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Und noch eine Aortenklappe


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Hallo Zusammen,

 
nachdem bei meinem Vater, Anfang 70, jetzt einige Diagnosen eingetreten sind, habe ich mich mal quer durchs Forum gelesen. Dennoch bleiben noch einige Fragen offen.
 
Seit längerer Zeit, beobachte ich den „Abbau“ meines Vaters. Er wird etwas vergesslich und körperlich geht es leider auch massiv abwärts im Moment. Es wurde vor ca. 6 Monaten ein insulinpflichtiger Diabetes Typ 2 festgestellt. Dazu machen die Knochen (beide Knie sind bereits ersetzt und auch die Hüften, sowie ein Bandscheibenschaden) Schwierigkeiten. Seit ca. 1,5 Jahren kommen nun auch Atembeschwerden und schnelle Ermüdung hinzu. 
 
Vom Kardiologen ging es quasi direkt in die Klinik zur Herzkatheter-Untersuchung. Diese musste verschoben werden, es war erstmal eine Inhalation notwendig, denn vorher war ein Liegen, wegen Luftnot unmöglich. 
 
Das Ergebnis wird hier niemanden erstaunen: Kombiniertes Aortenklappenvitium mit hochgradiger Stenose und leichtgrasiger Insuffizienz. Die KÖF beträgt 0,6qcm. Dazu hat sich ein Aortenaneurysma gebildet und eine 1-Gefäß-KHK mit 50% in pars descendens.
 
Operation ist also angeraten. Es soll eine biologische Aortenklappe eingesetzt werden, im herkömmlichen Verfahren.
 
Nun ist es so, dass ich überall gelesen habe, dass Atemnot bei Belastung ein Symptom ist bei Aortenklappenstenos. Mein Vater hat aber zusätzlich noch starken Husten mit Auswurf. Am meisten Nachts. Er kann quasi nichtmehr liegen, sondern schläft im Sitzen. Ein Lungenfunktionstest wurde noch nicht gemacht, aber ein Röntgen Thorax. Hier wurde aber quasi nichts gefunden: keine Ergüsse und keine Infiltrate, nur dass das Herz beidseitig verbreitert ist. Nun ist er zwar starker Raucher, aber dieses Husten hat sich die letzten Monate extrem verstärkt. Er nimmt zwar Ramipril was Husten auslösen kann, aber das erzeugt meines Wissens einen trockenen Reizhusten und nicht produktiven Husten. Wenn wir den Arzt fragen, so heisst es nur, abwarten, wie es nach der OP ist. Ich würde aber gerne verstehen wo das herkommt und vor allem ob das nicht ein großes OP-Risiko darstellt. 
Die Mitralklappe ist völlig in Ordnung. Zumindest laut der Echokardiographie. Ich hoffe, da gibt es während der OP nicht Überraschungen. 
 
Weiter hat er jetzt schon Vorhofflimmern mit „absoluter Arrhytmie“ bei ca. 80/min. Wird sowas gleich mit „behoben" bei der Operation? Ausserdem ist der linke Vorhof vergrößert. 
 
Da er auch Wasser in den Beinen einlagert, bekommt der Wassertabletten. Mir sind im Artzbereicht die Nierenwerte aufgefallen, vor allem Albumin-Kreatinin-Ratio ist über doppelt so hoch, wie der Normalwert. Kommt das evtl. von den Tabletten, oder ist hier auch schon eine Schädigung eingetreten?
 
Von den Ärzten fühlen wir uns etwas im Stich gelassen. Keiner guckt mal auf das „große Ganze“ sondern, der Chirurg sieht nur, welche Klappe einzubauen ist, der Hausarzt hat sich den Standardsatz „jetzt warten wir mal die OP ab“ angewöhnt und der Kardiologe möchte den Chirurgen anscheinend nicht irgendwie dazwischenfunken und verweist immer auf diesen. 
 
Der Chirurg sagt grundsätzlich: alles kein Problem, er ist Experte und bekommt das schon hin. Als Tochter möchte man aber verstehen, was da genau gemacht wird und warum es bei manchen Werten anscheinend vollkommen egal ist, ob diese erhöht sind und ob so ein Eingriff mit diesen Begleiterkrankungen, wirklich so ein Spaziergang wird, wie er behauptet. 
 
