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Weniger als 15 Stunden noch---


Bobbo

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---und dann werde ich den OP-Saal gefahren.

Ich sitze hier im Foyer der Uniklinik im Schwarzwald und habe mich vor nicht einmal einer Viertelstunde tränenreich von meiner Verlobten und meiner Mutter verabschiedet. Ich hoffe, nicht zum letzten Mal.

 

Der zuständige Chirurg war heute auf meinem Zimmer und hat mir noch einmal alles erklärt. Versucht, mir Mut zu machen. Meinte, ich bin mit 27 Jahren ein richtiger Jungspund und er sei sehr zuversichtlich. Klar, ein Restrisiko gibt es immer, aber er sagt, dass die OP zu 99 % positiv verlaufen wird.

 

Und nun? Wie fühle ich mich? Emotionslos. Zu Tode betrübt. Erleichtert.

Einerseits ist es nur meine verkalkte Klappe, die gerichtet werden muss; andererseits ist es die immense Angst.

Die Panik, seine Lieben zu verlieren.

 

Ich weiß, dass ich gerade recht viel Blödsinn schreibe und vieles vielleicht im Nachhinein keinen Sinn machen wird, aber mir schwirren gerade tausende Gedanken durch den Kopf und um ehrlich zu sein - die meisten davon handeln davon, was aus meiner Verlobten werden wird, wenn ich nicht mehr da bin.

 

Ich weiß, dass es alles gut gehen wird. Mein Chirurg sagt mir das, meine Stationsärztin sagt mir das, die Anestisistin (ich weiß auf die Schnelle nicht, wie man das schreibt) weiß das.

 

Sie war auch die Person, die mir die ganzen Unterlagen und Informationen zu den Risiken gegeben hat und dazu meinte: "Am besten lesen sie sich das ganze nicht all zu genau durch. Das macht nur kirre."

 

Ich bin sehr, sehr ängstlich. Meine Sachen sind im Safe, meine Taschen für die Intensivstation vorbereitet; ich habe nur noch meinen kleinen DS, mit dem ich mir die Zeit bis 23:00 Uhr vertreiben werde, bis dann die Schwester kommt und mir auf Rat der Ärztin etwas gibt, damit ich schlafen kann. Dieses Mal etwas Stärkeres als gestern.

 

Halsvenenkatheter, Narkose, das Piepen von den Maschinen. Ich halte es kaum aus. Die Fremdwörter, die Atmosphäre hier.

 

Mein Chirurg meinte noch, dass bei einer verkalkten Herzklappe die Gefahr eines Schlaganfalles besteht. Sehr gering, sie sei aber da. Weil die kleinen Stückchen des Kalkes sich lösen könnten und man eins übersehen könnte.

 

Gott, ich danke schon wieder zu viel.

 

 

Ich habe einfach Angst.

 

 

Ich habe mich wochenlang hier nicht mehr blicken lassen, weil ich dachte, dass mich das ein wenig ablenken wird.

Und jetzt ist es wieder so weit. Heute CT, Kontrastmittel, Halsschlagader-Echo - ständig die Schmerzen am rechten Arm wegen dem Zugang.

 

Ich habe den Tag von 11:00 Uhr bis um 20:50 Uhr mit meiner Verlobten verbracht.

Sie alleine mach mich glücklich. Der Abschied fiel schwer. Sehr schwer. Wenn man jemanden mit Tränen in den Augen umarmt und ihm dann hinterher winkt, tut des noch mehr im Herzen weh, als jeder Herzfehler auf der Welt.

 

Tut mir leid, wenn ich hier am rumheulen bin. Die Tastatur ist auch schon halb durchgeweicht; aber ich bin einfach momentan total am Ende. Zwischen emotionsloser Leere und einem Gefühl, wie ich es bis her noch nie in meinem Leben so stark verspürt habe wie jetzt. Todesangst und Verlustängste.

 

Um 10:00 Uhr oder 11:00 Uhr geht es morgen los.

Um 18:00 Uhr ist alles dann von der Bühne gegangen.

 

Ich hoffe, dass alles gut geht.

Ich will leben. Für meine Verlobte. Für unsere gemeinsame Zukunft.

 

 

Ich melde mich dann, sobald ich in der Lage dazu bin.

 

Danke, dass ihr mir dann und wann auch auf PNs geantwortet habt und mir Mut gemacht habt; auch hier im Forum.

 

 

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Hallo Bobbo,

 

kann Deine Ängste und Sorgen nur allzu gut nachvollziehen, ist ja bei mir auch noch nicht lange her!

Genau wie Du hab ich in den Tagen vorher gebibbert, bei mir wich die Aufregung aber mit der stationären Aufnahme, ab da wurde ich komischer Weise ruhiger, hab mich einfach in mein Schicksal fallen lassen.

