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Erfahrungen mit Xeralto


Gising

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Das menschliche Leben speist sich aus objektiven Gegebenheiten und subjektiven Geschehnissen. Daher kann ich nicht anders, als meine Erfahrungen aus einer vermischten Sicht zu schildern. Ende August 2014 entdeckte mein Hausarzt (Kardiologe) zu seiner eigenen Verblüffung, dass ich an Vorhofflimmern leide. Er war, abweichend von seiner stets beschwichtigenden Art, alarmiert und wies sofort eine Blutverdünnung an. Er empfahl Xeralto wegen der fehlenden Notwendigkeit der Koagulationsmessung. Also nahm ich jeden Tag eine Tablette. Am dritten Tag erlebte ich eine Krise (Schlappheit, Entkräftung, Übelkeit), die mich ins Bett zwang. Am Tag danach war alles wieder in Ordnung. In den drei Wochen nach der Ersteinnahme nahm ich 6% meines Körpergewichts ab. Ich nahm das nicht weiter ernst. Ich bemerkte auch keine Änderung an meinem Umfang oder Befinden, schnallte den Gürtel enger, und das war's. Das Wiegen verlor ich ganz aus den Augen.

 

Ich hatte Fernsehbeiträge über Xarelto-Patienten im Gedächtnis und begann, im Internet zu recherchieren. Mehrere Patienten in Deutschland und Frankreich waren aus banalen Anlässen (Nasenbluten, Hämorrhoiden) trotz fachärztlichen Noteinsatzes verblutet, und die Herstellerfirma hält für solche Fälle kein Gegenmittel parat. Bei Unfällen droht also Todesgefahr. Schließlich stieß ich auf eine Handreichung für Ärzte, die eine Gruppe von Wissenschaftlern erarbeitet hatte, druckte mir diese aus und führte sie ständig mit mir.

 

Ab Ende März 2015 verspürte ich eine Benommenheit im Kopf, die ich zuerst nicht sonderlich beachtete, sondern als Arbeitsunlust einstufte. Ich war bis dahin mit notwendigen, aber nicht endenden Aufräum- und Ordnungsarbeiten beschäftigt, die viel Fleiß und Durchhaltekraft erforderten. Diese Eigenschaften waren auf einmal dahin. Die Unsicherheit nahm zu, ging über in eine dauernde Benommenheit (Schleier vor dem Kopf) und immer stärkere Gang- und Trittunsicherheit, die endlich in einen beständigen Drehschwindel, mündete, selbst zuhause. Da ich für meine verehrte Ehefrau in ihrer Krankheit da sein wollte, sah ich über all dies hinweg, machte mir keine Gedanken über mögliche Ursachen und hoffte auf eine Spontanbesserung.

 

Dann trat die größte Katastrophe meines Lebens ein: meine Frau starb Ende November. Die psychischen Folgen wird jeder kennen, der einen eingreifenden persönlichen Verlust erlitten hat. Der Wille zum Weiterleben wird gering. Hunger und Appetit verlor ich weitgehend. Und die Ernährung erfolgt mit Fertiggerichten und aus Dosen. Von da an ist es also schwer, die Xeralto-Auswirkungen von den Auswirkungen meiner schicksalsmäßigen Lage zu trennen.

 

Meine eigener körperlicher Zustand wurde nun auffällig. Ich stellte fest, dass ich bis Weihnachten 2015 17% meines Ausgangsgewichts verloren hatte (heute 20%). Die Kleidung schlottert um meinen Körper. Mein Kardiologe fand, dass eine unwillentliche Abnahme in solcher Dimension doch etwas Beunruhigendes haben muss. Anfang Dezember stellte er mich – auf mein Drängen – auf Marcoumar um und verschrieb mir 3 mg täglich, bei einem Zielwert zwischen 2 und 3 INR. Wahrscheinlich infolge unzureichender und unausgewogener Ernährung bin ich seither fast immer an der Obergrenze (3) und meist sogar darüber und erlebe immer wieder Ausreißer (einmal 5,9, das andere Mal 4,1).

 

Fazit: Es mag unpassend sein, allgemeine Schlussfolgerungen zu wagen. Wenn ich dennoch meine persönlichen Erfahrungen verallgemeinern wollte, müsste ich feststellen: Xarelto führt zu unbeeinflussbarem Gewichtsverlust in hohem Ausmaß, Aufkommen eines bedrohlichen, dauerhaften Drehschwindels und enormer Schwächung des Gesundheitszustandes – ganz zu schweigen von der medizinischen Unbeherrschbarkeit der Blutungen durch Ärzte.

 

Gising.

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Hallo Gising,

 

vielen Dank für Deinen persönlichen Erfahrungsbericht über den neuen oralen Gerinnungshemmer.