Vielen Dank und liebe Grüße
Sabine
 
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Hallo Sabine,

 

leider ist das heutzutage tatsächlich meistens so, dass die Ärzte nicht über den "Tellerrand" schauen und nur ihr Fachgebiet behandeln.

 

Meistens gibt es bei Aortenklappenerkrankungen doch häufig Pleura-oder Perikardergüsse. Gerade Pleuraergüsse machen erhebliche Atemnot. Die hochgradige Aortenstenose trägt ihr übriges dazu bei. Bei dem Aortenaneurysma muss man schauen wie groß dieses ist und ob es dann unter der Op mit operiert wird.

Das Vorhofflimmern kann man ebenfalls bei der OP durch eine sogenannte Ablation mit versorgen.

Herz und Niere hängen krankheitsbedingt oft eng zusammen. Wie hoch ist denn der Kreatininwert? Sehr entscheidend ist auch der GFR oder MDRD Wert welches anzeigt wie gut die Niere noch filtert.

Man kann durchaus auch unter der Op eine Filtration durchführen, welches dann auch entlastet.

Eine OP kann somit also wirklich einiges bewirken.

Lg Shirley

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Hallo Shirley,

 

vielen lieben Dank für Deine Antwort!!! Es hört sich doch etwas beruhigend an, was Du schreibst.

 

Perikardergüsse wurden bei der Untersuchung ausgeschlossen. Pleuraerguss könnte in Frage kommen, soweit ich weiß sieht man diese erst ab einer bestimmten Menge im Röntgen. Aber die verursachen doch auch eher trockenen Reizhusten und nicht so produktives Keuchen??? Alles sehr dubios als medizinischer Laie und je mehr man liest um so komplizierter wird es. Das Rauchen (darüber brauch ich schon gar nimmer mit ihm diskutieren) wird hier sein übriges tun. Ich bin mal auf die Ergebnisse des Lungenfunktionstests gespannt. Zum Glück hat das Krankenhaus einen gefordert, sonst würde er den nie machen lassen....

 

Das Aneurysma wird gleich mitversorgt, dass wollte er auch ausdrücklich, damit dann nicht noch irgendeine OP fällig wird. Finde ich auch gut so. 

 

Der reine Kreatinin ist genau im Referenz-Bereich, bei 0.95 mg/dl. Dann gibt es einen eGFR, der liegt bei 61,5 ml/min, also zu niedrig, da der Referenzbereich hier bei 80 - 140 liegt. MDRD wurde anscheinend gar nicht gemessen, zumindest steht es nicht bei den Laborwerten. Aber wenn die unter der OP filtern, wäre das sicher eher im grünen Bereich. 

 

Sorgen macht mir die Reha. Sport ist so gut wie unmöglich, dass Übergewicht und die kaputten Knie erlauben da nicht viel Action. Schwimmen lehnt er total ab. Ich habe vor ein paar Jahren selbst erlebt, wie schnell die Muskelmasse dahinschmilzt, wenn man auch nur eine Woche im Krankenhaus liegen muss und wenn dann nicht wieder neu aufgebaut wird, wird es mit dem Laufen usw. noch schwieriger.

 

Zum Glück ist er aber selbst frohen Mutes. Wobei ein wenig mehr Realitätssinn, würden sicher gut tun, was das elende Rauchen angeht. Aber Sucht ist Sucht, er blendet das vollkommen aus.

 

LG Sabine

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Hallo Sabine,

 

Pleuraergüsse sind tatsächlich im Röntgen schwer zu sehen. Eher sieht man diese im Ultraschall. Der eGFR ist zwar nicht im Normbereich ,aber im Alter nimmt dieser ohnehin ab, da hat keiner mehr einen Wert von 140 .MDRD braucht man dann nicht messen ,wenn ein eGFR gemacht wurde und der Krea liegt ja noch im Normbereich.

Mit Aneurysmaversorgung wird die OP natürlich ein bisschen aufwendiger. Weißt du zufällig die cm Angabe des Aneurysmas?

 

In der Reha wird man unter Umständen aber gut motiviert und auch die anderen "Mitstreiter" helfen im Erfahrungsaustausch ungemein.

Lg Shirley

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Hallo Shirley,

 

wow, vielen Dank für die Antwort. Da habe ich ja einen Experten erwischt!!

