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Hören und Spüren der künstlichen Herzklappe!


Verdura

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Hallo Zusammen,

 

ich brauch mal Eure Hilfe bzw. Euren Erfahrungsschatz.

 

Mein Mann hat im Juli d.J. eine künstliche Aortenherzklappe eingesetzt bekommen. Zeitgleich ist der Aortenbogen ersetzt worden (Aneurysma) sowie ein Bypass gelegt worden (der aber an dieser Stelle keine Relavanz hat).

 

Man hat bei der OP versucht, die Klappe zu erhalten, was schief gegangen und nach Absetzen der Herz-Lungen-Maschine zu einer starken Blutung und damit zu einer erneuten OP mit dem Resultat der künstlichen Herzklappe geführt hat. Nach 2 Wochen gab es eine Not-OP, weil der Brustkorb an der Stelle, wo er aufgeschnitten und wieder zusammengebunden war, gebrochen und eingeblutet ist. Also alles in allem mit einigen Komplikationen verbunden. Nach vielem Bangen und Warten hat er dann alles doch gut überstanden, hat aber eine posttraumatische Belastungsstörung davongetragen.

 

Nun hat er das Problem, dass er nicht nur die Herzklappe sehr laut hört (das war die ersten Wochen nicht so) sondern auch das Schlagen der Herzklappe im ganzen Körper spürt. Schlimm beschreibt er das Schlagen in die Bauchschlagader oder dass die ganze Hand/der ganze Arm vibriert. Ich kann das, was er sagt, auch nachvollziehen (also Hören und Spüren).

 

Lt. Ärzten (und das glaub ich auch) ist alles ok. Er kommt aber mit der Situation des Hörens und Spürens so gar nicht klar. Er holt sich Hilfe in alle erdenklichen Richtungen aber ihm schwindet der Mut.

 

Könnt Ihr von Euren Erfahrungen berichten. Habt Ihr Euch an Geräusche (das hab ich hier schon gelesen) aber auch an das Spüren gewöhnt und wie lang hat das gedauert?

 

Vielen Dank

 

Verdura

bearbeitet von Verdura
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  • Verdura

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Im Anfang habe ich das Geräusch viel mehr wahrgenommen. Zudem hatte die Körperhaltung einen größeren Einfluß darauf, wie laut ich es hörte.  Wahrscheinlich habe ich da, weil alles neu war, auch viel mehr drauf geachtet.  Inzwischen höre ich es nur noch, wenn ich bewußt darauf achte. Deutlich gespürt habe ich eher selten was. Manchmal vielleicht etwas den Puls, der irgendwie in der Halsgegend pochte. 

 

Vielleicht liegt auch manches an der Einstellung.

Es ist sicher etwas anderes wenn man bei jedem „Klick“ denkt: „Na, ist da noch alles in Ordnung? Klingt das wie immer? Was passiert da mit mir?“ oder ob man denkt: „Toll! Die Klappe arbeitet perfekt!“

 

Positiv Denken!

 

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Also bei mir ist es auch noch nicht lange her (Mai 2013)

 

Anfangs hörte und spürte ich die Klappe extrem.

Ich kann immer noch nicht auf der rechten Seite einschlafen, da ich es

in dieser Position extrem spüre und da nicht schlafen kann.

 

Habe psychisch immer noch daran zu knabbern die Klappe zu akzeptieren,  und bin daher in

Behandlung.

Vielleicht wäre das auch etwas für deinen Mann.

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Hey Verdura

 

Ich glaube das Problem gibt es nicht nur bei den mechanischen Klappen . Ich bin Ross operiert und hatte nach vier bis fünf Tagen auch einen starken Herzschlag verspürt , wo ich bei ungünstiger Rückenlage im Bett dachte , mein ganzer Oberkörper vibriert bzw. wackelt im Takt des Herzschlages . Kurz nach der OP hatte ich keinerlei dieser Beschwerden. Heute fünf Wochen später wird es immer weniger , und ich hoffe es ist bald vorbei .

