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Eine Angehörige mit vielen Fragen und Sorgen


colli72

Empfohlene Beiträge

Liebe Forumsmitglieder,

 

ich lese hier schon seit einigen Tagen mit und bin beeindruckt von soviel Wissen & Erfahrungen.

 

Zur Sache: Vor heute 19 Tagen erlitt mein Mann (53) auf unserem Sofa einen plötzlichen Herzstillstand. Ich erspare mir hier Einzelheiten zur Dramatik der Situation, ich war die erste die ihn wiederbelebt hat usw. Eine Schädigung des Herzens war bis dato unbekannt gewesen, da mein Mann keine regelmäßigen Check Up's gemacht hat :-(

 

Als die Rettung ihn mitnahm, war noch alles ungewiss, man konnte lediglich am gleichen Abend noch feststellen, dass er keinen Infarkt hatte.

 

Er wurde ins künstl. Koma versetzt und blieb dort drei Nächte. Am zweiten Tag hatte sich dann herausgestellt, das er eine Aortenklappenstenose hat. Die Klinik hat seinen Fall dem Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) vorgestellt und die wollten ihn schnellstmöglich haben um ihn zu operieren.

Am Donnerstag dann die Verlegung ins DHZB. Dort haben sie meinen Mann aus dem künstl. Koma geholt und ich konnte das erste Mal seit Beginn des Dramas kurz mit ihm am Telefon sprechen. Bis dahin stand noch die ganze Zeit der neurologische Faktor im Raum. Ich war überglücklich, als er mir am Telefon einpaar Worte entgegen krächzte :-)

Die OP verlief gut. Er bekam eine biologische Klappe eingesetzt, hatte keine komplette Brustkorböffnung (er trägt also keinen Gurt) und er erholte sich körperlich in einem gesunden Maß. Schmerzen sind erträglich, schlafen fällt ihm schwer, da er eigentlich kein Rückenschläfer ist, hat er viele Verspannungen.

 

Eine große Sorge macht mir aber sein psychischer Zustand. Er wirkt so verloren und verängstigt, mag nicht lange mit mir telefonieren und ist irgendwie sehr abwesend.

 

Durch die Coronamaßnahmen ist es mir nicht erlaubt ihn zu besuchen. Und ich habe ihn mit viel Überredungskunst letzte Woche Mittwoch einmal sehen dürfen, das war's :-(

 

Am Montag wurde er ins Partner- KH verlegt und soll am 29.3. eine Reha antreten. Wir hatten gehofft, dass er am Wochenende vielleicht heim darf, jetzt hat sich aber herausgestellt, das sein EF-Wert nur bei 40% liegt. Er könnte das KH so nicht verlassen, nur mit Defibrillator-Weste, weil die Gefahr eines plötzlichen Herzstillstandes so noch sehr groß wäre :-(

 

Ich war gerade aus dem großen Alarmmodus raus, jetzt bin ich wieder voll drin. Mein Mann hat Angst und wirkte bei der Videotelefonie wie ein geblendetes, verschrecktes Reh.

 

Meine Frage(n): Ist es normal so einen niedrigen EF Wert zu haben 10 Tage nach der OP? Wird er so überhaupt eine Reha machen können? Was kann ich tun, damit er psychisch nicht komplett entgleitet?

 

Ich bin in großer Sorge und habe Angst, ihn wieder zu verlieren.
 

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Vielleicht kannst du im Krankenhaus mal nachfragen, ob er dort schon eine psychologische Begleitung bekommen kann? In der Reha bekommt er die ja dann sowieso.

Ich finde es allerdings sehr verständlich, dass er sich noch in einer Art Schockzustand befindet. So aus dem Nichts heraus mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert zu werden ist ja auch ein bisschen belastend. Das braucht bestimmt einfach auch ein bisschen Zeit.

Zum medizinischen Zustand: Ihr werdet ja wahrscheinlich eine gegenseitige Vorsorgevollmacht gemacht haben, so dass du auch Auskunft von den Ärzten bekommen darfst, oder? Dann frag doch mal nach einem Gespräch, in dem du alle deine Fragen los werden kannst. Hier kennt ja keiner den genauen Verlauf, alle Antworten wären also mit Vorsicht zu genießen.

Du hast aber offensichtlich perfekt reanimiert, wenn er neurologisch so gut ist. Alle Achtung! :-)

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Also wurde Ende 2019 im dhzb operiert. Also 10 Tage nach op bin war mit mir auch noch nicht so viel anzufangen. Es ist für ihn bestimmt schwieriger weil bei ihn alles so plötzlich kam. Das muss er auch erstmal verarbeiten. Und wenn er zur Reha geht soll er auch vom Kopf her helfen lassen um das zu verarbeiten. 

Hab 3 Tage nach der OP geheult wie ein Schloss Hund so hat es mein Körper verarbeitet. Deinen Mann alles Gute das dhzb ich gut das Partner Krankenhaus auch da ist nur das Gebäude in die Jahre gekommen. 