Bitte Bobo, Kopf hoch, Du bist in besten Händen! Du bist jung! Die OP ist (zumindest für die Ärtzte) Standard! Dein Risiko ist noch viel kleiner als 1%!!

Übermorgen wirst Du auf der Intensiv Deine Verlobte wiedersehen, und dann gibts wieder Tränen, und zwar vor Freude, ganz bestimmt!!!!

Ich drück Dir Alle Daumen, und jetzt hau Dich mit den Schlafmitteln in dieKiste!

 

LG Ralf

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Hallo Bobbo,

 

deine Ängste haben alle hier bereits Operierten schon erlebt, die sind ganz normal. Beim einen kommt es eben heftiger, beim anderen mehr im Verborgenen.

Ich war auch eher am Wasser gebaut und dachte das Ende der Welt ist nah ... aber wie du siehst, lebe ich noch. Ich habe die OP überlebt, so wie auch du sie überleben wirst.

Bald sieht die Welt wieder besser aus und du schmiedest mit deiner Verlobten Zukunftspläne.

 

Die Daumen sind gedrückt, obwohl es eigentlich gar nicht notwendig ist. Es geht sowieso alles gut. Halt einfach die Ohren steif.  :D

Ich bin schon auf deine Erlebnisberichte gespannt.

 

Grüße
Dietmar
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Hey Bobbo

 

Auch ich wünsche dir viel Mut und Glück für den morgigen Tag. Meine Daumen sind für Morgen in Startposition . Versuche die letzte Nacht so gut wie möglich hinter dich zu bringen und denke beim Einschlafen an deine Verlobte , dann wird es dir schon besser gehen.

 

Gruß Gerd ...der was auf dem Herzen hat...

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hallo Bobbo

 

Es ist zwar bei mir schon 7 Jahre her, aber ich kann dich gut verstehen.  Beim Lesen konnte ich mich genau an die gleichen Gefühle erinnern - du schreibst keinen Blödsinn.

 

Alles wird gutgehen.

 

Viele liebe Grüße - Renate

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Hi Bobbo!

 

Wahrscheinlich kommt gerade die Nachtschwester mit dem Schlafmittel und du wirst deiner Angst für ein paar Stunden entfliehen können...

Als nichtoperierte war ich noch nie in deiner Lage aber deine niedergeschriebenen Gedanken zeugen von grenzenloser Angst und Verzweiflung und du schreibst überaus real...

Kein Mensch sollte solch immense Angst haben müssen und es ist gut, dass es bis zu deiner OP nur noch wenige Stunden sind.

Ich kann nur versuchen, dir Mut zu machen und zu sagen: Alles wird gut ausgehen!

Du wirst weder jemanden verlieren, noch von deiner Verlobten verloren werden.

Es wird dir ein neues Leben geschenkt - freu dich drauf!

Es wird alles gut.

 

Lieben Gruß,

Birgit.

bearbeitet von Birgit Andrea
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Hallo Bobbo

 

Nein - du schreibst keinen Blödsinn. Ist alles ganz normal. Ich denke, es ist gut, wenn man sich vertrauensvoll in dieses "Abenteuer hineinsinken-lassen" kann. Man muss da einfach "durch" und überall wo keine andern Möglichkeiten gegeben sind tut eine grosse Portion Fatalismus gut. Vor allem!! - die Chancen stehen ausserordentlich gut, dass du das alles bestens überstehst und schon bald deine Liebste wieder im Arm (na ja - im Arm halten vielleicht (noch) nicht) aber von- und mit gesundem Herzen küssen kannst.

 

Alles Gute dir -toitoitoi....

und -

wir lesen uns...

 

ursela

bearbeitet von farfalla52
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Hallo Bobbo,

ich drück Dir ganz fest die Daumen für den heutigen Tag - heute Mittag werde ich verstärkt an Dich drücken und nochmal  fester drücken!

Liebe Grüße

Ralf

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Guten Morgen Bobbo,

 

Deine Worte haben mich wieder in die Zeit kurz vor meiner OP zurückversetzt. Deine Ängste sind total nachvollziehbar, wenn auch im Nachhinein einige davon von Dir belächelt werden werden.

Du kannst Dich jetzt schon auf den erleichterten Blick Deiner Verlobten freuen, wenn Du wieder erwacht bist und sie zu Dir kommen darf.

 

Ich drück Dir für Deine OP ganz feste die Daumen, aber Du wirst alles wahrscheinlich gut überstehen. Du bist noch jung...denke positiv, auch nach der OP. Sei froh, dass der Mist vorbei ist und Du die tollsten Zukunftspläne mit Deiner Verlobten entwerfen kannst.

Risiken gint es bei jeder OP, jeder weiß dies. Aber die Chirurgen operieren verkalkte Klappen tagtäglich. Da ist so viel Routine, dass Du Dir keine Gedanken machen musst. Dir wird es schon in wenigen Tagen und Wochen wieder deutlich besser gehen.