 

Auf dem Arztbericht steht beim Aneurysma bis 44mm. Also noch recht klein? Der Arzt meinte zumindest, es wäre noch nicht unbedingt notwendig etwas zu machen, aber mein Vater möchte alles in einem Rutsch erledigt haben. Verstehe ich auch, kann aber nicht abschätzen, ob das auch medizinisch sinnvoll ist, oder ob sich das OP-Risiko dadurch noch erhöht. 

 

Es steht dort auch noch was vom linken Ventrikel, dieser sei konzentrisch hypertrohiert bei LVEDD 50. Das heisst im normalen Sprachgebrauch dann, dass der Herzmuskel dicker ist??? Kann sich das zurückbilden?

 

Also falls mein Vater in der Reha so gut motiviert wird, dass er "Sport" macht, dann wäre ich da sehr sehr gerne Mäuschen und würde zugucken  ;)

 

LG Sabine

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Hallo Sabine,

 

das glaube ich dir aufs Wort ,dass du da gerne Mäuschen wärst.Hängt aber auch davon ab wie gut die Rehaeinrichtung ist.

Das Aneurysma ist grenzwertig.Man sagt operiert wird ab 5cm.Ich denke man wird es unter der OP bei Sicht entscheiden.Das OP Risiko erhöht sich mit Aneurysmaversorgung allerdings.

Ein hypertropher Ventrikel bildet sich meines Wissens nicht zurück.Sollte er aneurysmatisch vergrößert sein, könnte man ihn eventuell aber verkleinern.Da dein Vater Vorhofflimmern hat ,kann es sein, dass auch sein Herzohr mittels eines Clips verschlossen wird ,damit sich dort kein Gerinnsel bildet ,welches bei Vorhofflimmern ein Risikofaktor ist.Das ist aber eine einfache Sache ,die nur kurze Zeit in Anspruch nimmt ,genauso wie die Ablation. Beides ist sehr effektvoll.Es ist aber auch davon abhängig ,wie lange dein Vater schon Vorhofflimmern hat.

Ich denke die Ärzte werden schon eine gute Entscheidung treffen. In der Regel sieht man zu, die OP länge so kurz wie möglich zu halten ,deswegen ist die Versorgung des aortalen Aneurysmas immer eine Abwägungssache.

Lg Shirley

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Hallo Shirley,

 

unser laienhafter Gedankengang war: Alles in einem Rutsch, damit man ja nicht noch mehr Operationen in den nächsten Jahren hat. Dann hoffen wir mal, dass das alles so "erledigt" werden kann. 

 

Ich bin jetzt wirklich etwas beruhigter, nach Deinen fachlichen Erklärungen. 

 

Was mir aber immer noch zu denken gibt, ist die Vergesslichkeit. Mir ist klar, dass mit dem fehlenden Sauerstoff auch das Gehirn nichtmehr richtig versorgt werden kann, aber dass es sich so krass auswirkt finde ich beängstigend. Er bringt Daten durcheinander die er eigentlich schon lange kennt, er wiederholt teilweise viermal das gleiche innerhalb einer Stunde, er erkennt z.B. auch nichtmehr, dass ein Brief von der Klinik kommt und an den Kardiologen adressiert ist und nicht vom Kardiologen selbst stammt (er hat früher im Büro gearbeitet und weiß wie ein Briefkopf aussieht usw.), auch welche Untersuchungen ausser der Katheter-Untersuchung gemacht wurden entfällt ihm. Kann das wirklich in diesem Ausmaß zusammenhängen und vor allem kann sich das wieder bessern, wenn die Sauerstoffversorgung wieder besser wird?

 

LG Sabine

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Hallo Sabine,

 

es könnte natürlich sein, dass der "Sauerstoffmangel" bzw sein Krankheitsbild mit Arrhythmie sich auf die Konzentration auswirkt, es würde sich dann aber auch wieder bessern ,wenn es behoben ist.Trinkt dein Vater denn genug? oder hat er einen hohen Blutdruck? Auch das führt zu Konzentrationsstörung.Wurde an seinem Finger mal die Sauerstoffkonzentration in % gemessen?

Habt ihr  eigentlich schon einen OP Termin? Ich hoffe er muss nicht mehr zu lange warten.

Entschuldige wenn ich dich immer so viel frage.Du musst natürlich nicht auf alles Antworten, aber ich weiß selbst wie besorgt man um seine Eltern sein kann.

Lg Shirley

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Hallo Shirley,

 

bitte entschuldige Dich nicht, Du glaubst gar nicht, wie wichtig Deine Beiträge für mich sind. Man sieht selbst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und ich bin absoluter Laie auf dem Gebiet.