 

Gruß Gerd

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Hi Verdura

 

Gerd hat Recht, bei mir ist die Aortenklappe erhalten geblieben und ich hatte dasselbe Problem. Der Herzschlag war so heftig und laut, der ganze Oberkörper hat gewackelt. Ich konnte deswegen die erste Woche nach der OP kaum schlafen. Jetzt ist die OP fünf Wochen her und es ist deutlich besser geworden.

 

Es besteht also Hoffnung, dass sich der Herzschlag im Laufe der Zeit beruhigen wird.

 

Liebe Grüsse

 

Christian

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Hallo Verdura,

mein Mann ist seit Oktober 12 Träger einer mechanischen Aortenklappe inklusive Conduit. Und das Conduit scheint mechanisch mehr "Lärm" zu machen und auch die Herzschläge sind deutlicher zu spüren.

Ich als Aussenstehende nehme immer noch ein wummern wahr, daß das Klicken übertönt. Lege ich die Hand auf seine Schulter kann ich den Herzschlag dort als Vibration wahrnehmen.

Es ist also ein Unterschied zu einer isoliert ersetzten Klappe. Hier sind einige Conduitträger, die können vielleicht besser von Ihren Erfahrungen berichten.

Mein Mann hat sich damit gottseidank sehr gut arrangiert. Ich drücke euch die Daumen, daß es euch ebenso geht.

 

Viele Grüße

Gudrun

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Hallo Verdura,

 

meine Op ist jetzt fast drei Jahre her. Habe auch ein klappentragendes Conduit.

Und es ist immer noch genauso laut wie am Anfang. Mittlerweile hab ich es gut akzeptiert.

Tagsüber wenn ich abgelenkt bin höre ich es schon gar nicht mehr.....manchmal höre ich auch bewusst in mich.. .das Geräusch sagt mir: alles ok.

 

Grüssla Siggi

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Hallo,

 

ich kann die "Lärmbelästigung" durch das Conduit auch bestätigen. Die Stärke ist abhängig von der Körperhaltung. Wenn ich auf dem Rücken liege, kann ich manchmal auch ein Vibrieren im Oberkörper spüren.

Anfangs (das erste Jahr) hat mich das Geräusch (Klopfen) auch sehr gestört und hat meine Psyche stark belastet. Irgendwann hat es aber in meinem Kopf Klick gemacht (ich weiß nicht mehr warum), und ab diesem Zeitpunkt habe ich den Störenfried auf einmal positiv gesehen. Das Geräusch ist nicht mehr bedrohlich, nein, es hat irgendwas Beruhigendes. Es hilft mir dabei, mein Leben bewusster zu leben und Stresssituationen schneller zu erkennen. Es dient mir nachts als Einschlafhilfe und signalisiert mir tagsüber, dass ich noch am Leben bin.

 

Wenn die Sicherheit gegeben ist, dass organisch alles in Ordnung ist, dann kann sich die negative Einstellung zum neuen Begleiter irgendwann ins positive wenden.

Welche Zeitspanne man dafür benötigt, ist aber wohl von Mensch zu Mensch verschieden. Je sensibler der Betroffene ist, desto länger wird es dauern. Wie gesagt, bei mir musste erst ein ganzes Jahr vergehen.

 

Grüße
Dietmar
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Hallo Ihr!

 

Vielen lieben Dank für Eure Antworten. Ja, das Conduit verstärkt das Geräusch als Resonanzkörper. Das hat uns der Kardiologe auch erklärt. Dass es so laut bleiben wird, ist uns auch klar - mein Mann sagt auch jetzt, dass er sich damit bestimmt irgendwann arrangieren kann. Nur das Spüren das Schlags im Körper, das für ihn mehr geworden ist (kann ich nicht beurteilen), das macht ihn so fertig. Nun ja, kommt Zeit kommt hoffentlich Gewöhnung. Therapiehilfe nimmt er in Anspruch aber bis das hilft, wird sicherlich einige Zeit vergehen. Nach 1/2 Jahr mit den Rückschlägen und der Leidenszeit ist es als Angehöriger oft kaum noch ertragbar zu sehen, dass es für ihn einfach nicht richtig aufwärts geht, wenn auch die körperliche Verfassung schon sehr gut geworden ist.

