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Ein Dankeschön an die Community + Geschichte über eine Herz-OP


RyuxWolf

Empfohlene Beiträge

Hallo allerseits!
Dies wird wahrscheinlich ein längerer Beitrag werden da ich mir mal alles von der Seele schreiben werde. 

Thema wird sein: Die Herz-OP meines Vaters im November 2021 sowie der folgende Heilungsprozess als auch die Sicht von mir (Der Sohn) sowie die Psychischen Probleme meinerseits danach. (Als auch ein Dankeschön an die Community hier!) Ich habe es in Kapiteln eingeteilt die Fett geschrieben wurden um den Überblick ein wenig zu behalten.

Kurz zu mir: Ich bin männlich, 23J alt. Mein Vater ist 53J alt.

 

Vor der OP:

Bei meinem Vater wurde vor ca. 10 Jahren ein Aneurysma der Aorta Ascendens diagnostiziert sowohl eine Bikuspide Aortenklappe. Dies wurde lange Zeit nur beobachtet, doch seit Ende 2020 Anfang 2021 wurde bei einer Routineuntersuchung des Aneurysmas meinem Vater geraten, eine OP zu machen. Das Aneurysma hatte bis zur OP ca. >50mm (Den genauen Wert weiß ich leider nicht).

So wurde ein Anfängliches Gespräch in der LMU München (Großhadern) geführt, wo auch letztendlich die OP durchgeführt wurde. Die Aufsteigende Aorta solle getauscht werden durch eine Prothese sowie in der OP je nach Verkalkung die Aortenklappe, meinem Vater wurde diesbezüglich eine Mechanische Klappe angeraten. 

 

Während/Nach der OP:

Die OP fand Anfang November 2021 statt. Unter Tränen liesen meine Mutter und ich meinen Vater an der Klinik ab. 

Die OP verlief nicht komplett reibungslos weswegen sie auch länger dauerte. Es wurde die Aorta Ascendens getauscht sowie die Aortenklappe durch die bereits oben erwähnte mech. Klappe. Bei dem einnähen der Klappe sowie das entwöhnen der Herz-Lungen-Maschine riss wohl die Naht an der Herzwand weswegen die HLM nochmal den Kreislauf übernehmen musste und das Loch geflickt werden musste. Als der Operateur uns diesbezüglich nach der OP bescheid gab, blieben unsere Herzen stehen. Auch von der Meldung, dass er meinem Vater unoperiert vielleicht nurnoch 3-6 Wochen gegeben hätte bis das Aneurysma geplatzt wäre, da die Aortenwand schon ziemlich dünn waren. (In seinen Worten:"Es war allerhöchste Eisenbahn!"). Einerseits waren wir erleichtert, dass die OP gemacht worden sind, andererseits waren wir geschockt und hatten die erste Nacht Angst, dass die Naht wieder reißen könnte. 

 

Am nachfolgenden Tag hat mein Vater uns direkt Mittags angerufen. Man merkte ihm an, dass er von der OP ziemlich geschafft war und noch probleme hatte zu reden. Wir waren aber zutiefst erleichtert ihn zu hören.

 

Nach 3 Tagen konnte er die Intensivstation verlassen und wurde erst auf eine Zwischenstation verlegt wo die Patienten noch ein wenig mehr überwacht werden als auf der Normalen Station. Nach weiteren 2 Tagen kam er dann auf die Normalstation. 

 

Nach 13 Tagen konnte er das Krankenhaus verlassen. (Die OP war am 05.11, Entlassung am 18.11) Er durfte dann eine Woche daheim bleiben ehe er für 3 Wochen zur Reha musste.

Die Woche wo er daheim war war vorallem ich schockiert wie wenig Ausdauer man doch hat nach der OP. Er ging davor mit unserem Hund meist 3-6km am Stück ohne Probleme. Nach der OP waren es dann vielleicht nurnoch 300-500M im langsamen Gang. 