 

Mir geht es einfach wie einigen Angehörigen hier: Man ist halt das Kind, macht sich Sorgen und ist auch etwas überfordert mit den sich so plötzlich verdrehten Rollen (früher kümmerten sich die Eltern, jetzt kümmern wir uns). Dazu die Fragen, wie weit "muss" man helfen, was wäre schon Entmündigung und was kommt auf die Familie zu. Mein Bruder und ich, sind gerne etwas vorbereitet und möchten ungefähr abschätzen können, wie er nach der OP noch alleine zurecht kommt. Meine Mutter ist vor 5 Jahren gestorben und seitdem lebt er alleine in 100km Entfernung. Da kann man nicht mal eben vorbeifahren um bei Kleinigkeiten zu helfen. 

 

Dank Deiner Antwort, habe ich selbst meinen Denkfehler gefunden: Er war vor ca. 6 Monaten im Krankenhaus wegen der Diabetes. Dort wurde die Atemnot auch festgestellt und diese "Verwirrtheit" bestand damals auch schon (diese ist für Aussenstehende allerdings schlecht erkennbar, viele Bekannte denken einfach,  er wäre nur etwas vergesslich geworden). Es wurde dort über mehrere Tage die Sauerstoffsättigung gemessen und nichts schlimmes festgestellt. Davon kann es also leider doch nicht alleine kommen. Blöd! Wäre eine schöne Erklärung gewesen und hätte etwas Hoffnung gebracht. Es wurde damals aber nicht weiter wegen der Atemnot untersucht, da er sich selbst vorzeitig entlassen hat.  :(

Zu wenig Flüssigkeit und Blutdruck (140/79) kann eigentlich auch ausgeschlossen werden, wobei bei den Diagnosen schon art. Hypertonie steht.

 

Es bleibt hier also erstmal nur Abwarten (nicht meine größte Stärke) und schonmal einen Plan B für die Zeit nach der Reha, bzw. generell zu erstellen. 

 

LG Sabine

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... die Hälfte vergessen ( :D vielleicht sollten ich eine Demenz-Wg mit ihm zusammen planen):

 

Die OP soll am 06.06.17 stattfinden. Also noch gut 4 Wochen bis dahin. Alleine diese Zeit ist eine nervliche Herausforderung. Dieses ständige Herzstechen, nicht mehr schlafen können wegen dem Husten und die gesamte Atemnot ist nicht nur für ihn belastend. Auf der anderen Seite ist diese Zeit auch für die Vorbereitung wichtig. 

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Sind denn alle Untersuchungen schon abgeschlossen zwecks OP? bzw. wurde schon gesagt welche Aortenklappe eingebaut werden soll?

Du hast ja auch erwähnt das er insulinpflichtig ist. Auch Über-bzw.Unterzuckerung können "Verwirrtheitszustände " machen .Kenne ich jedenfalls aus eigener Erfahrung als Typ 1 Diabetiker. :mellow:

Sollte es deinem Vater gesundheitlich schlechter gehen oder falls er das Gefühl hat, es nicht aushalten zu können, kann man sicherlich auf einen früheren Termin drängen.Bei Herz OP`s gibt es keine langen "Wartelisten" mehr.

So ein herzchirurgischer Eingriff wird natürlich kein Spaziergang und ich würde lieber erst einmal mit mehr Unterstützung bzw Hilfeleistung rechnen.

Um so besser, wenn es dann besser als erwartet wird.

Wurde eigentlich auch schon einmal die Möglichkeit erwähnt ,eine Klappe über die Leiste zu legen,eine sogenannte Tavi?( auch auf die Gefahr hin ,dass ich diesbezüglich wieder sehr" angegriffen" werde)

Lg Shirley

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Hallo,

 

grundsätzlich käme bei den genannten Vorerkrankungen sicherlich auch eine OP nach der TAVI-Methode in Frage. Da aber auch das Aneurysma mitbehandelt werden soll, ist das wohl kaum möglich. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob eine Größe von jetzt 44mm überhaupt behandelt werden muss.

Eine Risikoabwägung kann hier nur der behandelnde Arzt vornehmen. Tatsächlich erscheint aber auch mir der Hinweis auf TAVI zumindest eine Überlegung wert und sollte auf jeden Fall mit dem Arzt besprochen werden.

