Christian Schaefer Geschrieben 15. Oktober 2022 Share Geschrieben 15. Oktober 2022 Ich kann mir vorstellen, dass diese Frage bei einigen von uns Herzklappen-Patienten ungern diskutiert werden wird. Dennoch wird irgendwann die Frage gestellt werden müssen. In der Literatur findet man nur wenige Antworten. Die Entscheidung der Antikoagulation am Lebensende bei Patienten mit mechanischem Herzklappenersatz ist eine schwere Risikoabwägung. Wann soll die Antikoagulation beendet bzw. nicht beendet werden? Besteht ein mögliches Thromboembolierisiko bei einem zu vorzeitigen Beenden der Antikoagulation? Welcher Zeitpunkt sollte es sein? Sind es Wochen oder nur Tage? Auch mit seinem behandelnden Arzt sollte man das Thema ansprechen. Handlungsweisende Patientenverfügungen sind ein gutes Instrument, diese Zeit entsprechend den Wünschen des urteilunfähigen Patienten zu gestalten. Wie seht Ihr das? Ich wünsche mir eine lebhafte Diskussion. Christian Zitieren Link zu diesem Kommentar
judie19 Geschrieben 15. Oktober 2022 Share Geschrieben 15. Oktober 2022 Wenn nur die Antikoagulation am Lebensende entscheiden ist, wäre es schön. Es kommen meistens sehr viele andere Krankheiten noch dazu und die Antikoagulation wird Nebensache. Ich bin Krankenschwester auf der Kardiologie und kann es täglich beobachten. Zitieren Link zu diesem Kommentar
Christian Schaefer Geschrieben 15. Oktober 2022 Autor Share Geschrieben 15. Oktober 2022 Danke Judie für die Antwort. Natürlich spielen lebensbedrohliche Krankheiten eine größere Rolle. Die mechanischen Herzklappen sind ja nur "Ersatzteile" die aber eine Gerinnungshemmung benötigen. Die einzige Studie die ich gefunden habe, stammt aus Birmingham letzen Jahres. Hier wurden medinische Fachkräfte in einer Online-Umfrage befragt. Die Schlussfolgerung: "90% der von uns befragten medizinischen Fachkräfte fühlten sich schlecht informiert und schlecht gerüstet, um Entscheidungen zur Gerinnungshemmung bei Patienten mit mechanischen Herzklappen am Lebensende zu treffen." Ein positiver Aspekt mag sein, dass die modernen zweiflügeligen Herzklappen weniger thrombogen sind und damit ein geringeres Risiko ohne Antikoagulation verbunden ist. Die Frage ist auch wie die Antikoagulaiton in der palliativen Behandlung im Hospiz oder im Seniorenheim gehandhabt wird. Raby, J., Bradley, V. & Sabharwal, N. Anticoagulation for patients with mechanical heart valves at the end of life: understanding clinician attitudes and improving decision making. BMC Palliat Care 20, 113 (2021). https://doi.org/10.1186/s12904-021-00809-z Zitieren Link zu diesem Kommentar
judie19 Geschrieben 15. Oktober 2022 Share Geschrieben 15. Oktober 2022 Ich gebe dir völlig Recht, die Aufklärung fehlt! Leider wir das Thema Tod in unserem hochentwickelten Lande noch immer tabuisiert:(( Wie es im Hospiz gehandhabt wird kann ich nicht sagen, im Krankenhaus wird meistens auf andere nicht so Nebenswirkungsträchtige Medikamente umgestellt. Alte Leute tendieren auch sehr häufig zu Stürzen. Wie ich das selber handhaben würde kann ich dir nicht sagen. Wenn ich noch zurechnungsfähig wäre so würde ich meine Tabletten weiter nehmen. Die Gefahr einen Schlaganfall zu erleiden und dabei zu überleben wäre mir zu groß. Mach dir keine Gedanken mehr, mein Spruch ist und bleibt „ wenn dein Stündlein geschlagen hat…. Mit oder ohne Markumar. Wünsche dir noch ein schönes sorgenfreies Wochenende! Zitieren Link zu diesem Kommentar
Veronika Meyer Geschrieben 17. Oktober 2022 Share Geschrieben 17. Oktober 2022 Ich verstehe die Frage nicht. Wieso sollte ich Marcumar absetzen, wenn das Lebensende eindeutig naht? Wäre ich Diabetikerin würde man mir sicher nicht raten, mit Insulin aufzuhören. Mit Marcumar ist das Risiko für Hirnschläge grösser, aber es ist kleiner für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Für mich ist der Fall klar: Antikoagulation bis zum Ende. (Oder man könnte sich vorher noch schnell eine Bioklappe einbauen lassen ...) Zitieren Link zu diesem Kommentar
Brigittchen Geschrieben 18. Oktober 2022 Share Geschrieben 18. Oktober 2022 Ich verstehe die Frage auch nicht. Das Risiko, dass hier nicht einschätzbare Schlaganfallfolgen eintreten, die Leiden vergrößern und verlängern, sind doch viel zu hoch. Die palliative Begleitung bzw. wirkungsvolle unterstützende Begleitung usw. ist ganz individuell mit den (Palliativ)team zu gestalten. Das übersteigt (nicht nur) meine Kompetenzen als Forenteilnehmer. Zitieren Link zu diesem Kommentar
