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Paranoia im Aufwachraum


Pappnase

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Ich grüße euch.

Mein Name ist Markus, ich bin 52 Jahre alt und mir wurde am 29.11.2019 die Aortenklappe rekonstruiert und die Aorta ascendens ersetzt.

Wem von euch ist es passiert, dass ihr nach der OP im Aufwachraum (bei mir war es scheinbar schon im OP beim Wecken) eine temporäre Paranoia hattet? Ich bin verkabelt und mit Schläuchen vom OP-Tisch aufgestanden und habe mir einen oder zwei Zugänge herausgezerrt. Ich dachte ernsthaft darüber nach, mir die drei Drainageschläuche aus dem Bauch zu reißen und wollte aus dem Krankenhaus flüchten. Und dies alles in der irrsinnigen Meinung, man hätte mir das Herz nur deshalb repariert, um mich jetzt für Spenderorgane auszuschlachten. Mediziner, Pfleger und Krankenschwestern standen im Kreis um mich herum und haben auf mich eingeredet, das ist jedoch gar nicht zu mir durchgedrungen. Ich habe ernsthaft überlegt, wie viele Leute ich umbringen müsste, um zu fliehen.

So etwas kenne ich nicht von mir. Vorher nicht und auch nicht nachher.

Später habe ich mit einem Bekannten (der auf einer Herzintensiv arbeitet) geredet und der sagte mir, dass das nichts Unbekanntes ist.

Die ersten beiden Tage nach der OP waren der unangenehmste Teil meiner Herz-OP. Ich habe misstrauisch die Umgebung im Auge behalten und sehr sehr wenig geschlafen. Ich wollte keinesfalls einschlafen, denn darauf warten DIE ja bloß. Alles andere war, meines Erachtens nach, gut wegzustecken.

So, jetzt bin ich mal gespannt, gehabt euch wohl.

 

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Hallo, 

 

Wie kommst Du jetzt nach der langen Zeit drauf? 

Ich war nicht paranoid, aber depressiv. Ich erinnere mich kaum an die ersten Tage, so habe ich z. B. Gar keine Erunnerung daran, dass ich auf die Normal Station gekommen bin und Intensiv, weiß ich nicht, ob es Träume oder Realität ist. Einer der ersten  Gedanken den ich noch weiß ist "Ich wünschte ich wäre ein Pferd, dann bekäme ich jetzt den Gnadenschuss". Und das war ernst gemeint. Ich wollte nicht mehr. Ich hatte noch nie im Leben eine Depression und auch da war sie nach bald wieder weg. Ich vermute, dass bei uns beiden die Morphine schuld sind. Sobald die abgesetzt waren, war ich wieder normal und erinnere mich an alles. Andere haben halluziniert, die Morphine sind ein Teufelszeug. Ich reagiere eh sehr stark auf Schmerzmittel. Bei Zahnarzt nehme ich immer nur halbe Dosis, selbst damals bei den Weisheitszähnen und es hält immer ewig an. Mach Dir darüber keine Gedanken. Keine Morphine mehr und gut ist - so mache ich es zumindest. 

 

Alles Gute, 

 

Jens 

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Nein, so etwas hatte ich nicht.

Die ersten 2 Tage auf der Normalstation waren für mich aber die Hölle. Hatte ein totalen Nervenzusammenbruch weil ich dachte, dass mein ganzen zukünftiges Leben sich nun ändern würde und ich damit nicht klar komme. Habe zwei Tage lang ständig Heulkrämpfe bekommen. Als am zweiten Tag dann noch meine Beine ganz dick angeschwollen waren, war für mich alles klar, jetzt will ich nicht mehr und war dann total am Ende.

 

Habe dann sofort Wassertabletten bekommen. Ab dem 3. Tag hat sich dann alles langsam wieder beruhigt.

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Ja, Wasser hatte ich auch massiv. War aber genau so schnell wieder weg. - 10kg in 3 Tagen, bin gerannt ohne Ende... ;). 

 

LG Jens 

bearbeitet von JensBlond
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Moin und frohes Neues,

 

ich war auch tagelang sehr, sehr emotional und musste viel weinen. Aufeinmal kommt einem klar vor Augen, was da so passiert ist. Da reichten schon Besserungswünsche aus per WhatsApp - zack, kamen mir die Tränen.

 

Heute, fast 5 Jahre nach der OP, bin ich noch immer viel emotionaler und schneller am Wasser gebaut, als vor der OP. Aber - ich bin dankbar dafür. Es haben sich, wie mir hier im Forum prophezeit wurde, Türen der Dankbarkeit geöffnet. So kann ich mich heute so sehr über z.B. einen Besuch beim griechischen Lokal freuen, daß mir die Tränen kommen. Bei vielen Filmen kommen mir die Tränen, bei warmen Worten und emotionalen Ereignissen brauche ich heute ein Taschentuch.

 

Ich bin seit der OP viel offener geworden und vor allem eins: Offener und ehrlicher zu mir selbst !

 

Der Nachteil ist, daß ich nie mehr die Leichtigkeit des Seins zurückbekommen habe, die ich 41 Jahre lang hatte. Ca. 85-90% habe ich ca. geschafft, den Rest werde ich wohl nicht mehr ganz erreichen. Aber gut - ich bin dankbar, daß alles so toll geklappt hat. Dabei war und ist mir dieses Forum mit all seinen lieben Menschen darin eine große Unterstützung !!

 

 

Beste Grüße

 

Michael

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Wie ich darauf komme? Ich hatte letztens irgendwie die Erinnerung an einen Geruch von der Klinik damals. Das hat wohl die Erinnerung daran angeschoben. Auch die Erinnerung daran, dass ich beim Aufwachen zweimal mit dem Leben abgeschlossen habe und dachte: "Geh zu, du musst einfach das Atmen aufhören und in ein paar Minuten ist es vorbei. Pfeif drauf, dann hast du es überstanden." Ansonsten hat sich da nix weiter geändert, ich bin nach wie vor der Alte. Außer dass ich in der Reha gesagt bekommen habe, dass ich nun nicht mehr als Schlosser arbeiten könne, da ich nur noch 15 kg heben dürfe. Jetzt im Nachgang hat sich erwiesen, dass es gut so ist, wie es jetzt ist. Ich bin Zufrieden, wie noch nie. Ich bin in der Umschulung zum Fachinformatiker. Aber meine Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit haben nichts mit dem ganzen Herzschlamassel zu tun. Ich gehe vieles einfach gelassener an. 

Beste Grüße, der Markus.

 

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Ich werde von dem Gepiepse der Gerätschaften auf Intensivstationen getriggert. Ok, ich zieh mir halt ab und an die ein oder andere Krankenhausdoku rein, aber das Gepiepe verbinde ich mit was Negativem. Keine Ahnung warum. Wobei ich auf Intensiv echt gut umsorgt wurde. Normalstation war schon anders.

Wasser hab auch ich extrem eingelagert, am Ende war ich 11kg leichter. Vom Rest weiß ich nicht mehr so viel.

Mittlerweile ist die Aortenklappe wieder undicht und wird alle sechs Monate kontrolliert. Ist halt so. Aber mit meinem schlechten Zustand von vor der OP nicht zu vergleichen. Soweit geht's mir gut :)

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