 

Grüße

Dietmar
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Nein, es sind noch nicht alle Untersuchungen abgeschlossen. Es fehlt noch die Lungenfunktion ( :rolleyes: und ich weiß auch, warum er das gaaaanz zum Schluß machen lässt) und der Zahnarzt. Die Lungenfunktion wird allerdings "nur" beim Hausarzt gemacht. Auch da muss man sich überlegen was man macht. Leider ist er halt so stur. Der Hausarzt hat seit gut einem Jahr schon ein Asthma-Spray verschrieben, ohne Lungenfunktionstest und weil der Doktor ja alles garantiert richtig macht, hat mein Vater nichtmal nachgefragt, ob er evtl. mal zum Lungenfacharzt sollte, oder ob man die COPD die in den Arztbriefen wechselweise eine COPD und manchmal "nur" eine chronische Bronchitis ist, noch anders behandeln könnte oder müsste. 

 

Mein Bruder ist ebenfalls Typ 1 Diabetiker. Wenn er einen instabilen Blutzucker hat, dann aber nur vorübergehend. Beim Papa ist das quasi durchgehend, auch wenn man beim Zuckermessen danebensitzt und er einen Wert von guten 100 hat. Dennoch ist auch hier noch "Baustelle" der HbA1c liegt bei 9,6 mmol, also auch noch deutlich erhöht.

 

Wäre es mein Kind und nicht mein Vater wäre ich schon längst im Krankenhaus. Das Problem ist hier, er wird von allen Seiten nur beruhigt. Natürlich ist das normalerweise gut, aber nicht, wenn man so ein Exemplar zuhause sitzen hat!  :( Der Arzt meinte, es hätte alles noch gut Zeit. Bis er in das Besprechungszimmer kam, war auch die größte Atemnot schon vorbei, die die 10m Wegstrecke vom Wartezimmer ins Besprechungszimmer ausgelöst hatten. Als ich dann vor dem Arzt die starken Herzschmerzen und die Atemnot ansprach, hat er alles runtergespielt. Und der Hausarzt war insgesamt erstaunt. Seine Meinung war, erstmal die bessere Einstellung der Diabetes abwarten und dann in ca. 4-6 Monaten die Herzkappe angehen. Irgendwann ist dann auch meine Geduld am Ende und auf den Hinweis, dass ich eigentlich noch nicht erben möchte und diese Atemnot und Belastungsunfähigkeit wohl keine 4-6 Monate mehr gutgehen würden, fiel er aus allen Wolken. Von Atemnot hätte mein Vater noch nie was gesagt. Nun ist es so, dass man als Kind ja gerne mal übertreibt oder Sachen schlimmer sieht als sie vielleicht sind, aber beim Schulfest meiner Tochter lief er genau die Läuferbahn entlang, so dass ich es quasi messen konnte: es sind genau 14 Meter, die er noch im Schneckentempo zurücklegen kann, ohne Verschnaufen zu müssen.

 

Er meinte zwar bei einem Telefonat, dass er Nachts jetzt schon des öfteren überlegt den Hausnotruf zu drücken, weil die Atemnot so stark wird, aber in die Klinik möchte er auf keinen Fall früher. Wir würden ihn natürlich super gerne hier im Gästezimmer aufnehmen bis zur OP, aber keine Chance. Er lässt sich auch nicht davon abhalten noch fröhlich Auto zu fahren und laut den Behörden kann man erstmal überhaupt nichts machen. (Ich bin bei diesem Thema sehr empfindlich, nachdem ich vor Jahren von einem Senior fast von der Straße gefegt wurde)

 

TAVI ist laut dem Chirurgen keine Option, weil er ja noch "in den besten Jahren ist". Auf meine Argumente, dass es aber sehr viele Begleiterkrankungen gebe erhielt ich die unwirsche Antwort, ob ich den glaube, dass mein Vater der erste Herzklappenpatient mit Diabetes sei. 

 

Tja und da stehen wir jetzt, mit einem sturen Papa, der den Ärzten nie gaaaaanz die Wahrheit sagt. Mit einzelnen Ärzten, die auch durch die Fehlinformation in die Irre geführt, nicht den ganzen Patienten sehen und der Gefahr, dass wir dann im Juni eine ziemlich harte Landung hinlegen werden. 

