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Wie sich mein Leben seit der Herz-OP verändert hat...


Sanne

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Hallo Reni,als ich Deine Schilderung durchgelesen habe fand ich einige Paralellen aus meiner eigenen Erfahrung. Ich hatte auch nach der 3 Operation vor genau 10 Jahren das Gefühl jemanden neben meinem Bett sitzen zuhaben die aber niemand kannte und im Krankenhaus auch unbekannt war. Ich kann wirklich sagen, das ich mit der Person lange Gespräche geführt habe.

Bis ein Neurologe nach einem ziemlich langen Leidensweg herausfand, dass am Stammhirn etwas passiert ist (Insult) war ich für mein Umfeld (Familie) schwer oder fast gar nicht zu ertragen. Erst die Behandlungen durch den Neurologen helfen mir heute, aus dieser Spirale heraus zukommen. Ob ich jemals die Technik in mir, die Klappengeräusche, die ständige Müdigkeit, und die Leistungsdefizite akzeptieren kann, wage ich heute zu bezweifeln. Das Gute an der Sache ist, dass es jetzt keine No-GO Situation mehr ist. Wenn ich messen kann der INR 3,0-3,5 stimmt, das Klappengeräusch ist OK und der Schrittmacher arbeitet einwandfrei fühle ich mich sicher. Ich freue mich, wenn ich in meiner Familie (Kinder sind erwachsen) Ansprechpartner sein kann. Das bringt für mich das Gefühl der Erfüllung, wenn ich auch nicht mehr im eigentlichen Sinn arbeiten kann. LG persand

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  • 1 month later...
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  • rarasc

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Hallo Leute,

mein Leben hat sich sehr positiv verändert, da ich mir heute mehr Zeit nehme für alles, ohne mir Vorwürfe zu machen das ich doch noch so viel schaffen hätte können oder viel schneller arbeiten können. Ich habe in einem neuen Betrieb angefangen und fühle mich Sauwohl dort, ich habe allerdings keine Reklame für meine Krankheit gemacht, denn meine Sorge wäre das ich als nicht belastbar von meinen Kollegen eingestuft wäre, nur einige wenige wissen davon.

 

Ich habe mir einen großen Wunsch erfüllt und habe mir ein Quad gekauft und fahre damit rum und genieße mein Leben. :D

 

Allerdings muss ich zugeben ich soll bald unters Messer (Frauenproblem) :unsure: das hat mir die Tränen ins Gesicht geschossen, da merke ich das meine dicke Haut sehr dünn ist.

 

Liebe Grüße

Birgit

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Hallo Birgit,

 

wer freut sich schon auf eine Operation? Deine Reaktion darauf ist total normal. Klar ist das nicht schön, aber wenn es sein muß dann ist das halt so. Das packst Du schon :)

Das du Dir deinen Traum mit dem Kauf eines Quads erfüllt hast finde ich Klasse. So muß das nämlich sein, Träume die man sich selbst erfüllen kann sollte man auch leben! ;)

 

Viele Grüsse

 

Klaus

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  • 3 weeks later...

Hallo,

 

kann jetzt nur als Mama von Alessa erzählen.

 

Also dass das eigene Kind einen Herzfehler hat - zieht einen förmlich den Boden unter den Füßen. Man sucht nach eigenen Fehlern und versucht mit seinem Schicksal zu hadern...

 

aber im Großen und Ganzen versucht man immer stark zu sein - man muss es ja - für sein Kind - für den Rest der Familie.

 

Jede OP bei Alessa war immer sehr schlimm für die ganze Familie, besonders für uns als Eltern - jedes Mal die Angst sie zu verlieren - das raubt einen Energie - einige Jahre des eigenen Lebens...

 

Je älter sie wird, desto dankbarer sind wir für die Jahre die wir miteinander haben und hoffentlich sind es noch viele...

 

Alessa selbst ist nach der letzten op (2010) einerseits zwar sehr stark und kämpferisch geworden - andererseits sehr launisch und schwierig für ihre Mitmenschen. Ist es Selbstschutz oder nur Schein nach außen? Wir tasten uns immer vorsichtig vor, wenn sie reden will, redet sie, wenn nicht, nicht.

