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Kernchemiker

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Hallo,

 

ich hatte seinerseits einige Tage nach der OP plötzlich ein postoperatives Delir bzw. ein Durchgangssyndrom. Dieser Zustand war sehr unangenehm und bedrohlich sowohl für mich, als auch für meine Frau. Ich hatte z.B. vergessen, dass ich bereits operiert worden war. Die Narbe hat mir dann als Beweis gedient, dass ich es wohl doch schon hinter mir hatte. Ich habe auch zwei mal hintereinander die gleiche Person angerufen, ich hatte den ersten Anruf sofort wieder vergessen. Ich habe irgendwie gespürt, dass etwas mit mir nicht stimmt und mir war mulmig zu Mute. Ich hatte eigentlich bald nach der OP wieder normale Kleidung angezogen, um möglichst schnell gesund zu wirken. An diesem Tag habe ich aber nicht nur vergessen mich anzuziehen, sondern auch mich zu waschen. Am Nachmittag wurde ich von einem Pfleger deswegen gemaßregelt. Ich habe mich dann unendlich geschämt und wie ein Tattergreis gefühlt, ich war aber doch gerade 25! Zum Glück war es am nächsten Tag schon wieder besser. Ich erinnere mich noch, dass ich nach der OP fast jeden Tag Migräne mit Aura hatte, das zeigt schon die Beeinträchtigung des Gehirns.

Seit jener Zeit kann ich vielleicht etwas nachvollziehen, wie schlimm es für einen sein muss, wenn man dement wird.

 

Mich würde interessieren, wer diese Delir auch erlebt hat und wie er damit umgegangen ist.

 

Gruß

Holger

 

 

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Hallo Holger,

 

es ist sicherlich schlimm das so bewußt zu erleben.Angeblich hängen diese Durchgangssyndrome mit dem Einsatz der Herz-Lungen-Maschine zusammen.Es kommt häufiger vor als man denkt.

Deine Migräne mit Aura zeigt deutlich wie sehr dein Körper unter Stress gekommen ist.

Weiterhin alles Gute.

Lg Shirley

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Hallo Holger,

ist deine Aura erst nach der Op aufgetreten oder war sie schon vorher da?

 

Mich plagt sie nämlich seit der Op. Ein sogenanntes Durchganssyndrom hatte ich aber nicht soweit ich weiß. Ich muss aber dazu sagen, dass ich sehr lange starke Medikamente bekommen habe. Die Zeit auf der Intensivstation (1 Woche) hab ich wie im Nebel wahrgenommen.

 

Viele Grüße, Steffi 

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Hallo zusammen,

 

ich hatte das auch nach der ersten OP - es war aber nur wenige Minuten lang. Ich war nach dem KH-Aufenthalt zu Hause und Reha begann erst zwei Wochen später, plötzlich wusste ich nicht mehr, dass ich operiert worden war. Ich frage meine Frau und sie machte sich dann doch etwas Sorgen. Aber es ging dann recht schnell wieder besser und am nächsten Tag war es "normal".

 

In der Reha hatte ich das dann auch noch ein Mal: Da war ich ein Tag zu Hause am Wochenende, tagsüber, und abends fuhr mich ein Freund netterweise zurück in die Reha-Klinik. Als wir ankamen fragte er, ob alles ok sei und ob er mit reinkommen solle. Ich fragte wieso, alles gut?! Und er meinte, ich hätte exakt die gleiche Geschichte zwei Mal erzählt. Ich wusste davon rein gar nichts. Ist schon seltsam. Man ist nicht mehr Herr seiner Sinne, kann sich selbst nicht trauen. Zum Glück war auch das nur kurz.

 

Das ist etwas über ein Jahr her, bald ist die zweite OP ein Jahr her. Das Leben normalisiert sich, aber ab und an gibt es noch immer seltsame Geschichten. Z.B. plötzlicher Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen, man läuft kurz mal schief, oder Sehstörungen. Alles verschwindet wieder recht schnell, es erinnert einen aber daran, dass so eine OP - oder wie in meinem Fall zwei solche OPs fast direkt hintereinander - den Körper doch massiv mitnehmen. Vermutlich auch das Gehirn irgendwie beeinflussen. Solange dass alles aber immer nur kurzfristige Einschränkungen sind, kann man wohl zufrieden sein!