 

Falls noch jemand Tipps geben kann, was geholfen hat, mit dem SPÜREN des Herzschlages klarzukommen, bin ich dafür dankbar.

 

Gruß

 

Verdura

 

PS: Allen einen guten Rutsch ins Jahr 2014 und danke für all das, was ich hier schon mitlesen durfte.

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Hallo verdura

 

Es ist vor allem die innere Einstellung die sich ändern muss, um sich mit den Begleiterscheinungen der Kunstklappengeräusche "auszusöhnen".  Im Grunde genommen möchte man die Erinnerungen an die OP verdrängen um wieder ein ganz normales Leben leben zu können. Das Herz ist "geflickt" - das Leben geht weiter. Aber dann klappert und "bebt" das Ding im Brustkorb und erinnert einem daran, dass da ein Fremdkörper in einem installiert ist, der nicht wirklich dahin gehört. Aber wir brauchen diesen Fremdkörper - ohne dieses "Ding" würden wir ziemlich schnell sterben.

Ich erinnere mich gut an die Anfangszeit. Ich wusste, ich sollte dankbar sein, dass dieses Wunderding in meiner Brust seine "Arbeit" tut. Aber ich hätte gerne einen leiseren "Mitarbeiter" gehabt. Es hat mich genervt und mir oft auch Angst gemacht. Ich glaube, je mehr man gegen diese Gefühle ankämpft - sie sich auszureden versucht - um so mehr Macht erhalten sie. Vielleicht sollte man sich einfach erlauben, dass es im Moment schwierig ist damit zu leben - dass man damit überfordert ist. Sich kein schlechtes Gewissen machen, dass man fühlt - was man halt fühlt. Es braucht Zeit. Und jeder soll sich die zugestehen.

 

Ich kann nicht sagen, dass mich die Geräusche (jetzt nach gut drei Jahren) erfreuen. Aber ich habe mich mit ihnen ausgesöhnt. Sie gehören zu mir - sind Teil von mir geworden. Ich bin diesem Wunderding im Herzen - von Herzen -  dankbar, dass ich noch leben darf...sehen kann, wie meine Enkelin sich entwickelt...meine Kinder begleiten...Manchmal - wenn ich mich im Bett auf die linke Seite drehen möchte und dann dieses Geholpere/ Gestolpere hören muss - dass ich unmöglich so liegen kann...dann schimpfe ich...Drehe mich auf die rechte Seite..und gut is...

Und - ich höre leise Musik zum einschlafen...(Violinkonzerte...Beruhigendes)

 

Alles Gute deinem Mann..(und dir)

 

ursela

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 Ja - die Zeit "arbeiten" lassen.

Was mir auch noch durch den Kopf ging: Wir Herzoperierten möchten ja - nicht nur wegen uns! - möglichst schnell zum Alltag zurückkehren. Wir wissen, welch grosse Belastung die Zeit vor- und nach der OP für die Angehörigen war. Wir möchten sie entlasten können, ihnen nicht mehr zumuten müssen, sich Sorgen  zu machen - und setzen uns damit "unter Druck"  etwas zu schaffen - das wir nicht "schaffen" können - einfach,  weil es Zeit braucht. Und diesen Weg kann man nicht "abkürzen"..er braucht soviel Zeit wie er eben braucht. Wenn man es schafft dazu ja zu sagen was ist - dann kann auf "diesem Boden" Neues wachsen, weil die Fixierung darauf, es müsse alles möglichst schnell wieder werden wie vorher - wegfällt...