 

Sie ist sehr empfindlich, wenn jemand abwertend oder überhaupt irgendetwas über Herz-Op oä. sagt - meist bei Mitschülern reagiert sie äußert aggressiv. Ich hoffe, sie schafft es für sich selber gelassener zu werden und ihre impulsive Art in Griff zu bekommen.

 

Letztendlich muss man schon sagen, dass es eine gewisse Unbekümmertheit im Leben genommen hat und man das Leben mit anderen Augen sieht. Wir sehen das Leben im Hier und im Jetzt und planen nicht mehr soweit in die Zukunft. Wer weiß schon was kommt.

 

lg

bina

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Hallo ,

 

ich lese immer wie sportlich hier manche sind und wenn ich das mit mir vergleiche bin ich ja entweder noch lange nicht in Form, oder ich habe mich einfach noch nicht an die neue Herzklappe gewöhnt.

Ich konnte vor der OP so vieles machen, z. B. basteln. heimwerken, handarbeiten, usw. und heute geht das alles nicht mehr.

Schon nach kürzester Zeit bin ich erschöpft und das ärgert mich so. Ging das euch auch so und wie lange kann das dauern?

Ich habe das Gefühl, als wäre ich in einem halben Jahr um 10 Jahre gealtert.

 

 

Gruß Lisa

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hallo,

meine op liegt nun schon gut vier monate zurück.seit einer woche arbeite ich wieder stundenweise,in meinem alten beruf.bei mir es unmittelbar nach der op und ahb überhauptnicht rund gelaufen.absolute schwäche und diverse panikattacken.mittlerweile kann ich aber doch ein relativ geregeltes leben führen,aber sehr vorsichtig.lisa,sei einfach nur etwas geduldiger.jeder mensch ist verschieden und hat auch eine andere geschichte,die zu dieser krankheit geführt hat.vertraue einfach mal an die selbstheilungskräfte des körpers.

 

 

lg

 

raino

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Hallo Lisa,

 

die Dauer, wie lange die Erholungsphase von so einer schweren OP dauert, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Aber deine OP ist ja gerade mal ein halbes Jahr her, das ist bei so einem Eingriff fast nix.

Da braucht es oft lange, bis sich die körperliche Belastbarkeit, aber auch die mentale Ausdauer und Konzentration wieder so herstellt wie vorher. Bei mir hat es auch ca. 8 Monate bis ein Jahr gedauert, bis ich fast wieder so belastbar war, wie vorher. Und manche Sachen, kann ich seit meiner ersten OP immer noch nicht, z.B, 8 Stunden arbeiten auf einer Messe. So belastet mich ein "Arbeitstag" von 8 Stunde heute weit aus mehr, als vor der OP. Ich habe mich nach den beiden OPs die ersten Monate teilweise 40 Jahre älter gefühlt, bin aber auch erst Mitte 20.

Da deine OP ja auch eine Not-OP mit allerhand vor Komplikationen war, wie ich in deiner Signatur lesen kann, musst du wohl damit rechnen, dass es bei dir noch länger dauern kann, als bei uns, die keine Not-OP mit den entsprechenden Erkrankungen hatten. Habe Geduld und versuche dich nicht über dich selber zu ärgern. Dein Körper hat mit der Bewältigung der OP Großes geleistet, sei stolz auf ihn!! :)

 

Liebe Grüße

hanny

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Hallo Lisa,

 

wenn ich es richtig in Erinnerung habe, bist du auch ein ganzes Stück älter, als viele andere hier. Das spielt schon eine Rolle.

 

Bei mir hat es ca. 1 Jahr gedauert, bis die OP einigermaßen verarbeitet war.

Aber auch ich habe das Gefühl, dass ich durch die Operation stärker gealtert bin, als unter normalen Umständen. Obwohl ich inzwischen wieder sportlich aktiv bin, ist die Leistungsfähigkeit immer doch deutlich hinter der vor der OP zurückgeblieben.