 

Alles Gute

Micha

bearbeitet von GrooveMaster79
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Hallo Bobbo,

 

evtl. liegst du ja jetzt (10:34) schon auf dem OP-Tisch bzw. wirst in den OP gefahren. Da du ja hoffentlich noch eine LMA-Tablette bekommen hast, dürfte dich das ganze nicht mehr jucken.

Ich weiß, wie gut es tut, einfach mal seine Gedanken aufzuschreiben. Und hier im Forum hast Du auch noch aufmerksame Zuhörer, die deine Gefühle nachvollziehen können und dich verstehen. Nach meiner OP habe ich zunächst auf einem Notizblock und später in einem privaten Blog meine Gedanken zu Papier gebracht, so eine Art Tagebuch geführt. Und wenn man das ganze mit etwas Abstand erneut liest, lächelt man über einige Zeilen. Ich hatte z. B. ziemliche Angst vor den Schmerzen nach der OP. Doch die waren fast gar nicht da.

Ich wünsche Dir alles Gute für die OP.

 

MfG

Andreas

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Jetzt ist schon kurz nach 11 Uhr und wahrscheinlich liegst Du schon in Narkose. Dennoch wünsche ich Dir für die heutige OP, daß Du heute alles gut überstehst und wir in Kürze hier lesen können, daß Du Dich gut erholst und es Dir besser geht.

 

*DaumenDrück*

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Zwar konnte ich dir für deine OP nicht die Daumen drücken, weil ich deinen Termin nicht kannte. So warte ich jetzt gespannt auf deine guten Neuigkeiten, nämlich, dass du alles gut überstanden hast. Gute und baldige Besserung wünscht dir

 

Helga

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So ... wieder zurueck.

 

Das Aufwachen war die Hölle. Wunddrainage. Herz-Katheter Drähte, das Piepen ... Halsschmerzen. Und diese mörderische Hitze wegen der Schmerzmittel.

 

Argh.

 

Ich berichte mehr, wenn ich wieder daheim bin..

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Hallo Bobbo,

 

Glückwunsch zur überstandenen OP.

Klar, die ersten Stunden und Tage sind nicht die schönsten. Aber es wird jeden Tag besser. Und sind erst einmal alle Schläuche raus, ist es nur noch halb so schlimm.

 

Ich wünsche dir weiterhin gute Genesung.

 

Grüße
Dietmar
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Hi Bobbo!

 

Wie schön, dass du es geschafft hast!

Am schönsten aber war gewiss der erste Kuss deiner Verlobten nach der OP...!

Gute Besserung und eine erfolgreiche Reha.

 

Lieben Gruß,

Birgit.

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Hallo Bobbo,

 

herzlichen Glückwunsch zur überstandenen OP.

Ab jetzt geht es Stück für Stück aufwärts. Und lass dich nicht von kleinen Rückschlägen aus der Fassung bringen.

 

Gute Besserung weiterhin.

 

Gruß

Markus

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Hallo Bobbo

 

schön, dass du es überstanden hast. Ja, auch bei mir waren die ersten 4 Tage nach der OP sehr schlimm, aber von da an ging es immer nur besser und es war bald "Schnee von gestern". 

 

ich wünche dir, dass dies auch bei dir so ist und wünsche dir alles Gute. Berichte doch bitte wieder, wenn es dir besser geht.

 

LG - Renate

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So ... zwar noch nicht zu Hause, aber auf der Station.

Und dort haben sie sogar Internet. Ich weiß, ich mache irgendwas richtig, wenn der erste selbstständige Schritt in Richtung PC und Kaffeekanne ist. :D

 

Also ... momentan rieche ich schrecklich. 4 Tage konnte ich mich nicht waschen, weil der Halskatheter zu war und man einen neuen am Handrücken legen musste.  Heute Mittag in aller Ruhe erst einmal Waschlappen und Seife benutzen. Und ein frisches Hemd!

 

So ... was noch? Ach ja ... ich bin laut Ärzten schon am 1. Tag fast bis zum INR-Zielwert gekommen durch Heparin; dann werde ich langsam auf Marcumar umgestellt.

 

Angeblich soll ich eine Bilderbuch-OP gehabt haben, die man so als Lerhrfilm hätte zeigen können.

 

 

Im Grunde war alles okay, nur habe ich seither solche Probleme mit dem Essen; Fleisch schmeckt mir nicht mehr. Vielleicht liegt es daran, dass ich in der ganzen Hitze, den Schmerzen und all dem Drumherum ein Lyoner-Brot vor mir hatte und der Kollege im Bett nebenan sich herzhaft in sein eigenes Mittagessen ... also, er hat es danach wohl nicht mehr gegessen.

 

Ich bin ein wenig ... ja; erst einmal zu Hause (Wochenende wieder daheim für 5 Tage, dann Reha bis Mitte Dezember) ordentlich Duschen und was frisches Anziehen. Das sollte reichen.

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