Außerdem habe ich sehr stark auch seine tickende Herzklappe wahrgenommen. Meine Mutter hört diese z.B. garnicht, umso mehr nehme ich sie aber wahr. Er selber hat diese schon im Krankenhaus nicht mehr wahrgenommen, erst als ich ihn darauf ansprach war er schockiert, dass ich diese höre. Mich stört die Herzklappe ganz und garnicht, eher im Gegenteil bin ich fasziniert was einerseits durch die heutige Technik möglich ist sowohl ist es auch beruhigend seinen gleichbleibenden Herzschlag wahrzunehmen.

 

Die Reha:

Die Reha verbrachte er vom 25.11.2021-15.12.2021 in Bayerisch Gmain. Dort sammelte er wieder Kräfte und vorallem seine Ausdauer. Er schickte uns immer Bilder wie er im Schnee zum nächsten Ort ging und dort in den Läden bummelte... Er musste raus, das haben wir gemerkt :). Desweiteren wurde auch dort nochmal ein 24h-Blutdruckmessen angeordnet nachdem noch sehr hohe Werte zu Druck im Kopf führten... (Er nahm davor schon Blutdrucksenker, hatte Jahrelang Bluthochdruck). Nachdem die Medikation umgestellt wurde gings aber besser.

 

Joa, am 15.12 habe ich ihn dann abgeholt...

 

Endlich wieder daheim:

Pünktlich vor Weihnachten war er dann wieder daheim... Und schon wieder fleißig am Wandern!
Man merkte noch, dass er nicht komplett seine Ausdauer hatte, aber er sich zurück in den Alltag kämpft.

Auch mussten wir ihn öfters zurückhalten, weil er sofort wieder Wasserkästen schleppen wollte.

Ende Januar hat er dann auch wieder begonnen im Schichtdienst zu arbeiten. (Er arbeitet im 12h Schichtdienst als Chemikant). Dies Steckte er relativ gut weg. 

 

Ein Jahr später:

Mittlerweile ist ein Jahr vergangen. Er hatte vor kurzem seine zweite Untersuchung beim Kardiologen, dieser ist von dem Ergebnis mehr als zufrieden. Mein Vater ist auch fitter wie zuvor. Er misst selbst seinen INR-Wert und auch sonst ist das Thema bei ihm nun Abgehakt. Er hat keinerlei Probleme und geht auch wieder seine üblichen Distanzen mit unseren Hund. 

 

Die Sicht eines Sohnes:

Nun... Ich will auch nochmal meine Sicht liefern. Deswegen ist dieser Thread auch bei "Psyche" gepostet. (Falls dies nicht passt, entschuldige ich mich!)
Nochmal kurz zu mir: 23J Jung, Männlich, Bluthochdruck seit 13 Jahren. 

 

Die OP meines Vaters hat mich stark in Depressionen gerissen. Diese haben sich in Form von Angst- und Panikattacken geäußert. Ich hatte Verlustängste, eben meinen Vater durch die OP zu verlieren da diese nicht ohne ist.

Ich war vor der OP bei einem Psychologen und hatte 5 Sitzungen die mein Arbeitgeber mir gestellt hat. Nach der OP wurde die Angst von Tag zu Tag geringer, weswegen ich auch im März 2022 die Antidepressiva absetzen konnte die ich für die Angstzustände bekam.

Auch war es ratsam, mich selbst vorzustellen bei einem Kardiologen nach der Vorgeschichte meines Vaters. Dies war aber durch meinen Psychischen Zustand nicht möglich.

 

Ab März 2022 war für mich die Welt wieder in Ordnung. Jeder ging sein Leben nach und auch so gab es keine Probleme. 

Bis Oktober 2022 zumindest... Dort hatte ich ein eher oberflächliches Gespräch mit einem Medizinstudenten der momentan bei Herz-OPs dabei ist. Mit ihm habe ich ein wenig geredet wegen Aortenaneurysmen und co. Weswegen er seine Meinung dazu sagte (Dass sowas eben sehr gefährlich sein könnte, da wenn es reißt das Leben vorbei wäre und so). Das Gespräch hat bei mir hart gesessen. Die Angst- und Panikattacken kehrten zurück sowie auch Scheinschmerzen in der Brust.