 

LG Sabine

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Hallo Dietmar,

 

nachdem ich hier wirklich Abende lang gelesen habe, war auch meine erste Reaktion: TAVI. Aber wie geschrieben, laut dem Chirurgen ist er dafür zu jung und es ist nicht der erste Patient, der diese Begleiterkrankungen hat.... Naja wirklich beruhigend fand ich diese Aussage gelinde gesagt nicht. Ehrlich gesagt, empfand ich diese Antwort als ziemliche Frechheit. 

 

Und nicht nur diese Antwort. Das Gespräch insgesamt war ein Grund durch die Decke zu gehen. Ich habe aber von anderen hier im Forum schon erfahren, dass sie den gleichen Arzt hatten und er in den Gesprächen genauso reagiert hat. Der Zustand des Patienten nach der erfolgreichen Entlassung gehe ihn nichts mehr an, usw. 

 

Aber in dem Moment war ich einfach sprachlos. Man kann sowas auch anders ausdrücken. Ich hoffe, er operiert besser, als er mit Menschen umgehen kann...

 

LG Sabine

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Oha, Ärzte wurschteln sich schon was zusammen.6 Monate warten kann man definitiv nicht. Seine geringe körperliche Belastung hängt natürlich auch mit der Aortenstenose und der KFÖ von 0,6 zusammen.

Zahnarzt ist vor Aortenklappenimplantation tatsächlich wichtig. Und Tavi kann man in seinem Alter sehr gut machen.Selbst wenn er noch einmal eine Aortenklappe braucht ,ist auch dieses noch einmal über die Leiste möglich, sozusagen als Valve in Valve.(Klappe in Klappe)

Das Problem zwischen Chirurgen und Kardiologen ist leider immer,dass jeder sein Geld verdienen will.

Ich bin außerdem noch nicht davon überzeugt, dass sein "Aneurysma" behandlungsbedürftig ist.

Darf ich dich eventuell fragen aus welcher Stadt du kommst?

Lg Shirley

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Hallo Sabine,

 

da stehst du wirklich vor einer sehr schwierigen Situation. Ein sturer alter Herr, der seinen eigenen Plan hat und ein Chirurg, der scheinbar die aktuelle Risikolage nicht erkennen will.

Ich weiß auch nicht, was ich da an deiner Stelle tun sollte.

Gibt es vielleicht in der näheren Umgebung noch eine weitere Herzklinik, die du mit deinem Vater aufsuchen könntest? Das Anhören einer zweiten Meinung wäre gerade in diesem Fall sehr wichtig. Vielleicht sollte man das auch notfallmäßig angehen. Jede Woche, die ungenutzt verstreicht, erhöht das Risiko.

 

Grüße

Dietmar
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Eine Zweitmeinung ,wie Dietmar es vorschlägt ,ist eine gute Idee.

Also das man Tavis kompliziert bei den Kassen begründen muss, ist mir nicht bekannt, aber ich werde unsere Chirurgen mal fragen.

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Genau so war auch meine Reaktion: Jeder wurschtelt vor sich hin und mein Sturkopf tut das Übrige als Patient dazu um das Chaos perfekt zu machen. Deshalb auch das intensive Nachfragen und Recherchieren. Mittlerweile fahre ich zu den ganzen Terminen mit, dass kostet zwar immer einen Tag, aber sonst tappen wir vollkommen im Dunkeln und er realisiert selbst nichtmehr wie schief diese lapidare Haltung ausgehen kann. 

 

Klar, darfst Du das fragen:  wir kommen aus dem Nürnberger Umland und in der Klinik wird beides gemacht TAVI und herkömmliche Operation. Es gab nur den Nebensatz, dass man TAVI so kompliziert bei der Krankenkasse begründen müsse... Und ja, das Klinikum hat eigentlich einen sehr guten Ruf bzgl. des Herzens. Deshalb liegt mein Verdacht einfach, dass der Arzt einen schlechten Tag hatte...

 

Ich werde nochmal versuchen in Ruhe mit meinem Vater zu sprechen, damit wir uns eine Zeitmeinung einholen. Bisher hat er das aber abgelehnt. Aber irgendwas lasse ich mir noch einfallen und wenn es ein Biergarten in Erlangen neben der Klinik ist   :P

 

Ja, im Moment suche ich manchmal die versteckte Kamera. Es kommt einfach ziemlich viel bei ihm zusammen. Ich habe zwar sämtliche Vollmachten, dennoch versuche ich immer so zu handeln, wie ich das auch für mich möchte. Nur kostet das gerade verdammt viele Nerven! Man muss sich wirklich so Sachen wie "los Papa, da gibt es auch einen super Biergarten/Modellbauladen gleich in der Nähe" ausdenken. 