Auch beruflich bringen mich Stresssituationen schneller in die Ermüdung.

 

Ich hoffe zwar immer noch, dass sich meine Fitness auch wieder nach oben entwickelt. Aber vielleicht muss ich mit Mitte fünfzig einfach die Erwartungen etwas zurückschrauben. :rolleyes:

 

Grüße

Dietmar

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Hallo,

 

also ich kann bei mir als Folge der Herz-OP feststellen, dass mich das ganze Ereignis irgendwie stärker gemacht hat.

Ich war zwar immer schon nicht leicht unterzukriegen, aber es scheint so, dass ich jetzt erst recht daran gewachsen bin.

 

Auch kann ich bestätigen, was Einige auch schon angemerkt haben, dass ich durch die weitere Chance doch noch hier auf der

Welt sein zu dürfen Alles etwas lockerer sehe und mich nicht mehr so leicht streßen zu lassen (gerade im Beruf).

Einfach mal z.B. einen Spaziergang bei den ersten Schneeflocken des Winters zu machen und das zu genießen - was man

wahrscheinlich vor solch einer Grenzerfahrung wie einer Herz-OP nicht so bewusst gemacht hat. Ich habe zwar auch schon vor meiner OP

entsprechende Blicke für solche schönen Dinge gehabt, aber jetzt schau ich oft noch intensiver und bewusster in die Welt. Bleib einfach

bei einem Spaziergang mal stehen und schau in die Welt (hätte ich jetzt vor der OP auch ned so gemacht, denn da wäre man halt einfach

den Weg gelaufen und irgendwann am Ziel angekommen).

 

Da sieht man dann auch wirklich welche Personen zu einem stehen - wer einem bedingungslos seine Hilfe anbietet, wenn diese gebraucht wird und

welche Personen sich abwenden und sich offensichtlich im Zeitpunkt seiner Erkrankung etwas rar machen.

Aber auch solche Erfahrungen öffnen einem gegenüber manchen sogenannten Freunden die Augen.

 

Allerdings gibt es seit der OP auch immer mal wieder Phasen bei mir, in denen ich schlechter und auch unruhiger Schlafe (hatte vor der OP eigentlich mit dem Schlaf keinerlei Probleme). Da grübel ich dann auch wieder mal viel zu viel und sinniere über das Leben und wie`s wohl weitergehen wird. Bin dann

auch eher am Wasser gebaut. Aber diese Phasen erstreckten sich auf wenige Tage innerhalb der letzten 10 Monate damit komm ich ganz gut klar. :rolleyes:

Möchte diese manchmal doch etwas verwirrenden Zeiten schon erwähnen, denn ich glaub dass dies auch

noch Nachwirkungen aus der Zeit direkt vor und nach der OP sind, Zeiten in denen man einfach so mit sich selbst

beschäftigt war, dass es wohl zeitweise vielleicht psychisch gesehen auch zu viel war, um das gleich zu verarbeiten.

 

Trotz all dem finde ich hilft einem am Besten wenn man sich selbst dann am Schopfe packt, wenns mal ned so gut geht, denn da kommt

man trotz Hilfe von der Familie und Freunden nur selbst wieder raus. Einfach Alles a bisserl lockerer sehen, aber auch auf den eigenen Körper hören (grade

jetzt aufgrund der OP)-jedoch nicht übertreiben - die gesunde Mischung machts. Die gesunde Mischung muss jedoch auch denk ich Jeder

für sich selbst finden (mein Gott, jetzt werd ich auch noch philosophisch - sorry!). Nicht zu kämpfen wäre hier sicherlich der falsche Weg,

 

So, nun hör ich auf, denn sonst pallaber ich mich hier noch um Kopf und Kragen. :ph34r:

 

Allen hier im Forum die besten Wünsche, alles Gute.

LG ciao Sally

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  • 2 months later...