Ich wünsche euch "viel freien Raum" den ihr gemeinsam wieder "füllen" könnt....

auch mit dem "Geklappere" ;-)....

 

liebe Grüsse

ursela 

bearbeitet von farfalla52
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hallo verdura

 

ich höre meine herzklappen am meisten und lautesten abend im bett. mich stört das ticken nicht, mich beruhigt es sogar und ich schlafe darüber immer ein. 

es fühlt sich an wie ein ticken, kommisch ist nur wenn ich dann den mund aufmache dann höre ich das ticken noch lauter,

ich höre es auch doller wenn ich mich über was ärgere und wenn ich körperlich was schweres gemacht habe , dann klacker sie munter los, bloss mich stört es nicht , ich bin eher beunruhigt , wenn ich nix von meiner klappe höre, ich habe aber gelesen das große künstliche klappen leiser sein sollen ich habe ne große 33mm klappe , ich kann nicht sagen wie laut nun kleinere klappern 

 

aber ich höre meine ... :)  :)  :)  :)

 

 

lg martina

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  • 1 month later...

Hallo,

 

ich hole diesen Thread mal hervor, denn er passt gut zu meiner Frage:

 

Bei mir wurde nur eine mechanische Aortenklappe eingebaut und kein Conduit. Natürlich höre ich die Klappe ticken, das war mir schon vorher klar und es stört mich auch nicht sonderlich.

Was aber etwa 2 Wochen nach der OP plötzlich dazu kam ist ein starkes Klopfen beim Schliessen der Klappe. Das spüre ich nur dann wenn ich einatme, aber dann fühlt es sich an als ob die Klappe kräftig von innen gegen das Brustbein schlägt.

Das ist unangenehm und es beunruhigt mich auch etwas weil ich mich frage ob die frischen Nähte solche Kräfte überhaupt aushalten.

 

Hier haben ja einige von Euch mit Conduit von solchen Empfindungen berichtet. Aber gibt es auch Leute ohne Conduit die ein solches Klopfen spüren?

 

Mir wäre schon viel geholfen wenn ich von Euch erfahren könnte dass das "normal" ist und kein Grund zur Sorge.

Dann fällt es vermutlich leichter es akzeptieren zu lernen wie von Euch beschrieben.

 

Viele Grüße

Leo

bearbeitet von Leo74
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Hallo Leo,

 

wenn ein Conduit mit den entsprechenden Nähten das Trommeln in der Brust aushält, dann hält dies auch eine simple Klappe aus.

Mach dir mal keine Sorgen. Wenn du aber trotzdem unsicher bist, dann lass doch mal deinen Kardiologen lauschen. Er kann dir sofort sagen, ob alles ok ist.

 

Bei mir ist das Geräusch in den letzten Jahren eher lauter und spürbarer geworden. Meinen Arzt hat es nicht gestört. Mich schon eher, aber da kann ich leider nichts machen.  :(

Man muss sich einfach damit arrangieren, es nicht als Bedrohung betrachten, sondern als Freund annehmen.

 

Grüße
Dietmar
bearbeitet von marathon2
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Hallo Leo,

auch ich habe "nur" eine Aortenklappe bekommen und das von dir beschriebene Klopfen hört sich sehr nach postoperativen HRS an, was zum einen normal und auch eher harmlos ist. Auserdem bist du durch die OP ewas sensiebler geworden, was sich aber nach einiger Zeit wieder legt. LG, Rainer

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Bei mir ist das Geräusch in den letzten Jahren eher lauter und spürbarer geworden. Meinen Arzt hat es nicht gestört. Mich schon eher, aber da kann ich leider nichts machen.  :(

Man muss sich einfach damit arrangieren, es nicht als Bedrohung betrachten, sondern als Freund annehmen.

 

Das klingt logisch. Ich werde es versuchen :unsure:

In einigen Wochen habe ich den nächsten Termin beim Kardiologen. Wenn der etwas Neues dazu weiss werde ich es berichten.

