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Ich bin nicht mehr ich...


Heartless

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Hallo,

Ich bin Daniel und hatte im Mai eine Aortenklappenrekonstruktion (mit eigener Klappe, um Abstoßung zu verhindern) in der Uniklinik des Saarlandes. Die OP verlief super und ich war auch schnell wieder auf dem Damm, aber jetzt ein halbes Jahr später merke Ich, dass etwas nicht stimmt. Körperlich ist so einiges besser geworden, anderes schlechter, was mich aber am meisten bedrückt ist meine Psyche. Ich habe ständig Angstzustände, kann meine Gedanken nicht beisammen halten und habe mir einige seltsame Verhaltensweisen angewöhnt. Mein Partner erkennt mich manchmal nicht wieder. Ich kann teilweise Erinnerungen und Träume nicht auseinander halten. Ich werde grundlos "bösartig" und kurz darauf völlig depressiv. Die Hausärztin hat zuerst auf die Medikamente getippt, aber ich nehme nur noch 5mg Bisoprolol, also Betablocker, was aber kein Auslöser sein sollte. Der Psychologe meint, dass ich noch im "traumatischen Erlebnis Herz OP" stecke. Ich weiß nicht. Da auch seit der OP täglich meine Migräneaura getriggert wird, wodurch auch immer, scheint da vielleicht etwas nicht zu stimmen. Zum Glück ist bald ein Termin beim Neurologen... Ich sollte schon besser erholt sein, aber diese Phasen und die Auren machen mich fertig. Ich gehe spazieren, weiß auch, wo ich bin, aber plötzlich erkenne ich mein eigenes Haus nicht mehr. Ich traue mich mittlerweile alleine nicht mehr raus, alleine aus Angst wieder einen Schub zu bekommen. Ich "erlebe" Dinge in meinem Kopf, wo ich weiß, dass es in meinem Kopf ist, aber ich bin hinterher der Überzeugung, es könnte doch passiert sein. Geht es nur mir so? Ich weiß nicht, wohin ich mich noch wenden soll. So langsam habe ich das Gefühl, die Ärzte verstehen mich nicht.

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Hallo,

 

Mit Migräneauren bist Du nicht alleine, es wird langsam immer besser ist aber noch nicht auf dem Niveau wie zuvor, scheint wohl häufiger vor zu kommen. Kannst Du nicht mit Deinem Partner reden? In guten wie in schlechten Zeiten...? Ich habe leider niemand, die Kinder sind noch zu klein und sie Ex will eh nur Kohle, wir sind keine Freude mehr.

 

Alles Gute,

 

Jens

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Hallo Daniel!

 

Ich würde die Betablocker nicht unterschätzen, ich bin bei 2,5mg Bisoprolol extrem depressiv geworden (was meine eigtl. Depression damals nur noch schlimmer machte), hatte körperliche Beschwerden (war gestresst, leicht reizbar, hatte Brustschmerzen und war immer müde). Mit Ramipril hatte ich zwar auch meine Probleme, aber nicht so krass wie mit den Bisos. Aber ich nehm aktuell keine Medis mehr. Musst du die Dinger immer nehmen? Migräne hab ich aufgrund von Vitaminmangel gehabt, inkl. Sehstörungen. Vll hat das auch einen anderen Grund.

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Sollte das einen anderen Grund haben, erfahre ich den am 02.11. ... Da ich sogar teilweise meinen linken Arm kaum benutzen kann, als hätte ich Anflüge von Parkinson. Ich musste zu Biso wechseln, da ich mit anderen Betas die Auren durchgehend hätte. Ich nehme die nur noch morgens, aber ich komme überhaupt nicht in Fahrt. Depressionen hatte ich auch schon vorher, aber die waren nicht so intensiv, wie jetzt. Mein Freund versteht das so langsam, aber es frustet mich nur noch mehr, weil ich so bin. Wie gesagt, ich fühle mich von den Ärzten nicht ernst genommen, oder unverstanden.

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Ha,

 

Anne bringt es auf den Punkt: Bisoprolol !

 

Ich hatte bis vor einiger Zeit auch 5 mg eingenommen, sehr oft Schwindel und Sehstörungen. Nun nehme ich 2,5 mg, der Schwindel ist besser, auch mal ein paar Tage kein einziger Anfall, dann mal wieder, aber deutlich erträglicher als vorher. Sehstörungen sind deutlich zurückgegangen.