Vor der OP hatte ich einen sehr starken Überlebenswillen. Seit der OP bin ich bereit zu sterben. Operation geglückt, Patient lebt, es wurde ihm aber etwas genommen und zwar mindestens die Autonomie, weil der INR lebensnotwendig ist (Manipulation der Blutgerinnung). Die Angst ist auf dem OP Tisch geblieben. Meine Suche nach einem "Sinn des Lebens" hat eine neue Qualität gewonnen. Worte sind seither wichtiger Bestandteil meiner Kraft, weil die Taten immer noch beschwerlich sind.

 

LG

rarasc

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Warum jetzt sterben ?

 

Du hast die OP überlebt, den Rest schaftst du auch noch.Es braucht alles seine Zeit.

 

Warte ab wenn es Sommer wird bist du auch wieder besser drauf.

 

Wir haben alle diese Tage wo wir richtig am Boden sind, aber ich denke immer ich will noch ein paar Jahre leben.

Es gibt noch ein paar Menschen die mich brauchen ( und ein paar Katzen )

Du hast doch bestimmt auch jemanden für den es sich lohnt zu Leben.

 

Liebe Grüße

Lisa

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Warum jetzt sterben ?

Du hast doch bestimmt auch jemanden für den es sich lohnt zu Leben.

 

Liebe Grüße

Lisa

Hallo Lisa,

ich will nicht jetzt sterben, ich bin nach der OP b e r e i t zu sterben, weil ich erfahren musste, dass es nicht von mir abhängt, ob ich überlebe. Es ist die Arztkunst, von der ich nun mehr abhängig bin, als ich es jemals war. Mein Überlebenswillen ist auf dem OP Tisch geblieben...

Warte warte nur ein Weilchen, dann kommt auch das Glück zu dir...ich werde nicht Tatenlos warten. Was ich tun kann, tue ich...

 

Jemand, für den es sich lohnt...Volltreffer. Irgendwann musste dieser Hinweis kommen. Es wird eine längere Geschichte, geht aber im Moment nicht wirklich gut, weil das die größte Belastung ist, die ich zu schultern habe. Ich schreib es hier zunächst mal ganz knapp.

Meine Frau ist 57 und hat Zöliakie (Glutenunverträglichkeit). Wir kamen damit mehr oder weniger gut zurecht, es war und ist aber immer eine Herausforderung bei gesellschaftlichen Anlässen. Es muss immer abgeklärt werden, wo ist Mehl, Hafer, Gerste oder Roggen drin. Soweit so gut. Das konnte ich bisher Händeln. Die psychischen Begleiterscheinungen federte ich locker ab. Meine Frau ist Voll erwerbsgemindert und bekommt Rente. Ich bekomme inzwischen Pension. Wir haben zwei Mädchen (25 und 22). Die Jüngste studiert und wohnt noch bei uns.

 

Die Sorge um meinen Gesundheitszustand bewältigt meine Frau absolut nicht. Umso mehr liegt der Druck auf meine Rehabilitation. Wann bist du denn wieder Gesund? War die OP nicht erfolgreich? Ängstliche Blicke der Kinder und die Erwartungshaltung meiner Frau treiben mich um.

Ich will wieder für alle da sein, so wie es vor der OP war.

 

Also, ja es lohnt sich und ich werde auch "gebraucht". Ich glaube, mit mir allein käme ich besser zurecht als mit dem Druck für die Familie wieder voll da sein zu wollen/sollen. Alle haben auch "Verständnis" für mich aber mit den fordernden Blicken komme ich nicht klar.

 

Puh, da hast du mich knallhart erwischt..., trotzdem danke für deine einfühlsame Nachfrage.

 

LG

rarasc

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Hallo rarasc,

 

das die Familie offensichtlich oft mehr leidet als der Patient ist mir relativ spät auch bewußt geworden. Den Druck, die Erwartungshaltungen der Familie nicht erfüllen zu können kenne ich auch. Mein Weg war aber so gesehen ein egoistischer, denn ich stehe auf dem Standpunkt, nur wenn ich meine Situation meistere bzw gemeistert habe, bin ich meiner Familie tatsächlich eine Hilfe. Da muß dann auch die Familie durch. Vielleicht kannst Du deinen Töchtern vermitteln, über einen gewissen Zeitraum (für eine stationäre Rehamaßnahme, Kur etc) sich den besonderen Bedürfnissen der Mutter zu widmen. Mit der Option, dass die Chancen für eine wesentlich bessere Regeneration deinerseits gegeben wären, ist das doch vielleicht eine Strategie wieder nach Vorne schauen zu können. Kennen deine Familienangehörigen diesen Druck, den du verspürst? Vielleicht haben sie nicht die Signale erkannt oder du hast deine Rolle, die du einnehmen mußt aber zur Zeit garnicht kannst, zu gut gespielt?

