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Angst vor der OP


Gast Robin

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Liebe Leute,

 

wie seid Ihr mit der Angst vor der OP fertiggeworden? Mir raubt sie derzeit den Schlaf.

 

Zunächst die schockartige Diagnose. Für viele Tage ging ich damit um, als sei sie einem anderen gestellt worden, nicht mir. Ich machte Witze darüber, z.B. wenn ich beim Essen gefragt wurde, die Flasche Wasser zu reichen, antwortete ich mit "oh, das kann ich nicht, ich hab doch jetzt neuerdings dieses Herzproblem", oder ich kokettierte in Unterhaltungen mit dem eigenen Tod, immer auf den Lacherfolg bei den Gesprächspartnern bedacht. Wenn ich dann allein war, verdrängte ich es und glaubte, es sei ein Alptraum, aus dem ich wieder erwache.

 

Nach dieser knappen Woche des Leugnens kam die Phase der Verzweiflung - in der ich noch bin. Ein Teil des Problems ist dabei die viele, vorhandene Information im Internet. (NICHT dieses Forum - hier sprüht die positive zwischenmenschliche Unterstützung aus jedem Beitrag.) Ich musste und muss mich aber informieren. Rational habe ich auch viel wertvolles herausgefunden und werde nur dadurch am Donnerstag bei meinem Beratungsgespräch viele Dinge ansprechen können, die ich ohne meine Recherche nie gewusst hätte, wie z.B. "Bio vs. Mechanikklappe", "Ross OP" und vor allem mein Hoffnungsschimmer, die "Aortenklappenrekonstruktion".

 

Emotional aber... liest man auch viel unschönes.

 

+++ +++ +++

 

http://www.onmeda.de/krankheiten/aneurysma.html?p=11

 

Prognose

 

Wird ein Brustaortenaneurysma nicht behandelt, so liegt die Überlebensrate nach fünf Jahren bei 20 Prozent. Die häufigste Todesursache ist eine Ruptur des Aneurysmas. Nach einer Operation steigt die Rate auf 70 Prozent an. Die Mortalitätsrate bei einer Operation liegt bei 5 bis 20 Prozent, wobei die meisten Betroffenen an einem Herzinfarkt oder Nierenfunktionsstörungen sterben.

 

+++

 

http://www.kgu.de/zchir/THG-Chirurgie/aneurysmachir.html

 

Operationsergebnisse

 

Aortenaneurysmata

 

Die chirurgische Therapie eines Aortenaneurysmas ist trotz der deutlichen Überlegenheit gegenüber dem natürlichen Verlauf und dem konservativen Management immer noch mit einer sehr hohen Sterblichkeitsrate behaftet. Nach dem Ersatz der thorakalen Aorta kommt es in bis zu 10% der Fälle zu einer Querschnittslähmung.

 

Die Fünfjahres-Überlebensrate nach dem Eingriff liegt bei 60% und die Zehnjahres- Überlebensrate bei 40%.

 

Perioperative Sterblichkeit nach Resektion eines Aortenaneurysmas:

 

Aorta ascendens 4-10%

Aortenbogen max. 20%

absteigende thorakale Aorta 5-15%

thorakoabdominelle Aorta bis 20%

 

+++

 

http://idw-online.de/pages/de/news112387

 

Operative Risiken

Die besondere Problematik der thorakalen Erkrankungen der Aorta liegt darin, dass bei einer klassischen offenen Operation die Blutversorgung zu den im Bauchraum gelegenen Organen (Leber, Darm und Nieren) unterbrochen werden und während dieser Zeit eine Mangeldurchblutung entstehen kann. Zusätzlich wird die Durchblutung des Rückenmarks vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt. Diese Durchblutungsstörungen der Organe und des Rückenmarks sind der Grund für die oft erheblichem Komplikationen und das hohe Sterblichkeitsrisiko. Diese Risiken sind besonders groß, wenn das Aneurysma den absteigenden Teil der Hauptschlagader im Brust- und im Bauchraum betrifft. Dabei können in 10 -30 % der Fälle ein dialysepflichtiges Nierenversagen und eine Querschnittslähmung auftreten.

