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Wenn alles auf einmal schief geht


StefanieJ

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Hallo Ihr lieben,

momentan läuft gefühlt einfach alles schief, ich hab nach meiner Herz Op immer geschafft alles positiv zu sehen, aber so langsam stoße ich an meine Grenzen.

Ich werde euch einfach mal aufzählen was los ist.

 

1. Sport: ich habe zwar meine „Cardiac Rehab“ (Amerika) abgeschlossen. Das waren jetzt 6 Wochen mit je 2x in der Woche insgesamt 40min Cardiotraining und einfachen Gewichtübungen. Zusätzlich gehe ich 1x die Woche ins Gym und mache das gleiche Programm.

Ich lese hier, dass manche Forenteilnemer nach einem halben Jahr schon wieder Marathon gelaufen sind. Ich bin davon so weit entfernt wie noch nie. Ich vertraue meinem „neuen“ Herz einfach nicht und habe Angst an meine Grenzen zu gehen. Mein Puls ist mit 85-95 am Tag noch sehr hoch und mein Blutdruck war letztens bei der Reha 79/56 worauf ich ungetaner Dinge wieder nach Hause geschickt wurde. Alles sehr frustrierend für mich.

 

2. Mein INR: Nein, er ist immer noch zu niedrig. Seid meiner Op ( November 17) wird versucht mich in einer range von 2,5 - 3,5 zu halten. Alle 2 Wochen muss ich zum messen und jedesmal wird die Dosis erhöht. Zur Zeit nehme ich 9mg Wafarin am Tag

 

3. Hängt meiner Meinung auch mit der ständig steigenden Wafarin-Dosis zusammen: Ich verliere seit Wochen Haare und habe ganz schlechte Haut bekommen. Ich hatte gehofft, dass sich das Problem von selbst löst aber bis jetzt ist nichts passiert. Es reicht ja nicht, dass ich vom Hals abwärts aussehe wie die kleine Schwester vom Frankenstein Monster, nein eine Halbglatze (übertrieben gesagt) und Akne kommen auch noch dazu.

 

4. Mein Umfeld: Ich hatte letztens ein Gespräch mit Freunden, sie fanden es schade, dass ich wegen meiner Herz Op keine öffentlichen Emotionen zeige zum Beispiel Weine. Sie sagten mir, dass man dann davon ausgehen kann, dass alles super ist und ich zufrieden bin.

Das hat mich wirklich traurig gemacht, jeder geht doch mit seiner Op anders um, ich versuche einfach weiter zu machen und alles Positiv zu sehen. Für mich und meine Famile.

Natürlich bin ich nicht damit zufrieden mit 33 ein Herzpatient zu sein, ich versuche es aber einfach zu akzeptieren.

Daher taten die Vorwürfe sehr weh, warum kann sich nicht einfach für mich gefreut werden?

 

5. Wir leben zur Zeit in Amerika, mein Mann arbeitet hier für die Bundeswehr. Geplant war, dass wir bis 2019 bleiben. Oft kann man aber 1 Jahr verlängern, was auch allen seinen Kollegen genehmigt wurde. Meinem Mann wurde auch 2020 in Aussicht gestellt und später wieder zurückgezogen, weil doch ein Nachfolger für seine Stelle gefunden wurde.

Das ist gerade das schlimmste für mich, mir wurde quasi der Boden unter den Füßen weggerissen. Es fühlt sich gerade an, als ob mir jemand mein zuhause wegnimmt. Es tut einfach wahnsinnig weh gehen zu müssen. Und so sieht es auch der Rest meiner Familie 

 

Manche Dinge sind einfach Kleinigkeiten aber irgendwie ist jede Kleinigkeit zu viel. Daran merke ich wie wackelig mein Gerüst ist, das ich mir nach der Op aufgebaut habe.

Sorry für den langen Text, aber es hat sich einfach so viel aufgehäuft in der letzten Zeit

 

Hattet ihr das auch? Wie seid ihr mit solchen Situationen  umgegangen? 

 

Liebe Grüße, Steffi 

 

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Liebe Steffi,

Ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen.