Wäre das ein kleines Mosaiksteinchen für deine Bewältigungsarbeit?

 

Viele Grüsse

 

Klaus

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Hey rarasc -

 

ich fand es beim Lesen interessant, daß die fordernden Blicke Deiner besorgten Familienmitglieder Dich umtreiben und belasten, während Du selbst scheinbar auf manche Schreiber ebenfalls als fordernd und eher undankbar empfunden wurdest. Die haben darauf mit einer gewissen Genervtheit und Wut reagiert und Dich nicht ganz ernst genommen, Deinen Eindruck teile ich. Wenn einige hier Dich aber so empfinden, wie Du Deinerseits Deine Familie derzeit empfindest, stellt sich doch die Frage, ob dahinter nicht ein grundlegenderes Thema stehen könnte, dessen Bearbeitung für die Verbesserung Deiner Lage wichtig wäre:

 

Kannst Du es Dir erlauben, auch mal untauglich zu sein und nicht die ganze Welt auf Deinen Schultern zu tragen, ohne dadurch wertlos zu werden?

 

Könntest Du nicht jetzt auch mal fordern, und wäre es nicht sehr nachvollziehbar, wenn diese Forderungen Deiner Umwelt Dich nerven und Du am liebsten in die Luft gehen und die Forderungen lauthals zurückweisen würdest - lasst mich endlich in Ruhe, ich hab auch ein Leben, und jetzt gerade merke ich, daß das kaum noch einen Pfifferling wert ist, und trotzdem soll ich weiter der Ackergaul sein, verdammt!?

Ich fände es sehr nachvollziehbar, wenn Du das denken würdest - aber für solch einen Gedanken würdest Du Dich schämen, oder? Die Forderung, daß Du zu funktionieren und zu versorgen hast, kommt nicht nur aus Deiner Familie, sondern direkt aus einem strengen inneren Antreiber, der Dich aus der Tiefe Deines Herzens vorwurfsvoll anschaut und Dir einredet, daß Du überhaupt keinen Wert mehr hast und Dir gleich die Kugel geben kannst, wenn Du nicht wieder so funktionierst wie vor der Operation.

Deine Frau braucht Dich schließlich, und wer soll das Studium der Kinder finanzieren, es darf nicht sein, daß Du schwächelst, und nicht mal in Gedanken darfst Du darüber wütend sein, daß Du Dich nur dann einigermaßen geliebt fühlen kannst, wenn Du stark bist und nicht schwach und unzulänglich - denn dann hast Du enttäuscht und bist ein nichts, das des Lebens kaum noch Wert ist.

 

Ich frage mich, ob Deine derzeitige Einschränkung und Bedürftigkeit, nicht eine Chance werden könnte, Dich mit der fordernden Instanz in Dir und der tyrannisierenden Rolle, die sie spielt, auseinanderzusetzen und den Blick dafür zu weiten, daß auch Du ein Recht darauf hast, zu fordern und Forderungen anderer zurückzuweisen - und Du eine Liebe verdienst, die Dich auch und gerade in Deinen schwächsten Momenten halten kann, ganz egal, wie stark Du selbst noch bist.

 

Kannst Du eine solche Liebe für Dich entwickeln? Dem untauglichen Krüppel, als den Du Dich gerade empfindest, die Hand reichen und in der Tat mit ihm zusammen durch dieses Tal humpeln, ohne ihn dafür zu verachten, daß er zu nichts mehr nutze ist und so schwer auf Deiner Schulter liegt?