 

+++ +++ +++

 

Ein Freund (selbst Allgemeinmediziner) rät mir nun, diese Recherche zu beenden. Zitat: "Wenn du weiter so machst stirbst du vor der OP an Depression. Medizin ist immer noch eine Wissenschaft und kein kaufmännischer Beruf. Und das sollte man bei seinen Recherchen auch berücksichtigen. Texten wie diesen kannst du nur genau soviel Wert beimessen, wie sie lang sind - also sehr wenig."

 

Das ist sicherlich ein guter Hinweis. Aber es hilft mir nicht gegen meine Angst. Tagsüber funktioniere ich gut. Nachts packt mich die Verzweiflung. Da stiere ich dann lieber auf Computerbildschirme voll medizinischer Details, schreibe lange E-Mails - oder lange Forenbeiträge. Denn wenn ich schlafen gehe, packt mich die nackte Angst.

 

Wie ging es Euch damit? Eine wohlmeinende Verwandte bat mich, Beruhigungsmittel bzw. Schlafmittel zu nehmen. Das tue ich bisher noch nicht.

 

Danke...

Robin

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Hallo Robin,

 

Ich war bis vor kurzem der gesündeste Mensch,den ich kannte. Im März 2006 wurde ich nach Sprints bewußtlos. danach wurde ich ausschließlich neurologisch (Gehirnblutungen, Tumore, Epilepsie usw. ) untersucht. Es wurde nichts gefunden. Im Juni wurde ich nach Berg-Radfahren wiederum bewußtlos. Erst dann wurden Herzuntersuchungen vorgenommen und eine Aortenklappen-Stenose festgestellt. Die Arzthelferin sagte noch mitleidig :" Da kommt man zur Untersuchung und dann kommt so eine Diagnose". Ich dachte mir noch, was will die Tussi denn. der Internist sagte: "Das muss jetzt schnell operiert werden". Ich fauchte ihn an: Wieso muss das operiert werden". Es war der Blitz aus heiterem Himmel, ich war fassungslos und wusste eigentlich gar nicht, worum es ging. Die Erkenntnis kam erst nach und nach. Ich habe dann das Merkblatt studiert . die künstliche Klappe samt Klappern und Marcumar war für mich eine Horror-Vorstellung. Ich habe erst hinterher hier im Forum mit Erstaunen festgestellt, dass Viele hier sehr gut damit zurechtkommen. Da hatte ich mich schon für die Ross-OP entschieden. Die OP war am 02.10.06. Ich habe diese sehr gut überstanden und mir geht es sehr gut, ganz normal ohne Komplikationen, ohne Medikamente wie zu meinen besten Zeiten.

 

Die Angst? Sie war bei mir gigantisch und artete manchmal fast in Panik aus. Mein Mann brauchte mich nur anzusehen und ich brach in Tränen aus. Ich stöhnte und schrie vor Angst. Es war ganz, ganz schlimm, ich kann es mir jetzt im nachhinein gar nicht mehr so vorstellen. Ich hoffe, es hilft dir irgendwie, dass es anderen auch so ging und dass es im nachhinein so gut gegangen ist.

 

Beim Aorten-Aneurysma kann ich nicht mit reden - ich hoffe, dazu finden sich noch andere liebe Menschen

 

Ich wünsche dir alles Gute

 

liebe Grüße von Renate

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Ihr Lieben,

 

danke für die Beiträge und PN. Bin ich wohl nicht die einzige Nachteule.

 

Mein zusätzliches, psychisches Problem ist derzeit auch noch die völlige Beschwerdefreiheit. Ein Aneurysma spürt man nicht - keine Symptome, bis es mit tödlichem Resultat platzt. Meine Aorteninsuffizienz ist noch leichtgradig und schränkt mich nicht spürbar ein, d.h. diese Klappenproblematik alleine wäre keine OP Indikation. Aber das Aneurysma... ein Damoklesschwert. Trotzdem ist für mich bisher der ganze Herzbefund rein "virtuell". Keine körperlichen Beschwerden, bis vor wenigen Tagen (noch keine zwei Wochen) nichts davon gewusst... und nun plötzlich diese drohende Gefahr des Tods.