Deine Erfahrung dass es sogar mehr geworden ist zeigt mir jedenfalls dass es besser ist sich damit zu arrangieren als zu warten dass es irgendwann weg geht.... Also ich arbeite dran ;)

 

Hallo Leo,

auch ich habe "nur" eine Aortenklappe bekommen und das von dir beschriebene Klopfen hört sich sehr nach postoperativen HRS an, was zum einen normal und auch eher harmlos ist. Auserdem bist du durch die OP ewas sensiebler geworden, was sich aber nach einiger Zeit wieder legt. LG, Rainer

 

Hmm, ich glaube eher nicht dass es bei mir HRS sind. Das Ticken und Klopfen ist wunderschön gleichmässig im Sinus-Rhythmus. In der Reha hatte ich mal einen Tag lang HRS, das war irgendwie anders...

Ich glaube Dein zweiter Punkt trifft den Nagel auf den Kopf: vermutlich höre ich jetzt einfach viel mehr in mich hinein.

 

Auf jeden Fall gut zu wissen dass diese Empfindungen offensichtlich "normal" sind. Vielleicht hilft mir dieses Wissen auch dabei sie zu akzeptieren...

 

Viele Grüße

Leo

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  • 3 weeks later...

Hallo Leo,

 

ich hoffe dein Mann konnte sich zwischenzeitlich mit den Geräuschen arragieren.

Es gibt immer wieder solche Diskussionen, ob und wie denn die Geräusche einer künstlichen Herzklappe individuell zu verkraften sind. Das ist nicht so einfach wie es vielleicht klingen mag, denn Geräuschemissionen gelten ab einer gewissen Lautstärke als gesundheitsschädlich. Wie sieht es da bei Herzklappen aus?

Natürlich ist es grundsätzlich das kleinere Übel, denn die medizinischen Ersatzteile sind in der Regel auf Langlebigkeit und Zuverlässigkeit getrimmt, was ja auch lobenswert erscheint.

Als ich mich damals für den künstlichen Herzklappenersatz entschieden habe war bei mir der Wunsch, möglichst nicht in 10-12 Jahren erneut operiert werden zu müssen absolute Priorität. Geräusche waren garnicht auf meinem Schirm. Gott sei dank habe ich keine Probleme damit aber bewußt war mir diese Problematik, wenn es denn eine geworden wäre, nicht.

Es gibt glaube ich zwei Möglichkeiten, ja eigentlich sogar drei. Die Elementarste wäre Tausch der Herzklappe gegen eine leise Variante, eine ziemlich garvierende Maßnahme. Dann bleiben nur noch die Möglichkeiten "Verdrängung" und /oder "Akzeptanz". Verdrängung halte ich für eine tickende Zeitbombe, solange die Einstellung nicht in Akzeptanz übergeht. Ich halte das für schlichtweg ungesund. Die Akzeptanz ist glaube ich die einzige tatsächlich zielführende und dauerhafte Methode, sich der Problematik zu stellen. Die Klappe ist so wie sie ist, sie funktioniert, hat ihre Vorteile und schränkt mich nicht gravierend ein. Wenn man sich das verinnerlichen kann ist glaube ich der wichtigste Schritt getan.Das braucht aber Zeit.

Ich möchte mal ein anders Beispiel anführen, was veranschaulichen soll, was Geräusche bewirken können. Jeder kennt die Situation, Menschen leben an einer Hauptverkehrsstrasse oder an einer Güterbahnstrecke, für einige unvorstellbar, für andere normal. Wie kann das sein? Die Menschen die dort leben haben sich schlichtweg damit arrangiert und den Geräuschpegel als unerheblich eingestuft, ganz individuell. Vielleicht nur zeitlich begrenzt nicht selten aber auch ein Leben lang. Besucher empfinden den Lärm als solchen und einfach nur als störend. Beide Seiten haben recht. Im umgekehrten Fall ist es durchaus möglich, dass absolute Stille Menschen zum Wahnsinn treiben kann. Ich habe das selbst erlebt, nicht das ich wahnsinnig geworden wäre, aber das mich die absolute Stille und Dunkelheit an einem Ort in schlaflose Nächte getrieben haben.

