Amiodaron und Bradikardie

[leowolfgang]

Hallo Mitstreiter,

ich wollte mal bezüglich Eurer Erfahrungen zu Amiodaron in die Runde fragen....

Ich habe knapp 4 Monate Amiodaron wegen Vorhofflattern und Flimmern nach Klappenrekonstruktion genommen. Hat leider nix gebracht. Dann Anfang Juli Kardioversion. Seit dem Sinus mit Extrasystolen. Was ich als gut empfinde.

Was mich aber belastet: Seit der Kardio geht der Puls nicht über 95 Schläge und fällt nachts auf unter 40 Schläge. Im EKG ist keine p-Welle zu finden. Amiodaron und Bisoprolol wurde abgesetzt. Hat sich in den letzten 4 Wochen aber nichts gändert.

 

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht. Wie war bei Euch der Verlauf?

Vielen lieben Dank vorab für Eure Hilfe.

Gruß Wolfgang

[stefan]

Hallo Wolfgang

 

direkt nach meiner Harzklappenoperation im Februar 2004 (mech. Aorten- und Mitralklappe) hatte ich ca. 2 Wochen lang Vorhofflimmern. Damals wurde mir in der Reha Amiodaron verordnet. Das VHF war nach einigen Tagen verschwunden, Amiodaron hatte ich ca. 2 Monate eingenommen, dann wurde es abgesetzt. In den Folgejahren hatte ich immer wieder Episoden mit Vorhofflimmern bzw. Vorhofflattern. Im Januar 2011 wurde mir das Rhythmusmittel Dronedaron (Multaq 400) verschrieben. Das Mittel ist dem Amiodaron ähnlich, hat aber viel weniger Nebenwirkungen, ist aber in seiner Wirksamkeit schwächer. Im Jahr 2012 hatte ich wieder anfallsartiges Herzrasen, diesmal war es Vorhofflattern. Das Flattern wurde mit 2 Katheter Ablationen behandelt und beseitigt. Einige Jahre war alles gut. In 2019 hatte ich vermehrt Vorhofflimmern und 2 Elektrokardioversionen. Diese brachten aber jeweils nur kurze Linderung. Dronedaron wirkt nicht mehr. Im Januar 2020 wurde mir Amiodaron verschriebe. 6 Wochen später war einen erneute Kardioversion geplant. Nach dieser Kardioversion war das Herz wieder im Takt. Trotz Amiodaron hatte ich im Mai 2020 wieder Vorhofflimmern, merkte aber, dass ich damit recht gut klar komme. In Absprache mit meinem Kardiologen wurde Amiodaron abgesetzt und das VHF ist seitdem dauerhaft vorhanden. Ich habe aber kein unrhythmisches Herzrasen, sondern leide unter der bradykarden Version von VHF. D. h. mein Herz schlägt unrhythmisch aber oft nur 40 – 50-mal pro Minute. Trotz des VHF treibe ich täglich Sport (Ergometer und E- MTB) und fühle mich dabei kaum eingeschränkt. Auch bei Belastung schlägt mein Herz max. 80 – 90-mal pro Minute. Ich habe die Entscheidung, das VHF zu belassen, bisher nicht bereut. Amiodaron hat extrem starke Nebenwirkungen, die nach längerer Einnahme fast sich eintreten. Hättest Du „nur“ Vorhofflattern, würde ich zu einer Ablation raten. Bei Flattern ist die Erfolgsquote sehr hoch.

 

LG

Stefan

[leowolfgang]

Hallo Stefan,

vielen Dank für Deine Antwort, die mir Hoffnung macht.

Eigentlich habe ich derzeit einen Sinus und nur bei hoher Belastung Extrasystolen, die aber in Ruhe wieder verschwinden. Das Flattern ist derzeit weg. Lediglich der extrem tiefe Puls und der scheinbare AV Ersatzrythmus (vermutlich AV Block ersten Grades) machen mir Sorge. Da gibt es jetzt 2 Meinungen der Docs. 

a. abwarten, bis Amiodaron aus dem Körper ist (kann bis zu einem Jahr dauern) und hoffen, daß der Sinusknoten dann wieder besser arbeitet

b. Herzschrittmacher

Der Vater eines Bekannten hatte das gleiche Problem unter Amiodaron und MRK und nach 9 Monaten war der Puls über Nacht wieder da. In den US Medien wird aber vermehrt berichtet, daß ein Herzschrittmacher notwendig wird. 

Drum wollte ich mal fragen, ob es hier Erfahrungen dazu gibt.

Darf ich fragen was Du gegen das Flimmern an Medikamenten nimmst.

Alles Gute, Wolfgang

[stefan]

Hallo Wolfgang,

 

spezielle Medikamente gegen das Flimmern nehme ich nicht. Ich nehme Betablocker (Bisoprolol 2,5 mg am Tag) und Marcumar muss ich schon allein wegen der mechan. Klappen einnehmen. Mein Ziel INR liegt bei 3,5. Ich messe wöchentlich und habe auch fast immer einen Wert zwischen 3,2 und 3,8. Die Kardiologen sagen mehrheitlich, dass ein unter VHF leidender Mensch nicht unbedingt versuchen muss, den Sinus Rhythmus zu erhalten, sondern eine Frequenzkontrolle auch hilfreich ist. Das hängt aber immer davon ab, wie gut man VHF toleriert. In den Jahren, in denen ich manchmal anfallsartig VHF bekam, hatte ich sehr darunter gelitten. Aber, man gewöhnt sich an Alles.

 

Alles Gute,

Stefan

[leowolfgang]

Hallo Stefan,

das ist spannend, was Du schreibst.

Da mein Puls auch ohne Betablocker schon so tief ist, traut man sich derzeit nicht BetaBlocker zu verabreichen. Ich nehme nur 1,25 mg Ramipril für den Blutdruck. Bisher tut das auch, mal schaun, was passiert, wenn das Amiodaron weiter den Körper verlässt. Ggf. kommt dann das Flimmern/Flattern wieder.  Ich leide noch immer an Konditionsproblemen und Müdigkeit. Langsam Joggen geht nur so 250 m, dann ist der Puls bei 95 und der Blutsauerstoff bei 80 und ich außer Puste. Gehen geht, ich schaffe in Summe so 10.000 bis 14.000 Schritt am Tag. Das sei ganz gut, laut Docs. Ich hoffe aber, daß das mit der Zeit besser wird. Die OP ist ja nun schwer verlaufen und erst 6 Monate her.

Gruß Wolfgang

[leowolfgang]

Hallo Stefan,

und ich nehme natürlich Eliquis als Blutverdünner.

Gruß Wolfgang