Der 1. Geburtstag

[StefanieJ]

Hallo Ihr lieben,

heute habe ich gar keine Frage, möchte Euch aber von meinem ersten Geburtstag nach der Op erzählen.

 

Ich habe meine Geburtstage immer sehr geliebt, etwas schönes gemacht, gebacken, gekocht... 

 

Dieses Jahr war mein Gefühl anders, irgendwie hatte ich keine Lust zu feiern und hatte auch keine Wünsche. Komisch so kenne ich mich nicht.

 

Um so näher mein Geburtstag kam um so trauriger und angespannter wurde ich. Irgendwann wurde mir klar, dass doch ein Geburtstag dazu da ist sein neues Lebensjahr zu feiern. 

 

Will ich ich mein Leben feiern? Bin ich glücklich mit meinem Leben?

Ganz klar NEIN!!

Versteht mich nicht falsch, ich bin froh noch am Leben zu sein und dankbar für jeden Tag.

Manchmal bin ich aber unendlich müde, müde jeden Tag aufs neue zu kämpfen, bei jedem kleinen Wehwehchen Angst zu haben ob es nicht doch was ernstes ist.

 

Ich habe mir dieses Leben nicht ausgesucht aber ich kämpfe so gut ich kann. Ich gehe 3-4x die Woche zum Sport um wieder so fit wie vorher zu sein, ernähre mich Gesund, bilde mich beruflich fort und nehme ganz normal am Leben Teil. Und nein ich sitze nicht jeden Abend weinend auf der Couch.

 

Ich hoffe sehr  auf den Tag an dem ich einfach mal wieder unbeschwert durchs Leben gehen kann ohne ständig Angst zu haben, dass jeden Moment etwas passiert. Und das ist mir viel mehr wert als alle Geschenke.

 

Einfach mal wieder frei sein.

 

Liebe Grüße, Steffi 

 

 

 

 

[Brigittchen]

Hallo liebe Steffi,

 

herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und ich bin überzeugt davon, dass sich bei Dir genauso wie bei mir eine bestimmte Zeit nach der OP ein innerer Schalter umlegt, und du wieder freier und unbeschwerter durchs Leben gehen wirst. Ich habe im ersten Jahr täglich zig Mal meinen Blutdruck gemessen, heute mache ich das vielleicht einmal die Woche  und dann auch nur, wenn mein Blick auf das Gerät fällt und ich denke, oh so lange wieder nicht gemessen.

 

Liebe Grüße 

 

 

Brigitte 

[Pepelotzki]

Liebe Steffi,

 

du hast genau das beschrieben, was auch ich verloren habe (wie so viele von uns ) und Stück für Stück wiederbekomme: Die Leichtigkeit des Seins ! Einfach ohne Gedanken an irgendwas Schlimmes in den Tag gehen, im Bus sitzen und frei von solchen Gedanken sein, so unbeschwert wie früher in die Zukunft blicken....hach....das ist erstmal weg. Mir hat diese Erkenntnis sehr, sehr weh getan, heute kann ich es genau beschreiben.

 

Hier im Forum hat Ursela mal geschrieben, daß Psychologen festgestellt haben, daß die Verarbeitung dieser "Herzgeschichte" an die 2 Jahre dauert ! Dann hat das menschliche Gehirn es meist wieder gut "weggepackt".

Uih, das ist natürlich eine lange Zeit. Wenn man aber so liest, vor allem ältere Beiträge, dann merkt man , wie es fast alle gerade in der ersten Zeit sehr aus der Bahn geworfen hat. Schreiben diejenigen heute ihre Beiträge, so klingen sie mittlerweile ganz anders, viel positiver und ich lese zwischen den Zeilen eine wiedergewonnene Ruhe des Schreibers heraus.

 

Es braucht wohl wirklich eine sehr lange Zeit, bis unsere Psyche, unsere Seele, wieder zur Ruhe kommt. Da heisst es, die Geduld zu bewahren - und das fällt auch mir sehr schwer. Ich möchte so gerne einen Knopf drücken - und zack, bin ich "der Alte". Diesen Knopf gibt es nicht - und das zu wissen tut mir weh.

 

Aber, wie auch Brigitte es schreibt: Es wird mit der Zeit noch viel besser werden und irgendwann wird es vielleicht wieder fast wie vorher - Beispiele gibt es in diesem Forum genug !!

 

Für dich und und uns alle gilt: Kopf hoch !!

 

 

Viele Grüße

 

Michael