 

VG, Malte

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Danke für eure Berichte.

 

Migräne mit Aura hatte ich als Jugendlicher schon, also lange vor der OP. Bei mir ist es aber vergleichen zu anderen alles sehr, sehr harmlos. Es entwickelt sich eine Aura, die bleibt 30 min, dann habe ich manchmal ganz leichte Kopfschmerzen. Ich kann in der Regel sogar weiter arbeiten oder das weiter tun, was auch immer ich gerade mache und einfach abwarten, bis das Geflimmere vorbei ist. Charakteristisch ist, dass die Migräne ausschließlich nach stressigen Phasen einsetzt, eine typische Wochenendmigräne halt. Kommt so etwa 1-2x im Monat vor.

 

Gruß

Holger

 

 

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Mein Mann hatte seiner Herzklappen-OP 9 Tage ein postoperatives Delir, er hat an diese Zeit kaum eine Erinnerung. Die Ärzte meinten nach 6 Tagen, es wäre vorbei und haben ihn auf die normale Station verlegt, aber auch von dem, was dort passiert ist, weiß er kaum etwas und wenn, dann ist es völlig unzusammenhängend. Wir haben in den letzten Wochen so viel wie möglich zusammengepuzzelt und ich habe ihm alles erzählt, was ich wusste. Für ihn war es ziemlich belastend, einiges war ihm im Nachhinein peinlich, bis er verstanden hat, dass er überhaupt nichts dafür konnte.

Den Vergleich mit Demenz habe ich auch gezogen, da ich einen solchen Fall schon in der Familie hatte, und ich hatte eine Wahnsinnsangst, dass etwas zurück bleibt. Zum Glück ist er inzwischen wieder völlig in Ordnung und hatte auch bisher keine Flashbacks.

 

Die Ärztin in der Reha hat uns auch gesagt, dass es u.a. mit der langen Zeit an der HLM zusammenhängt, er wurde 2 mal an einem Tag operiert und war beide Male an der Maschine.

 

Liebe Grüße

Jutta

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Hallo,

ich hatte nach der OP immer das Gefühl, dass ich Sachen die gerade passiert sind schnell vergesse und ich meine Frau manchmal Dinge 2 mal gefragt habe.

Das war aber nach max. 10 Tagen vorbei.

Das Langzeitgedächtnis war nicht betroffen.

Also, das wird schon. In der Ruhe liegt die Kraft.

Viele Grüße

... Jörg

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  • 3 years later...

Habe nach einer 5-stündigen Hertz OP eine schwierige Zeit durchgemacht. Hatte ein mehrwöchiges postoperatives Delir wusste aber zu dem Zeitpunkt nicht was es ist. Bilder Vorhänge und Tapetenmuster bewegten sich. Gegenstände bewegten sich blitzschnell und mein Bademantel an der Wand schwang hin und her. Einige Male wusste ich morgens nicht wo ich war und wer ich bin. Es fehlten mir teilweise die Worte beim Sprechen. Ich dachte ich werde verrückt und habe daher auch mit niemanden darüber gesprochen. Würde ich meinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Wer hat noch solche Erfahrungen gemacht?

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Interessant, wusste ich nicht dass sowas von der Herz Lungen Maschine kommen kann. Meine OP dauerte 8 Stunden, und dann nochmal 4 Stunden extra weil es nachblutete. Die meiste Zeit war ich an der Herz Lungen Maschine.

 

Ich jetzt noch auf Intensivstation den ersten Krampfanfall in meinem Leben, ein Grand-male-anfall. Der war so schwer das ich nochmal 5 Tage inturbiert wurde weil dabei ein Lungenflügel zusammengefallen ist.

 

Momente an denen ich mitten im Gespräch mit jemanden völlig den Faden verloren habe hatte ich auch noch Monate nach der OP. Mittlerweile nicht mehr.