 

"Ignorance is bliss" heisst es. Wenn ich diese Lungenentzündung nicht gehabt hätte... oder die Antibiotika gewirkt hätten... und kein Röntgenbild des Thorax im Krankenhaus gemacht worden wäre... dann wüsste ich das noch alles nicht und wäre einfach irgendwann in den nächsten 1-5 Jahren unverhofft gestorben, "aus heiterem Himmel".

 

Ich habe mich deshalb entschieden, dass ich mich operieren lasse: 6 cm sind wohl die harte Linie, da muss operiert werden, ich möchte doch meine Kinder großziehen! D.h. ich werde die OP machen - OK. Aber die Angst davor ist mit der Entscheidung nicht weg...

 

Es ist absurd. Wenn mir jemand erzählen würde, ich hätte eine 95% Chance, bei einer Wette meinen Einsatz zu verdoppeln, würde ich mein ganzes gespartes Geld nehmen und mein Auto verkaufen und Kredite aufnehmen - und alles auf diese Wette setzen. Ich würde davon ausgehen, dass ich zu den 95% gehöre. Aber bei dieser OP denke ich umgekehrt nur an die rund 5% "perioperative Sterblichkeit". Ich denke an Testamente und Lebensversicherungen und Absicherung der Familie (bin Alleinverdiener und versorge 4 Frauen - meine holde Gattin, zwei Töchter und eine Hündin).

 

Sonst bin ich eigentlich immer Optimist. Statistiken interessieren mich nicht, vor allem, wenn ich der Meinung bin, dass ich das Resultat selbst gestalten kann. Aber hier schafft mich die Sterblichkeit bei dieser OP, auch wenn sie in meinem Fall (36 Jahre, keine anderen Erkrankungen) sicherlich niedriger ist als bei den in die Statistiken eingehenden Patienten, die häufig wesentlich älter sind und noch anderer Erkrankungen haben. Meine rationale Erkenntnis hilft da aber nicht so viel - die Tatsache, dass ich mich völlig in die Hände eines anderen begebe, an dessen Können mein Überleben hängt...

 

Jetzt ist es nach 2 Uhr morgens und ich werde mich mal doch in das Bett begeben.

 

Liebe Grüße

Robin

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Lieber Robin ...

 

ich habe mich vor meiner OP auch mit "Wissen" vollgesaugt, weil ich das Gefühl hatte, je mehr ich über meine Erkrankung und die Therapiemöglichkeiten etc. weiß, desto geringer wird meine »Hilflosigkeit« und ich behalte zumindest einen »Teil der Kontrolle« über das, was da wie eine »unaufhaltbare Lavine« auf mich zugerollt kommt.

 

Ich denke, Kontrolle und Verantwortung für unser Leben in fremde Hände geben zu müssen, darauf zu vertrauen, das diese Hände damit sorgsam und behutsam umgehen, ist ein wesentlicher Teil dessen, was uns ANGST macht.

Versuche (... ich weiß, das das unendlich schwer ist ... aber dennoch tue es ..) für einen Augenblick, den Blickwinkel zu verändern und das Positive dieser Situation zu entdecken.

Zum Teil hast du es bereits erfasst ...

"Ignorance is bliss" heisst es. Wenn ich diese Lungenentzündung nicht gehabt hätte... oder die Antibiotika gewirkt hätten... und kein Röntgenbild des Thorax im Krankenhaus gemacht worden wäre... dann wüsste ich das noch alles nicht und wäre einfach irgendwann in den nächsten 1-5 Jahren unverhofft gestorben, "aus heiterem Himmel".

 

Ich habe mich deshalb entschieden, dass ich mich operieren lasse ...

Vertraue darauf, das dein Schicksal dir diese Chance nicht gegeben hat, damit du eine negative Statistik erfüllst :rolleyes: , sondern dafür auch zukünftig aktiv und konstruktiv dein Leben und das deiner Familie gestalten und begleiten zu können.