 

Daß Du Deine Familie nicht im Stich lassen möchtest, kann ich verstehen - aber möchtest Du Dich selbst im Stich lassen? Und wem sollte das letztlich helfen?

Vielleicht müsst ihr neue Lösungen finden, und vielleicht liegt darin auch eine Chance, Dich selbst auf eine tiefere Weise lieben zu lernen als bisher, und vielleicht täte es auch der übrigen Familie gut, sich nicht ausschließlich auf Dich zu stüzen...

 

Diese Aspekte - die Entwertung Deiner Selbst, wenn Du nicht mehr funktionierst, die Schuld, die Dich daran hindert, Forderungen zurückzuweisen und offen selbst welche zu stellen, Dich als einen Bedürftigen immernoch lieben zu können und die Angst auszuhalten, dann keine Bedeutung mehr zu haben - könnten es lohnen, angeschaut und verstanden zu werden, wenn Dein jetztiger Zustand mehr als eine schmerzhafte Unterbrechung Deiner funktionalen Unentbehrlichkeit sein soll.

 

LG

 

Fabian

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Hallo rarasc

 

du mußt doch nicht immer für andere dasein, denk doch einfach nur mal an dich ohne dir

selbst Vorwürfe zu machen. Ich habe auch gedacht, ich müßte immer funktionieren, geht aber nicht,

schon garnicht nach solch einer schweren OP.

Mittlerweile kann ich sehr gut damit umgehen, erst ich und dann die anderen und siehe da es geht auch so.

Ja sie müssen jetzt etwas mehr machen als vorher, dafür mache ich sehr viel weniger und es bekommt mir gut.

 

Also einfach mal mehr egoistisch sein

 

LG. Lisa

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Hi Lisa, Klaus und Fabian,

 

danke für den erweiterten Horizont. Man ist ja schon gelegentlich in seinen eigenen Rhythmen gefangen. Was mal gut war, soll auch so bleiben und wenn das nicht mehr geht, bricht eine Welt auseinander. Schon während meiner Abwesenheit durch Krankenhausaufenthalt und Reha bemerkte ich eine neue Koalition zwischen meinen drei Frau (Ehefrau und zwei Töchter). Es sah so aus, als wollten sie stark sein und mir zeigen, sie schafften es schon ohne mich. Nun bin ich wieder da und es soll dann auch bald mal wieder werden...ich könnte ja nicht ewig geschont werden. Meine Bitte um Geduld gipfelte in der Erwiderung insbesondere meiner Frau, "wie lange denn noch?" Erst war es ein halbes Jahr, das ist inzwischen um und was wird nun?

 

Zunächst verstand ich diese Forderungshaltung als Ansporn zur Überwindung meiner Schwäche. Ich komme aber nicht in die Pötte und hänge durch. Also hilft hier nur die Bitte um Verständnis und Geduld. Auch wenn nichts mehr so wird wie es war, es kann ja irgendwie anders auch noch schön werden...

 

Also nochmal danke und Tschau

 

rarasc

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Hey -

 

ich könnte mir vorstellen, daß Du einen gleichgesinnten Mann brauchst, der Dich gegen die Frauenfront ein wenig stärkt. Musst Du wirklich um Verständnis bitten, nachdem Du eine schwere Herzoperation überstanden hast? Die Verläufe hier im Forum sind allesamt sehr lang, und daß man nach einem halben Jahr postoperativ noch nicht wieder auf seinem präoperativen Leistungsniveau ist, eher normal. Prof. Stierle in Lübeck sagte Uns damals, daß es bis zu 2 Jahren dauert, bis man sich wieder normal fühlt, und ein junger Kollege (23) hatte drei Jahre mit den Nachwirkungen der Herzoperation zu tun, bis er sich wieder sicher in seinem Körper fühlte. Jetzt hast Du noch das Pech, daß Dein Schrittmacher schon 9-mal nachjustiert werden musste, was ja noch mehr dazu beiträgt, sich nicht mehr richtig sicher in seinem Körper zu fühlen.

Und dann ist das höchste der Gefühle, daß Du um Verständnis und Geduld betteln darfst? Hat Deine Familie sich denn überhaupt mal mit dem typischen Verlauf einer solchen Herzoperation beschäftigt?