Ich versuche im Moment auch alles so gut es geht aufrecht zu erhalten. Zwar kann man stolz darauf sein, dass man das alles so gut hinbekommt, aber dann wackelt das Gerüst und ich würde mich gerne mal fallen lassen.

Meine OP ist jetzt 6 Monate her. 

Meine Bekannten und Arbeitskollegen sind schnell wieder im Alltagsmodus und finden es Klasse, wie schnell ich das mit der OP verarbeitet habe. Bei mir kommt jetzt nach einem halben Jahr vieles nochmal zum Vorschein und ich würde gerne mal was erzählen. Ich habe aber den Eindruck, dass ich damit die Nerven meiner Bekannten zu sehr strapazieren würde. Während ich 2 Monate nicht bei der Arbeit war, wurde wahrscheinlich öfters darüber geredet. Als ich dann wieder da war, hatte kaum einer genauer nachgefragt. Das fand ich schade. 

Nur habe ich mir dann überlegt, dass ich auch bei vielen, die mir was belastendes erzählen, nicht genau genug nachfrage. Manchmal aus Eigenschutz oder weil man zu viel im Kopf hat und nicht in der Lage dazu ist. Deswegen freue ich mich über jeden, bei dem ich mal eine kurze Bemerkung oder ein für mich wichtiges Detail loswerden kann. Es kommt mir so vor, als würde ich auf Denjenigen warten, dem ich alles bis ins kleinste Detail erzählen soll. Positives und Negatives. Die Vorstellung war während der Reha so im Kopf. Aber ich glaube das wird gar nicht kommen.

Sport:

Ich bin bis vor einem Jahr viel gelaufen. Im Moment klappt das leider noch gar nicht. Der Puls springt zu stark rauf und runter. Ich soll noch ein paar Monate warten. Das Laufen fehlt mir sehr. Ich hoffe nur, dass es überhaupt wieder richtig klappt.

 

Ich wünsche dir alles Gute

Schade, wenn du das, was du als zu Hause empfindest, wieder aufgeben müsstest.

Liebe Grüße

Uta

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Hallo,

 

Ja die liebe Umgebung. Als ich zurück kam, waren die Kollegen schon sehr nett und positiv interessiert,  sprich nicht aufdringlich,  aber eben auch nicht gleichgültig. Die Chefs haben nicht 1x gefragt, sie hae tten nichts besseres zu tun, als meine Stelle während der Reha auszuschreiben.  

Ich wünsche Euch beiden alles Gute, dass auch wieder mit dem Laufen klappt, 6 Monate ist ja noch früh! Bis der Puls wieder im grünen Bereich war hat bei mir auch ein knappes Jahr gedauert,  in Ruhe bin ich gefühlt noch 5 Schläge höher als früher, beim Sport eher niedriger, als ich vor der Op war.

Und Steffi,  klar ist es gerade jetzt blöd, aber vielleicht lebst Du Dich ja doch schneller wieder hier ein als gedacht?! 

 

LG Jens 

bearbeitet von JensBlond
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Hallo Uta,

ich kann auch genau nachvollziehen wie es dir geht.

Auch bei mir wird inzwischen nicht mehr nachgefragt, aber irgendwie mag ich auch nichts mehr erzählen, ich habe immer das Gefühl dann zu jammern.

 

Andersrum ist es aber auch so, dass mir meine Freunde nichts mehr erzählen mögen, weil ihre Probleme im Gegensatz zu meiner Op so klein scheinen und ich mit der ganzen Situation so stark umgehe.

Sie verstehen aber nicht, dass ich das für mich tun muss. Ich versuche halt immer das Positive in meiner Op zu sehen um einfach nicht depressiv zu werden.

Was aber nicht heißt, dass ich mich nicht für die Probleme meiner Freunde interessiere.

 

Schade, dass du niemanden hast, dem du dich mal so richtig anvertrauen kannst.

 

Wie gehst du denn damit um wenn die Fassade anfängt zu bröckeln? Sitzt du es aus? Oder tust du dir was gutes?