Ich werde beim nächsten Kardiologenbesuch nochmal das Thema anschneiden und bitte, die Dosis weiter auf 1,25 mg zu verringern, um sie irgendwann ganz wegzulassen. Diese Betablocker verändern nämlich ganz schön die Biochemie des Körpers. Nach einer gewissen Heilungszeit, so wurde es mir vor der OP gesagt, bräuchte ich wahrscheinlich nur noch Ass100 zu nehmen (habe Bioklappe). Wahrscheinlich kommt dauerhaft Ramipril dazu, allerdings gering dosiert.

 

Meine psychischen Probleme sind ebenfalls besser geworden, auch da vermute ich, daß Bisohexal nicht ganz unschuldig daran war. Also - Arzt fragen - zumindest eine Reduzierung testen !!

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Reduzier war es ja bis vor zwei Wochen. Da aber mein Blutdruck dann nicht in Ordnung war, hat man die ursprüngliche Dosis wieder empfohlen. Während der 2,5mg ging es mir mit den Schwindelphasen auch besser. Ich sollte ja eigentlich komplett medikamentenfrei sein. Langsam verliere ich da die Hoffnung. Aber selbst wenn, ich möchte endlich wieder arbeiten gehen. Das "Zuhausesein" ist auch nicht so der Bringer. Aber immerhin ist mein 4 Kammernherz wieder stark. Kondition ist mehr, als je zuvor.

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Also die Schwindelanfälle, Schweißausbrüche, Auen usw. Waren im ersten Jahr nach der Herzklappenrekonstruktion sehr stark und oft am Anfang, die Abstände dazwischen aber immer länger und alles immer abgeschwächter. Jetzt 1 1/2 Jahre nach der OP habe ich sie nur bei herannahenden Infekten oder grossem Stress. Ich denke das kommt alles von der Herzop

Ich habe Bisoprolol 2 Monate vor der OP genommen und bis heute in der Dosis 2.5 mg morgens und 2.5 mg abends. Also war es bei mir nicht der Betablocker. Bei mir hat aber nach der OP mein kompletter Stoffwechsel und Hormonhaushalt gesponnen. Ich hatte fast durchgehend ein halbes Jahr meine Periode und jetzt bin ich verfrüht in den Wechseljahren. Und das geht nicht spurlos an einem auch der Psyche vorbei. Euer Körper braucht einfach Zeit und es sind nicht nur die Medikamente allein. Ach ja ich nehme noch Candesartan (in Dosen von 1/2 bis 3 TabLetten je nach Blutdruck, der von 80/40 bis 200/100 variiert) und Xarelto aufgrund Vorhofflimmern (zeitweise bei großer Anstrengung, auch seit OP)

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Ich war in Therapie, ja. Aber der Therapeut meint, ich bräuchte ihn gar nicht mehr. Ich habe mich aber schon kundig gemacht bezüglich eine Gruppe. Das dürfte ja im Frankfurter Raum möglich sein, etwas zu finden. Erstmal ist aber Neurologe angesagt. Eins nach dem anderen :)

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Na das klingt doch nach einem Plan :) das mit dem taubheitsgefühl kommt mir bekannt vor, ich hatte das damals mit den Bisos und danach auch noch für knapp zwei Jahre. Ich konnte nicht auf der linken Seite schlafen weil sonst alles taub wurde

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Wenn es Taubheit wäre... Ich habe ja schon immer gezittert, aber da war es ja angeblich durch den Herzfehler, Kreislauf etc., aber es ist jetzt stärker und vermutlich auch eher was von den Nerven her. Ich bin so froh, wenn ich ab 16.11. Erstmal 2 Wochen im Urlaub bin. Da versuche ich das alles zu vergessen. :)

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Angststörungen beinhalten auch Gefühle welche du im Eingangspost beschreibst. Ich hatte selbst auch Panikattacken nach der OP die sich dann im Laufe der Zeit zu einer echten Angststörung entwickelt hatten. 

Ich habe mir eine Selbsthilfegruppe gesucht mit deren Hilfe (und der eines Psychologen) ich meine Gefühlswelt wieder auf die Reihe bekam.

 

Alles Gute, Suse

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  • 2 weeks later...
  • 1 month later...

Derzeit geht es mir etwas besser. Ich habe einen Stimmungsaufheller bekommen und zusammen mit dem Betablocker hat es sich langsam eingependelt. Sogar der nervöse Tremor hat sich fast komplett verflüchtigt. So wie es aissieht, kann ich wohl ab Januar auch wieder arbeiten. Endlich...

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Huhu,

 

schön zu lesen, daß auch du langsam auf dem Wege der Besserung bist. Bei mir waren die ersten 3-4 Monate ebenfalls psychisch sehr, sehr schwer. Mittlerweile kann ich wieder viel mehr lachen und das Leben genießen.