 

Erlangen wäre auch noch ein Anlaufpunkt für ihn. Mal gucken, ob der Hausarzt nochmal eine Überweisung für ein Beratungsgespräch ausstellt. Das war sowohl bei ihm ein Drama beim ersten Mal wie auch beim Klinikum selbst. Hätte ich das nicht so oft im Forum gelesen, würde ich denken, dass wäre etwas vollkommen ungewöhnliches. Die meinten damals bei der Terminvereinbarung warum wir das überhaupt bräuchten, der Termin für die Aufnahme und die OP wären ja schon ausgemacht und man könnte ja dann alles besprechen, wenn er aufgenommen würde.

 

LG Sabine

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Liebe Sabine,

als erstes würde ich empfehlen Ramipril weg zu lassen und auf Sartane umstellen. Das macht der Hausarzt, wenn es mit Husten begründet wird! Ramipril ist günstig, Sartane nicht. Tavi  ist unter diesen Umständen eine gute Idee!

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Hallo Akaziengarten,

 

ich hatte vorhin ein längeres Gespräch mit dem Hausarzt. Ramipril wird nun testweise ersetzt. Mal gucken, ob es was hilft. Einweisung für eine zweite Beratung in einem anderen Klinikum wird auch ausgestellt. Man versucht uns jetzt nächste Woche in Erlangen noch dazwischen zu schieben, ich habe gesagt, dass es recht dringend ist.  

 

Jetzt gucken wir mal, dass bis dahin keine große Aufregung und Belastung kommt. 

 

Liebe Grüße

Sabine

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Ich habe nun unsere Chirurgen bezüglich der Tavis gefragt.Diese werden tatsächlich nach einem sogenannten Euroscore bewertet.Dazu zählen z.B. Lebensalter und Nebenerkrankungen wie z.B. COPD,Diabetes u.ä.

Lg Shirley

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Hallo Shirley,

Vielen Dank für die Nachfrage bei den Chirurgen! Ich hab mal versucht den EURO-Score selbst auszufüllen, aber als ich das Ergebnis sah erschrocken wieder weggeklickt. Aber natürlich kann ich dort nur die Sachen angeben, die ich weiß und letztlich müssen das die operierenden Ärzte machen. Es wurde aber auch dort nochmal bestätigt, dass sich das Risiko durch die Mitbehandlung des Aneurysmas erheblich steigert.

 

Nun hat sich aber quasi privat etwas getan. Ich habe einen Termin für die Zweitmeinung bekommen, habe solange mit dem Hausarzt diskutiert, bis ich sogar eine Einweisung dafür bekommen hätte und auch das Ramipril wäre ausgetauscht worden. Tja, nun ist es aber so: er möchte nicht! Ich könnte gerade schreien! Ich habe alles erklärt, gesagt das ich mir Sorgen mache, dass auch andere die Situation skeptisch sehen, die Fakten aufgezählt... Nichts. Jetzt bleibt mir nicht anderes übrig als abzuwarten. Ich denke (naja eher hoffe) das die Zeit bis zum OP-Termin noch irgendwie ohne Notfall vorbeigeht und die Ärzte dann wenigstens wenn er in der Klinik aufgenommen wird, nochmal genau checken wie der Zustand ist. Ich denke nicht, dass die irgendwelche Risiken eingehen. Was ich aber machen werde, ist im Krankenhaus um ein neurologisches Konzil zu bitten (falls dies möglich ist). Dieses selbstgefährdende Verhalten und auch das aussenrum ist mir nicht geheuer. Für Außenstehende mag es einfach nur ein sturer Bock sein, der eben seinen eigenen Weg gehen will, aber so fing es bei meiner Oma auch an.

 

Noch ein paar Wochen, dann weiß man mehr. Ansonsten besuchen wir ihn am Wochenende. Mal gucken, wie der Zustand ist.

 

LG Sabine

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Hallo Sabine,

 

dann kannst du wirklich nichts machen und musst akzeptieren wie es ist. Auf jeden Fall brauchst du dir keinen Vorwurf machen.

 

Lg Britta

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Guten Abend Sabine,

um eine Zweitmeinung einzuholen, brauchst Du nicht zwangsläufig eine Einweisung sondern höchstens eine Überweisung. Eine Zweitmeinung in einer Herzchirurgie ist, auch wegen der Begleiterkrankungen Deines Vaters, sicherlich empfehlenswert.