Ich meine, daß Du mit Dir selbst sehr hart und uneinfühlsam umgehst, und Euer System ist offenbar daran gewöhnt und darauf aufgebaut. Da dieser Druck sowohl in Dir selbst als auch in Deiner unmittelbaren Umwelt liegt, würde ich mir psychotherapeutische Unterstützung suchen, Jemanden, der Dir hilft, zu verstehen, warum Du mit Dir so hart umgehst und wie Du mit Deiner Familie ein neues Gleichgewicht finden kannst. Das bedeutet ganz klar eine Menge Konflikte, aber es bedeutet auch eine Chance für mehr leistungsunabhängige Zuneigung, und die scheint zu fehlen.

Natürlich, wenn es Deiner Frau gesundheitlich auch schlecht geht, hat sie Angst davor, die Sicherheit, die sie auf Dich gründen konnte, einzubüßen.

Aber es ist nicht Deine Schuld, und so ist es auch nicht angemessen, daraus Vorwürfe oder Forderungen abzuleiten. Ihr sitzt gemeinsam in diesem Boot, und wenn einer beim Rudern nicht mehr kann, hilft es ganz sicher nicht, wenn die anderen ihm die Paddel über die Rübe ziehen, damit er weiterrudert, oder? Dadurch wird er noch weniger Kraft haben und erst recht nicht weiter können oder irgendwann ganz zusammenbrechen...

Vielleicht kannst Du mit Deiner Frau ja auch mal über ihre Ängste sprechen, die möglicherweise zu ihrer Haltung beitragen?

 

Die unangenehmen Nachwirkungen der Operation werden sich ganz sicher abschwächen - die Erfahrung haben hier fast alle gemacht. Ob die hohen Forderungen sich abschwächen werden, wage ich zu bezweifeln. Ein Weg, mit ihnen umzugehen, ist, sie zu erfüllen. Das wird mit zunehmendem Alter nicht leichter, sondern schwerer und ist auf Dauer sicher zum Scheitern verurteilt. Ein anderer Weg, mit ihnen umzugehen, besteht darin, zu lernen, sich auch ohne die Erfüllung hoher Maßstäbe lieben zu lernen.

Der Weg ist schwerer, meiner Ansicht nach allerdings der einzige, der Dich auch bis ins Alter führen kann, ohne die körperlichen Einschränkungen als permanente Niederlage zu erleben.

 

Ich wünsche Dir, daß Du direkte Unterstützung findest und vor allem die Kraft, bei der Suche danach nicht aufzugeben und im Gespräch mit Deiner Frau das Recht auf Deine eigenen Gefühle einzufordern und zugleich anerkennen zu können, daß sie ein Recht hat, anders zu fühlen, ohne daß Du oder sie damit zu Gewinnern und Verlierern werdet...

 

LG

 

Fabian

bearbeitet von Fabian
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Lieber Fabian,

 

in der Tat helfen Gespräche und sie zeigen sogar direkte Wirkung. Meine Frau war schier verblüfft, als ich sie mit meiner Bitte um Geduld konfrontierte und auf die von mir gesuchte Hilfe in diesem Forum hinwies. Ich glaube sogar, es war ihr peinlich, nicht selbst soviel Nachsicht geübt zu haben und wir wollen nun eine neue Ebene der Gemeinsamkeit finden. Also danke für die Hinweise..., ich fühle mich jetzt schon stärker.

 

LG

rarasc

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Hallo Rarasc!

 

Es ist gut dass Du mit Deiner Frau gesprochen hast. Du darfst auch Schwäche zeigen und Deine Familie muss sich auch Gedanken machen. Es ist jetzt alles anders. Du bist keine Maschine.

 

Ganz Liebe Grüße

Melita

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:lol: Hey -

 

ach, das freut mich aber, cool! Deine Worte klangen so düster, daß ich nicht an eine schnelle Besserung durch ein Gespräch mit Deiner Frau geglaubt hätte - wenn das nun aber doch bereits zu Erleichterung und Verständnis beitragen konnte, ist das umso schöner...