 

Da hier die meisten die Gerinnungshemmung wegen der mechanischen Herzklappe nehmen müssen und die neuen Gerinnungshemmer für diesen Bereich nicht zugelassen sind, bleiben wir von solchen Nebenwirkungen verschont. Das heisst nicht, dass nicht auch Phenprocoumon Nebenwirkungen machen kann. Es ist halt immer die Risiko Nutzenabwägung und, zur Zeit, die Alternativlosigkeit.

 

Das das aber nicht schlimm ist zeigt dieser bericht im KVH Journal 1/2016 der KV Hamburg.

 

http://www.kvhh.net/media/public/db/media/1/2009/10/71/01_16_web_kvh_journal.pdf

 

Seiten 28-29.

 

Das lässt erkennen, dass uns als Konsumenten des "alten" Gerinnungshemmer nichts vorenthalten wird. Es sind nur sehr geringe Risikounterschiede.

 

MfG

Thomas W.

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@ Gising

Danke für Deinen Bericht und gut, dass Dein INR nun im richtigen Bereich ist (Dein anderer Thread). Persönliche Belastungen können unterschwellige Herzerkrankungen in den klinischen Bereich bringen und bei Dir kam dann auch noch das ungünstige Medikament hinzu. ich wünsche Dir, dass Du nach Deinem Verlust wieder Freude findest!

heidele

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Das menschliche Leben speist sich aus objektiven Gegebenheiten und subjektiven Geschehnissen. Daher kann ich nicht anders, als meine Erfahrungen aus einer vermischten Sicht zu schildern. Ende August 2014 entdeckte mein Hausarzt (Kardiologe) zu seiner eigenen Verblüffung, dass ich an Vorhofflimmern leide. Er war, abweichend von seiner stets beschwichtigenden Art, alarmiert und wies sofort eine Blutverdünnung an. Er empfahl Xeralto wegen der fehlenden Notwendigkeit der Koagulationsmessung. Also nahm ich jeden Tag eine Tablette. Am dritten Tag erlebte ich eine Krise (Schlappheit, Entkräftung, Übelkeit), die mich ins Bett zwang. Am Tag danach war alles wieder in Ordnung. In den drei Wochen nach der Ersteinnahme nahm ich 6% meines Körpergewichts ab. Ich nahm das nicht weiter ernst. Ich bemerkte auch keine Änderung an meinem Umfang oder Befinden, schnallte den Gürtel enger, und das war's. Das Wiegen verlor ich ganz aus den Augen.

 

Ich hatte Fernsehbeiträge über Xarelto-Patienten im Gedächtnis und begann, im Internet zu recherchieren. Mehrere Patienten in Deutschland und Frankreich waren aus banalen Anlässen (Nasenbluten, Hämorrhoiden) trotz fachärztlichen Noteinsatzes verblutet, und die Herstellerfirma hält für solche Fälle kein Gegenmittel parat. Bei Unfällen droht also Todesgefahr. Schließlich stieß ich auf eine Handreichung für Ärzte, die eine Gruppe von Wissenschaftlern erarbeitet hatte, druckte mir diese aus und führte sie ständig mit mir.

 

Ab Ende März 2015 verspürte ich eine Benommenheit im Kopf, die ich zuerst nicht sonderlich beachtete, sondern als Arbeitsunlust einstufte. Ich war bis dahin mit notwendigen, aber nicht endenden Aufräum- und Ordnungsarbeiten beschäftigt, die viel Fleiß und Durchhaltekraft erforderten. Diese Eigenschaften waren auf einmal dahin. Die Unsicherheit nahm zu, ging über in eine dauernde Benommenheit (Schleier vor dem Kopf) und immer stärkere Gang- und Trittunsicherheit, die endlich in einen beständigen Drehschwindel, mündete, selbst zuhause. Da ich für meine verehrte Ehefrau in ihrer Krankheit da sein wollte, sah ich über all dies hinweg, machte mir keine Gedanken über mögliche Ursachen und hoffte auf eine Spontanbesserung.

 

Dann trat die größte Katastrophe meines Lebens ein: meine Frau starb Ende November. Die psychischen Folgen wird jeder kennen, der einen eingreifenden persönlichen Verlust erlitten hat. Der Wille zum Weiterleben wird gering. Hunger und Appetit verlor ich weitgehend. Und die Ernährung erfolgt mit Fertiggerichten und aus Dosen. Von da an ist es also schwer, die Xeralto-Auswirkungen von den Auswirkungen meiner schicksalsmäßigen Lage zu trennen.