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vor 2 Stunden schrieb Phili:

Vielleicht kannst du im Krankenhaus mal nachfragen, ob er dort schon eine psychologische Begleitung bekommen kann? In der Reha bekommt er die ja dann sowieso.

Im KH läuft da nicht viel. Aber ich habe heute mit der Stationärztin gesprochen und sie auf seine Ängste aufmerksam gemacht. Anschließend war sie dann direkt bei ihm und hat ihm in Ruhe noch Mal die Sache mit der Defi-Weste erklärt. Gestern haben sie ihm wohl gesagt (lt. Angabe der Ärztin) das er sich ja im Internet darüber genauer informieren kann :wacko:

vor 2 Stunden schrieb Phili:

 

Zum medizinischen Zustand: Ihr werdet ja wahrscheinlich eine gegenseitige Vorsorgevollmacht gemacht haben, so dass du auch Auskunft von den Ärzten bekommen darfst, oder? Dann frag doch mal nach einem Gespräch, in dem du alle deine Fragen los werden kannst. Hier kennt ja keiner den genauen Verlauf, alle Antworten wären also mit Vorsicht zu genießen.

Leider keine Vollmachten. Aber ich bin per Eilbeschluss (wegen dem Koma) zur gesetzlichen Betreuerin geworden. 

vor 2 Stunden schrieb Phili:

Du hast aber offensichtlich perfekt reanimiert, wenn er neurologisch so gut ist. Alle Achtung! :-)

Ich wünschte, mir wäre diese Erfahrung im Leben erspart geblieben :unsure:

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vor 23 Minuten schrieb Uwe1981:

Und wenn er zur Reha geht soll er auch vom Kopf her helfen lassen um das zu verarbeiten. 

Ja, das habe ich ihm auch geraten. 

vor 23 Minuten schrieb Uwe1981:

Hab 3 Tage nach der OP geheult wie ein Schloss Hund so hat es mein Körper verarbeitet. Deinen Mann alles Gute das dhzb ich gut das Partner Krankenhaus auch da ist nur das Gebäude in die Jahre gekommen. 

Danke, und bleib gesund! :)

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Auch wenn es keine schöne Erfahrung war - stell dir vor, du hättest hilflos daneben gestanden... Aber tatsächlich solltest du wahrscheinlich auch dir selber zugestehen, dass das ein traumatisches Erlebnis war, das du auch erstmal verarbeiten musst - wahrscheinlich dann, wenn das Schlimmste vorbei ist und du nicht mehr funktionieren musst. :-)

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Hallo!

 

Uff, dass klingt natürlich überhaupt nicht schön.

Das Herz muss sich erstmal erholen und nach einer solchen OP kann das einfach bis zu 12 Monate dauern. Da braucht er einfach Zeit.

Ich wurde auch im DHZB operiert und lag danach im Paulinen. Die haben dort zwei tolle Sozialarbeiterinnen, die sich um die Reha kümmerten. Psychologische Unterstützung kann man sicherlich auch erfragen.

Ich war 2018/2019 in Teltow und hab dort dann gleich gesagt, dass ich eine Psychologin mit auf meinem Rehaplan haben möchte. Da die Reha rein kardiologisch

ausgerichtet ist, gibt es auch Kardiopsychologen vor Ort. Die Einrichtung kann ich vollkommen empfehlen. Ich bin damals auch direkt vom Krankenhaus in die Reha gekommen (hab gebettelt das WE davor heim zu können, aber ging nicht) und am Ende war es gut so.

Nach so einem Vorfall muss man sich sicherlich erstmal selbst sammeln.

 

Was aber auch wichtig ist, ist dass du dich selbst nicht vergisst und auf dich achtest.

 

Liebe Grüße

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vor 1 Stunde schrieb Phili:

Auch wenn es keine schöne Erfahrung war - stell dir vor, du hättest hilflos daneben gestanden... Aber tatsächlich solltest du wahrscheinlich auch dir selber zugestehen, dass das ein traumatisches Erlebnis war, das du auch erstmal verarbeiten musst - wahrscheinlich dann, wenn das Schlimmste vorbei ist und du nicht mehr funktionieren musst. :-)

Dessen bin ich mir bewusst. Dieses Ereignis werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Aber wie du schon trefflich bemerkt hast, noch muss ich funktionieren ;-) 

Danke, und bleib gesund :)

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vor 59 Minuten schrieb AnneS:

Hallo!

 

Uff, dass klingt natürlich überhaupt nicht schön.

Das Herz muss sich erstmal erholen und nach einer solchen OP kann das einfach bis zu 12 Monate dauern. Da braucht er einfach Zeit.

Ja, der Geduldsfaden muss auch bei ihm erst langsam neu gesponnen werden. Ich bin schon etwas beruhigter, dass sich das Herz wieder soweit regenerieren kann, dass es auf eine "annehmbare" Leistung kommt. Mein Mann ist eigentlich sehr sportlich, das wäre für ihn eine Katastrophe, wenn da nix mehr ginge. 

vor 59 Minuten schrieb AnneS:

Ich wurde auch im DHZB operiert und lag danach im Paulinen. Die haben dort zwei tolle Sozialarbeiterinnen, die sich um die Reha kümmerten. Psychologische Unterstützung kann man sicherlich auch erfragen.