Wenn ich hoffentlich im März beim nächsten Check die Betablocker los werde und dann vielleicht auch der Schwindel ganz weg ist - dann geht es mir wieder richtig, richtig gut.

 

LG Michael

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  • 2 weeks later...

Ich wünsche dir alles Gute. Mich hat es die letzten Tage wieder ins Schwarze Loch gezogen. Als wäre die Wirkung des Aufhellers plötzlich verflogen. Ich bin unendlich traurig, grundlos. Die Kollegen tun ihr Bestes, mich "hochzuziehen", aber irgendwann bin ich zuhause und allein mit mir, weil mein Partner im Moment sehr doofe Schichten hat. Ich möchte dann Weinen. Einfach mal alles rauslassen, aber es geht nicht. Es kommt einfach nichts. Das ist ein schlechtes Zeichen. Ich sehe meine Narbe und habe keine schönen Szenen im Kopf. Also wieder zum Arzt... Ich bin es langsam so leid. Und meine Ärzte wahrscheinlich auch. Ich fühle mich nicht mehr ernst genommen. Nur was soll ich tun? Ich weiß, dass etwas nicht stimmt, aber keiner hilft, oder kann helfen. So kommt es mir zumindest vor. Es muss doch etwas geben, was nicht nur vorrübergehend wirkt/hilft...

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Ich glaube, du solltest nochmal zum Neurologe/Psychologe gehen. Durch die Herzop kommen viele Vorgänge im Körper zeitweise durcheinander (auch biochemische Prozesse im Hirn) und dies kann auch solche Probleme auslösen. Eventuell brauchst du eine gewisse Zeit Psychopharmaka, bis sich alles wieder eingespielt hat. Dies auch  vor dem Hintergrund, dass es einer Bekannten von mir ähnlich ging.

Alles alles Gute 

 

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Gib nicht auf. Bis du das für dich richtige Antidepressiva gefunden hast, dauert es. Bei meiner Mama damals ein halbes Jahr. Gut wäre dann aber wirklich eine begleitetende Psychotherapie. Die Kombination hilft wirklich dauerhaft.

Du schaffst es.

Ganz liebe Grüße und sei umarmt 

Brigitte 

 

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Ich danke dir. Ich versuche mein bestes. Nur langsam erreiche ich den Punkt, wo ich mich einfach nur noch verkriechen will und der Rest außerhalb meiner Wohnung kann mich mal. Ich muss wirklich etwas tun...

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Hi Heartless

10 hours ago, Heartless said:

 Ich muss wirklich etwas tun...

Das denke ich auch. Mir ist bewusst, dass man vorsichtig sein muss, wenn man parallelen zu eigenen Erfahrungen zu erkennen glaubt.  Aber während meiner dunklen Zeit habe ich so viele Menschen kennen gelernt die in depressiven Phasen zu lange gewartet haben bevor sie Hilfe gesucht haben. Und ab einem gewissen Zeitpunkt dünkt mich ein Klinikaufenthalt die effektivste Hilfe. Da ist man unter "Seinesgleichen"...ist kein Ausserirdischer mehr unter den "Normalos"...Das kann ungeheuer entlastend sein. Es gibt ein Buch eines Schweizer Psychiaters mit dem Titel: "Ich kann nicht wollen". Das sagt alles.....Depressionen brauchen Zeit um abzuklingen. Viel Zeit und Geduld. Aber es gibt einen Weg da raus!!!! Nur ganz wenige Fälle verlaufen chronisch. Ich hätte damals niemals geglaubt, dass ich irgendwann wieder Freude am Leben haben kann...wieder in's normale Leben zurück finde. Ich habe den Ärzten die mir das prophezeiten nicht geglaubt....Aber irgendwann lichtete sich die Dunkelheit und heute lebe ich so gerne wie nie zuvor....

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute...

ursela

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Am 13.1.2018 um 21:33 schrieb farfalla52:

 "Ich kann nicht wollen". Das sagt alles.....Depressionen brauchen Zeit um abzuklingen. Viel Zeit und Geduld. Aber es gibt einen Weg da raus!!!! Nur ganz wenige Fälle verlaufen chronisch. Ich hätte damals niemals geglaubt, dass ich irgendwann wieder Freude am Leben haben kann...

 

Das Buch ist wirklich gut, ich hatte es mir vor längerer Zeit gekauft, es heisst exakt:  "Ich kann nicht wollen - Berichte depressiver Patienten" und ist von Prof. Dr. Brigitte Woggon, die es zusammen mit ihren Patienten geschrieben hat. Wenn man unter Depressionen leidet, findet man sich in den Berichten oft wieder und kennt das aus eigener Erfahrung.

 

Gruß

Thorsten

bearbeitet von Thorsten
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