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Streptokokken: Holt mich der Teufel jetzt doch noch?


KeinPlan

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Hallo ihr Lieben,

 

ich bin neu hier, 60, w, und lese schon seit Wochen hier mit. Ich krieg's einfach nicht geregelt und befinde mich seit meinem biologischen Klappenersatz vor 6 Wochen noch in Reha. Als "Bonus" bin ich jetzt auch noch auf dem rechten Auge halb blind ...

 

Bei mir kam im Dezember 2022 alles ganz plötzlich, denn ich wähnte mich immer "pumperlgesund". War wohl nicht so und meine Diagnose hat sich dementsprechend lange hingezogen, bevor ich zur Not-Op im Herzzentrum München unter's Messer kam. Alles ging so schnell und ich wurde auch nicht gefragt oder richtig aufgeklärt. 

 

Körperlich habe ich mich superschnell wieder regeneriert, psychisch bin ich echt i... A... Da helfen auch die schlauen Tipps der hiesigen Psychologin nicht, denn nach Yoga steht mir jetzt gerade nicht der Sinn.

 

Mein Problem ist, dass mich Streptokokken fast umgebracht haben. Endokarditis-Prophylaxe hab' ich schon kapiert, aber die Viecher sind eben überall ... Und Dank der Vorgeschichte bin ich jetzt auch noch Hochrisikopatient, trotz 42 Tagen i. v. Antibiose ...

Aber was passiert, wenn ich mir versehentlich beim Kauen in die Backe beiße? Oder mir unterwegs einen Kratzer zuziehe? Wenn ich mir versehentlich die Zähne zu fest putzte? 

 

Dann noch Google und die Beipackzettel meiner Medikamente!!! Ich muss zwar nur 6 Monate einen Blutverdünner und einen Beta-Blocker nehmen, aber mir wird schlecht, wenn ich lese, was alles noch auf mich zukommen kann. 

 

Soll ich jetzt einfach "die Sau rauslassen", weil mich über kurz oder lang der Teufel sowieso holen wird, oder soll ich mich jetzt für die verbleibende Zeit noch ganz asketisch und gesund verhalten, um evtl. noch ein bisschen mehr Zeit rauszuschinden?

 

Ich bin absolut durch den Wind und würde mich freuen, wenn jemand seine Erfahrungen mit Sepsis/Streptokokken und Endokarditis schildern könnte. 

 

Vielen Dank und ein schönes WE,

KeinPlan

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Hallo KeinPlan,

 

ich kann deine Unsicherheit gut verstehen. Auch ich war nach meiner OP sehr unsicher darüber, wie gefährlich bestimmte Bakterien für die neue Herzklappe sein können. Das ging sogar so weit, dass ich in der ersten Zeit selbst bei kleinsten Verletzungen Antibiotika eingenommen habe. Nach einigen Monaten wurde ich aber gelassener. Heute nehme ich nur noch bei zahnärztlichen Behandlungen, die blutig werden können, Antibiotika zur Prophylaxe. Laut den Leitlinien sind 2 Gramm Amoxicillin empfohlen.  Bei Verletzungen, z.B. nach einem Sturz, nehme ich inzwischen keine Antibiotika mehr ein. Da vertraue ich auf mein Immunsystem.

 

Das Lesen von Beipackzetteln für absolut notwendige Medikamente habe ich mir abgewöhnt. Man macht sich nur unnötig verrückt.

 

Sich gesund zu verhalten ist aber in jedem Fall empfehlenswert, ist man doch dem Teufel von der Schippe gesprungen und dahin zurück möchte man doch sicher nicht. Das wäre doch ein guter Plan.

 

Grüße
Dietmar

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Hallo Dietmar,

 

vielen Dank für Deine freundliche Antwort.

 

Ich bin hin und her gerissen zwischen allen möglichen Gefühlen und vermute, das darf auch erst mal so sein. Wie gerne würde ich die Zeit ein wenig zurückdrehen ...

 

Das mit den Streptokokken macht mich echt fertig, weil die eben überall sind. Ich kann sie nicht vermeiden und die große Hoffnung wäre halt ein Impfstoff.

 

Gerne würde ich auf mein Immunsystem vertrauen, aber es "spricht" nicht wirklich zu mir. Leider machen die hier in der Reha nicht mal eine Blutkultur, aus der ich sehen könnte, ob die 42 Tage mit über 170 Flaschen Antibiotika was geholfen haben.