In diesem Sinne glaube ich, dass dein Mann sich Zeit nehmen muß, um seine Lebenssituation zu meistern. Die Geräusche werden sich in den Lebensrhytmus integrieren und Bestandteil seines weitere Lebens werden. Ab dem Moment, wo sie sein Leben nicht mehr dominieren, hat er es geschafft.

 

 

LG

 

Klaus

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Hallo Klaus,

 

danke für Deine Ausführungen.

 

Das mit den Straßengeräuschen ist das Beispiel, das auch ich immer anführe, wenn ich den Kardiologen zitiere, der den Mechanismus beschrieb, dass das menschliche Gehirn solche Geräusche ausblendet. Von daher weiß ich ja, dass es geht aber nicht auf Knopfdruck.

 

Und nein, er hat sich noch nicht arrangiert. Im Moment ist es sogar wieder sehr schlimm. Es ist nicht schön mitanzusehen, wie er darunter leidet. Ich weiß, dass es ein Prozess ist und er wird bestimmt auch irgendwann an den Punkt kommen, wo er es akzeptiert und es dann besser wird. Aber jetzt - 8 Monate nach den OPs - hat er neben den Geräuschen und dem Pochen immer noch ein starkes Engegefühl im Brustbereich. Es ist einfach noch weit weg von gut.

 

Im übrigen hat keiner der Ärzte in den Vorgesprächen die Geräusche und die damit möglich entstehenden Probleme benannt. Wir waren auch so unter Schockstarre über die damals plötzlich notwendige OP, dass wir den Ärzten einfach geglaubt haben - glauben wollten und nicht - wie ich es normalerweise mache - die Dinge noch mal hinterfrage.

 

Gruß

 

Verdura

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Hallo Verdura,

 

mach Dir keinen Kopf was wäre oder hätte ich oder oder....das hat keinen Sinn und belastet nur zusätzlich.

Dein Mann bzw ihr müßt jetzt sehen, dass ihr die Situation meistert, wie sie ist.

Mir ist übrigens auch relativ spät aufgefallen, wie meine Familie von meinem Zustand betroffen war und wie die Situation auch das Umfeld belasten kann.

 

Habt ihr denn in eurem Freundes/Bekanntenkreis jemanden, der in einer ähnlichen Situation ist. Wäre ein Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe "Herzklappen" in eurer Nähe eine Möglichkeit?

Manchmal ist das Gespräch zwischen Betroffenen durchaus fruchtbar und nachhaltig.

 

Ich nehme an, dass dein Mann unter kardiologischer Kontrolle ist und das Engegefühl im Brustbereich bereits angesprochen wurde.

Man nimmt den Körper natürlich gerade in Ruhephasen sehr intensiv wahr, deshalb ist es wichtig, möglicht nicht lange wach im Bett zu liegen, sondern möglichst müde in Bett zu gehen um zeitnah einzuschlafen.

Wie Du schreibst denke ich, habt ihr rational die Situation eingestuft, aber emotional scheint sie Euch weiter zu beschäftigen.

Aus meiner Sicht ist das tatsächlich ein Verarbeitungsprozess der durchlaufen werden muß, aber möglichst nicht mit der ständigen Konfrontation mit dem Problem des Geräusches. Habt ihr schon verinnerlicht euren Kopf frei zu machen, regelmässig etwas unternehmen, Ablenken, emotionall auftanken, schöne Erlebnisse sammeln, Sport treiben etc?

Ich kann natürlich nur für mich sprechen, es hat bei mir auch gedauert, bis endlich der Kopf frei wurde und Platz für andere Dinge da war als die Herzklappe und das Drumherum. Das beschäftigt einen natürlich und kann sich auch hinziehen. Das Umfeld war oft auch hilflos und bei manchen Ratschlägen hab ich mir gedacht, ihr habt leicht reden...das war und ist nicht böse gemeint.