 

6 Monaten später der nächste Krampfanfall an der Tankstelle. Bin erst im Krankenwagen wieder zu mir gekommen. Dann war 3 Jahre Ruhe, aber letztes Jahr in Schweden hatte ich wieder einen. Hab nach 2 Tagen KH den Urlaub fortgesetzt.

 

Noch heute seh ich manchmal so wie so "Lichtkugeln" herumschwirren, oder ein flimmern am Rand des Sichtbereichs. Geht nach 5 Minuten immer wieder weg, hatte ich vorher aber nie. Wenn ich viel Kaffee trinke tritt es sehr gehäuft auf, deshalb hab ich mein Konsum stark eingeschränkt.

 

Ich hab dafür immer die ganzen Blutdrucksenker verantwortlich gemacht die ich täglich nehmen soll...

bearbeitet von shabeel
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vor 46 Minuten schrieb Ulrike75:

Es kann sich auch um eine Augenmigräne handeln. Habe dann immer einen Zackenkranz im Auge der nach und nach wieder weggeht. Kann man nichts dagegen machen

Ja genau diese Zacken hab ich auch. Hab das auch mal meiner Neurologin erzählt, aber nie etwas weiteres darüber erfahren. Den Begriff Augenmigräne höre ich zum ersten mal.

 

Ich hab danach gegooglet und bin mir sicher das es eine Augenmigräne ist. Das aller erste mal hatte ich sowas nach der OP auf Intensivstation, und seitdem eig. wöchentlich. Vorher kannte ich sowas garnicht.

Also hat die OP doch deutliche Spuren im Hirn hinterlassen... Aber gut zu wissen das es nicht wirklich gefährlich ist. Ich hätte da gerne einen Arzt gehabt der mich da besser aufgeklärt hätte. So hat die Ärztin es als "nicht gefährlich" abgetan und mit mir garnicht drüber gesprochen...

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  • 2 months later...

Hallo zusammen,

 

 zufällig stolperte ich heute über diese Einträge in diesem Thread.  Und genau heute war ich bei einer Neurologin zu einer Doppler- Sonographie der Halsschlagadern. Beim Plaudern mit der Ärztin kamen wir auch auf die bunten Zackenbilder vor den Augen, die ihr alle so schön beschreibt und die nach ca. 5-20 Minuten einfach ins Nichts wieder verschwinden, so wie sie aus dem Nichts kamen. Meine Ärztin bestätigte mir, dass es sich dabei um eine Augenmigräne handelt, die durch Stress ausgelöst wird. Das Auftreten der bunten Zacken kann ich auch jedes Mal auf Stress Situationen zurück führen. Ich bin froh nun zu wissen, was es ist. Damit lässt sich leichter umgehen und eine Entspannung bewusster und einfacher herbeiführen. 
 

Entspannte Grüsse

 Armin

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  • 2 months later...

Es ist doch interessant, wie unterschiedlich sich das "postoperative Delir" bei verschiedenen Menschen äußert.

Wahrgenommen habe ich diesen Verwirrtheitszustand beginnend so ab 24 Std nach der Op, was aber dann auch nur so 24 Std angehalten hat. In diesen 24 Std habe ich aber streckenweise "die Hölle durchlebt." Ich wusste nicht wo ich war, wähnte mich in einem Versuchslabor, dachte ich bekomme Gas über die Sauerstoffmaske, die mir ja tatsächlich nur etwas  nur ein bisschen Sauerstoff liefern sollte. Das Pflegepersonal wollte mir in meiner Vorstellung nach dem Leben trachten.... mein Zustand beruhigte sich ein bisschen, als nachmittags meine Familie zu Besuch kam. Die gewohnten Menschen gaben mir dann wieder etwas Sicherheit. Am nächsten Morgen, also ca. 48 Std postoperativ war dann jedoch alles wieder ganz normal.

Die beschriebene Migräne mit Aura, aber ohne Kopfschmerzen hatte ich anfangs nach der OP fast täglich. Die Häufigkeit ging jedoch im Verlauf eines Jahres zurück. Heute habe ich vielleicht noch 2 Mal im Jahr so einen Migräneanfall, den ich vor meiner Op allerdings auch immer schon mal hatte.

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