zum Heilungsverlauf.

Da die Schwellung des Zahnfleischs noch relativ stark war, hat der Zahnarzt am angesetzten Termin zum Fäden ziehen nur die Fäden entfernt, die ohne Abnahme der provisorischen Brücke sichtbar waren. Den nächsten Termin bekam ich dann fünf Tage später. Leider stellte sich nach der Abnahme der Brücke dann heraus, dass das Zahnfleisch an einer Stelle noch nicht vollständig zugewachsen war und die Wunde noch „sickerte”. Daher vernähte der Zahnarzt diese Stelle noch einmal mit selbst auflösenden Fäden. Und bedauerlicherweise musste ich auch noch einmal für fünf weitere Tage ein Antibiotikum einnehmen, jetzt wieder Amoxicillin.

Inzwischen scheint aber alles abgeheilt zu sein und ich warte auf das weitere Vorgehen im November. Hoffentlich wachsen bis dahin die Implantate gut fest.

 

Grüße
Dietmar

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Hallo Dietmar,

 

bei mir steht "nur" die Extraktion eines Backenzahns an. Ein Implantat ist nicht vorgesehen. Der Termin für die Extraktion ist am kommenden Montag.

Natürlich hat mich alles was mit Bridging zu tun hat sehr beschäftigt. Mein Zahnarzt, bei dem ich schon seit 35 Jahren bin, hat INR <1.8 verlangt. Er hat gesagt: "Quick 40 ... INR kann ich nicht" ;). Also habe ich mich auf die Suche nach einer Praxis gemacht, die willig sind den Zahn unter Marcumar zu ziehen. Das hat zum Glück gut geklappt: sie machen es bei INR 2-3. Ich werde selbstverständlich versuchen einen Wert <2.5 anzusteuern.

Gestern war Vorbesprechung und es wird alles so gemacht, wie du es schon im März hier im Forum beschrieben hattest (Blutplasma, Kollagen, Vernähen der Wunde, etc.).

Da war das Forum mal wieder sehr hilfreich für mich. Es ist gut zu erfahren, dass bei anderen die Extraktion unter Marcumar gut funktioniert hat, und wie das Prozedere war.

 

Es freut mich zu hören, dass bei dir mittlerweile alles gut abgeheilt ist. Ich drück dir weiterhin die Daumen, dass die folgenden Schritte auch gut laufen.

 

Viele Grüße,

Peter

 

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Hallo Peter,

 

es freut mich, dass du einen Zahnarzt gefunden hast, der die Zahn-Extraktion auch unter Marcumar durchführt. Dies sollte eigentlich heutzutage selbstverständlich sein.

Man sollte hier tatsächlich hartnäckig bleiben und wenn nötig einen anderen Zahnarzt wählen.

 

Für den kommenden Montag wünsche ich dir alles Gute.

 

Grüße
Dietmar

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  • 2 weeks later...

Das hört sich nach einer kleinen Tortur der Oralchirurgie an, für das Einsetzen von 2 Implantaten. Da kann man wirklich nur wünschen, dass am Ende alles gut gelaufen ist und die Implantate lange halten und man sich die nächsten Jahrzehnte darüber keine Gedanken machen muss. Vor allem aber, dass alles gut verheilt. Es ist aber auch von unschätzbaren Wert, wenn man einen guten Zahnarzt an seiner Seite hat. 

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Hallo,

 

ich habe auch die Hoffnung, dass die Implantate bis zu meinem Lebensende halten werden. Und ja, ich habe einen sehr erfahrenen, kompetenten Zahnarzt.

Inzwischen sind alle Beschwerden abgeklungen und die Wunden sind gut verheilt. Jetzt heißt es warten, bis die künstlichen Zahnwurzeln gut eingewachsen sind, bis dann die eigentlichen Zähne drauf kommen.

 

Grüße
Dietmar

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  • 3 months later...

Hallo,

 

hier mal wieder ein kleines Update.

Inzwischen, nach etlichen weiteren Sitzungen beim Zahnarzt, ist die Zahnreihe wieder komplett. Heute wurde abschließend die Implantatbrücke eingesetzt. Leider hatte es beim ersten Versuch nicht richtig gepasst, daher musste die Brücke noch einmal hergestellt werden.

In zwei Tagen erfolgt noch einmal eine Kontrolle und es müssen wohl noch leichte Bisskorrekturen vorgenommen werden.

 

Ich bin jedenfalls sehr froh, dass diese ganze Prozedur nun ein Ende hat und hoffe darauf, dass die Reparatur lange halten wird. 

 

Grüße
Dietmar

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  • 1 month later...

Hallo,

 

jetzt sind ca. zwei Monate seit dem endgültigen Einsetzen der Kronen und der Brücke vergangen. Die Zahnimplantate sitzen einwandfrei und auch absolut fest. Leider habe ich an den beiden überkronten ehemaligen Brückenzähnen immer noch leichte Beschwerden. Sie reagieren manchmal empfindlich auf seitliche Bewegungen am Zahn. Beim Kauen merke ich aber nichts.

Ich war deswegen noch einmal beim Zahnarzt und der Biss wurde mittels Scanbildern meiner Zähne und des daraus berechneten Bissverhaltens noch einmal an einigen Stellen optimiert. Jetzt scheinen die Beschwerden abzuklingen.

Mal sehen, wann ich dieses Kapitel nun endgültig abschließen kann.

 

Grüße
Dietmar

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  • 1 month later...

Hallo Dietmar,

am Mittwoch bekomme ich auch ein Implantat im Oberkiefer gesetzt. Als Bioklappen-Träger wurde mir gesagt, ganz normal vor dem Eingriff zwei Amixolin einzunehmen. Das kenne ich ja schon. Du schreibst aber, dass Dunauch noch 10 Tage nach dem Eingriff täglich Antibiotikum nehmen musstest. Davon wurde mir im Vorfeld jetzt nichts gesagt. Ist das im Rahmen der Endokartitis-Prophylaxe so vorgesehen?

 

LG

Dirk

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Hallo Dirk,

 

ja, mein Zahnarzt hat mir empfohlen, nach dem Einsetzen der Implantate noch Clindamycin 600mg dreimal am Tag für insgesamt 10 Tage einzunehmen. Clindamycin soll bei Eingriffen in den Knochen besser wirken.

Vor der Behandlung nahm ich, wie bei dir auch empfohlen, 2000mg. Amoxicillin. 

Warum dein Zahnarzt die Endokarditisprophylaxe nach dem Eingriff nicht für notwendig hält, weiß ich natürlich nicht. Da das Setzen eines Implantats auch das Zahnfleisch verletzt und dabei auch Nachblutungen entstehen können, erscheint mir die Empfehlung zur Einnahme schon logisch. Ob es unbedingt 10 Tage sein müssen, wäre zu diskutieren.

Ich würde den Zahnarzt vor der Behandlung unbedingt noch einmal darauf ansprechen.

 

Mit freundlichen Grüßen
Dietmar Kleinhans

 

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Hallo Dietmar,

 

Danke für Dein schnelles Feedback. Ja, ich werde mich mit ihm diesbezüglich nochmals abstimmen. 
 

LG

Dirk

 

 

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