Bei einem Durchmesser von 44 mm liegt in der Regel noch keine OP-Indikation bei einem Aortenaneurysma vor. Allerdings bietet sich dessen Sanierung an, wenn die Aortenklappe ersetzt wird, auch um dem Patienten eine weitere OP zu ersparen.

Aus meiner laienhaften Sicht macht, unter Berücksichtigung des Aspekts dass das Aortenaneurysma gleich mitsaniert werden soll, ein Ersatz der Aortenklappe per TAVI besonders aus folgenden Gründen keinen Sinn:

- der Brustkorb muss zur Sanierung des Aortenaneurysmas vollständig geöffnet werden
- wenn der geschädigte Teil der Aorta entfernt wird, gelangt der Chirurg relativ problemlos an die Aortenklappe
- bei einem Ersatz der Aortenklappe per TAVI, wird die mechanische Klappe per Katheter in die defekte Klappe eingesetzt, was eigentlich unter Kontrolle durch ein "Röntgen" passiert, was die Treffgenauigkeit und somit das Ergebnis selten optimal ausfallen lässt
- der Klappenersatz bei geöffnetem Brustkorb ist in quasi jeder Herzchirurgie etabliert und sehr gut beherrscht, da dies in der Regel täglich praktiziert wird, wodurch theoretisch ein besseres OP-Ergebnis zu erwarten ist

TAVI steckt quasi noch in den Kinderschuhen, da gibt es noch keine Langzeitergenisse zur Haltbarkeit etc. . Zudem halten es einige Kliniken noch so, dass sie eine TAVI-OP nur an Hochrisikopatienten durchführen, also bei Patienten dessen Risiko eine konventionelle OP zu überleben stark erhöht ist. Da ist die Frage, ob Dein Vater schon mit dem Maß und der Zahl seiner Begleiterkrankungen darunterfällt.

Gehe in das Gespräch zur Einholung der Zweitmeinung und nehme alle Fragen die dich belasten, am besten niedergeschrieben, mit. Schreibe Dir dann im Gespräch die relevanten Dinge mit. Das hilft hinterher bei der Reflektion des Gesprächs.

Dir und Deinem Vater wünsche ich alles Gute.

Grüße,
Micha

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Hallo Zusammen,

 

@Micha: vielen Dank für Deine Antwort. Die Zweitmeinung fällt aufgrund der Bockigkeit des Patienten leider aus. Nichts zu machen. Es sei einfach zuviel zu tun (?), dass Wetter werde jetzt ja auch schöner und überhaupt, war der erste Arzt ja klasse.

 

Wir waren heute dort und es hat sich zumindest nicht verschlechtert. Was eigentlich ziemlich schwarzer Humor ist, denn weiterhin ist man eigentlich immer kurz davor, den Notarzt zu rufen: Herzstechen, Furchtbare Atemnot und teils wie weggetreten, aber wehe man will einen Arzt rufen... naja essen und trinken klappt noch, Schweinebraten schön mit Fett-Kruste, dazu Bier und getoppt von einer Zigarette. Man ist hin- und hergerissen zwischen "jawoll lass nochmal krachen" und absolutem Unverständnis. (Schreibe ich ehrlicherweise Frust-Schokolade essend)

 

Dazu hat sich heute rausgestellt, dass die erste Entlassung, die er von sich aus verlangt hat, als er eigentlich wegen der Diabetes im Krankenhaus war, wohl auch nicht so die Top-Entscheidung war. Schon damals wollten sie noch weiter das Herzproblem abklären, kamen aber nichtmehr dazu. Damals bestand Verdacht auf Herzinfarkt. Die Blutwerte CK, CKMB, LDH und GGt waren damals auch erhöht.

 

Aber gut, wie Britta schrieb: ich hab jetzt alles mehrfach versucht. Vorwürfe werde ich mir keine machen. Bleibt abzuwarten, wie die Wochen bis zur OP verlaufen (sehr beruhigend, dass das Notfallarmband im Schrank liegt) und was die Krankenhauszeit dann so mit sich bringt.

 

Ich danke Euch für die super Unterstützung und gehe Euch sicher wieder auf den Wecker, wenn es in die heiße Phase geht.

 

Liebe Grüße

Sabine

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