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Männlich, 21 Jahre, Diagnose Bikuspide Aortenklappeninsuffizienz


Julier

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Einen angenehmen guten Abend allerseits, 

 

Ich heiße Julian und bin 21 Jahre alt. Ich habe über das Internet dieses Forum gefunden und da dachte ich mir ich melde mich mal an und teile meine gegenwärtige Lage mit euch. 

 

Vor knapp zwei Monaten hatte ich eine Visite beim Arbeitsmediziner. Bei der üblichen Kontrolle hatte dieser ein "stoisches" Geräusch vernommen und mir gesagt, ich sollte mal ein Herzecho machen lassen. Bereits im vergangenen Herbst, hatte ein Arzt bei einer HNO-Untersuchung dasselbe festgestellt und mir ebenfalls geraten ein Echo machen zu lassen (aber ohne Dringlichkeit). Ich habe mir auch nichts weiter dabei gedacht und die ganze Sache bis zum Arbeitsmediziner auch vergessen gehabt. Also zur Hausärztin hin und die hat dasselbe Gehört. Wenn drei Ärzte dasselbe vernehmen und äußern, dann schenkt man dem auch mal mehr Aufmerksamkeit. 

Schließlich habe ich einen Termin für ein Herzecho vereinbart: 

 

Befund: 

 

Keine Einschränkung der globalen und regionalen systolischen Linksventrikelfuntkion, errechnete EF beträgt ca. 65%, MAPSE 14mm; EPSS 1.5mm, normale Dimensionen der Wandstärke und Herzhöhlenm kein Periarderguss, Gering bis mittelgradie Aoreninsuffizienz (Vena contracta ca.3mm, Jetfreite ca. 30-40%, vom LVOT), exzentrischer Jet, sonstige Klappenmorphologie und Kinetik unauffällig, keine Rechtsherzbelastungszeichen, TAPSE 23mm. 

 

Zunächst mal hat mich das recht umgehauen, da mir der Arzt, nur den Befund in die Hand gedrückt hatte und nichts weiter erklärte und bereits den Nächsten in den Raum gebeten hatte (war in einer Privatklinik, da man in Südtirol sonst Monatelang wartet. Jedanfalls war ich richtig enttäuscht. Wenn ich schon bezahlen muss, erwarte ich mir auch, dass man sich für mich etwas mehr Zeit nimmt.). 

Ich habe dann den Befund mit meinem Hausarzt besprochen und der meinte, es ist gegenwärtig nicht weiter schlimm aber man sollte es im Auge behalten. Ich habe ihn auf Sport angesprochen. Im Herbst habe ich nach jahrelangem Gammeln auf dem Sofa und Leserattenattitüde mich aufgerafft und meinen Kindheits-und Jugendsport, Eishockey wiederaufgenommen. Ende der Saison habe ich sogar mit dem Laufen begonnen. 

Mein Hausarzt sagte mir schließlich, dass ich auf Leistungs- und Wettkampfsport wohl verzichten müssen und hatte mir auch vom Laufen abgeraten. Das traf mich hart. Nach so vielen Jahren habe ich es endlich geschafft und ich fühlte mich so gut wie schon lange nicht mehr. Plötzlich sollte ich Radfahren, Schwimmen, Spazieren oder Wandern.

Eine wirkliche Aufklärung habe ich aber auch von ihm nicht erhalten und es ließ mir keine Ruhe und so habe ich einen zweiten Kardiologen aufgesucht. Nach Mundpropaganda zu urteilen, wohl einer der besten weit und breit. 