 

Andererseits denke ich mir, dass jeder lebende Mensch zu jedem Zeitpunkt an einem Gehirngerinnsel versterben kann und es nicht möglich wäre, permanent mit diesem Gedanken zu leben.

 

Tja, ich hoffe, dass die Zeit tatsächlich alle Wunden heilt und bin wirklich froh, dieses Forum gefunden zu haben.

 

Schönes WE noch und LG,

Petra

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Wegen Blutkultur: Wie sieht denn dein CRP-Wert aus? Dieser ist bei den meisten Blutuntersuchungen dabei. Nach der OP ist der CRP zuerst noch ein Weilchen erhöht, sollte dann aber zurückgehen. Wenn der CRP-Wert normal ist, kannst du dir nahezu 100% sicher sein, dass da absolut keine bakterielle Infektion mehr in deinem Körper ist. Sollte der CRP noch (oder auf einmal wieder) erhöht sein, hast du meiner Meinung nach ein gutes Argument, um einen Arzt zum Verschreiben einer Blutkultur zu überreden (vor allem wenn du mal dazu auch noch ähnliche Beschwerden hast wie während deiner Endokarditis).

 

Wenn kein Arzt einen Anlas für eine Blutkultur sieht, du zur Beruhigung aber dennoch eine haben möchtest: in manchen Labors (vor allem in großen Städten) kann man jegliche Blutuntersuchung auch privat machen lassen.

 

Das Risiko für eine weitere Endokarditis ist aber gar nicht soo hoch, wie man vielleicht denkt. Hier ist eine Studie, in der 2282 Patienten (im Schnitt ca. 60 J. alt)  nach einer Endokarditis im Durchschnitt 3,4 Jahre lang weiter unter Beobachtung waren:

https://tinyurl.com/53uerez3

"Nur" bei 130 davon kam es in den Jahren der Studie erneut zu einer Endokarditis. Alle anderen 2152 Patienten blieben vor diesem erneuten "Erlebnis" verschont.

Von den 130, die nochmals eine Endokarditis hatten, war bei 70 ein anderer Keim als beim ersten Mal dafür verantwortlich. Nur bei 60 war wieder derselbe Keim der Übeltäter.

Pro Jahr hatten in dieser Studie nur 0,62 % der Patienten eine erneute Endokarditis, also nicht einmal 1 von 100. Männer waren etwas häufiger betroffen.

 

Ich glaube, mit deinem Gedanken, dass man ja auch nicht permanent an das Risiko anderer Erkrankungen denkt, liegst du genau richtig!

 

Extra "die Sau raus lassen" würd ich persönlich jedenfalls nicht, weil man damit meiner Meinung nach viel mehr Risiko eingeht, als du mit deinen zuvor 60 weitgehend gesunden Jahren nun hast. Dein einziges "Manko" ist nun deine neue Klappe, während andere schon giftige Chemos, eine langjährige Alki- oder Stresskarriere hinter sich haben, oder eine schlechte Klappe oder Schäden am Herzen, von denen sie noch gar nichts wissen. Denen gegenüber hast du den Vorteil, dass du nun bestimmt öfters zu Untersuchungen gehst - deshalb kannst du im Fall des Falles nun auch frühzeitig auf Probleme reagieren kann. 

 

Ich will damit nicht die erschütternde Erfahrung kleinreden, die du grad erst gemacht hast, und verstehe auch voll und ganz die Angst, aber ich glaube ganz fest, dass du - gerade wenn du bisher immer so gesund warst - wirklich gute Chancen hast, bald auch wieder ein bisschen mehr Leichtigkeit zu finden und dass du das Leben dann wieder in allen Aspekten noch viele viele Jahre sehr genießen kannst.

 

Alles Liebe!

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Vielleicht klingt das jetzt, wie wenn ein Blinder von der Farbe spricht, denn ich habe ja die OP erst noch vor mir und auch erst ganz am Anfang meiner "neuen Karriere".  Ich hab auch keine Erfahrung mit Endokarditis durch Keime etc, nur ein paar Allgemeinplätze.

Dennoch will ich für mich mal ein bisschen Brainstorming betreiben, was so alles zur Milieuverbesserung beitragen kann. Schließlich haben wir Abermilliarden Mikroorganismen im Körper und ca. 90% mehr genetisches Material von diesen als von uns "selbst". Also macht es Sinn, die "Guten" zu unterstützen, damit diese die "Bösen" nicht so zum Zuge kommen lassen.