Schlingeline Geschrieben 19. Oktober 2022 Share Geschrieben 19. Oktober 2022 Guten Morgen, ich komme und kam bisher nie auf die Idee meine Medikation zu beenden da ich die Mutter meiner Tochter nehmen könnte und die Frau meines Mannes. Bitte teile uns mit den Link der Studie damit ein jeder gezielter darauf eingehen kann auf die du dich beziehst. Ich bin kein Abonennt der Fachzeitschrift "Herz heute" und somit kenne ich die Studie nicht. Wen meinst du mit medizinisches Personal ? Ist das Bild auch aus der Studie. Gruß schlingeline Zitieren Link zu diesem Kommentar
Christian Schaefer Geschrieben 19. Oktober 2022 Autor Share Geschrieben 19. Oktober 2022 Ich fand durch Zufall eine wissenschaftliche Arbeit (s. Link) zu diesem Thema aus England, sowie ein Bericht aus einem engl. Hospiz (s.2. Link) und habe mir Gedanken gemacht, wie ich damit umgehen würde. Diese Frage sollte nur ein Denkanstoß sein. Über die Antikoagulation am Lebensende gibt es sehr viele wiss. Studien und Berichte; jedoch nicht für Träger von mechanischen Herzklappen. Raby, J., Bradley, V. & Sabharwal, N. Anticoagulation for patients with mechanical heart valves at the end of life: understanding clinician attitudes and improving decision making. BMC Palliat Care 20, 113 (2021). https://doi.org/10.1186/s12904-021-00809-z Hier die Übersetzung: „Die Entscheidung der Antikoagulation am Lebensende bei Trägern mechanischen Herzklappenersatzes ist eine schwere Risikoabwägung. Wann soll die Antikoagulation beendet bzw. nicht beendet werden? Besteht ein mögliches Thromboembolierisiko bei einem zu vorzeitigen Beenden der Antikoagulation? Welcher Zeitpunkt sollte es sein? Bei Patienten z.B. mit einer mechanischen Aortenklappe besteht ein geringeres Risiko einer Thrombembolie, hingegen beim Doppelklappen – oder dreifachen mechanischen Klappenersatz steigt das Risiko an. So schätzt man z.B. die Inzidenz von Thrombosen bei einer mechanischen zweiflügeligen Aortenklappenprothese ohne Gerinnungshemmung bei 0,03% pro Tag.“ https://www.sth.nhs.uk/clientfiles/File/Anticoagulation%20at%20the%20end%20of%20life%20Nov%202014.pdf Hier die Übersetzung: Wie gehen wir mit der Antikoagulation am Lebensende um? Mechanische Herzklappen • Berücksichtigen Sie erneut die Wünsche des Patienten und der Familie. • Übliches Antikoagulans Warfarin – weiterhin bei stabiler INR und unregelmäßige Überwachung? – NPT-Überwachung? • Wenn Sie die Antikoagulation fortsetzen möchten und der INR instabil ist? LMWH (Gewicht und Nierenfunktion beobachten). • Erwägen Sie, das Antikoagulans abzusetzen. Schlussfolgerungen: • Entscheidungen müssen von Fall zu Fall unter Einbeziehung des Patienten getroffen werden. • Die Indikation zur Antikoagulation und Behandlung mit Antikoagulanzien beeinflusst die Entscheidungsfindung. In unserer "Gerinnung" hatte Patrizia Kalbermatten aus Zürich auch dieses Thema in Bezug auf die Patientenverfügung angesprochen (Nr. 61, S. 7, 2018): „Wie sieht es bei antikoagulierten Personen aus? Auch die Frage der Antikoagulation am Lebensende soll mit dem behandelnden Arzt thematisiert werden – obwohl Medikamente, die ein kürzlich sehr belastendes Symptom verhindern (z. B. eine Lungenembolie), am Lebensende fortgeführt werden. Im Zentrum steht eine individuelle Risikoabwägung unter Berücksichtigung der Grund- und Begleiterkrankung. Es gilt das Einblutungsrisiko vs. Thromboembolie-Risiko gegenüberzustellen. Dieser Abwägungsprozess ist wichtig, weil nicht immer Patienten im Zusammenhang mit der Antikoagulation ein umfassendes Wissen in Bezug auf die Sicherheit haben. Die Möglichkeiten der modernen Medizin machen das Lebensende zu einer Zeit, die gestaltet werden muss. Handlungsweisende Patientenverfügungen sind ein gutes Instrument, diese Zeit entsprechend den Wünschen des urteilsunfähigen Patienten zu gestalten.“ Vielleicht ein Hinweis auf die eigene Patientenverfügung. Gruß Christian PS: Schlingeline: Das Bild ist von mir. Zitieren Link zu diesem Kommentar
Schlingeline Geschrieben 1. November 2022 Share Geschrieben 1. November 2022 Hallo Christian, du hast nun sehr lange auf meine Antwort warten müssen. Ich habe keine Antwort auf deine Idee mit dem vorzeitigen Absetzen der Gerinnungsmittel beim, vor dem Sterben. Am 19.10.2022 um 10:52 schrieb Christian Schaefer: Ich fand durch Zufall eine wissenschaftliche Arbeit (s. Link) zu diesem Thema aus England, sowie ein Bericht aus einem engl. Hospiz (s.2. Link) und habe mir Gedanken gemacht, wie ich damit umgehen würde. Diese Frage sollte nur ein Denkanstoß sein. Nun habe ich in deinem Posting deine Aussage gefunden und aber keine weitere Erläuterung von dir geschrieben lesen können. Wie sehen deine Gedanken darüber aus ? Wann setzt du deine Gerinnungsmittel ab ? ..... Vielen Dank Gruß schlingeline Zitieren Link zu diesem Kommentar
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