Ich traute mich von dem Zeitpunkt an nicht mehr auch nur meinen Finger zu bewegen, da ich automatisch davon ausging, selbst ein Aneurysma zu haben, das die Scheinschmerzen auslöst, und dies bei jeder Kleinigkeit platzen könnte. 

So wurde ich wieder auf Antidepressiva gesetzt um die Attacken abzuwenden was auch halbwegs half.

 

Aus der Verlustangst am Anfang wo mein Vater operiert wurde, hatte ich nun Panische Angst mein eigenes Leben verlieren zu können. 

 

Gestern (23.11.2022) hatte ich deswegen auch nach 2 Monaten einen Termin beim Kardiologen für ein Ultraschall. 

Mit freude kann ich sagen: Ich habe kein Aneurysma (Durchmesser Aorta ascendens: 27mm), ich habe auch keine Bikuspide Aortenklappe und auch sonst habe ich keine Auffälligkeiten am Herzen sowie an den Arterien. 

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Endlich kann ich wieder beruhigt Leben und muss keine Angst haben, dass bei mir ein Aneurysma besteht.

 

Danke an das Forum sowie der Community!

Wieso ich den Roman schreibe? Um meine Erfahrung zu teilen mit gleichgesinnten oder die, die es noch vor sich haben! Auch wenn ich (zum Glück) nicht betroffen bin, bin ich dennoch auch durch die Psychische Hölle gewandert und habe alles aus Sicht eines Außenstehenden mitbekommen. Durch die OP meines Vaters, auch wenn es die eine Horrormeldung gab mit dem Riss der Naht, muss ich sagen, dass ich der Sache deutlich gelassener nun entgegen gehen würde falls es mich auch betreffen würde. Ich bin jedes Mal wieder überrascht was technisch alles Möglich ist und wie gut es Menschen tut die unter Sowas leiden. 

 

Dementsprechend möchte ich mich bei der Ganzen Community hier herzlich bedanken für eure Einblicke, Erfahrungen und Geschichten rund um eure Operationen, Arztbesuche sowie auch Psychischen Anliegen. Ich habe oft Tagelang vor der OP sowie nach der OP das Forum durchsucht und es gab mir Hoffnung, Informationen sowohl auch eben Erfahrungsberichte von anderen die Aufschlussreich waren und mir teilweise die Angst nahmen. 

 



 

 

 

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Danke für deinen so detaillierten , offenen und ehrlichen Bericht hier im Forum !

 

Seit 5 Jahren, als ich meine OP bekam, beschäftige ich mich mit den psychischen Auswirkungen. Bei mir ist nach 4,5 Jahren die Angst zurückgekehrt. Anfang diesen Jahres ging es unserer Tochter sehr schlecht - schlimme Migräne und damit verbundene Depressionen. Es war so schlimm, das eigene Kind so leiden zu sehen. Es hat meine Frau und vor allem mich sehr unter Stress gesetzt. Dazu die nicht enden wollende Coronazeit....

 

Aufgrund des Stresses bekam ich Angst vor einem Herzinfarkt.... Mein Vater hatte vor vielen Jahren einen, meine Oma, mein Onkel......

 

War im Februar 2022 bei Kardiologen-Check - der war und ist seit 5 Jahren total zufrieden mit den Ergebnissen - alles ist wunderbar. Ich bin seit Juni in psychotherapeutischer Behandlung und kämpfe mich Stück für Stück aus meinem Tief heraus. Habe am 20.12.22 den nächsten Cardio-Check, der mir dann hoffentlich weiteren Anlass zur Beruhigung gibt.

 

Die Sorgen/Ängste um Angehörige können bei einem selbst sehr starke Probleme auslösen, ich hätte nie gedacht, in welchem Ausmaß das passieren kann. Ich bin im Januar ca. 5 Wochen in einer psychosomatischen Reha und dann hoffentlich endlich wieder ganz gesund in den Alltag zurückkehren.

 

Danke dir für deinen tollen Bericht ! Wie du kann ich mich nur immer wieder bei diesem Forum bedanken für all die tolle Unterstützung in den ganzen Jahren !

 

 

Dir alles Gute und liebe Grüße an deinen Vater sendet

 

Michi :)

 

 

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