Ich hatte mal vor Jahren eine heftige Blasenentzündung, an der ich 3 Wochen naturheilkundlich rumgedoktert habe und kurz davor war, AB zu nehmen, allerdings keine Lust auf Resistenzen hatte. Bis ich dann ein paar Probiotika genommen und vor allem den Bereich des Harnröhrenausgangs mit selbstgemachtem Joghurt "gecremt" habe. Nach 2 Tagen war der Spuk gegessen, die "Guten" haben die "Bösen" in ihre Schranken verwiesen.

Meine Mutter (80) lag letztens mit zuvor unerkannter Pneumonie, Pleuraempyem und Sepsis im KH. Heftigste AB, worauf sie Durchfälle, dicken Pilz (im Mund total weh, garantiert auch im restlichen Verdauungstrakt), Blasenentzündung (hatte auch Katheder) etc. bekam. Sie hing für Wochen am seidenen Faden, hat dann noch massiv Wasser eingelagert (nach 3 Wochen haben wir sie heimgeholt, nach weiteren 7 Wochen ist sie jetzt wieder in der Lage, sich einigermaßen selbst zu versorgen), hatte bei Entlassung einen Hb von 7.7 und war sauerstoffpflichtig. naja, will Dich nicht mit der Geschichte meiner Mutter langweilen. Das Kürzeste vom Längsten:

Wir haben ganz viel getan, ihr Immunsystem zu unterstützen. Ein Arzt hatte Einsehen und hat erlaubt, ihr zusätzlich zu all den anderen Medis täglich 15 g Pascorbin Infusionen anzuhängen. Die chemischen Mittel gegen den Pilz haben sie erbrechen lassen, also haben wir ihr verschiedene naturheilkundliche Mittel besorgt einschließlich selbstgemachtem Joghurt und Kefir, den sie (als fast einziges) mit Appetit nehmen konnte.

Sie hat täglich von uns zusätzlich kolloidales Silber bekommen, was wir dann auch zuhause noch eine Weile weitergemacht haben, bis sie wirklich über den Berg schien.

Zusätzlich haben wir mit starken ätherischen Ölen gearbeitet (wichtig ist die Qualität)- im KH ging das nicht immer ganz so gut, wir wollten die anderen Patienten nicht vergrätzen, aber die Pfleger waren immer ganz begeistert, dass in ihrem Zimmer kein Kranken-Geruch war, im Gegenteil, wenn ich ihr die Fußsohlen mit den antimikrobiellen Ölen eingerieben hatte, duftete das ganze Zimmer :-) Ich hätte ihr die Öle auch zum Einnehmen gegeben (habe die in extra Qualität als zugelassene Nahrungsergänzungen), aber ich kriegte gar nicht alles in sie rein, was sie gebraucht hätte. War aber nicht schlimm, denn die gehen auch über die Haut bis ins Blut und somit versorgen sie den ganzen Körper. Das Schöne ist, dass man AB und Öle zusammen benutzen kann, es gibt sogar Studien, die zeigen, dass dadurch die Wirkung von AB´s besser werden kann. Denn auf die Öle ist keine Resistenzbildung bekannt.

Du hast ganz viele Möglichkeiten, Dich selbst zu unterstützen, denn, wie eine alte Weisheit lautet: 

„Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles!“ (vermutlich von Antoine Béchamp, französischer Arzt, Chemiker und Pharmazeut, 1816–1908)

Klar haben diese OP´s alle ihre nicht zu unterschätzenden Gefahren und Krankenhäuser sind nun mal Brutstätten für gefährliche Keime und wenn sowas von außen in eine Wunde eingebracht oder innerhalb des Körpers verschleppt wird, hat man erstmal den ganz großen Hauptgewinn... Dennoch sind die Chancen, es dauerhaft richtig gut hinzukriegen und den Körper vor den hartnäckigen Biestern zu schützen, dass man ihnen das Leben schwer macht ohne sich selbst dabei zu vergiften oder Resistenzen zu züchten.
Und das gilt praktisch für alle Krankheitsbilder, wo es um Erreger geht.

Ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Weisheit und ein gutes Händchen und vor allem von Herzen gute Besserung!

Fühl Dich umarmt,

Ganz liebe Grüße, Maja D.




