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Mal was zum lesen ....


alan71

Empfohlene Beiträge

Hallo an alle ...

 

ich habe hier mal was unten angeführt zum lesen, heute in der Ostthüringer Zeitung, per Netz leider nicht anzuklicken, weil man dort sich anmelden muss ...

 

Viel Spaß

 

LG Thomas :rolleyes:

 

Durchs Schlüsselloch zum Herzen: Jenaer Universitätsklinikum entwickelt neue Operations-Methode

 

04.08.2015 - 07:13 Uhr

Jenaer Mediziner haben eine neue Methode entwickelt, um Patienten mit mehreren defekten Herzklappen schonend zu operieren. Wir haben den Klinikdirektor und sein Team in den OP-Saal des Uniklinikums begleitet: Wie Ärzte das Herz anhalten, um es zu heilen.
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Nur durch einen kleinen Hautschnitt repariert das Ärzteteam eine defekte Vorhofklappe: Jakob Oczko und OP-Schwester Doreen assistieren Torsten Doenst (von rechts). Der 46 Jahre alte Professor leitet seit fünf Jahren das Jenaer Spezialzentrum und bringt Erfahrungen als Herzchirurg aus Freiburg und Leipzig mit nach Jena. 

 

Jena. „Ariadiamus late, ariadiamus da, ari a natus late adua.“ Ist das nicht Enya? Wie ein Klangteppich liegt die Hymne im Operationssaal, als das Herz langsam zu schlagen beginnt.

 

Die Ärzte heben die Köpfe und blicken zum Kontroll­monitor. 25 Schläge pro Minute, 30, 35. Das Herz fährt wieder hoch. Auf dem Operationstisch liegt ein 61 Jahre alter Mann, der einen schweren Eingriff überstanden hat: Eine Herzklappe im Vorhof war zum Teil abgerissen und schlug wie eine Pendeltür durch.

 

Bis vor anderthalb Stunden hatte ihn eine zu geringe Pumpleistung geplagt: „Vor einer Operation gibt es keine leichten Fälle. Eine Herzoperation bedeutet immer einen schwerwiegenden Eingriff“, sagt Torsten Doenst, als er in der Schleuse zum Operationstrakt das weiße Hemd mit blauen Streifen gegen den Kasack im Einheitsgrün tauscht. Der Professor leitet die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Jenaer Universitätsklinikum seit fünf Jahren und gilt als deutschlandweit gefragter Spezialist für mi­nimalinvasive Eingriffe.

 

Kein Knochenbruch im Operationssaal nötig

Staat das Brustbein aufzusägen, um sich den Weg zum Herzen zu bahnen, setzt Doenstnur einen drei bis sechs Zentimeter langen seitlichen Schnitt. Wie ein Schlüsselloch öffnen die Mediziner einen Kanal, um zum Herzen zu gelangen. Der Vorteil für den Patienten liegt auf der Hand: Später zieht sich keine Narbe an prominenter Position über das gesamte Brustbein, sondern nur eine kleine am Rand des Brustkorbes.

 

Der heutige Patient eignet sich für die Schlüsselloch-Methode. Im OP-Saal übernimmt die Herz-Lungen-Maschine die Funktion des Herzens und der Lunge. Kardiotechniker Tobias Bünger überwacht das Gerät, das Blut mit Sauerstoff anreichert und über einen Schnitt an der Leiste in den Körper­kreislauf bringt. Das Ärzteteam stoppt das Herz mit einem Spezialmedikament. Ab sofort tickt die Uhr. „Zwei Stunden verkraftet es das Organ gut ohne Blutversorgung“, sagt Doenst.

 

„Bitte den OP-Tisch noch etwas neigen“, sagt der Operateur. Er sitzt tief, damit er mit seiner Lupenbrille in den aufgespreizten Kanal blicken kann. Seine Assistenten OberarztMahmoud Diab und Jakob Oczko verfolgen den Eingriff auf Bildschirmen: Eine Kamera überträgt live Bilder der lädierten Herzklappe.

 

Schlüsselloch-Methode nicht immer möglich

Die unteren Vorhofklappen erreichen die Ärzte beim minimalinvasiven Verfahren leicht. „Vor zwei Jahren hätte niemand von uns für möglich gehalten, auch die Aortenklappe und geschädigte Vorhofklappen auf einmal minimalinvasiv zu operieren“, sagt Doenst, der zuvor am Leipziger Herzzentrum arbeitete. Er hat die Technik weiterentwickelt, um auch solche Eingriffe durchs Schlüsselloch zu bewältigen – sofern die Anatomie dies zulässt.

 

„Wir untersuchen das Herz vorher gründlich im Computertomografen, um die exakte Lage zu ermitteln“, erläutert er. Erst dann fällt die Entscheidung, ob ein minimalinvasiver Eingriff möglich ist oder die Mediziner den Brustkorb öffnen müssen.