 

Davon wünsch ich Euch mehr, Du wirst sehen, dann werdet Ihr einen gemeinsamen Weg und vielleicht sogar näher zueinander finden!

 

Alles Gute dafür abermals -

 

LG

 

Fabian

bearbeitet von Fabian
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Hallo Rarasc,

 

das hört sich gut an, was Du schreibst. Vielleicht hattest Du vor der OP Deine Familie auch nicht richtig informiert. Aber konnten wir das denn überhaupt. Mich hat die Angst davor fast zum Wahnsinn gebracht und ich wollte alles darüber ganz genau wissen. So bin ich abgetaucht in meine "Welt" und habe Wissen aufgesogen aus allen mögliche Quellen. Wirklich hilfreich war dann dieses Forum. Aber auch ich habe meine Familie nicht richtig mitgenommen auf den Weg zur OP. Das intensive Miterleben dessen, was kam hat sie dann aber verstehen lassen, dass mehr passiert sein muss als ein Schnitt in den Finger. Aber, dass das, sich vorstellen zu können, was mit uns passiert ist durch die OP, schwierig ist für die, die weder unser Wissen und unsere Erfahrungen damit haben, müssen wir zugestehen. Damit es keine neuen Missverständnisse gibt, muss man auf allen Seiten offen darüber reden können, aber auch zuhören. Ich weiß wie schwer das ist. Nicht umsonst bin ich, weil auch noch andere Dinge bei mir dazu kamen, beim Psychotherapeuten gelandet. Vor der OP undenkbar. Eine liebevolle Familienbeziehung hält alles aus. Aber viele hier haben in diesem Thema auch schon von ihren Brüchen nach der OP berichtet.

Hast Du den Druck, den Du durch deine Familie auf Dich ausgeübt emfunden hast nicht selbst mit aufgebaut, lieber Rarasc. Du selbst hast mal das Gleichnis mit dem halben Glas Wasser angeführt. Kommt es da nicht auf den Blickwinkel an? Vielleicht ist der Druck den Du durch Deine Familie empfindest ja nur liebevolle Sorge um Dich.

 

Alle guten Wünsche auf dem Weg der Verständnis, auch den des Verständnisses der Unverständnis anderer. Du bist stark, das spürt man, aber lass auch Schwäche zu. Du darfst das, glaub mir, und alles wird gut!

 

 

Ganz "herz"lich, Peter

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Lieben, lieben Dank,

es war ja heute mein erstes Kontaktgespräch bei der Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Mehr davon berichte ich unter dem Thema „Leben, aber wie“.

Auf dem Weg dahin schickte mir meine Frau schon mal eine SMS, "egal was passiert , ich hab dich lieb". Was sie dachte, konnte ich bei meiner Rückkehr erfahren. Sie hat verstanden, wie wichtig sie mir ist und dass ich auch wegen ihr so eine "Behandlung" absolviere . In diesem Forum habe ich von euch gelernt, auch viele andere Aspekte zu sehen und das mit wenigen einfühlsamen Worten Missverständnisse erst gar nicht aufkommen. Gespräche mit dem Blick für den Partner bekommen für mich eine neue Dimension.

 

Es gibt wieder Perspektiven und darüber freue ich mich,

danke

rarasc

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Hallo rarasc,

 

das ist eine schöne Nachricht von Dir. Sicher ist es noch einiges an Arbeit, die auf Euch zukommt, aber das schwierigste daran ist immer der Anfang ;)

Gemeinsam schafft ihr das !

 

VG

 

Klaus

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Hallo Rarasc,

 

das hat mich doch eben tief berührt. Ich bin so froh für Dich und und Deine 3 Frauen. Jetzt bist Du auf dem richtigen Weg. Er wird nicht einfach aber es lohnt sich. Erwarte nicht gleich zuviel, aber lass Dich jetzt nicht mehr abbringen davon und bringe Dich vor allem nicht selbst wieder davon ab, und alles wird gut!

 

Ganz "herz"lich, Peter

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