 

Lieben Dank für deine Antwort 

Steffi

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Hallo Jens,

danke für deine Antwort.

 

Du hast ja mal richtig tolle und motivierende Chefs. Das ist schon echt der Hammer deine Stelle einfach auszuschreiben.

Aber daran sieht man wieder, dass man arbeiten kann so viel und gut man will. Am Ende dankt es einem keiner.

 

Ich werde einfach mal beim laufen dran bleiben, aber ich Trau mich auch einfach oft nicht und hab Angst (übertrieben gesagt) vom Laufband zu kippen.

 

Natürlich ist an Deutschland nicht alles schlecht und es gibt definitiv auch Vorteile gegenüber Amerika aber die ganze Sache kam jetzt doch sehr überraschend nachdem wir mündlich schon die Zusage hatten länger bleiben zu dürfen.

Ich muss die Situation einfach akzeptieren, Schaffe es aber gerade nicht.

Ich kann nicht essen nicht schlafen und bin einfach nur fertig mit den Nerven. Ich hoffe das gibt sich mit der Zeit.

 

Viele Grüße, Steffi 

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Hallo liebe Steffi,

 

ich kann durchaus gut verstehen, dass ganze zu akzeptieren ist eine Sache für sich.

Ich war im Januar wieder für knapp drei Wochen krank (hatte wohl nen Infekt, der aufs Herz ging und Schmerzen verursachte. BNP Wert war auch erhöht und ne Herzinsuffizienz stand im Raum). Da hatte ich schon richtig Angst, was eine etwaige OP, meine Arbeit etc angeht. Ein Glück war alles anders. Trotz erhöhten BNP konnte keine Herzschwäche bestätigt werden. Der Infekt hat die Werte natürlich erhöht. Gratis Stress für mich in der Zeit.

Als ich auf Arbeit zurück kam, haben sich alle wahnsinnige Sorgen gemacht und ich bin ganz froh darüber, 'nen Arbeitgeber zu haben, der auch aufs menschliche achtet.

Da sind mir die paar Euro, die ich weniger verdiene, egal.

Trotzdem stresst sowas ungemein, ich werd ab mitte April auch wieder eine Psychotherapie machen, weil ich wieder ganz unten angekommen bin. Früher bin ich mit allem gut klar gekommen, aber aktuell ist das Herz ein purer Stress und Trauerfaktor, der nur noch nervt. Daher war ich in letzter Zeit selten hier.

 

Warafin greift in den Hormonhaushalt ein, wenn du dazu noch Stress hast aufgrund der Herzsituation, wehrt sich der Körper.

 

Lg

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Hallo Steffi,

Ich versuche mein Umfeld nicht ständig mit meinen Gedanken zu überfordern. Ich habe im Februar meine Stundenzahl bei der Arbeit reduziert, weil der Stress mich sehr belastet hat. Ich wollte nicht am Limit arbeiten. Ich habe gemerkt, dass ich dann sehr oft gereizt bin und da ich mit vielen Kunden zu tun habe, wollte ich nicht, dass meine positive Ausstrahlung darunter leidet.

Mein Chef hat zum Glück viel Verständnis und das war kein Problem.

 

Ich habe mein Hobby die Musik wieder viel stärker in den Vordergrund gerückt. Kontakte zu zwei Musikern, mit denen ich spiele, tun unheimlich gut. Mit ihnen spiele ich Klavier. Ich habe vor 2 Jahren angefangen E-Bass zu spielen. Auch mit meinem Mann mache ich jetzt öfters Musik. Ich fand das musizieren hat dem Kopf nach der OP und Reha unglaublich geholfen. Ich hatte mir so Sorgen gemacht, weil ich sehr starke Konzentrationsstörungen und Wortfindungsstörungen hatte. Es war auch in der Musik ein sehr starker Rückschritt. Aber das kontinuierliche Üben hat sehr gut getan.

 

Ich bin zwar sehr viel empfindlicher geworden, aber auch irgendwie gelassener, dass alles schon klappt und wenn nicht, ist es auch egal.

