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Drei Monate nach Mitralklappenrekonstruktion (MKR-MIC)


calle

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Liebe Herzmitmenschen,

 

im Oktober 2021 wurde bei mir wegen hochgradiger Mitralinsuffizienz bei Mitralklappenprolaps die Mitralklappe minimalinvasiv rekonstruiert. Alles ist sehr gut verlaufen, die Klappe schließt jetzt einwandfrei, sagen die Kardiologen. Die stationäre Reha hat mir gutgetan. Seit 2 Wochen nehme ich kein Marcumar mehr. Nun - also nach 3 1/2 Monaten - hat sich der Nebel der akuten Phase und der Rekonvaleszenz etwas gelichtet und ich befinde mich im Heilungsprozess langsam wohl da, was man als "mittelfristig" bezeichnet.

 

Bestandsaufnahme:  

1. Ich bin unglaublich glücklich, dass alles vorbei ist und es nicht zu chirurgischen Komplikationen gekommen ist.

2. Meine Pulsfrequenz war zu Beginn deutlich erhöht (regelmäßig über 90, mit schnellem Anstieg auf 100-120 bei Belastung). Initial Ivabradin, seit 6 Wochen nicht mehr, stattdessen verstärkt Ausdauertraining (Ergometer) -> Pulsfrequenz in Ruhe inzwischen manchmal nur noch 72. Wenn es zum ersten Mal unter 70 geht, mache ich einen Freudensprung (auch wenn der Puls dann gleich mit in die Höhe springt).

3. Die körperliche Ausdauer kommt - langsam - zurück, nach der Reha habe ich allerdings das Krafttraining schleifen lassen. Das will ich jetzt wieder etwas disziplinierter machen. Es ist auch nötig, da ich z. B. Schraubverschlüsse derzeit nicht oder nur mit ziemlicher Anstrengung öffnen kann.

4. Echo, Langzeit-EKG & Belastungs-EKG & Labor 3 Monate post-OP ohne Befund.

 

A-B-E-R:

 

Ich habe weiterhin Symptome:

a) am Herz selbst: ein leichtes Ziehen/leichtes Brennen nach links außen. Nicht fundamental, aber doch merkbar. Intensiver nach Belastung.

b) in der linken Achsel, Schulter, Oberarm: eine diffuse Mischung aus Ziehen+Spannung+Taubheit in unterschiedlichen Ausprägungen. Ebenfalls intensiver nach Belastung. Ähnliche Symptome hatte ich bereits vor der OP, allerdings gleichbleibend und unabhängig von Belastung, vor allem bei Kälte. (Mein Kardiologe meinte dazu, das könnten  muskuläre Verspannungen sein <- vom Orthopäden ausgeschlossen, oder es komme von der Halswirbelsäule <- vom Neurologen ausgeschlossen).

 

Meine Fragen:
Entsprechen solche Symptome auch Euren Erfahrungen?

Wenn ja: Wie lange hat es gedauert bis sie weg waren - oder bleiben sie?

Sollte ich diagnostisch noch irgendwas machen lassen?

 

Freue mich über jeden Kommentar!

 

Viele Grüße

 

Calle

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Hier ein paar Gedanken für die Zeit nach der OP:

 

Geduld! Gib dem Heilungsprozess die nötige Zeit. Und sei auf Schwankungen, Hochs und Tiefs, gefasst — sie sind normal.

 

Das vegetative Nervensystem, das Immunsystem (Zytokine) und das Hormonsystem (Cortisol) reagieren auf die große Verletzung, die eine Operation mit sich bringt, sehr intensiv. Das kann u. a. zu deutlichen Gemütsschwankungen, emotionaler Empfindlichkeit und Aufmerksamkeits- und Konzentrationsdefiziten führen. (Zusätzlich verstärkt durch die Narkose, die über Tage und Wochen nachwirken kann.) Die Intensität ist je nach Eingriff und persönlicher Disposition unterschiedlich. Als besonders nachhaltig wird sie nach dem Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine oder eines ECMO-Geräts beschrieben.

 

In dieser fragilen Zeit (6-12 Wochen, manchmal länger) ist es wichtig, den Körper nicht zu überlasten:

  • Verhalte Dich kränker als Du Dich fühlst — wir merken nicht vollständig, wie sehr der Körper belastet wurde und nehmen daher oft nicht die nötige Rücksicht (gerade wenn man in der Reha ist, spätestens aber zuhause)
  • Jeder Belastung sollte eine ebenso lange Phase der völligen Entlastung folgen, d.h. eine Zeit völliger Reizfreiheit: einfach nur Liegen (ohne Musik, ohne Lesen) — denn das vegetative Nervensystem muss erst wieder das Umschalten von Bedrohung (Operation = massiver Angriff auf den Körper) zu Geschütztsein "erlernen". (Es kann nicht unterscheiden, ob man vor einem Löwen wegläuft oder nur in der Sauna sitzt — beides wird als "Angriff" auf den Körper verstanden.)
  • Vermeide starke körperliche Belastungen. D. h. Sauna, (anstrengendes) Fahrradfahren sind in den ersten Wochen nach der OP kontraindiziert.
  • Ebenso ist Stress in jeder Form für die Wiederherstellung schädlich.
  • Gib dem Körper Gutes (am Besten ins Krankenhaus mitnehmen):
    • viel Eiweißhaltiges
    • getrocknete rote Beeren sowie Nüsse
    • Traubenzucker
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  • 2 weeks later...

Hallo Calle, mit großer Neugierde habe ich deine Texte gelesen, dann im April steht bei mir der gleiche Eingriff an. Deshalb kann ich dir leider auch noch von keinen Erfahrungen berichten. Sehr eindrücklich wie du das beschreibst, was Körper und Psyche da durchmachen.

Wie beurteilt ein Arzt eigentlich, ob man schon wieder arbeitsfähig ist, wenn EKG etc alles unauffällig ist? Wird man im Anschluss an die Rehabilitation vom Kardiologen oder vom Hausarzt betreut und untersucht?

Hoffentlich verschwinden deine unangenehmen Symptome bald.

Gruß, Claudia

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