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3 Monate nach der Op


StefanieJ

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Hallo an alle,

jetzt sind schon fast 3 Monate seid meiner Herzklappen Op vergangen. Wie es mir seitdem körperlich und psychisch ergangen ist möchte ich euch hier schreiben.

 

Seit 4 Wochen mache ich meine „cardiac rehab“ das bedeutet 2x die Woche Sport bestehend aus 2x 20min Cardiotraining und ein bisschen Gewichttraining. 5 Wochen habe ich noch vor mir.

 

Der Anfang war sehr hart, vor der Reha gab es ein Gespräch, bei dem ich über alles informiert wurde. Auch der Raum in dem das Spektakel stattfindet wurde mir gezeigt. Ich erntete viele mitleidige Blicke von den anwesenden Reha Teilnehmern. Im Schnitt bin ich 30-40 Jahre jünger als der Durchschnitt. 

 

Es wurden fragen gestellt um rauszufinden wie es mir psychisch geht. Zum Beispiel kam die Frage ob ich mich als eine Belastung für meine Familie fühle.

Darüber habe ich vorher nie nachgedacht.

 

Dieser Besuch hat mich sehr niedergeschlagen, ich habe mich komplett fehl am Platz gefühlt (wie so oft in Herzkliniken) und habe lange über die oben genannte Frage nachgedacht. Gibt es da eigentlich eine andere Antwort als „Ja“?

 

Der erste Reha Tag fing an, es war schrecklich. Zuerst war mein Puls zu hoch so, dass ich gar nicht erst anfangen durfte. Als er sich etwas beruhigt hat durfte ich mich dann aufs Sitzfahrrad (Juhu). Schon da habe ich gemerkt wie wenig Kraft ich noch habe. Der etwa 80 Jährige Mann neben mich hat mich mit einem Lächeln im Gesicht locker abgezogen.

 

Diese Reha hat mich viel Tränen und Energie gekostet aber ich bin dran geblieben. Inzwischen fühle ich mich wohler. Mein Puls ist etwas niedriger geworden, von 110 auf meistens 97. Beim  Cardiotraining geht er nicht höher als 130.

Nur mein Blutdruck macht mir noch sorgen. Er ist meistens bei 90/50 und fällt nach dem Training manchmal so ab, dass ich nur noch Sternchen sehe und mir schlecht wird.

Ich habe wirklich Angst, dass mir das beim Autofahren passiert.

 

Wo wir gerade beim Autofahren sind. Immer noch fahre ich 1x die Woche 30 Minuten zum INR testen. So richtig stimmt mein Wert noch immer nicht (niedrig) die mg Anzahl der Tabletten steigt und steigt, was mir überhaupt nicht passt. 

 

Privat at hat sich ein bisschen was geändert, ich habe ein Fernstudium begonnen, was mich sehr fordert aber auch glücklich macht. Ich bin gerade dabei die Wohnung auszumisten und mich von überflüssigen Dingen zu trennen.

 

Ich habe auch angefangen mich von überflüssigen Freundschaften zu trennen. Viele Vorkommnisse haben mich in letzter Zeit sehr traurig gemacht und ich will mich nicht mit Menschen umgeben, die mich traurig machen. Mit oder ohne Absicht.

 

Sehr traurig macht mich auch, dass in meinem Freundeskreis viele ein Problem damit haben wie ich mich nach der Op verhalte. Erwartet wird von mir, dass ich am Boden zerstört bin, was nach so einer Op ja auch zum Teil angebracht ist. Stattdessen sehe ich zu, dass ich so schnell wie möglich meinen Alltag wiederbekomme und mir ständig selber sage, dass alles gut ist. 

Jeder geht halt anders mit der Situation um und versucht alles irgendwie zu verarbeiten. Das ist halt mein Weg.

Leider wirke ich dadurch auf meine Mitmenschen kalt, was ich sehr schade finde.

 

Ich sehe gerade, dass der Text schon wieder ewig lang ist. Ich mache hier einfach mal einen cut.

 

Wie ist es euch eigentlich nach der Op ergangen? Und wie geht ihr mit solchen Situationen um?

 

viele Grüße, Steffi 

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Hallo Steffi,

 

danke für Deinen Bericht. Ich glaube, eine Reha ist zu Anfang nie sehr leicht, es wird aber mit jedem Tag besser. Die anderen Reha-Patienten sind natürlich fast alle älter, oft schon im Rentenalter, die dachten  vielleicht, die arme, so jung und schon eine kardiologische Reha ? Oder man deutet Blicke, die villeicht nur neugierig sind, einfach nur falsch, kann auch sein.

 

Dein Blutdruck ist ja viel zu niedrig, das musst Du dringend nochmal einstellen bzw. überprüfen lassen und ggf. die Medis anpassen lassen. Kein Wunder, dass Dir da schummerich wird. Zuerst schafft man nur wenig Leistung, ich hab es so gemacht, dass ich in der Reha möglichst viel Treppen gelaufen bin, nie Fahrstuhl. Und bei uns mussten wir weite Wege zurücklegen, zu den Therapieräumen oder in den Speisesaal. Das hat mit der Zeit sehr viel an Kondition gebacht. Als der Reha-Monat um war hatte ich dann viel mehr Kraft und Ausdauer als zu Beginn.