 

Alles Gute

 

Sanne

 

 

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Hallo ihr,

 

ich hab auch ein bisschen Angst - aber ich glaub mal, dass das normal ist.

Wobei ich sagen muss, dass die Angst nach der Diagnose vor dem "Ungewissen" etc. viel größer war als jetzt, kurz vor der OP.

Ich muss sagen, das Lesen im Forum hat mir irgendwie wieder Zuversicht gegeben. So viele junge Menschen, die die mit der Operation gut klargekommen sind, die gut mit den Konsequenzen leben und die mich wieder aufgebaut haben und mir Zuversicht gegeben haben.

Vielen Dank dafür an dieses Forum. :rolleyes:

 

@Robin

Bei mir gestaltet sich die Sache ja ein wenig anders, da ich den Herzfehler ja seit Geburt habe.

Allerdings habe ich auch nie irgendwelche Einschränkungen gemerkt, keine Probleme gehabt und bei den Untersuchungen wurde mir immer gesagt "Du kannst"... - später dann: "Sie können" 100 Jahre damit alt werden.... Die Stenose war ja auch leichtgradig im Kindesalter und später dann mittelgradig. Es hat mir aber nie jemand so direkt gesagt, dass ich nur 100 werden kann, wenn ich meine Klappe austauschen lasse.

Deshalb bin auch ich bei der Diagnose (das war Ende September 2006), dass ich jetzt bald eine neue Herzklappe brauche, aus allen Wolken gefallen. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit...

Ich hab erst mal ne Runde geheult, als mein Arzt mir das sagte. Und dann kamen die großen Fragezeichen. Damit wird man dann erst mal alleine gelassen.

Was ist eine neue Herzklappe?

Wie lange muss ich ins Krankenhaus?

Wie lange dauert die Genesung?

Wie gehe ich hinterher mit Marcumar um?

Gibts noch andere Konsequenzen?

und so weiter - und so fort

Der nächste Termin beim Kardiologen in weiter Ferne....

 

Na super - aber gut, dass es das Internet gibt.

Und genau wie dir, ging es mir so, dass ich zunächst so Seiten gefunden habe, wo die Dinge medizinisch erklärt wurden und die Risiken verdeutlicht wurden. Na toll - das baut einen ja auch nicht gerade auf!!!

Macht nur noch mehr Angst...

Bis ich auf dieses Forum gestoßen bin. Das war ein Segen.

Da habe ich aufbauende Worte gehört, habe PMs bekommen und irgendwie sah die Sache seitdem schon viel besser aus.

Mittlerweile sehe ich der OP recht zuversichtlich entgegen.

 

Das wird schon!

 

Ich wünsche dir alles Gute.

 

Liebe Grüße,

Aenne

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Hallo Robin,

 

Da wo Risiken sind, sind auch Chancen.

Diesen Allerweltspruch musste ich jetzt einfach einmal einwerfen. Deine Aufzählung der Risiken ist schon ganz gut, aber kein Wort von den Vielen, denen es nach einer Herz-OP nicht nur wieder gut geht, sondern ein Weiterleben erst ermöglicht !

 

Wenn "Wissen gegen Angst schützt", scheint ZU VIEL davon auch nicht gut zu sein.

 

Nimm bitte meinen Rat an und konzentriere dich für eine kleine Zeit nur der positiven Dinge, die in deinem - hoffentlich noch langem - Leben möglich sein können. Mach dir bitte einen Spickzettel mit Themen wie:

 

- wo ich noch gerne hinfahren möchte und

- was ich immer schon genau gewusst haben wollte und

- habe ich all denen gesagt (die es angeht) dass ich sie mag ?

 

und derer anderen vielen Möglichkeiten, die du noch sagen, erleben und wissen willst.

 

Die eigene Angst zu besiegen ist unwahrscheinlich schwere Kopfarbeit. Wenn du dabei Hilfe brauchst (Gespräche, Forenbeiträge, medizinische Hilfsmittel) ergreife sie, nimm sie an, fordere sie ein.