 

Scheut euch nicht, professionelle Hilfe zu suchen und anzunehmen. Sprecht, wenn nicht schon geschehen, darüber mit eurem Hausarzt.

 

 

Viele Grüsse, Kopf hoch ihr schafft das!

 

Klaus

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Hallo Verdura,

 

was wäre gewesen, wenn du es hinterfragt hättest? Ihr hättet wegen dem Geräusch die OP wahrscheinlich trotzdem nicht abgelehnt…

Obwohl ich nur eine Reko hatte, also meine eigene  Klappe noch habe, knallt mein Herz dermassen, dass ich abends nicht mehr die Decke ganz übern Kopf ziehe, so wie ich es früher zum ersten Einschlafen gemacht hatte, weil es ist einfach zu lärmig!

 

Ich hätte das nie geglaubt, nachdem ich wusste, dass es keine mechanische Klappe geworden ist.  Das Geräusch wirkt völlig „technisch“, wie eine mechanische Uhr, obwohl es mein eigenes Herz mit meiner eigenen Klappe ist. Und  bei meinem momentanen Ruhepuls von 120 ist allein schon das Tempo nervig.  Also lass ich das mit der Decke und versuch, an etwas anderes zu denken.  (Zum Beispiel freu mich daran, dass ich es noch bis ins Bett geschafft habe und noch Zeit habe, den Tag Revue passieren zu lassen, weil manchmal kipp ich auch einfach irgendwo in der Wohnung vor lauter Müdigkeit weg….)  

 

Es gibt übrigens die Geschichte von  dem Brunnen vor dem Haus: er plätschert Tag und Nacht, aber wenn ein Wanderer vorbeikommt und trinkt, wachen alle im Haus auf! Bestenfalls denken sie: ach ja, ein Wanderer. Schlimmstenfalls: ein Einbrecher.  Jedenfalls ist alles in Ordnung, solange der Brunnen plätschert.

 

Ich versuche jetzt,  abends  den Brunnen plätschern zu hören statt meines Herzens, und mir zu denken, ich bin jetzt zuhause bei meinem Brunnen, der Hund liegt vor  meiner offenen Schlafzimmertür, und es ist alles in Ordnung!  Und obwohl ich weder Hund noch Brunnen habe (beides: leider), kann ich dann ganz ruhig einschlafen…

bearbeitet von heidele
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Habt ihr denn in eurem Freundes/Bekanntenkreis jemanden, der in einer ähnlichen Situation ist. Wäre ein Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe "Herzklappen" in eurer Nähe eine Möglichkeit?

Manchmal ist das Gespräch zwischen Betroffenen durchaus fruchtbar und nachhaltig.

 

Jeder geht ja anders mit den Situationen um - ich Suche Hilfe bei Betroffenen, er nicht. Im Bekanntenkreis gibt es keinen mit einer solchen Operation/Erkrankung.

 

Ich nehme an, dass dein Mann unter kardiologischer Kontrolle ist und das Engegefühl im Brustbereich bereits angesprochen wurde.

 

Ja, es ist alles in Ordnung.

 

Wie Du schreibst denke ich, habt ihr rational die Situation eingestuft, aber emotional scheint sie Euch weiter zu beschäftigen.

 

Genau so sieht es aus.

 

Aus meiner Sicht ist das tatsächlich ein Verarbeitungsprozess der durchlaufen werden muß, aber möglichst nicht mit der ständigen Konfrontation mit dem Problem des Geräusches. Habt ihr schon verinnerlicht euren Kopf frei zu machen, regelmässig etwas unternehmen, Ablenken, emotionall auftanken, schöne Erlebnisse sammeln, Sport treiben etc?