Reha wurde schon im DHZB beantragt. Gestern habe ich die Einladung bekommen. Er soll nach Bernau. 

vor 59 Minuten schrieb AnneS:

Was aber auch wichtig ist, ist dass du dich selbst nicht vergisst und auf dich achtest.

Ich gebe mein bestes. Der Alptraum ist noch nicht vorbei, aber die Ängste habe ich ganz gut im Griff, zumindest meistens ;-)

 

Danke für die lieben Worte. Bleib gesund 

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Sonst sag deinem Mann wenn du ihn mal sprichst. Wenn ihm nach heulen ist dann soll er es raus lassen. Mir hat es geholfen und wie sagte eine Krankenschwester im Krankenhaus zu mir lassen sie es raus so versucht ihr Körper das zu verarbeiten. 

Hab 3 Tage am Stück geheult meistens wegen irgendwas belangt loses. Es ist einen was durch den Kopf gegangen und zack Wasserfall an.

 

Kopf hoch und bleib gesund 

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vor einer Stunde schrieb Uwe1981:

Sonst sag deinem Mann wenn du ihn mal sprichst. Wenn ihm nach heulen ist dann soll er es raus lassen. Mir hat es geholfen und wie sagte eine Krankenschwester im Krankenhaus zu mir lassen sie es raus so versucht ihr Körper das zu verarbeiten. 

Hab 3 Tage am Stück geheult meistens wegen irgendwas belangt loses. Es ist einen was durch den Kopf gegangen und zack Wasserfall an.

 

Kopf hoch und bleib gesund 

Danke dir. Er hat schon viel geweint. Ich denke, wir müssen uns auch noch *zusammen* ausheulen, da gab es bisher noch keine richtige Gelegenheit. 

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Hi .....

Genau genommen kann ich - als selber Betroffene - deine Situation nur aus der Perspektive deines Mannes nachempfinden.  Zwar war es bei mir nicht sooo dramatisch. Aber Zeit um mich zu informieren oder gar vorzubereiten blieb auch mir nicht. Was mir aber noch deutlich in Erinnerung ist, ist dieser totale Verlust an Vertrauen in den eigenen Körper. Diese Angst, nicht zu wissen, was er noch vorhat mit mir - was noch auf mich zukommt. Und ich habe mir lange nicht vorstellen können, dass ich jemals wieder ein ganz (oder fast) normales Leben würde leben können. Dein Mann wird vielleicht viel Zeit brauchen um dieses Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Aber er wird das schaffen!!! Zusammen mit deiner- und vielleicht der Hilfe von Fachleuten - wird er/ihr beide, wieder ein gutes Leben haben. Vielleicht ist es noch zu früh solches zu sagen. Schliesslich geht es bei euch jetzt erst mal darum mit der veränderten Situation umzugehen, und dass dein Mann sich an einem vertrauensvollen Ort erholen und Kraft sammeln kann.

Ich hab ziemlich lange gebraucht - aber irgendwann stellte ich fest, dass ich diese Zeit nicht mehr missen wollte. Dass dieses geschenkte "zweite Leben"  mich- und übrigens auch meine Familie! mit grosser Dankbarkeit erfüllte unserer Beziehung nochmals eine ganz besondere Tiefe schenkte. Ich weiss, das ist jetzt ziemlich weit "nach vorne" gedacht. Aber ich möchte dir damit etwas Zuversicht geben, dass schon alles gut kommen wird. Dein Mann wird medizinisch gut überwacht...Und aus deinem Beitrag spürt man die Liebe zu deinem Mann. Und was könnte ihm besseres geschehen, als diese spüren zu dürfen. Gibt es 'ne bessere Medizin als die Liebe...:-) 

Ich wünsche euch viel Kraft und Unterstützung von nahen Menschen die euch gut tun. Und auch wenn du "funktionieren" musst- vergiss dich trotzdem selber nicht ganz....

ein lieber Gruss zu dir

ursela

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vor 9 Stunden schrieb farfalla52:

 

Ich wünsche euch viel Kraft und Unterstützung von nahen Menschen die euch gut tun. Und auch wenn du "funktionieren" musst- vergiss dich trotzdem selber nicht ganz....

ein lieber Gruss zu dir

ursela

Ich danke dir für die lieben Worte. Ja, ich liebe meinen Mann sehr und die ganze Situation ist ein Alptraum. Zugegeben nicht mehr ganz so heftig wie in der ersten Woche, solange aber der PHT noch im Raum steht, kämpfe ich mit der Verlustangst, mehr als vorher.  Aber ich werde stark sein, für ihn. Wir haben hier nur uns, da unsere Familien & Freunde 500 km entfernt leben, darf ich auch nicht schlapp machen ;-)

 

Dir wünsche ich alles Gute 

LG Nicole

 

 

 

 

 

 

 

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