 

Der hat nochmals ein Echo gemacht: 

 

Normaler großer linker Ventrikel mit guter globaler und regionaler systolischer Pumpfunktion, die EF errechnet sich heute mit 66%, LVEDD 51mm, Myokardmasse 71g/m2. Die Aortenklappe kommt zwar trikuspid bezüglich der Anlage der Darstellung, allerdings ist das linkskoronare Segel sehr klein, funktionell besteht also eine bikuspide Aortenklappe mit typischem Doming und exzentrischem Aortenklappenschluss, funktionell besteht nur eine leichte Aortenklappeninsuffizenz. Zarte Mitralklappe ohne funktionelles Defizit. Der linke Vorhof weist ein LAVI auf von 27m/m2. In Ruhe kein pulmonaler Hochdruck, kein Perikaderguss. 

Er hatte mir anhand des Ultraschallbildes erklärt, dass eines der Segel der Aortenklappen ganz klein, bzw. verkümmert ist, das es praktisch ein Geburtsfehler ist. Ich habe auch ihn auf Sport angesprochen und ihm erklärt, dass ich Eishockey spiele. 

Er sagte, dass es in diesem Stadium noch zu keinen Lebenseinschränkungen kommt und ich weitermachen soll wie bisher. Alle ein bis eineinhalb Jahre soll ich ein Herzultraschall machen. 

 

Nun das hatte mich schon sehr beruhigt. Ich bin aber ein typischer Hypochonder. Wenn ich über Krankheiten lese, dann spüre ich sie in mir wuchern. Es ist gut zu wissen mit was ich nun lebe, aber auf der anderen Seite hätte ich es mir auch gewünscht es einfach nicht zu wissen. Manchmal zwickt und drückt es überall und ich habe ein Engegefühl in der Brust. Aber ich weiß dass das meine Nerven sind. Ich steigere mich zu viel in Krankheitsangelegenheiten hinein...

 

Nach einem Monat Pause habe ich wieder mit dem Laufen begonnen. Ich laufe so im Schnitt zwei bis drei Mal die Woche und stets zwischen 5 und 10km. Ich laufe nur für mich und immer in dem Tempo wie meine gegenwärtige Verfassung ist. Die 5km laufe ich so in einer halben Stunde. Ich bestreite keine Wettkämpfe und habe es auch nicht vor. Ich laufe um den Kopf freizukriegen und weil ich einfach gelassener und zufriedener bin. Das mit dem Eishockey ziehe ich wirklich in Erwähnung an den Nagel zu hängen. War auch nicht sonderlich ambitioniert. Bin ja nur so ein Spargel: 1,68m bei 54kg. Nach so vielen Jahren der Bewegungslosigkeit gleich Eishockey zu spielen, das war nicht gerade gut durchdacht. Ich hatte keine Kondition und kam an meine Grenzen. Stattdessen vielleicht mal wieder Yoga oder etwas Schach spielen.  :D 

 

Was ich fragen wollte: Gibt es unter euch Leute mit einer Bikuspiden Aortenklappeninsuffizienz die laufen, oder auch Fußballspielen oder anderweitige Sportarten betreiben oder betrieben haben? Der Kardiologe meinte, ich könnte theoretisch auch 90 Jahre alt werden ohne unter das Messer zu müssen, aber so ganz sicher wäre ich mir da nicht. Aber das ist dann natürlich von Mensch zu Mensch verschieden.Es scheint so als hätte ich es seit 21 Jahren und bis ins frühe Jugendalter habe ich im Verein intensiv Eishockey und Fußball gespielt. Sonst halt noch geradelt und geklettert. Ich war sehr aktiv. Dann mit der Pubertät hat sich das alles verändert. Nur noch Bücher, Theater, Kino, Museen und viele Zigaretten. Habe die vergangenen fünf Jahre sehr stark geraucht. Jetzt im Sommer jährt sich mein Rauchstopp. (Na gut, äußerst selten gönne ich mir mal ein. Ich habe mit Passion geraucht!) 

Ich weiß dass ein Junger Körper viel verkraftet, aber ich bin bestrebt eine Verschlechterung so lang wie möglich hinauszuzögern, bzw. zu verlangsamen. Jedenfalls hoffe ich auf das Beste und behalte eine "irgendwann" notwendige OP im Hinterkopf.