 

Dafür wünsche ich dir allen Erfolg, der dich zum Sieger werden lässt.

 

Viele Grüße

Michael

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Hallo, Robin,

 

ich glaube, jeder hier im Forum kann Deine Ängste nur zu gut verstehen.

 

Wenn Du mal in meinen Beiträgen suchst, kannst Du sehen, dass bei meinem Mann Ralf vor ziemlich genau einem Jahr ziemlich die gleiche Operation wie bei Dir anstand. Aortenaneurysma und Austausch der Aortenklappe.

 

Auch bei ihm war das "Problem" durch Zufall erkannt worden, auch er sportlich, ohne jeglichen Risiko-Faktor und ohne alle Beschwerden.

 

Bei uns war ich es, die sich "totinformiert" hat, denn vom Beschluß, dass eine Operation notwendig sei bis zur Operation sind 5 Monate vergangen, weil er Rücksicht auf seine Arbeit nehmen wollte, noch ein Projekt durchziehen und solcherlei. Somit hatte ich genug Zeit, mir Infos und z.B. solche Statistiken wie Du sie jetzt hast, zu besorgen. Wohl nicht unbedingt von Vorteil, denn die blossen Zahlen sagen ja nur wenig aus, wie Du ja selber schon erkannt hast. Aber wenn man emotional ein wenig angeschlagen ist, und das ist man ja nun mal, wenn so eine OP ins Haus steht, kann man sowas ja nicht mehr so cool sehen.

 

Im Rückblick kann ich nur raten: nicht zu viel lesen und informieren vor der OP. Das Wichtigste wirst Du ja wahrscheinlich ja schon wissen, auch um Dich entscheiden zu können, welche Art der OP Du möchtest zum Beispiel. Und dann - nicht zu lange warten, denn die Warterei war das Schlimmste überhaupt für uns alle. Vom Warten wird es nicht besser!

 

Nach der OP wirst Du Dich wundern, wie schnell Du wieder auf die Beine kommst.

 

Bei uns ist alles gut gelaufen, was natürlich nicht unbedingt selbstverständlich ist, aber Deine Chancen sind doch auch sehr gross, dass es genauso gut ausgeht.

 

Also, Augen zu und durch. Gerade auch für Deine Familie ist das auch am besten - bei uns sind irgendwann sogar die Katzen depressiv geworden, weil sie die gedrückte Stimmung bemerkt haben.

 

So, jetzt ist mein Beitrag wieder lang geworden, aber vielleicht hilfts ja.

 

Grüße

Karin

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Hallo Robin,

 

viel hagen mir schon aus der Seele gesprochen. Es ging mir wie Aenne, eine bikuspide Klappe von Geburt an.

Bis zu meinem 41. Lebensjahr wusste ich davon gar nichts. Bei einer Routineuntersuchung hörte dann der Hausarzt Herzgeräusche und schickte mich zum Kardiologen.

Es hieß, eine leichte Stenose, das kann ein Leben lang halten. Diese Klappen neigen allerdings zum früheren Verschleiß. Das sagte er mir noch im Flur, und das wollte ich eigentlich gar nicht mehr hören. In 3 Jahren sollte ich nochmals zur Kontrolle kommen. Ich dachte damals, hoffentlich hält die Klappe und ich brauch mit 70 Jahren oder so keine OP.

Nach 4 1/2 Jahren ging ich dann zu dieser Kontrolle. Der Kardiologe hat eine halbe Stunde auf mir herumgemessen und sehr fest gedrückt. Ich war rein davon völlig erschöpft. Er wurde auch immer stiller und hat gar nichts mehr gesagt estmal. Ich fragte ihn dann, wie es denn aussieht und er sagte , es sei schlechter geworden. Ich fragte nur warum. Das Belastungs-EkG wollte ich dann nicht machen, es war eine Abwehrreaktion von mir, ich sagte ich hätte starken Heuschnupfen und bekäme keine Luft.

 

Nach einer schlaflosen Nacht habe ich ihn angerufen und gesagt, dass ich doch das EKG bitte machen möchte.