Viele liebe Grüße

Uta

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@AnneS

Das sind ja mal wirklich nicht so tolle Nachrichten bei dir.

Ich kann gut verstehen, dass dich die Sorgen und die Angst um dein Herz auf Dauer echt fertig machen.

Ich denke aber auch, dass dann der Weg zum Psychologen eine gute Entscheidung ist.

Toll, dass du so ein gutes Arbeitsumfeld hast.

 

Ich werde in 2 Wochen mal mit meinem Kardiologen besprechen ob ich nicht auf ein anderes Medikament umgestellt werden kann. Irgendwie fühle ich mich mit dem Wafarin total unwohl.

 

Alles Gute für dich, Steffi 

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@Uta S

Hallo Uta,

danke für deine Antwort. Auch ich versuche seit der Op etwas stress aus meinem Alltag zu nehmen und mich mit Dingen zu beschäftigen, die mich glücklich machen.

Meine Familie war zu Anfang etwas irritiert, als ich darum gebeten habe, dass doch nicht immer alle gleichzeitig nach mir schreien. Vor allem mein Mann musste das lernen.

 

Momentan zieht mich aber noch nicht mal mein Hobby aus dem Loch, in dem ich mich gerade befinde.

Irgendwann muss doch auch mal meine Pechsträhne, die schon über ein Jahr dauert vorbei sein.

Ich werde es wahrscheinlich einfach aussitzen müssen.

 

Liebe Grüße, Steffi 

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Liebe Steffi,

Danke für deine Antwort. 

Ich kann verstehen, dass ein Hobby kein Heilmittel ist, wenn körperlich etwas nicht stimmt. Es soll zwar helfen und macht Spaß. Aber es geht nur, wenn man eine gewisse körperliche Verfassung hat. 

Schade, dass du dich so unwohl fühlst. Vielleicht liegt es wirklich am Medikament. Sollte man in Betracht ziehen und einen Wechsel ausprobieren. Bei mir waren es die Betablocker. Statt Warfarin geht aber wohl nur Marcumar. Bin mal gespannt, was der Kardiologe sagt.

Drücke dir die Daumen, dass du dich bald besser fühlst und Kraft gewinnst.

Liebe Grüße

Uta

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  • 1 month later...

Hallo Steffi,

ich kann gut verstehen, dass du traurig bist, dass man deinen Mann in den USA nicht verlängert hat. Dazu die Genesung deines Herzens und alles was da so dran hängt.
Ich bin selbst beim gleichen Arbeitgeber wie dein Mann ;-) und habe leider nach meiner Diagnose gar keine Chance mehr, überhaupt eine Verwendung im Ausland zu bekommen, die ich mir immer so sehr gewünscht und wo ich mit allen notwendigen Ausbildungsgängen incl. Sprachausbildung hatte. Na ja, ich habe mich inzwischen damit abgefunden und bin froh, dass ich leben kann!

Du wirst diese Zeit dort sicher auch wegen deiner Krankheit nie vergessen. Das ist auch gut so. Zuhause in Deutschland geht es weiter!
LG
Christian

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Danke für deine Worte, tut mir leid zu hören, dass du keine Chance mehr auf eine Verwendung im Ausland hast.

 

Mich ärgert einfach, dass die Entscheidung des Personalamtes einfach unwirtschaftlich und nicht gerechtfertigt ist. Aber das ist eine lange Geschichte.

 

Viele Grüße und nochmal Danke

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  • 2 weeks later...

Steffi,

die Personalamtentscheidungen sind manchmal nicht so ganz nachzuvollziehen, wobei man aber heute schon sehr viel flexibler ist, als das früher der Fall war. Ich bin ja auch schon über 30 Jahre bei der Firma und kann davon ein Lied singen.
Aber Kopf hoch und Blick nach vorn. Genießt gemeinsam das letzte Jahr in den USA, denn i.d.R. bekommt man so eine Auslandsverwendung nur einmal während seiner Dienstzeit. Vor allem aber wünsche ich Dir Gesundheit und das dein Herz wieder richtig in Schwung kommt.

LG

Christian

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