Über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich freuen.

 

Liebe Grüße,

 

Julian

 

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Julier,

 

ich war 58 als ich von meiner Klappe erfahren hatte, vorausgegangen war allerdings eine Endokarditis. Wir alle gehören zu einer Gruppe von 2% der Bevölkerung die diese Mißbildung seit unserer Geburt haben (also ich hatte das auch schon als ich 21 war) und diese geht auch (leider) mit einer potentiellen Erweiterung des Aortenbogens daher. Ich habe also 58 Jahre gelebt wie jeder und mich redlich fit (ohne irgendwelche Einschränkungen) gehalten (Fahrradfahren, Mountainbiken). Ich hatte vor 9 Monaten meine OP und kann aus meiner Erfahrung nur bestätigen das körperliche Fitness hier nicht schadet sondern im Gegenteil hilft - konnte 6 Wochen nach der OP wieder Fahrrad fahren und war dann schneller als vorher. Ich denke du hast noch viele Jahre der reinen Beobachtung vor dir bis es einmal notwendig sein könnte einen operativen Eingriff zu machen. Es handelt sich ja dabei um eine 100%-ige Reparatur - also ein unnötiges Herausschieben bringt hier nichts da man dann eher das Herz irreparable schädigen kann. Daher wirst Du sicherlich von jetzt an regelmäßiges Monitoring (jährlich?) haben. Also keine Sorge und im Gegenteil: Du bist jetzt gut vorbereitet und vor Überraschungen geschützt. Also, normal weiter machen.

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Hallo Julian,

 

erst einmal herzlich willkommen in unserem Forum.

Eine bikuspide Aortenklappe ist grundsätzlich kein Problem, solange die Funktionsfähigkeit uneingeschränkt gegeben ist. Ich habe mit dieser Klappe 25 Jahre lang intensiven Laufsport betrieben und bin neben unzähligen kürzeren Wettkämpfen auch fünfzig Marathons gelaufen. Nie, bis kurz vor der OP, war die Klappe ein Problem. Ob ohne diesen Sport die Klappe länger gehalten hätte, weiß ich natürlich nicht. Mein Kardiologe hat das aber verneint. Allerdings hatte sich bei mir durch die verändernden Druckverhältnisse an der verkalkten Klappe ein Aneurysma gebildet. Möglicherweise hat da auch der Sport im Leistungsbereich dazu beigetragen. Aber sicher ist auch das nicht.

 

In deinem Fall schließe ich mich der Meinung deines zweiten Kardiologen an und würde meinen, dass Sport im normalen Bereich eher vorteilhaft ist, als dass er schadet.

Wenn du, wie vorgeschlagen, regelmäßig zur Kontrolle gehst, brauchst du dir keine Sorgen machen.

Du bist noch so jung und du solltest dein Leben unbeschwert ohne Einschränkungen in vollen Zügen genießen. 

 

Grüße

Dietmar
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Hallo Julian,

 

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.

 

Dein zuletzt aufgesuchter Kardiologe hat aus meiner Sicht Recht.

Ich hatte vor der OP auch eine bikuspide Aortenklappe nebst Aneurysma und habe mich noch mit Laufen fitgehalten und mein Gewicht reduziert.

 

Da bei Dir nur eine bikuspide insuffiziente Klappe diagnostiziert ist und Dein Arzt Dir gegenüber auch seine Unbedenklichkeit geäußert hat, würde ich an Deiner Stelle machen, wozu ich Lust hätte.

Vielleicht nur der Tip, jährlich zur Kontrolle zu gehen, 1,5 Jahre ist vielleicht etwas zu Lang vom Abstand her.

 

Grüße

Micha

bearbeitet von GrooveMaster79
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Hallo Julian,

 

mir hatte man auch gesagt, daß ich mit der bikuspiden Aortenklappe alt werden kann. Nunja, mit 48 wurde es höchste Zeit für die OP.