 

Und im Freundeskreis die Spreu vom Weizen trennen sollte man sowiso öfters im Leben tun. Ich gehe immer danach, welche Freundschaft tut mir gut, und welche nicht. Und dann mache ich aber nie den harten CUT, sondern melde mich einfach nicht mehr. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das verläuft sich dann und tut keinem weh. Und vermeidet Streit und Zorn.

 

Viele Grüße

Thorsten

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Hallo Thorsten, 

Mrs kann gut sein, dass ich die Blicke bei der Reha falsch interpretiert habe. Ich glaube wenn man sich eh schon unwohl fühlt ist man für sowas sensibler.

 

Gerade erst war ich bei der Reha und wurde von einem neuen „Inassen“ gefragt ob ich wirklich ein Herzpatient bin. Als ich dann meine Narbe gezeigt hat, hat er mir auch geglaubt.

 

Mir wurde auch schon bei der Reha gesagt, dass ich mich wegen dem Blutdruck an meinen behandelnden Arzt wenden soll, ich habe es aber bis jetzt nicht getan. Mir passt es gar nicht außer dem Blutverdünner noch andere Medikamente nehmen zu müssen. Ich habe einfach Angst vor Nebenwirkungen und hoffe sehr, dass sich mein Blutdruck noch regeneriert.

 

Ich glaube einen ganz harten Cut werde ich bei meinen Freundschaften auch nicht machen. Ich werde zwar das Gespräch suchen und so nett und sachlich wie möglich mein Problem erklären und es dann langsam im Sande verlaufen lassen.

 

Viele Grüße, Steffi 

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Hallo Steffi,

 

ich dachte auch, mit einer neuen Herzklappe muss ich weniger Medis nehmen müssen, es wurden aber sogar mehr. Blutdruck alleine schon 3 verschiedene, dann noch Macumar, Statine (die wollte ich nie, aber Doc sagt, die würden präventiv wirken), Magenschutz und noch andere. Aktuell habe ich noch Eisenmangel, also muss ich Eisentabletten nehmen als Kur. Ich hasse vor allem das Macumar und die Statine. Letztens hatte ich Grünkohl gegessen, und dann fiel mir ein Macumar-Vortrag aus der Reha ein, dass man gerade bei Grünkohl aufpassen muss wegen Macumar, das reduziert die Wirkung. Alles frustrierend, es sind ja sowohl die Nebenwirkungen wie auch die Wechselwirkungen.

 

Ich glaube schon, dass man Deinen Blutdruck noch viel besser einstellen kann, optimal liegt er etwa bei 120/80 (=Normwert). Beim Puls ist  es so, dass er, wenn Du hart trainierst, noch weiter sinken wird (der Ruhepuls). Deine Kondition wird täglich mehr werden, Du brauchst nur etwas Geduld.

 

Gruß

Thorsten

bearbeitet von Thorsten
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Morsche,

 

ja, die Medikamente....ich habe nach wie vor den Eindruck, daß ich den Betablocker nicht gut vertrage. Schwindel, Schummerigkeit sind seit der OP meine Begleiter, auch wenn es schon besser geworden ist.

Da ich nach der OP Vorhofflimmern hatte, nehme ich bis heute Eliquis zur Gerinnungshemmung, der Blutdruck schwankt so 135-145/ 80, da nehme ich auch Ramipril 2,5 mg. Im März steht mein 3. Langzeit-EKG an - sollte es so gut ausfallen, wie das letzte, so könnte es sein, daß die Medikamente reduziert werden bzw. abgesetzt werden.

 

Ansonsten stimmt es, was Thorsten sagt - man braucht doch wirklich sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen, so eine OP "haut" fast jeden erstmal um. Aber es wird mit jedem Tag ein Stückchen besser !

 

Grüße

 

Michael

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Hallo Stefanie,

 

bei mir war das damals so: erst war vor der OP absoluter Ausnahmezustand und dann war nach der OP absoluter Ausnahmezustand.

Die psychische und die körperliche Gesundheit hängen untrennbar zusammen und stehen im Zusammenhang mit der sozialen Befindlichkeit. Der geistige und den spirituelle Zustand  will dabei ebenfalls Beachtung finden. Kurz gesagt würde ich meinen Zustand kurz nach der OP so beschreiben: Unsicherheiten an allen Ecken und Enden ...

Freunde und Familie waren bemüht, mir Halt zu geben. Diese Bemühungen verliefen mit unterschiedlichem Geschick und im Resultat uneffektiv. Letztlich fühlte ich mich doch sehr alleine mit meinen gesundheitlichen Stärken und Schwächen auf allen Ebenen. Häufig fühlte ich mich einfach fehl am Platze ...

Gerne möchte ich dir sagen: Bestimme selbst die Themen und das Tempo, wie du dich damit beschäftigst. Und lass den 80-jährigen ruhig schnell davon ziehen; wahrscheinlich hat er weniger Zeit, um ans Ziel zu gelangen ...

 

Gruß

 

Khami

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