 

Meine eigener körperlicher Zustand wurde nun auffällig. Ich stellte fest, dass ich bis Weihnachten 2015 17% meines Ausgangsgewichts verloren hatte (heute 20%). Die Kleidung schlottert um meinen Körper. Mein Kardiologe fand, dass eine unwillentliche Abnahme in solcher Dimension doch etwas Beunruhigendes haben muss. Anfang Dezember stellte er mich – auf mein Drängen – auf Marcoumar um und verschrieb mir 3 mg täglich, bei einem Zielwert zwischen 2 und 3 INR. Wahrscheinlich infolge unzureichender und unausgewogener Ernährung bin ich seither fast immer an der Obergrenze (3) und meist sogar darüber und erlebe immer wieder Ausreißer (einmal 5,9, das andere Mal 4,1).

 

Fazit: Es mag unpassend sein, allgemeine Schlussfolgerungen zu wagen. Wenn ich dennoch meine persönlichen Erfahrungen verallgemeinern wollte, müsste ich feststellen: Xarelto führt zu unbeeinflussbarem Gewichtsverlust in hohem Ausmaß, Aufkommen eines bedrohlichen, dauerhaften Drehschwindels und enormer Schwächung des Gesundheitszustandes – ganz zu schweigen von der medizinischen Unbeherrschbarkeit der Blutungen durch Ärzte.

 

Gising.

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Hallo Gising,

ich bin auf deinen Beitrag gestossen. Medikament (Blutgerinnung usw.) Bei mir wurde ebenfalls Vorhofflimmern als

Zufallsbefund im Ruhe- EKG diagnostiziert ! So wie in Deinem Befund . Da der Befund Neuland für mich bedeutet

und mich schon verunsichert , frage ich an, wie wird bei Dir therapiert . Welche Kentnisse hast Du , was rät dein

Kardiologe , das Vorhfflimmern zu beseitigen .

Bei mir wurde  als Sofortmaßnahme (Heparin per Spritze verordnet !) gegen Thrombosierung - Schlaganfall usw.

Nun habe ich einen neuen Hausarzt ! Der stellt alles um auf Tablettenform, 2mal eine Tablette, wie das Medikament heißt

ist mir momentan entfallen ! Hoffentlich ist es nicht das Was Du in Deinem Beitrag beschrieben hast  !?

Falls Du schon eigne Erfahrungen gesammelt hast, freue ich mich ,wenn ich eine  Nachricht bekäme ,

Fürs kommende Jahr  wünsche ich Dir alles Gute !  HG   Gerd 060641

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  • 2 weeks later...

Ich habe jetzt erst deine Frage bemerkt, will aber gern antworten. Du solltest natürlich dein Medikament kennen. Von der Dosierung her vermute ich, dass es sich um Pradaxa handelt. Zu der Wirkung und zu möglichen Nebenwirkungen kann ich nichts sagen, das alles wird individuell verschieden sein. Meine eigenen verheerenden Nebenwirkungen bei Xeralto sind jetzt so gut wie verschwunden.

Ich persönlich habe keine Angst vor dem Tod oder dem Sterbevorgang, sehr wohl aber vor einem Schlaganfall mit nachfolgendem Siechtum als Pflegefall. Deshalb nehme ich regelmäßig Marcumar. Meine Dosierung zur Erzielung eines INR von etwa 2,5 liegt sehr niedrig, etwa bei einer halben Tablette täglich. Aber selbst dann komme ich meist auf hohe INR-Werte von 3 und darüber. Mein Kardiologe hat mir gestern erzählt, dass er mehrere Patienten hat, die tatsächlich eine noch geringere Dosierung brauchen, das geht bis zu nur einer Tablette wöchentlich. Er sieht die Situation bei reinem Vorhofflimmern ohne zusätzliche Herzkomplikation recht entspannt und rät mir, die Dosierung zu senken, ja immer wieder mal – und sogar über mehrere Tage hinweg – gar keine Tablette zu nehmen.

Ich habe am 12. Februar eine Knie-Operation vor mir und soll schon heute Marcumar absetzen, INR messen und, sobald ich 2 bis 1,5 erreicht habe, täglich 80mg Heparin (Clexane) spritzen.

Hier ist eine ausgezeichnete Information über die für dich zutreffende Situation bei Vorhofflimmern mit Pradaxa, auch mit Patientenkommentaren.

 

http://www.herzstiftung.de/Pradaxa-Dabigatran.html

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Die Handreichung für Ärzte zwecks geeigneter Maßnahmen zur Blutstillung, die ich mir damals ausgedruckt hatte, stammt übrigens aus der Website Haemostaseologie-online com Nr. 4, Jahrgang 2012. Ich hatte sie damals immer dabei, weil ich gelesen (und erlebt) hatte, dass selbst Klinikärzte im Ernstfall ratlos waren.

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