 

Ja, das machen wir sehr bewusst. In der Woche muss ich ja arbeiten aber am Wochenende gibts immer schöne Fotoerkundungstouren - wir tuen uns möglichst viel Gutes und das bereitet uns auch beiden viel Freude.

 

Das Umfeld war oft auch hilflos und bei manchen Ratschlägen hab ich mir gedacht, ihr habt leicht reden...das war und ist nicht böse gemeint.

 

Wie sagt man: Ratschläge sind auch Schläge. Meine Erfahrung ist, dass Zuhören und Mut zusprechen besser ist. Als Nichtbetroffener kann man sich ja eh nicht hineinversetzen und Zuhören und Verstehen ist da wohl besser als Ratschläge zu geben.

 

Scheut euch nicht, professionelle Hilfe zu suchen und anzunehmen. Sprecht, wenn nicht schon geschehen, darüber mit eurem Hausarzt.

 

Auch das läuft schon.

 

Viele Grüsse, Kopf hoch ihr schafft das!

 

Danke - ja, das werden wir.

 

was wäre gewesen, wenn du es hinterfragt hättest? Ihr hättet wegen dem Geräusch die OP wahrscheinlich trotzdem nicht abgelehnt…

 

Mein Mann hätte zumindest die Option gehabt, sich für eine organische Klappe zu entscheiden. Ob er das gemacht hätte, weiß ich nicht - aber so hadert er damit, dass er die Wahl nicht hatte - zumindest nicht bezogen auf das Geräusch.

 

Ich hätte das nie geglaubt, nachdem ich wusste, dass es keine mechanische Klappe geworden ist.  Das Geräusch wirkt völlig „technisch“, wie eine mechanische Uhr, obwohl es mein eigenes Herz mit meiner eigenen Klappe ist.

 

Ja stimmt, technisch - so nehm ich es auch wahr.

 

Es gibt übrigens die Geschichte von  dem Brunnen vor dem Haus: er plätschert Tag und Nacht, aber wenn ein Wanderer vorbeikommt und trinkt, wachen alle im Haus auf! Bestenfalls denken sie: ach ja, ein Wanderer. Schlimmstenfalls: ein Einbrecher.  Jedenfalls ist alles in Ordnung, solange der Brunnen plätschert.

 

:-)

bearbeitet von Verdura
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Mein Mann hätte zumindest die Option gehabt, sich für eine organische Klappe zu entscheiden. Ob er das gemacht hätte, weiß ich nicht - aber so hadert er damit, dass er die Wahl nicht hatte - zumindest nicht bezogen auf das Geräusch.

 

 

 

Ach so, jetzt versteh ich. Wenn  jemand anderer entscheidet, dann tut man sich auch mit dem Ergebnis schwerer.

 

So eine mechanische Klappe hat aber auch Vorteile gegenüber der biologischen – zb die längere Haltbarkeit, und gerade er hat ja schon viel mitgemacht mit Re-OPs.  Könnte er nicht versuchen,  immer ganz stur ZB nur diesen Vorteil der mechanischen Klappe zu sehen?  Sozusagen aus psycho-hygienischen Gründen?  „Mit dieser Klappe brauch ich nie mehr operieren, sie wird mich treu begleiten?“

 

Ungefähr so, wie wenn eine Entscheidung für ein bestimmtes Haus gefallen ist, und man nun beschließt,  sich dort zuhause zu fühlen, und nur noch die Vorteile gegenüber anderen möglichen Häusern zu sehen, nicht die Nachteile? Denn selbst, wenn aus irgendeinem Grund damals jemand anderer dieses Haus für einen entschieden hätte, könnte es doch ein akzeptiertes und trauliches Zuhause werden, - besonders wenn man nicht mehr übersiedeln (re-operieren) kann oder mag.  

 

(Das klingt jetzt etwas spintifax, aber die Psycholog/innen nennen es „Reframing“,  und ich hab damit schon manchmal eigene Ziel-Konflikte  zumindest etwas mildern können.)  

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