Halbjährliche Kontrolle möchte ich anraten, denn wenn man zu lange mit der OP wartet, entwickeln sich Seiteneffekte, wie z.B. Ausdehnung des Aortenbogens, Vergrößerung des Herzens usw.

 

Sport ist immer gut. Allerdings ist Leistungssport in so einem Fall nicht anzuraten. Auch nach einer KlappenOP ist Leistungssport nicht zu empfehlen.

Wie bei Dietmar, so wurde auch bei mir es nicht bestädigt, daß durch Sport die native Klappe schneller verschleißt.

 

LG Mathias 

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Hallo Julian,

 

schließe mich Mathias Meinung an. Auch bei mir hielt die bikuspide Aortenklappe bis zum 43. Lebensjahr.

Bis dahin habe ich immer viel Sport getrieben und war in keinster Weise in der Leistung beeinträchtigt.

Aufgefallen ist das dann bei einer Untersuchung vor einer Operation nach einem Schien- und Wadenbeinbruch.

Bin dann halbjährlich zur Untersuchung zum Kardiologen. Mit 46 (2009) war es dann soweit, dass die maßlichen

Abweichungen am Herzen im Vergleich zu einem normalen Herzen so groß waren, dass eine OP notwendig wurde.

In der Klinik erhielt ich dann die Info, dass bikuspide Herzklappen gerne mal zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr

ersetzt werden müssten. Das ist wohl eher eine Aussage auf statistischer Basis. Dennoch würde ich regelmäßige

Kontrolle dringend empfehlen.

 

Gruß

Rob

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  • 2 weeks later...

Hallo,

Bei mir ist es ungefähr wie bei dir. Zufallsbefund wegen Herzrasen.

Bikuspide aorta, welche funktionstüchtig sein soll.

Nach 5 Jahren werde ich jetzt auch nochmal zum durchchecken gehen, bis dato habe ich weiterhin Sport gemacht, da es keinerlei Einschränkungen geben soll.

Ich bin wbl. 1,75 bei 54 kg.

Kann dir dann sagen, ob dem so war.

Ob ich bislang darauf bezogene Symptome hatte, kann ich nicht sagen.

Liebe Grüße

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Viele Dank für eure Antworten. Ihr seid wirklich klasse. Elfi es wäre super wenn du mir berichten könntest, wie es dir ergangen ist.

 

Nun ist auch einige Zeit vergangen und ich habe mich damit abgefunden. Ich lebe mein Leben wie gewohnt. Die meiste Zeit erinnere ich mich nun gar nicht mehr mal daran, dass ich mit dieser Herzkondition durch das Leben schreite. 

Meine psychosomatischen Symptome haben sich wieder eingependelt. Es zwickt nicht mehr in der Brustgegend und ich verspüre kaum mehr ein Engegefühl in der Brustgegend. Ich gehe wieder laufen und es läuft sich gut. 

Vor Kurzem hatte ich aber ganz kurzes Herzrasen. Ich saß im Zug und plötzlich wurde mir eher warm und etwas schwummrig, dann hat das Herz schnell zu pulsieren angefangen. Ich gehe mal davon aus, dass ich einen abrupten Blutdruckabfall hatte. Habe grundsätzlich sehr niedrigen Blutdruck. In guten Tagen um die 115/50, hatte auch schon mal 96/50. Ich bin aber auch nur 1,68m bei 54kg. 

 

Wie seht ihr das mit dem Eishockey? Der Kardiologe meinte, das sei in diesem Stadium noch kein Thema, ich bin mir aber etwas unsicher. Vergangenen Herbst war ich beim Sportarzt und dort war das Leistungs-Ekg vollkommen unauffällig. Grundsätzlich würde ich im Herbst gerne wieder aufs Eis gehen. 

 

Lg,

 

Julian 

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