 

Durchs Schlüsselloch lässt Doenst seine 30 Zentimeter langen Operationsinstrumente sanft tanzen, fast im Takt der Musik im Operationssaal. Der iPod des Klinikdirektors hängt an den Minilautsprechern. „Ein Bekannter hat mir die Musik zusammengestellt, die läuft nun ständig.“ Sie soll das Team selbst bei komplizierten Eingriffen entspannen, was angesichts der langen Hebel beim OP-Besteck hilft. Wer ausprobieren will, wie viel Feingefühl es braucht, bindet einen Besenstil ans Küchenmesser und versucht, aus einem Meter Entfernung eine schmale Gurkenscheibe abzuschneiden.

 

Für Doenst und seine sechs Operateure im Herzzentrum wäre das wohl kein Problem. Die Jenaer haben inzwischen 50 Aortenklappen minimalinvasiv operiert und 15 Mehrfacheingriffe auf diesem Weg erfolgreich bewältigt. Auch bei Dietmar Weidner ausArnstadt. Er erholt sich inzwischen von dem Eingriff auf der Normalstation.

 

„Beim Treppensteigen habe ich auf einmal keine Luft mehr bekommen“, berichtet der 79-Jährige. Ein typischer Fall: Strengt sich der Mensch an, muss das Herz mehr Blut in den Kreislauf pumpen. Doch die Leistung reichte wegen lädierter Herzklappen nicht aus.

 

Rentner aus Arnstadt schöpft neuen Lebensmut

  • D0R0000784022.JPGTorsten Doenst (rechts) mit Patient Dietmar Weidner aus Arnstadt, der minimalinvasiv an der Aortenklappe und der Mitralklappe operiert wurde Foto: Tino Zippel

Der Hausarzt überwies den Rentner in die Klinik. Die Frage stand, ob mit einem neuen Verfahren ein Ersatz für die Aortenklappe über einen Katheter zum Herz geschoben wird. Weil bei Weidnerzugleich die Mitralklappe geschädigt war, rieten die Jenaer Spezialisten zu einer Operation mit dem Minizugang. Schon am Tag nach dem Eingriff konnte der Patient aufstehen. Die Ärzte hatten einen externen Herzschrittmacher angeschlossen. „Damit das Herz nach der Operation im Rhythmus bleibt“, sagt Doenst.

 

In der Regel fünf Tage braucht der Körper diese Hilfe; dann ziehen die Ärzte die Elektroden heraus. Der Rentner schmiedet derweil Pläne. „Mein Garten lässt mich nicht stillstehen. Und außerdem graviere ich gern Gläser“, sagt Weidnerund lächelt.

 

Das motiviert Doenst, der mit seinem Team nachweisen will, dass die minimalinvasive Operationsmethode zum Standard taugt. Studien zeigen, dass das Verfahren genauso sicher ist wie eine Operation mit geöffnetem Brustkorb und es keine Unterschiede bei der Überlebensrate gibt. Vorteile seien der kleinere Hautschnitt, geringeres Blutungsrisiko, die höhere Stabilität, weil kein Knochen zusammenwachsen muss, die schnellere Mobilisation und weniger Schmerzen. Studien aus den USA belegen, dass Patienten nach Schlüsselloch-OPs am Herzen schneller wieder bei der Arbeit sind.

 

Die Fachwelt diskutiert, ob minimalinvasive Eingriffe mit einem höheren Schlaganfall­risiko einhergehen – die Erfahrungen bestätigen das nicht. Zumal die Jenaer das Risiko durch einen Kniff reduzieren, indem sie überschüssige Luft nach dem Eingriff aus dem Herz pressen.

 

Reparatur besser als Ersatz

So weit sind sie heute im OP-Saal noch nicht. Fachmännisch begutachtet Doenst den lädierten Klappenflügel, den er retten will. Biologische oder mechanische Kunstklappen als Alternative stellen nur die zweite Wahl dar: Wenn möglich, setzen die Ärzte auf eine Rekonstruktion, weil das Herz so selbst Maximal­belastungen wieder verkraftet.

 

Ein Anuloplastie-Ring soll helfen, die Form der Herzklappe wieder herzustellen. Doenstmisst mit einer Schablone und bestellt „einen 30er“ bei der OP-Schwester. 20 Minuten später hat das Team den Ring eingenäht. Nun folgt der Test, ob die Klappe dicht hält. Die Ärzte probieren mit Wasser, der Kardiotechniker gibt ein wenig Blut ins Herz. „Perfekt“, sagt der Klinikchef. Der Anästhesist setzt das Medikament ab, das den Herzschlag unterdrückt.

 

Der Zufall will es, dass zeitgleich der Hit von Enya aus den Lautsprechern dringt: „A-na-ma-na coo-le ra-we a-ka-la“ hallt leise durch den Saal. Eine Hymne, die passt zur Wiedergeburt.

 

Tino Zippel 04.08.15 OTZ
bearbeitet von alan71
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Danke für diesen informativen Bericht!

Schön zu sehen wie alles voran geht und immer besser wird! Evtl wird irgendwann auch nur noch am schlagenden Herzen operiert! Wäre ja ein toller Fortschritt☺️

Viele Grüße

Ute

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Hi Thomas

 

Danke für den aufschlussreichen Bericht . Dann schauen wir mal wie es in zehn Jahren aussieht . Dann gehen die Chirurgen vielleicht durch eine vorhandene Körperöffnung in uns rein und dann zum Herz , wer weis :) ?

 

Gruß Gerd

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