Er hat sich erst geziert, gab mir dann aber gleich einen Termin über Mittag.

Die Frage der OP kam also auch sehr überraschen, auch riet er mir mich über die verschiedenen Klappen und OPs zu informieren. Das habe ich auch getan, ist heutzutage auch notwendig, da man doch Entscheidungen treffen muss.

 

Eines jedoch habe ich immer geflissentlich überlesen, wenn es nämlich um irgendwelche Sterberaten oder sonstige Raten geht, die bringen Dir nämlich gar nichts

Alle sind dort erfasst, von den jungen, sonst gesunden, bis zu sehr alten, kranken Menschen.

Auch gibt es sehr unterschiedliche Statistiken. Ich habe welche gelesen, die kamen zwar neu heraus, bezogen sich aber auf 20 Jahr alte Studien. Die Medizin hat sich aber innerhalb 20 Jahren enorm verbessert.

Wenn ich lese, dass so un soviel % innerhalb 10 Jahren sterben. Dann bezieht sich doch die Statistik auf OPs, die jetzt mindestens 10 Jahre zurückliegen, oder sehe ich das falsch?

 

Vergiss also ganz schnell solche Daten.!!

 

Ohne OP und das muss klar sein, haben wir alle nur eine sehr begrenzte Lebensdauer.

Man hätte mir nur noch 2 Jahre gegeben, dann wäre ich 48 gewesen.

Niemand, gar niemand weiß und das ist gut so, wie lange wir noch leben dürfen!!!

 

Nach einem halben Jahr, habe ich es erst geschafft, endlich einmal und dann ausdauernd und hemmungslos zu weinen.

Jetzt erst habe ich alles überwunden.

 

Ich hoffe, ich konnte Dir auch eine Anregung geben.

 

Liebe Grüße

von

Sabine

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Hallo Robin...

 

 

Mira hat absolut Recht...immer erst den Kardiologen fragen...

 

 

Mein Kardiologe hat mir damals Beruhigungstabletten verschrieben...

Für mich kam die Diagnose trotz Symptome sehr überraschend und meine Angst und Verzweiflung waren sehr stark!

Diese Rosa Pillen haben eine Zeitlang einen guten Dienst getan...allerdings habe ich sie irgendwann nicht mehr gebraucht und abgesetzt...waren nur in den ersten Tagen eine Brücke um den Kopf frei zu halten...

Konnte dann auch endlich mal schlafen und abschalten...

 

 

Grüße

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Hallo Robin,

 

es ist hier zu Deinem Beitrag schon sehr viel geschrieben worden und ich empfinde es immer mit einer gewissen Zufreidenheit, wie sich dieses Forum entwickelt hat. Andererseits steht hinter jedem neuen Mitglied udn vielen neuen Beiträgen immer ein Schicksal.

 

Angst ist normal - sagen hier alle - fast alle kennen auch die Angst vor der OP.

Dein Weg liegt darin Dich ALLUMFASSEND informieren zu wollen, was ich generell auch so halte.

 

Du mußt aber auch aufpassen Dich dort nicht weiter zu verrennen ....... stöbere lieber hier im Forum in den alten Beiträgen. Viele Operierte haben hier ihre ganz persönliche Geschichte aufgeschrieben.

Bei aller Hoffnung - es sind auch Beiträge dabei, in denen es manchmal sehr schwer war.

 

Statistik ist nichts wert, wenn es Dich trifft - und Leben ist nie ohne Risiko.

 

Ich empfinde -gerade in Deiner Situation- das risiko der OP besser zu kalkulieren als einen erneuten Überraschungsmoment.

 

Wenn es Dir hilft und/oder Dich beruhigt kannst Du Dich natürlich auch mit einem Testament auseinandersetzen - es nach der Op zu zerreißen oder zu ändern und dem Arzt alles zu vererben,

das kannst Du dann immer noch.

 

Wenn es zus chlimm word, würde ich auch zum Kardiologen gehen und mir eine leichtes Beruhigungsmittel verschreiben lassen.