 

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Liebe Mirjam,

 

sorry, dass ich erst heute antworte, aber in der Reha war das nicht so prickelnd mit Wlan ... Jetzt bin ich seit ein paar Stunden zuhause (mit einem lachenden und einem weinenden Auge) und habe mich sehr über Deine freundlichen Worte gefreut und über die Mühe, die Du Dir mit den Zahlen gemacht hast.

Bist Du verwandt mit dem Klinikchefarzt meiner Reha? ;) Er hat mich in etwa genauso beruhigt und ich muss Euch halt mal glauben, was ich liebend gerne tue. Er hatte gemeint, dass der Blitz nicht 2 x in den gleichen Baum einschlägt

 

Allerdings schmerzt meine Narbe (Sternotomie) bereits am frühen Nachmittag, denn ganz so gechillt kann man zuhause nicht sein, wie in der Klinik. Das heißt, man k-ö-n-n-t-e, aber das entspricht leider nicht meiner Natur. Gut, dass ich noch ein paar Beta-Blocker einnehmen muss. ;)

 

LG und noch einen wunderbaren Sonntag,

 

Petra

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Hallo Maja,

 

auch Dir danke für Deinen ausführlichen Post! Bei mir rennst Du offene Türen ein, aber ich wäre hast bald gestorben mit der Sepsis, die die Streptokokken in mir ausgelöst hatten.

Also war überhaupt keine Zeit mehr für Naturheilkunde und mir fehlt sogar der Tag vor der (Not-)OP. In meinem Fall haben sie 170 Flaschen Antibiotika in 42 Tagen durch meinen Körper gejagt - anders wäre es nicht gegangen.

Über Darmsanierung im Anschluss habe ich mir Gedanken gemacht, aber das ist echt zwiespältig. Einige Mittelchen sind nur dazu da, um einem das Geld aus der Tasche zu ziehen, andere absolut unwirksam. Also vertraue ich darauf, da ich die Antibiose vom Magen-Darm-Trakt her super vertragen zu haben, dass mein Körper das auch richten wird ...

 

Als junge Frau habe ich übrigens auch Joghurt-O.B.'s genutzt und im Wechsel nur Cimicifuga. Hat beides super gefunzt!

 

LG und schönes WE noch,

 

Petra

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Ja, das kann ich mir vorstellen, dass Dein Leben sehr am seidenen Faden hing. Bei meiner Mutter waren das auch heftige drei Wochen mit hammerharten AB´s und Du hast sie praktisch doppelt so lang bekommen - und in dem Moment muss das auch sein. Klasse, dass Du die Antibiose so gut vertragen hast - meine Mutter war voller Pilz...

Wenn Du dennoch was machen willst: Du kannst ganz viel mit selbstgemachten Probiotika machen, angefangen von Kefir über Sauerkraut und anderes selbst milchsauer eingelegtes Gemüse, Getränke wie Kombucha und ähnliche Späßchen. Das hilft einfach, eine gute Flora zu stabilisieren und damit auch das Immunsystem zu stärken, das zu mindestens 70 - 80 % im Darm sitzt. Damit bist Du zusätzlich gewappnet gegen pathogene Keime.

Bei uns ist mal vor einem Anbau ans Haus ein Bagger immer wieder quer über den Rasen gefahren. So lange wir nichts neu angesät haben, wuchs vor allem viel Unkraut. Erst durch "Unterstützung", sprich neu einsäen und düngen, wuchs wieder das Gras so, wie wir es uns wünschten. Weiß nicht, ob man das mit einer AB-Behandlung vergleichen kann, aber so ähnlich stelle ich es mir vor ;-)

Auch Dir einen schönen restlichen Sonntag, alles Liebe

Maja D.

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Kefir? Bäääh! Kombucha? Bääääääääh! Sauerkraut? Absolut okay! Aber was gibt es noch an milchsauer eingelegtem Gemüse? Ich hab' mal so kleine Dosen Kimchi gesehen, aber Dose??? Hast Du da noch ein paar Idee?

 

Danke + LG, Petra 

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vor 2 Stunden schrieb KeinPlan:

Kefir? Bäääh! Kombucha? Bääääääääh! Sauerkraut? Absolut okay! Aber was gibt es noch an milchsauer eingelegtem Gemüse? Ich hab' mal so kleine Dosen Kimchi gesehen, aber Dose??? Hast Du da noch ein paar Idee?

 

Danke + LG, Petra 

Hier findest Du vielleicht ein paar Ideen - gibt noch viel mehr dazu im Net: https://vollwert-blog.de/fermentieren-anleitung-basisrezept-sauerkraut/

LG

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