 

Lieben Gruss

 

Sven

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Hi Robin,

 

in meinem Bücherregal steht das Buch "Sorge dich nicht, lebe" von Dale Carnegie. Er gibt den Rat, die Sorgen, die einen erdrücken auf einen Zettel zu schreiben und darunter, was einem schlimmstenfalls passieren kann. Diesen Zettel dann gut weglegen und ihn erst ein halbes Jahr später wieder hervorholen. Und zwischendurch an andere Dinge denken. Wenn man dann den Zettel wieder hervorholt, stellt man - lt. Carnegie - fest, dass man sich all diese Sorgen umsonst gemacht hat.

 

Auch ich habe mich kurzzeitig verrückt gemacht, aber dann allen Dingen seinen Lauf gelassen.

 

Kurz vor der OP habe ich den Ärzten gesagt: "Ich habe keine Angst, denn ich gehe davon aus, dass Sie Ihr Handwerk beherrschen und ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen erledigen." Mit meinem Vertrauensvorschuss hatte ich dann was gut. Die Ärzte waren immer total offen und korrekt und haben mich auch bei einem persönlichen Kummer getröstet.

 

Ich wünsche dir viel Glück.

 

Helga

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Ihr Lieben...

 

... da bin ich sprachlos, 12 Beiträge und 3 PN's in rund 24 h - und alle mit wertvollen, guten, intelligenten, persönlichen und ermutigenden, vor allem aber sehr lieben Hinweisen.

 

DANKE. Ich habe bereits gestern, nach dem Aufschreiben, besser geschlafen als sonst - heute schlafe ich bestimmt wieder so gut wie ein Murmeltier. Danke.

 

Morgen habe ich meinen Beratungstermin im DHZB. Ich habe auch wegen der Hilfe durch dieses Forum drei Seiten Fragen und Infos zusammengestellt. Ich werde berichten.

 

Und nochmal danke. Ihr seid prima.

 

Liebe Grüße

Robin

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Hallo Robin,

Diesen Allerweltspruch musste ich jetzt einfach einmal einwerfen. Deine Aufzählung der Risiken ist schon ganz gut, aber kein Wort von den Vielen, denen es nach einer Herz-OP nicht nur wieder gut geht, sondern ein Weiterleben erst ermöglicht !

 

Wenn "Wissen gegen Angst schützt", scheint ZU VIEL davon auch nicht gut zu sein.

 

Nimm bitte meinen Rat an und konzentriere dich für eine kleine Zeit nur der positiven Dinge, die in deinem - hoffentlich noch langem - Leben möglich sein können. Mach dir bitte einen Spickzettel mit Themen wie:

 

- wo ich noch gerne hinfahren möchte und

- was ich immer schon genau gewusst haben wollte und

- habe ich all denen gesagt (die es angeht) dass ich sie mag ?

 

und derer anderen vielen Möglichkeiten, die du noch sagen, erleben und wissen willst.

 

Die eigene Angst zu besiegen ist unwahrscheinlich schwere Kopfarbeit. Wenn du dabei Hilfe brauchst (Gespräche, Forenbeiträge, medizinische Hilfsmittel) ergreife sie, nimm sie an, fordere sie ein.

 

Dafür wünsche ich dir allen Erfolg, der dich zum Sieger werden lässt.

 

Viele Grüße

Michael

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hallo Robin,

 

ich bin damals in Karlsruhe operiert worden und bekam auch die Aorta ascendens ersetzt. Außerdem die Aortenklappe und einen Bypass. Vorher hatte ich mich auch mit meiner Angst auseinandersetzen müssen. Am Vorabend meiner OP kamen zwei Leute aus der Intensiv. Die eine hatte "nur" eine Klappe bekommen. Sie konnte schon aufstehen. Die andere Frau hatte auch eine Aortenklappe mit der Aorta (nennt sich ein klappentragendes Conduit) bekommen. Sie lag zwar im Bett, war aber sehr munter. Das hatte mich damals total beruhigt. Es ist alles gut gegangen. Meine OP war schon 1999.

 

 

Dir alles Gute

 

Maria

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